Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 30. November 2011

Die Sache mit Johann Morant


Ich hatte nicht gross Zeit, mich mit der Materie zu befassen. Johann Morant gehe nach Lugano, hat es durch das Land gegrännt. Aber zum Fabulieren über Verteidiger, reicht diese Info alleweil

Entweder will der gute Johann unbedingt zu Larry, man will ihn ganz einfach nicht mehr und hat Alternativen, oder der SCB wurde überboten und hat Morant deswegen ziehen lassen. Entweder und oder sind ok. Sollte ihn der SCB ganz einfach nicht mehr wollen, dann wird die Sache aber interessant.

So wie sich die Dinge zurzeit anfühlen, dürfte man auch nächstes Jahr auf zwei ausländische Verteidiger angewiesen sein. An sich kein Problem. Bei den Stürmern hat man reichlich Entwicklungspotential und durchaus Alternativen, für allfällige Zuzüge der Marke Breite und oberer Durchschnitt für den soliden Mittelbau. Vermin und Bertschy werden besser, Berger ist auch noch nicht am Zenit und von unten stossen Junioren nach. Mit zwei guten Söldnern im Angriff werden wir auch nächste Saison über genügend Potential im Angriff verfügen.

In der Verteidigung dürfe es etwas schwieriger sein. Eigentlich sollte man zwei ansprechende CH Verteidiger mittleren Alters verpflichten. Clarence Kphargai und Sebastian Schilt wären begrüssenswerte Zuzüge. Patrick von Guntens Situation in Schweden ist mir nicht bekannt. Aber wegen einem Jahr Frölunda ohne Not die Flyers zu verlassen, scheint mir keinen Sinn zu machen. So glaube ich nicht, dass der bereits nach einer Saison wieder in die Schweiz zurückkehrt. Und wenn, dann dürfte er in Angeboten schwimmen.

Übel ist die Situation mit Marco Bührer. Ein Spitzentorhüter bringt permanent ein hohes Niveau und macht wenig Fehler. Dann und wann ein Ei, aber danach sofort wieder auf der Höhe des Geschehens. Ob Olivier Gigon in der Lage sein wird, Marco über längere Zeit so glanzvoll zu vertreten, wie er es in den letzten Spielen getan hat, wird sich weisen. Man braucht aber kein Pessimist zu sein, um daran zu zweifeln.

Wäre Olivier Gigon nämlich ein Spitzentorhüter, würde er kaum nur einige Spiele pro Saison in der NLA spielen. Er wäre längst irgendwo als Stammtorhüter engagiert. In diesem Sinne bin ich gespannt, ob und was der SCB zu tun gedenkt. Mir fällt ausser abwarten und hoffen im Moment nichts gescheites ein.

Ein Milzriss ist kein Pappenstiel. Das ist kein Fingerbruch. Marco Bührer wird sich körperlich wohl einige Zeit nicht belasten dürfen. Nichts mit Ausdauertraining auf dem Hometrainer oder so. Mir ist jedenfalls nicht ganz wohl bei der Sache.

Schade um den guten Lauf, den man in den letzten Spielen hatte. Man wird sich jetzt wieder eher auf die Defensive konzentrieren müssen, da man auch verteidigermässig wieder auf dem Zahnfleisch läuft. Hoffentlich ist wenigstens David Jobin bald wieder fit.

Wenig erfreuliches, aber trotzdem freue ich mich auf den Spitzenkampf am Freitag. Unter diesen Umständen einen Sieg zu erwarten wäre töricht, aber ein unterhaltsames Spiel mit einem kämpferischen und hart arbeitenden SCB erwarte ich alleweil.

Montag, 28. November 2011

Die Pflichterfüllung ist geglückt


Der SCB holte sich in Rapperswil einen verdienten 3:5 Auswärtssieg und schlug die SCL Tigers zuhause glatt mit 5:0. Nach der Kür im Zähringerderby hat man also auch die Pflicht gegen die Kellerkinder mit Bravour erfüllt.

Schwierig, einen vernünftigen Text über das Spiel gegen die Lakers zu schreiben. Die Medien tun das, was ich bereits letzte Woche getan habe. Sie befassen sich mit Rappis Neuzuzügen.

«Man könnte mehr erwarten vom SCB», sagte Joel Vermin nach dem ersten Drittel des Rappi-Spiels im Teleclub-Studio. Zumindest was die Torproduktion anbelangt, muss man anfügen. Wer auswärts bei einer Schussbilanz von 12:51 mit 3:5 gewinnt, hat vieles richtig gemacht und braucht sich keine grossen Vorwürfe zu machen.

Joel Vermin sprach nach dem Spiel die Berner Konteranfälligkeit an und dass man gelegentlich dazu neige, sich dem Gegner anzupassen. Gegen gute Gegner eine Tugend, gegen schwache eine Schwäche, die allerdings nicht nur beim SCB grassiert.

Über die Powerplayschwäche des SCB wollte sich Vermin nicht auslassen. «Ist schwierig zu sagen, warum es im Powerplay nicht läuft», war seine wenig aussagende Erklärung.

Vermin hofft, in 2 bis 3 Wochen wieder mittun zu können. Den Mittelfussbruch hat er sich übrigens an Marco Bührers Schlittschuhkufe geholt, welche sich durch Vermins Schuhschaft bohrte.

Mehr kann ich über dieses wenig spektakuläre Spiel gegen die Lakers nicht berichten. Ein verdienter Arbeitssieg und 3 Lüthis.

Ich mache mich jetzt auf zum Derby gegen die Tigers und schreibe nächste Woche noch ein paar Zeilen dazu...

...und die währe wohl jetzt.

Nur bin ich an einer mistigen Weiterbildung und sollte bis Donnerstag einen Lehrplan für 40 Stunden Ausbildung in Kommunikation, inklusive einer Präsentation des Ganzen in die Tasten hauen und schulmässig darstellen.

Na ja, ich hätte mir die Methodik dieser Weiterbildung etwas anders vorgestellt, als Auftragserteilung, Papiererstellung für den Kehrichteimer, Präsentation und Kritik. Wo bleibt da das Vermitteln der Grundlagen?

Jedenfalls führt das Ganze jetzt dazu, dass ich mir eher über die Formulierung der Kurs-Schlusskritik Gedanken mache, als über die himmeltraurige Darbietung der SCL Tigers. Die spotten über die angebliche Langeweile in Bern, und verhindern dann mit ihrem harmlosen Gekraue ein Spiel, dem man mehr als 3 Lüthis geben könnte.

Ich gebe aber trotzdem 4. Immerhin hat man sich in den letzten Spielen einen gewissen Bonus eingespielt. Und im Zähringerderby hat man gesehen, dass der SCB gegen starke Teams in Sachen Konzentration einen Zacken zulegen kann, was die Konteranfälligkeit minimiert.

Rappi hat man in dieser Hinsicht zu viel gegeben. Das Spiel gegen die Tigers scheint mir kein wirklicher Massstab, weil die Langnauer einfach zu harmlos agierten. Trotzdem natürlich ein schönes zu Null. Gut, einen Ersatztorhüter zu haben, der so souverän agiert. Und gut, dass der SCB im letzten Drittel das Spiel nicht schleifen liess, sondern noch ein Tor schoss und auch danach weiterhin Druck machte.

Negativ sind die 2 verletzten Verteidiger und die Nichtreaktion auf die entsprechenden Chargen. Ich weiss, cool bleiben, routiniert und so. Trotzdem hätte man den Goldhelm im selbstgewählten Strichkampfmodus in der Folge etwas bearbeiten können. Aber nein, man übte sich nachsichtig in christlicher Nächstenliebe.

Hoffentlich haben sich die Beiden nicht schwerer verletzt und stehen bald wieder zur Verfügung. Es folgt nämlich ein an sich bombastisches Programm gegen starke Gegner, gegen die dem man mit guten Leistungen den Kontakt mit der Spitze halten könnte. Mit einem Lazarett in der Verteidigung wird das aber schwierig. Erwarten, dass man jetzt die Serie auf 10 Spiele ausbaut, wäre aber auch ohne Verletzungspech wenig realistisch gewesen.

Immerhin hat der SCB bewiesen, dass er durchaus in der Lage ist, auch in dieser Saison ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Man ist jetzt punktemässig auf einem Top 4 Schnitt und hat noch Reserven. Im Januar werden Joel Vermin, welcher noch an die Junioren WM fahren wird und Joel Kwiatkowski wieder mittun können. Das bringt Optionen für den Trainer und zusätzliches Talent für die Mannschaft.

Bevor ich mein langweiliges Geschreibsel beschliesse, ich bin wahrlich nicht in Form, möchte ich noch anmerken, dass man jetzt nicht gleich zu übersäuern braucht. Die Teleclub-Bildchen, welche man nach dem Rappi-Spiel von SCB Fans zu sehen bekam, erinnerten mich nämlich irgendwie schon fast an den Langnauer Greenday. Wie wir alle wissen, sind die seither keinen Schuss Pulver mehr wert.

Ausserdem heisst der wahre Leader immer noch EVZ. Erst wenn wir die am Freitag auch noch wegputzen, können wir uns Nummer 1 nennen. Freuen können wir uns aber über die tolle Serie und über die unterhaltsameren Spiele seit dem Trainerwechsel.

Donnerstag, 24. November 2011

Nach vollendeter Kür folgt jetzt wieder die Pflicht


Nach dem grandiosen Sieg am letzten Samstag gegen Fribourg Gottéron, folgen dieses Wochenende die Spiele gegen die abgeschlagenen Rapperswil-Jona Lakers und gegen die SCL Tigers, gegen die der SCB noch eine Rechnung offen hat.

Es würde mich nicht erstaunen, wenn der SCB am Samstag gegen die Lakers, welche neulich schon den HCD gebodigt haben, verlieren würden. Man hatte ja in letzter Zeit immer unglaublich Mühe, gegen die Kellerkinder vom Obersee. Zumindest in der Ära Huras waren die Spiele gegen Rappi gewissermassen der Alptraum für jeden SCB Fan. Keine Spannung, wenig Tore, gähnend langweilig und oft ärgerliche Punktverluste.

So bin ich schon fast froh, dass sich die Lakers in den letzten Tagen verstärkt haben. Vielleicht stärkt das die Bereitschaft des SCB und hebt das Niveau der Partie. Mit dem 36-jährigen Verteidiger Janne Niinimaa stösst ein Routinier zu den Lakers, dessen Aufgabe es sein wird, die löchrige Abwehr des Tabellenletzten (85 Gegentore in 25 Spielen) zu stabilisieren. Der Finne bringt die Erfahrung aus exakt 800 NHL-Spielen (57 Tore / 286 Assists) mit den Philadelphia Flyers, den Edmonton Oilers, den New York Islanders, den Dallas Stars und den Montreal Canadiens mit. Daneben wurden der tschechische Scharfschützen Pavel Brendl, Adrian Wichser von den ZSC Lions und der Verteidiger Marc Geiger vom HCD verpflichtet.

Die SCL Tigers, unser Sonntagsgast, konnte man in letzter Zeit meist einigermassen locker schlagen. Allerdings nicht beim letzten Zusammentreffen in der Holzhütte, welches man mit Pomade an den Kufen und mit einer desolaten Abwehrleitung mit 6:4 verlor. Das war übrigens das letzte Mal, dass mich der SCB so richtig grün und blau geärgert hatte. In den folgenden Spielen ist man ja in der Defensive dann viel besser aufgetreten. Gegen Langnau verliert man einfach nicht...

In diesem Sinne hoffe ich am Sonntag auf eine angemessene Antwort in Form eines vorweihnachtlichen Sonntagnachmittags-Päckli. Aber aufgepasst: die Langnauer werden den Gang nach Bern guten Mutes antreten. Vielleicht gibt es ja sogar eine spezielle Aktion. Alle mit den Gummistiefeln und mit dem Traktor oder so. Ruedi Zesiger ist ja daran, seine konfuse Ausländerpolitik zu korrigieren. Man hat jetzt offensichtlich doch noch eingesehen, dass die überschätzen Rytz und Stettler die Lücke des in Langnau total unterschätzten Curtis Murphy nicht zu schliessen vermögen. Deshalb wurde der ungenügende Joel Perrault an Ambri Piotta abgegeben und man verpflichtete dafür den 185 cm grossen und 94 kg schweren Verteidiger Mark Popovic, welcher in der vergangenen Saison 33 Spiele für den HC Lugano absolvierte und dabei 16 Punkte (4 Tore, 12 Assists) erzielte.

Joel Perrault gab in seinem ersten Spiel in Ambri übrigens einen hervorragenden Einstand. Er erzielte gegen den EVZ gleich drei Skorerpunkte und zeigte auch daneben viel Action.

Die Pickerei des SCB nach den Brosamen auf dem Schweizer Transferwühltisch hat diese Woche noch keine Resultate gezeigt. Demnach gibt es wenig zu Polemisieren und nichts weltbewegendes zu berichten. Zum Glück hat Björn Christen seinen Rentenvertrag in Zug erhalten. Einen zusätzlichen Ü30 im Angriff brauchen wir jetzt wirklich nicht. Olivier Gigon hat um zwei Jahre verlängert, was durchaus zu begrüssen ist. Ich hoffe, man beobachtet bereits massenweise U18 Torhüter, um dereinst nicht auf einen ausgeleierten Occasionen angewiesen zu sein, wenn Marco Bührers Zeit abgelaufen ist.

Bleibt die Frage, ob wir auf nächste Saison überhaupt „um z verrecke“ teuren Zuzug von gehobenem Durchschnitt benötigen, oder ob es nicht genügen würde, auf übernächste Saison nach valablem Ersatz für Martin Plüss Ausschau zu halten und ansonsten auf Perlen wie Joel Vermin Christoph Bertschy und zwei gute neue Ausländer zu setzen. Eigentlich haben wir doch eine wunderbare Truppe beisammen. Gegen einen Top-Zuzug im Angriff hätte ich ja nichts. Nur sehe ich keinen.

Lieber in der Verteidigung am Ball bleiben. Clarence Kparghai würde ich nicht nur gerne beim SCB sehen, weil er in unseren Shirts eine hervorragende Falle machen würde. Der 26-jährige Modellathlet würde auch vom Alter her hervorragend in unsere Teamstruktur passen und spielerisch hat er sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt. Der müsste doch zu holen sein.

Für den in Seftigen geborenen ehemaligen Junioren des EHC Burgdorf Marc Reichert ist die Situation zurzeit etwas getrübt. Der blöde Innenbandriss am Knie kommt für den sanften Riesen mit den Gardemassen eines Stars aus der NHL wahrlich zu Unzeiten. Es wäre jetzt nämlich für ihn an der Zeit, Sportchef Sven Leuenberger zu zeigen, dass er nicht nur neben dem Eis und in der Kabine, sondern auch auf dem Eis ein Leader sein kann. Eigentlich genauso gut, wie die erwähnten vermeintlichen Schmuckstücke auf dem ausgetrockneten Spielermarkt.

Vielleicht braucht es für Marc Reichert aber tatsächlich noch einmal einen Klubwechsel, um seine Karriere neu zu befeuern. Der zwischenzeitliche Aufschwung nach seinem temporären Wechsel zu den Kloten Flyers ist längst verebbt und es besteht die Gefahr, dass er in das Fahrwasser des sanften Karrieren Ausklingens gerät. Dabei würde man meinen, dass wenn Marc Reichert seine 100 kg bei einer Körpergrösse von 190 cm endlich effizient einsetzen würde, er durch die gegnerischen Reihen pflügen könnte, wie eine Walliser Kampfkuh. Doch bringt er offenbar seine Gardemasse beim SCB einfach nicht auf Touren. Vielleicht steht im sein gesittetes Gemüt im Weg und man hat deshalb immer den Eindruck, er spiele mit angezogener Handbremse. Meh Dräck Marc! Amphetamin ist im Sport verboten und daher möchte ich ihm das nicht empfehlen. Aber es würde aus Marc Reichert einen Stürmer machen, wie wir ihn in Bern seit Lauri Mononen nicht mehr gesehen haben. Adrenalin wirkt übrigens ähnlich.

In diesem Sinne beschliesse ich meine Gedanken zu dieser, in Hockeybelangen bisher eher langweiligen Woche. Die Ruhe vor dem Sturm gewissermassen. Wer den Spielplan bis zur Weihnacht schon studiert hat wird gesehen haben, dass uns einige potentielle Hammerheimspiele bevorstehen.

Man stelle sich vor die Leistung im Zähringerderby sei kein Strohfeuer gewesen...

