Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Samstag, 5. November 2011

Von netten „Bussybärchen“


Netter grosser Bruder hilft Brüderchen in der Krise, so könnte man die Berner 6:4 Niederlage in Langnau umschreiben. Mit einer desolaten Leistung in der Abwehr und viel Pomade an den Schlittschuhen leistete der SCB den Tigers willkommene Aufbauhilfe

«Äusserst glückhaft kamen die SCL Tigers zum erst zweiten Derby-Heimsieg gegen Bern in den letzten sieben Jahren. Bern ging dank Powerplaytoren zweimal in Führung und hätte nach 36 Minuten mit vier bis fünf Toren Unterschied führen müssen.»

Nein, diese Schönschreiberei stammt nicht aus meiner Feder. Es sind die Worte von Jon Mettler von der Berner Zeitung. Ob Mettler von der Marketingabteilung des SCB Sackgeld erhält für diese Realitätsverzerrung, ist mir nicht bekannt. Aber ich habe gestern Abend jedenfalls ein anderes Spiel gesehen. Ein Spiel, welches die SCL Tigers absolut verdient gewonnen haben.

Die Berner starteten bereits konfus in die Partie. Eigentlich zeichnete sich wie so oft bereits nach 3 Spielminuten ab, was später den Unterschied ausmachte. Die Tigers hatten Benzin und der SCB Valium geschluckt.

Zuerst sah es zwar noch so aus, als fände das vermeintliche Langnauer Strohfeuer mit einer dämlichen Strafe von Lukas Haas wegen Beinstellen bereits nach 5 Minuten ein Ende. Martin Plüss gelang in dieser Phase nämlich das 0:1.

Aber die Startminuten hatten wie so oft nicht getäuscht. Statt dass die Führung Rückenwind verursacht hätte, leistete man sich selber einige sogenannte „Weiberfouls“ der Marke „saublöd und völlig unnötig“, was den Langnauern, welche kurzfristig etwas den Faden verloren hatten half, im Spiel zu bleiben.

Die Komik des Drittels war für mich unsere erste Linie. Die bedauernswerten Joel Vermin und Pascal Berger schienen den undankbaren Job gefasst zu haben, den besten verfügbaren Ausländer mit den vielen NHL Spielen durch die Partie zu schleppen. Von Jean-Pierre Dumont erwarte ich trotz augenfälliger momentaner Kurzatmigkeit bedeutend mehr, als einige Schüsse, die entweder am Pfosten landen oder am Tor vorbeifliegen. Etwas Druck auf den Gegner beim Forechecking, was zu Deutsch so viel wie Angriffsverteidigung bedeuten würde, oder einige Impulse für seine begabten Linienpartner, wären von einem Spieler seines Renommees beileibe nicht zu viel verlangt.

Auf was hat man in diesem Spiel gewartet? Dass die Tigers die Partie in die Hände nehmen und dem im Spiel ohne Scheibe völlig ungenügenden SCB um die Ohren sausen? Wenn das der Matchplan war, dann ist die Taktik ja je länger das Spiel dauerte, je blendender aufgegangen.

Ihr merkt, ich habe mich, was an sich selten vorkommt, bereits im ersten Drittel, grün und blau genervt ab dem Geknebel. Offensichtlich ist es in Ambri zu einfach gegangen und man hat daher wohl geglaubt, man könne „den Coolen raushängen“ und darauf verzichten, den Gegner bereits früh wirkungsvoll zu stören.

Der Start ins 2. Drittel war ähnlich wie der Start in die Partie. Ähnlich weil schlechter. Ich verzichte auf grosse Erläuterungen und schreibe einfach ungeschminkt ein paar geistige Notizen, die ich mir gemacht habe:

«Schlechtes Forechecking, himmeltraurige Passqualität, Pässe möglichst in den Rücken, perplex, ungelenkig, unnötiger Ausgleich wegen fehlender Aggressivität in der Abwehr, Plüss mit saublödem Beinstellen und dumm, dümmer Langnau.»

Dumme Bauern deshalb, weil die Tigers dem SCB den Sieg mit ihren Undiszipliniertheiten eigentlich auf dem Silbertablett serviert hätten. Die Aktion Lindemanns gegen Scherwey nach einem korrekten Zweikampf war zum Beispiel derart blöd, dass der gute Tristan völlig überrumpelt wurde, als der Langnauer wie eine Furie auf ihn losging.

Dass das debile Publikum selbst nach völlig korrekten Schiedsrichterentscheiden jeweils fast übersteuert und ihre Verschwörungstheorien nährt, ist ja hinlänglich bekannt. Trotzdem sind sie immer wieder lustig, diese „immer gäge Langnou-Mööger“. Dass aber friedliche Fans auf den Sitzplätzen aus nächster Nähe und vor laufender Kamera mit Bier angegriffen werden, ist doch etwas des Guten zu viel.

Item, der SCB hätte wohl das ganze Spiel in doppelter Überzahl agieren können und hätte nichts zustande gebracht. Unser Überzahlspiel entwickelt sich langsam zu einem Drama ohne Ende. Selbst die Lakers im EHC Basel Modus sind uns in dieser wichtigen Disziplin voraus. Das isch doch nid normau, so öppis.

Powerplay und Passspiel sind trainierbar, also bitte sehr!

Die Blackouts von Marco Bührer und Ryan Gardner haben das Spiel nicht entschieden. Sie passten vielmehr zum Gesamtbild, welches der SCB an diesem Abend abgab. Wer nicht wach ist, dem passieren halt solche Fehler. Das Strohfeuer, als die Partie bereits entschieden war, vermag das Gesamtbild auch nicht zu beschönigen. Dass die Jungspieler viel Freude machen, ist bekannt. Daneben weiss ich aber nichts positives zu berichten.

Für die Langnauer, Marc Lüthi gemäss Twitter und den neutralen Zuschauer mag das ein durchaus geiles Spiel gewesen sein. Für den SCB aber war es ein Rückfall in den Pomadenmodus. So gewinnt man keine Derbys. Nicht einmal gegen einen Gegner unter dem Strich, welcher sich eigentlich in einer veritablen Krise befinden würde.

Wäre ich ein Langnauer, ich würde 5 Lüthis vergeben. Als Berner, der in Langnau sehr ungerne verliert und der allergisch ist auf Pomade, gibt das lediglich lumpige 2.

Heute muss gewonnen werden. Ansonsten müsste man die Bilanz des „neuen SCB“ zur Natipause als eher durchzogen bezeichnen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen