Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 14. November 2011

Von Potential, Spekulationen und Milchbüechlirechnungen


Der SCB liegt nach der langweiligen Natipause mit 42 Punkten aus 23 Spielen einigermassen dicht hinter der Spitze. Trotzdem muss die bisherige Punkteausbeute gemessen am Saisonziel als zu gering betrachtet werden. Daneben sind diese Natipausen wunderbare Spekulationsinseln

Weniger als 100 Punkte nach der Qualifikation, würden bestenfalls einen Platz im vorderen Mittelfeld bedeuten. Für die Viertelfinals eine denkbar schlechte Ausgangslage. Gegner wie Davos, Kloten oder Fribourg würden drohen. Ohne den wichtigen Heimvorteil.

Martin Plüss und Ivo Rüthemann sprachen neulich im SCB TV von Steigerungspotential, welches in der Mannschaft stecke. Steigerungspotential, welches ab jetzt dringend ausgeschöpft werden muss, um den bisherigen Punkteschnitt von 1.83 Punkten pro Spiel auf mindestens 2 Punkte pro Spiel zu erhöhen.

Bis zur Weihnachtspause stehen noch 12 Partien an. Um im Kampf um die ersten vier Plätze auf Kurs zu bleiben, sollte der SCB 70 Punkte unter den Tannenbaum legen können. 28 Pt, oder 2.33 Pt pro Spiel müssen also bis dann eingespielt werden.

Gewiss, Milchbüechlirechnungen in bester Kleincomputermanier, könnte man argumentieren. Tatsache ist aber, dass es im neuen Jahr, wenn die Rangeleien um die besten Playoffplätze und der Kampf am Playoutstrich so richtig losgehen, eher schwieriger sein wird, zu Punkten zu kommen.

Zusätzlich werden Transfergespräche und Trainerdiskussionen anstehen, welche durchaus geeignet sein könnten, eine gewisse Unruhe ins Umfeld zu bringen. Besonders wenn es punktemässig weiterhin harzen sollte und sich damit das erhoffte Spektakel nicht in dem Masse einstellt, wie man es bisher im „Neubesenmodus“ herbeiredete.

In diesem Sinne scheint es mir durchaus angebracht zu sein, nebst dem amüsanten Lüthi’schen Spektakelmeter auch die sportlich-rationelle Komponente nicht zu vernachlässigen. Schon letzte Saison, als ein zweiter Platz nach der Qualifikation durchaus im Bereich des Möglichen gewesen wäre und man sogar von Titelverteidigung sprach, ging man mit einem Minus in die Weihnachtspause und spielte dann im neuen Jahr keinen Deut besser.

Die Hypothek des mässigen Saisonstartes führte im Gegenteil dazu, dass man mit lediglich 97 Punkten satte 15 Punkte hinter den Plätzen zurückblieb, welche im Halbfinale den Heimvorteil garantiert hätten. Das Ende war dann eine 1:0 Niederlage im entscheidenden 7. Halbfinale. Auswärts...

Die Ansprüche sind dieses Jahr zwar etwas geringer, die Ausgeglichenheit der Liga aber gleichzeitig höher. 97 Punkte werden diese Saison wohl nicht einmal für den Heimvorteil im Viertelfinale ausreichen.

Trotz momentan anderslautendem Tenor kann man davon ausgehen, dass die Zufriedenheit des Publikums schlagartig ins Gegenteil umschlägt, wenn sich herausstellen sollte, dass der SCB in dieser Saison nicht mehr als Mittelmass zustande bringt. Mittelmass beim SCB und der Wunsch nach mehr Spektakel beissen sich aber gewaltig. Die NZZ hat zwar neulich geschrieben, «beim SCB scheine man genügsam geworden zu sein.» Glaube das wer wolle, ich nicht. Es wäre eine Bankrotterklärung und in vielerlei Hinsicht falsch und kontraproduktiv. Der Fünfer und das Weggli scheinen mir realistischer. Spektakel, Siege und Titel geistern in den Köpfen der Zuschauer. Genügsamkeit... dass ich nicht lache.

Schön, dass sich der Meisterschaftsunterbruch dem Ende zuneigt und dass es nächste Woche wieder weitergeht mit Ligaspielen. Was abzusehen war, zeigt sich jetzt: Die Bäume der Nati wachsen auch unter dem neuen Coach Sean Simpson nicht in den Himmel. Die Auftritte waren doch sehr durchzogen. Gewiss, das Eis... aber trotzdem.

Es sieht fast so aus, wie wenn man sich zukünftig wieder vermehrt an Niederlagen gegen die Deutschen gewöhnen müsste und es sieht auch so aus, wie wenn der geschasste Ralph Krueger entgegen der Meinung einiger sogenannten Hockeyexperten eben doch nahezu das Maximum aus dem Potential unserer Spieler herausgeholt hätte.

Apropos Ralph Krüger: Ein Schelm wer denkt, die Kontakte zwischen dem SCB und Ralph Krüger seien seit der Eishockey Weltmeisterschaft 2010 in Deutschland rege. Der SCB gab ja damals Krüger Sohn Justin die Möglichkeit, in Bern ein Zwischenjahr einzulegen, um sich nachher in Nordamerika noch einmal zu versuchen. Gut möglich, dass Ralph Krüger, falls er nach seinem Vertragsende in Edmonton nach Europa zurückkehrt, dem SCB gewisse Interessen kundgegeben hat.