Dienstag, 22. November 2011

Ein Politschwank

Wer mitreden will, muss sich informieren. Das gilt nicht nur, aber vor allem in der Politik. Dabei ist es wichtig, dass man sich nicht nur den gängigen Mainstream zu Gemüte führt, sondern seine Sinne von WOZ bis Weltwoche schärft

Nein, liebe Blogleser, ich möchte keine politischen Parolen verbreiten. Noch bin ich Lohnbezüger und meinem Arbeitgeber zu Zurückhaltung und Neutralität verpflichtet. Trotzdem bin ich ein sehr politischer Mensch und werde wohl dereinst, sollte ich meine Pension erleben, die Idee eines Politblogs verwirklichen.

Vorerst bleibt es aber bei Stammtischgepolter und dem Konsum von einschlägigen Medien. So auch heute Mittag, als ich in der Weltwoche blätternd auf einen Artikel unseres Hockeypapstes im Politmodus gestossen bin. Ein Artikel, welcher im Nachgang zu den Parlamentswahlen und gewissermassen als Einleitung in die Nostalgie-Derby-Woche sowohl informativ, wie auch äusserst amüsant zu lesen ist und den ich deshalb auch den Nicht-Weltwoche-Lesern zum Frass vorwerfen will.

Es gibt ja zahlreiche „ausserkantonale“ SCB Fans. Fremde Fötzel, könnte man sagen. Ein solcher hat sich neulich über Rüedu Zesigers Nasenhaare ausgelassen und gemeint, Beat Gerber sei vom SCB gewissermassen adoptiert. Wie wenn man einen „Emmenchnüder“ adoptieren könnte oder wie wenn sich in Langnau irgendjemand für Rüedus Nasenhaare interessieren würde.

Der aus der Weltwoche gestohlene Artikel von Klaus Zaugg richtet sich an alle, die an den vergangenen Wahlen teilgenommen haben und an die Ausserkantonalen, die sich etwas näher mit dem Wesen und Wirken der „Talbewohner“ auseinandersetzen wollen.



Der Emmentaler

Um Hans Grunder, den Chef der BDP, zu verstehen, muss man tief ins Wesen der bernischen ­Landbevölkerung eintauchen.

Von Klaus Zaugg

Wer den Politiker verstehen will, muss in ­Politikers Land gehen. Goethes Spruch, auf ­Dichter gemünzt, können wir auf den Poli­tiker Hans Grunder übertragen. Zwischen diesem Mann und dem Boden, dem er sein politisches Wesen und Wirken verdankt, besteht eine enge Wechselbeziehung. Sie erklärt, ­warum der BDP-Präsident so erfolgreich sein kann. Er wird von seinen Gegnern immer noch falsch eingeschätzt. Noch verhängnisvoller: Er wird unterschätzt.


«Niene geits so schön»

Grunder ist ein Ur-Emmentaler und wohnt im Rüegsauschachen, weniger als eine Weg­stunde westlich von Lützelflüh, dem Wirkungsort des grossen Dichterfürsten Albert Bitzius. Er profitiert davon, dass wir uns ein falsches Bild vom Emmental und seinen Bewohnern ­machen. Das Bild der glücklichen Bauern­gegend, das der Signauer Schlosser Christian Widmer im ersten volkstümlichen Schlager («Niene geits so schön u luschtig») vertont und der ­Emmentaler Filmregisseur Franz Schnyder in seinen Gotthelf-Klassikern mit laufenden Bildern illustriert hat, will nicht mehr aus den Köpfen weichen: der edle Landmann, der im Lichte der untergehenden Sonne auf dem Läubli ein wenig tubakt. Die heile Welt des Annebäbeli, Vreneli, Stüdi und Lisi, des Hansli, Ueli, Joggeli und Sami. Bescheidenheit, Einfachheit und Lauterkeit. So einer ist doch auch der Hans Grunder.

Zu dieser romantischen Verklärung des ­guten Emmentalers hat sicherlich auch der Emmentaler Vorzeigepolitiker und SVP-Nationalrat Simon Schenk beigetragen. Aber der ehemalige Eishockey-Spitzenspieler, Leitwolf des Langnauer Meisterteams von 1976 und später auch erfolgreicher Eishockey-Nationaltrainer ist durch die Integrationskraft des Mannschaftssportes und der Lehrertätigkeit domestiziert worden. Anders als Grunder hat er, wie die Emmentaler so schön sagen, in der Furche laufen gelernt.

Aber das Emmental und der Emmentaler waren noch nie so und werden nie so sein wie in Franz Schnyders Gotthelf-Ver­fil­mungen. ­Wahrscheinlich hätte der finnische Filme­macher Aki Kaurismäki das ­Emmental und die ­Emmentaler treffender porträtiert. Es ist eben nicht nur die üppige, grüne, sonnige, ghögerige Landschaft mit fröhlichen Kälbern, glück­lichen Kühen und redlichen, arbeit­samen Menschen. Manchmal scheint die Sonne auch nicht, und die Schwermut steigt aus den schwarzen Wäldern herauf wie die Nebelschwaden nach dem Gewitter.

Gerne vergisst der Fremde, dass die Emmentaler das meiste schwernehmen, sogar das ­Singen, zu welchem sie die Hände im ­Hosensack zur Faust ballen. Sie sind bauernschlau und können nachtragender sein als ein unabsichtlich getretener Hofhund. Deshalb haben die Emmentaler im Laufe der Jahrhunderte wie kaum ein anderes Völkchen gelernt, mit Charakterköpfen umzugehen und ihr Herz dem Aussenstehenden zu verschliessen.


Der Bauernbub

Ihre Höflichkeitsformen und Undurchschaubarkeit haben jene der Japaner längst übertroffen und werden nicht ganz zu ­Unrecht da und dort auch als Verschlagenheit taxiert.

Die Emmentaler zelebrieren einen Dialekt, in ­welchem Ungeduld wie Seelenruhe und Schimpfwörter für Uneingeweihte wie Lob klingen. Kein Wunder, wird Hans Grunder draussen in der Welt, z Züri usse, z Basu nide und z Bärn obe immer wieder unterschätzt, falsch verstanden und nicht durchschaut. Denn Grunder, der Ur-Emmentaler, entspricht allen gängigen Klischees: ein Bauernbub, der mit sieben Geschwistern aufwächst, erst Bauer werden will und deshalb nur die Primarschule macht, dann aber nach der Lehre als Vermessungszeichner ein ETH-Studium erfolgreich abschliesst und ab 1987 eine Firma mit 130 Mitarbeitern aufbaut (Grunder Ingenieure AG, Burgdorf).

Misstrauen schlägt dem Fremden entgegen, der sich im Land zwischen Hohgant und ­Fritzenfluh nach dem BDP-General er­kundigt. Auch bei Hans-Rudolf Markwalder in Burgdorf. Vorsichtig wie ein Bub, der den Löwen am Schwanz zieht, fragt er, welcher Art das Porträt denn sei, das der Chronist über den Grunder zu schreiben gedenke. Der Hinweis, es werde ein wahrhaftiges und nicht ein propagandis­tisches, beruhigt ihn.


Was Christa Markwalders Vater weiss

Der Vater von FDP-Nationalrätin Christa Markwalder wusste nämlich schon um die Schlauheit des Landvermessers aus dem ­Rüegsauschachen, bevor dieser in die Politik einstieg und im Fernsehen kam. Hans-Rudolf Markwalder ist im gleichen Metier tätig ­(Landvermessung) und sagt, er habe eigentlich die Zusammenarbeit gesucht. Aber das habe bald nicht mehr funktioniert. Der Grunder ­habe sich nicht an Abmachungen gehalten, und es habe sich immer wieder herausgestellt, dass etwas nicht so war, wie es der Grunder ­gesagt hatte.

Das kann wahr sein oder nicht: Der Emporkömmling entwickelt jedenfalls sein Geschäft, das er in einer Dreizimmerwohnung gestartet hat, auch auf Kosten von Markwalder bzw. dessen Firma Markwalder & Partner AG in Burgdorf und Langenthal. Zur grossen Überraschung holt er den damals ausgeschriebenen Vermessungsauftrag der Stadt Burgdorf gegen den prominenten, fest in der Stadt vernetzten und dort auch politisch tätigen Konkurrenten. Bereits hier zeigt sich Grunders Lust und ­Wille, Strukturen aufzubrechen und sich den Mächtigen nicht zu unterwerfen. Wir können in Kenntnis dieser Episode ohne Bosheit ­er­ahnen, dass sich die FDP-Politikerin Christa Markwalder möglicherweise wie eine Katze am Halsseil gegen ein Zusammengehen mit Grunders BDP wehren wird.


Die Hablichsten im ganzen Land

Wenn der Fremde jetzt sagt, Schlauheit oder gar eine gehörige Portion Hinterlist ent­spreche doch ganz und gar nicht dem Bild des Emmentalers, dann irrt er sich. Die Emmen­taler Bauern sind gerade deshalb die hablichsten im Land geworden, weil sie sich seit jeher nicht an Abmachungen und Verbote gehalten haben.

Die Obrigkeit in Bern erlässt 1602 ein Ausfuhrverbot für Holz. Die Emmentaler Flös­ser profitieren nun vom Lauf der ­Emme: Der Fluss führt bei Biberist ins Solothurnische, von Bern her gesehen also ins Ausland. Aber dann vereinigt sich die Emme mit der Aare und fliesst weiter in den damals bernischen Aargau. Das holzarme bernische Untertanenland braucht das emmentalische Tannenholz, die Emmentaler können in der Kornkammer Aargau dafür gegen Holz das Stroh beziehen, das ihnen in den Krachen hinten fehlt. Das macht die ­Sache recht einfach: Im Falle einer Kontrolle ist die Holzfuhre stets «für den Aargau» bestimmt. Aber unterwegs dorthin wird im solothurnischen Biberist abgeladen: Die Solothurner brauchen riesige Mengen Brennholz für ihre ­Eisenhütten und zahlen viel besser als die Aargauer.

Hans Grunder, der Ur-Emmentaler, muss nicht bis ins Aargau hinabfahren, um erfolgreich zu sein. Er riskiert alles und investiert sein ganzes Geld in neue, noch nie erprobte Technologien und revolutioniert das beschauliche Geschäft der Landvermesser. Stark vereinfacht gesagt: Er entwickelt ein Verfahren (sog. Bildflüge), um das mühselige Handwerk des Landvermessens per Flugzeug und Satellit aus dem Weltraum zu machen. Die bernische Obrigkeit kann dank diesen revolutionären Methoden den Bauern im Emmental endlich nachweisen, dass sie viel zu grosse bewirtschaftete Flächen zwecks Bezug von Subventionen deklarieren: Das Land, das angeblich bebaut wird, so zeigt Grunders Technologie, ist längst vom Wald überwuchert.

Eigentlich sollte sich nun der Zorn der ­Bauern gegen den geschäftstüchtigen Landvermesser richten und dessen politische Karriere ruinieren. Das Gegenteil ist der Fall: Grunder schärft dank der ganzen Geschichte sein politisches Talent. Er hilft den Bauern, und schliesslich müssen rückwirkend keine Subventionen zurückbezahlt werden. Dieses Engagement vergessen ihm die Bauern nie und geben ihm deshalb für immer die Stimme. Schlau und wendig sein. Möglichst vielen ­Herren dienen: Früh zeigt sich des Landver­messers politisches Talent.

Aber schlau und wendig sind auch andere in diesem Land. Wer die Macht will, muss aus härterem Holz geschnitzt, muss auf den Tisch hauen und ein Uflat sein, schlimmer als der Hagelhans. Die Schlauen und Netten mögen in den Himmel einziehen. Aber nur die zum richtigen Zeitpunkt Bösen kommen ins Bundeshaus und behaupten sich dort.

Was nur wenige wissen: Der gäbige, freundliche und friedliche Grunder kann toben, als sei der Leibhaftige vom Napf herabgefahren. Unvergessen bleibt die Hauptversammlung der SCL Tigers im Herbstmonat 2008 im ­Hotel «Emmental». Wahrscheinlich hat Grunder die Maske in der Öffentlichkeit nie so fallen lassen wie an diesem schönen Herbstabend.

Die SCL Tigers sind ein Eishockey-Unternehmen der höchsten Spielklasse. Die Kenner im Dorf wissen oder ahnen es zumindest: Die ­Kassen sind leer. Der Konkurs ist eigentlich nur eine Frage der Zeit. Aber den grossen Vorsitzenden Grunder ficht das nicht an. Er seift den Chronisten der Berner Zeitung ein, und die staunenden Leser erfahren aus ihrem Leibblatt, dass es den SCL Tigers ­wirtschaftlich so gut geht wie noch nie. Zur Hauptver­sammlung bemühen sich kaum zwanzig Personen, und die verlieren sich im Saal des Hotels «Emmental» wie versprengte Zugvögel, die das Abflugdatum verpasst haben.


Dann bricht der Zorn aus ihm hervor

Sie vernehmen vom Präsidenten gute Nachrichten. Sportlich und wirtschaftlich (!) sei die vergangene Saison (2007/08) die beste seiner Amtszeit gewesen. Alle Altlasten seien ­getilgt und die Basis für die Zukunft gelegt. Der schlaue Landvermesser hat richtig kalkuliert: Es sieht ganz so aus, als werde wieder mal ­alles durchgewunken. Schon schickt er sich an, in aufgeräumter Stimmung die ­Versammlung zu schliessen, und fragt bloss der Form halber, ob es noch Wortmeldungen aus dem Plenum gebe.

Und siehe da: Ein rechtschaffener Treuhänder aus dem Bernbiet hebt die Hand. Er erklärt dem verdutzten Vorsitzenden, aufgrund der Zahlen, die soeben präsentiert worden seien, müssten die SCL Tigers eigentlich die Bilanz deponieren. Totenstille im Saal. Grunder verdankt diese Worte leise und freundlich – und dann bricht der Zorn unvermittelt aus ihm heraus wie die Flut der Emme aus dem Räbloch, wenn im Schangnau hinten schwere Gewitter unter Entfesselung der Himmelsgewalten ­ihre tosenden Wasser am Abhang des Hohgant abgeladen haben.

Potz Heiladdonner! Aus dem freundlichen, ­gäbigen, gutgelaunten Mann wird in unheimlicher Art und Weise innert Sekunden ein ­zorniger Uflat. Er bellt den unbot­mässigen Fragesteller mit überschlagender Stimme an: Es sei eine Sauerei, an einer Hauptversammlung und in aller Öffentlichkeit solche Fragen zu stellen. Wenn er künftig wieder Fragen ­habe, dann solle er gefälligst ins Büro kommen, damit man solche Sachen unter vier Augen ­regeln könne. Dann schliesst Grunder die Versammlung, bevor der verdatterte Mann noch etwas einwenden kann.

Es gibt also auch den bösen, zornigen, her­rischen Hans Grunder. So unergründlich, unberechenbar, vielfältig ist halt das Wesen der Emmentaler in diesem urigen Land, in dem es eben nicht nur Hügel und Täler gibt, wie man in den grossen Städten meint. Hier ist ein ­Hügel auch ein Hoger, ein Grat, ein Horn, ein Chapf, ein Kamm oder ein Chnübeli.

Gut anderthalb Jahre nach dieser denkwürdigen Generalversammlung muss Grunder als Präsident der SCL Tigers zurücktreten. Das Unternehmen ist seit Jahren hochverschuldet. Der Konkurs kann im Herbst 2009 nur noch durch eine Finanzspritze der Gemeinde in der Höhe von insgesamt 900 000 Franken abgewendet werden. Grunders Nachfolger Peter ­Jakob saniert die SCL Tigers AG, und im Frühjahr 2011 werden erstmals seit dem ­Wiederaufstieg von 1998 schwarze Zahlen ­geschrieben.


Aufstand gegen die SVP

Aber auch diese Fähigkeit, ein Uflat zu sein, ­erklärt noch nicht, warum Grunder gegen die SVP, seine Mutterpartei, die mächtigste politische Vereinigung im Lande, aufsteht und sie durch die Gründung der BDP herausfordert. Die Antwort finden wir auch da wieder in ­diesem eigenartigen Land. Das Emmental ­besteht nicht aus Gemeinden. Sondern aus ­kleinen Königreichen. Diese Gegend ist das grösste Einzelhofgebiet der Schweiz. Jedes dieser Breitfront-Bauernhäuser mit Stöckli und Spycher ist ein Königreich und sein Be­sitzer ein Monarch und nur dem Herrgott Rechenschaft schuldig.

Diese Bauern stehen in ihrem Selbstverständnis und Stolz Ratsherren nicht nach, und der königliche Stolz wird von Generation zu Generation vererbt und vermehrt. Diese ­Bauern sind Alphatiere. Ihre Widersacher ­mögen noch so mächtig, berühmt, macht bewusst und reich sein, sie ordnen sich keiner Autorität unter. Sie biegen sich, aber sie ­brechen nie. Wie der Ur-Emmentaler Hans Grunder.

Ist vielleicht am Ende der ganzen leidigen BDP-Geschichte niemand anders als der ein­zige und wahre Christoph Blocher schuld? Ausgerechnet der SVP-Übervater, der doch Gotthelf gelesen hat und kennt wie kaum ­einer und deshalb mit dem Wesen und Wirken des Emmentalers, also auch Grunders, vertraut sein müsste? Enge Vertraute des BDP-Vorsitzenden haben dem Chronisten plausibel erklärt, was zum Bruch mit der SVP geführt hat. Nicht andere Ansichten über das Wesen der Politik. Sondern ganz einfach ­Eitelkeit.


Wegweisendes Treffen mit Blocher

Darf man diesen Überlieferungen Glauben schenken, hat sich die politische Landschaft unseres Landes in ein paar wenigen Augen­blicken nachhaltig verändert. Der frischgewählte, stolze SVP-Nationalrat aus dem Emmental sei beim ersten Zusammentreffen im Bundeshaus von Christoph Blocher von oben herab behandelt, in den Senkel gestellt und im Stolz tief verletzt worden – so nach dem Motto: Du magst zwar ein tüchtiger Land­vermesser aus dem Emmental sein, aber hier bist du ein Nobody, hier sage ich, wie es läuft, ich bin dann ein ganz anderes Kaliber als du. Grunder sei im glühenden heiligen Zorn heim in den Rüegsauschachen gefahren und seither auf ­Mission, auf einem Kreuzzug ­gegen die SVP.

Aber da ist ja nicht einfach ein Mann auf Mission. Sondern ein Ur-Emmentaler! Der ­eine und einzige – Gotthelf! – hat uns eindringlich gewarnt, als er die Eigenart dieses Menschenschlags einprägsam schilderte: ­ «. . . aber wo er einmal Hand anlegt, da lässt er nicht ab, bis alles in Ordnung ist, und wenn er einmal losbricht, so wahre man seine Glieder!» Nun hat der Ur-Emmentaler Hans Grunder Hand an die Bundespolitik gelegt, und er wird nicht ruhen, bis alles seine Ordnung nach ­seinem Sinne hat. Nicht nur die SVP wahre ­ihre Glieder!

Sonntag, 20. November 2011

Vom Zähringerderby, dem Petarden-Trottel und lebenslangen Lernprozessen

Der SCB gewann mit einer erstaunlich abgeklärten Leistung das gute Zähringerderby gegen den Leader aus Fribourg mit 4:1 und meldet sich damit in den Kreis der Spitzenteams zurück

«Mut wird sich angesungen, fast ohnmächtig vor Wut der Gewalt entgegen», dröhnte es vor dem Spiel, als ich den Aufmarsch der Gottéron-Fans beobachtete, aus meinen Tinnitus-Stöpseln. Ein Wunder, dass ich bei meiner jahrelangen Sünderei überhaupt noch etwas höre. Aber item, der Text des deutschen Philosophen passte im Angesicht der Ausgangslage eigentlich eher zu den Fans des SCB. Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt.

Es war in den ersten Sekunden offensichtlich, dass die Fribourger den Leader markieren wollten. Die Passivität, welche ihnen die Medien attestierten, trat zwar ein, aber erst nachdem sie sich mit zwei Toren im Rückstand sahen. Zumindest der Beginn des Leaders war aber stürmisch. Zu stürmisch, wie sich bereits nach 54 Sekunden herausstellen sollte. Martin Plüss konnte nämlich mit dem ersten Konter bereits zum 1:0 für den SCB einschiessen.

Als Fribourg Gottéron aber gut 2 Minuten später eine Strafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis absitzen musste, dauerte es nur 34 Sekunden, bis der erneut stark aufspielende Ryan Gardner einen Schlenzer von Travis Roche zum 2:0 ablenken konnte. Ein Tor, welches später als das schönste des Abends ausgezeichnet wurde.

Von diesem Zeitpunkt an spielte der SCB die Partie mit einer schnörkellosen Leichtigkeit herunter, dass es eine wahre Freude war zum Zuschauen. Die Fribourger zeigten zwar durchaus, warum sie zurzeit das Mass der Dinge in der NL A sind. Zuweilen Bykovte und Gamaschesimelete es bedrohlich, aber der SCB zeigte sich auf dem Posten und zelebrierte auch in der Abwehr eine Leistung, wie man sie nicht unbedingt erwarten konnte. Lediglich lumpige 19 Schüsschen musste man den Fribourgern in dieser Partie zugestehen. Eine wahrlich bombastische Leistung.

Im zweiten Drittel verlief das Spiel dann weniger offen und nachdem Shawn Heins bereits in der 21. Minute der Anschlusstreffer geglückt war, drückten die Fribourger zuweilen vehement, auf den Ausgleich.

Der SCB beherrschte aber für einmal die Kunst der aktiven Spielkontrolle perfekt und zusammen mit dem einmal mehr glänzend aufspielenden Marco Bührer im Tor gelang es schliesslich, die knappe Führung in die zweite Pause mitzunehmen.

Die Fribourger versuchten in den letzten Minuten des zweiten Drittels zwar noch, mit Provokationen Emotionen ins Spiel zu bringen und damit den soliden SCB aus dem Tritt zu bringen. Der SCB ging aber im Stile einer selbstsicheren Spitzenmannschaft nicht darauf ein.

Im letzten Drittel war es dann wieder der SCB, welcher mehrheitlich die Gangart bestimmte. Adrian Brunner packte „Fritsches Chance“ und empfahl sich mit einem beherzten Auftritt und dem wichtigen Tor zum 3:1 in der 43 Minute für weitere Einsätze.

Es wäre interessant zu wissen, was Schiedsrichter Stephane Rochette in der Pause zu sich genommen hatte. Was der in kurzer Folge alles übersah, geht auf keine Kuhhaut und ist selbst mit Wohlwollen gegenüber der schwierigen Aufgabe eines Schiedsrichters nicht schönzureden. Einfach unsäglich und eines Spitzenspiels nicht würdig, was Rochette da ablieferte.

Immerhin zeigte sich in dieser Phase, zu was der oftmals viel zu passive Anhang des SCB in Sachen Lärm und Stimmung entgegen allen Unkenrufen immer noch fähig ist. Wäre dieses Brodeln auf den Rängen über längere Zeit aufrechterhalten geblieben, ich hätte glatt 6 Lüthis vergeben.

So twitterte ich aber um 21:54: «Alle möögen nach 6 Lüthis, aber ich gebe nur 5.»

Es dauerte daraufhin nur eine halbe Stunde, bis der Boss persönlich insistierte:

«9 Punkte-Woche! Zufriedene Halle! Ich bin zufrieden!»

Gewiss, als CEO wäre ich das in Anbetracht der vollen Arena und der zufriedenen Gesichter mit Bestimmtheit auch. Auch ich als Fan und oft nicht unkritischer Blogger bin zufrieden. 5 Lüthis eben. Einer bleibt noch. Gewissermassen als Steigerungspotential.

Bekanntlich ist aus sportlicher Sicht Zufriedenheit bereits der erste Schritt zum Rückschritt. So gesehen gilt es, die 9 Punkte als Lohn für das erkämpfte Glück des Tüchtigen in den Spielen gegen Fribourg und Biel und der fantastischen Leistung gegen Fribourg Gottéron zu verbuchen und mit aller Nüchternheit die weiteren Aufgaben anzugehen.

Apropos Boss: Neulich hatte ich mit einem Lümmel, der mich gelegentlich als Schwarzmaler zu diffamieren pflegt, eine Facebook Unterhaltung über gelöschte Berichte auf 20min. Vermutlich hatte man dem Papst Stadionverbot angedroht, wenn der Bericht über den Ausraster unseres Sportchefs gegen Schiri Kurmann samt den dazugehörenden Verschwörungstheorien so stehen bleibt.

«Ich würde jedenfalls auf Druck von aussen nie einen meiner Blogs löschen», entgegnete ich, worauf der Andere tatsächlich meinte: «Du bist ja meistens identisch mit dem Chef, Marc ist doch dein Mentor.»

Eine unglaubliche Frechheit gegenüber einem freien Blogger, der eher mit dem Schreiben aufhören würde, als sich in irgendeiner Form beeinflussen zu lassen. Ich nehme was ich kriege und verwende was ich will ist meine Devise. Und Schwarzmalen und „identisch sein mit dem Chef“ beisst sich doch ganz gewaltig. Ich habe in dieser Hinsicht keinen Chef und auch sonst bin ich sehr bemüht, ein freier Radikaler zu bleiben.

Jean-Pierre Dumont soll übrigens Glück im Unglück gehabt haben, dass er sich beim fiesen Bein stehen lassen des Gegners nur eine schmerzhafte Prellung zugezogen haben soll. Ich habe ehrlich gesagt schon mit Ausländer Nummer 7 gerechnet. War das kein Kniestich?

So, ich möchte langsam zum Schluss kommen. Schliesslich bin ich ja auf dem Weg, eine vernünftige Balance zwischen Kurzmitteilung und langweiligem Roman zu finden. Ich bin halt ein Schnellschreiber und da ist es manchmal nicht einfach, zwischen Denken und lesergerechtem Schreiben zu unterscheiden. Zum Glück ist aber das Leben ein stetiger Lernprozess.

Etwas habe ich aber trotz Vorsätzen und stetigem Lernprozess noch: Die Sache mit dem Petarden-Trottel von Rom.

Auch ich bin der Meinung, dass der Blick in dieser Sache überschossen hat. Nicht weil sie einen Deppen Trottel nannten, sondern weil sie ihn im Stile des Mittelalters an den Pranger stellten.

Das war keine Ermittlungsaktion. Der Depp ist den Untersuchungsbehörden bekannt. In einem solchen Fall ist es nicht nur unnötig und unserem Rechtsprinzip nicht würdig, den Täter mit Bild an den Pranger zu stellen. Es ist sogar äusserst kontraproduktiv und wirkt der geforderten Selbstregulierung geradezu entgegen.

Man hätte gescheiter einen Bericht über den Gesundheitszustand des verletzten Balljungen geschrieben. Das hätte der Sache vielleicht sogar gedient.

Was folgt, nicht für den Petarden-Trottel selbstverständlich, ist der schwere Gang nach Rapperswil am nächsten Samstag und das Derby gegen die Tigers am Sonntag. Es würde meines Erachtens nichts dagegen sprechen, einmal 6 Spiele in Folge zu gewinnen.

Und es wäre nach den ermunternden Auftritten des SCB in der vergangenen Woche durchaus angebracht, wenn die Postfinance Arena im Derby gegen die Tigers erneut ausverkauft wäre. «Revanche» sollte am nächsten Sonntag das Motto sein!

Ähm, noch einmal etwas:

«Hoffnungsvollen „Jungdurchschnitt“ gegen Durchschnitt einzutauschen macht objektiv keinen Sinn. Ausser, der SCB wolle unbedingt Daniel Rubin subito und dieser will es auch. Und Chris McSorley möchte nebst Kohle John Fritsche und gleichzeitig Adrian Brunner von der Lohnliste.»

„Isch mini Idee gsi, han ich erfunde“. J

Wohl nicht ganz „im Sinne des Chefs“, aber schauen wir mal...