Das würde auch erklären, warum man Larry Huras doch einigermassen überraschend und ohne namhafte Optionen zum Teufel, respektive nach Lugano entsorgt hatte und das nicht unerhebliche Risiko einging, die Trainerposition vorerst und wohl bis Saisonende mit dem „Erstlehrjahrsstift“ zu besetzen. Dass man mit einem Krüger in der Hinterhand keine potentielle Trainerlichtgestalt als Übergangslösung verpflichten konnte, scheint mir je länger je klarer. Ein solcher würde nämlich zumindest einen Vertrag bis Ende der Saison 12/13 unterschreiben wollen.

Mit Ralph Krüger in der Hinterhand lässt es sich aber mit diesem „Risiköli“ relativ komfortabel leben. Die Meute suhlt sich jetzt noch eine Weile am herbeigeredeten Spektakel und ist vorerst zufriedengestellt. Sollte die Rechnung sportlich nicht aufgehen, wird die Suppe der Unzufriedenheit wohl erst im neuen Jahr wieder zu köcheln beginnen. Da die Playoffs aber nicht in Gefahr sind, kann man die Saison mit den Argumenten, man habe halt Pech gehabt mit Kevin Lötscher und dem Verletzungspech zu Saisonbeginn, und es bestehe ja immer noch Hoffnung auf gute Playoffs, relativ locker „sausen“ lassen.

Finanziell wäre ein frühes Aus in den Playoffs auch keine Katastrophe. Die eingesparten Prämien und der billige Trainer über 2/3 der Saison würden wohl die weniger verzehrten Würste und das nicht gesoffene Bier einigermassen kompensieren, und überhaupt: Die Präsentation Krügers als neuer Trainer würde potentielle Sponsoren sowieso in Wallungen versetzen. Es würde erwartet, geschrieben und spekuliert, dass es eine wahre Freude wäre. Marc Lüthi dürfte diese Punkte mit Bestimmtheit in seine Überlegungen mit einbeziehen.

Was wäre eine Natipause ohne Spekulationen? Ins gleiche Kapitel geht die Meldung, dass der SCB und Genève-Servette für die kommenden Tage einen Spielertausch vereinbart haben. So soll der 24-jährige Stürmer Adrian Brunner, Bruder des derzeitigen Liga-Topscorers Damien Brunner, ab Montag bis und mit Donnerstag beim SCB trainieren, in der Meisterschaft jedoch nicht zum Einsatz kommen. Im Gegenzug wird die 20-jährige „Huras-Altlast“ John Fritsche, dessen Cousin Dan Fritsche bei Servette unter Vertrag steht, von den Genfern getestet. In diesem Zusammenhang habe ich heute folgende Frage in die Welt hinausposaunt, beziehungsweise getwittert:

«Kann mir jemand sagen, was ein Trade Brunner für Fritsche dem SCB ausser höheren Kosten bringen sollte? McSorley Schlaumeierei?»

Die Frage wurde nicht viel später von höchster Stelle wie folgt beantwortet:

«Wieso denn höhere Kosten? Testen kostet nichts. Kommunizieren muss man es, weil es Leute gibt, die Trainings schauen!»

Gewiss. Nur gibt es eben auch Leute die sich fragen, warum man etwas testen will. Meistens steckt hinter einem Test ja eine Absicht. Wenn es die Absicht wäre, damit Brunner Bruder Damian nach Bern zu lotsen, hätte ich ja nichts dagegen. Nur dürfte diese Variante gelinde gesagt höchst unwahrscheinlich sein.

Hoffnungsvollen „Jungdurchschnitt“ gegen Durchschnitt einzutauschen macht objektiv keinen Sinn. Ausser, der SCB wolle unbedingt Daniel Rubin subito und dieser will es auch. Und Chris McSorley möchte nebst Kohle John Fritsche und gleichzeitig Adrian Brunner von der Lohnliste. Aber sei es wie es wolle: Unser bei den frechen Neidern als „Cholesack“ verschriene CEO wird sich nach dem teuren Deal mit dem lahmenden Thomas Déruns kaum noch einmal vom schlauen Chris McSorley übers Ohr hauen lassen. Was auch immer man im Schilde führt: Der „Return on Investment“ sollte dieses Mal stimmen! Winwin, auch wenn Mc nur zweies will: Win und Kohle nämlich.

Der SCB soll ja vorab im Offensivbereich Handlungsbedarf sehen, für allfällige Transfers. Für Sven Leuenberger ist es aber etwas mühsam, da die Trainerfrage nicht definitiv geklärt ist. Er gehe davon aus, dass «wir so weiterfahren wie bisher – an etwas muss ich mich festhalten», meint er zur verworrenen Situation. Mit Kevin Lötscher scheint man nicht mehr ernsthaft zu planen. Dieser sei gemäss Leuenberger «unser Joker», was immer das in der momentanen Situation bedeuten mag.

«Froidevaux würde ich gerne behalten», sagt Leuenberger. Zu Marc Reichert sagt er: «Ein wertvoller Spieler und Vorbild. Die Frage ist: Haben wir in der Aufstellung noch Platz für ihn?» In dem Fall wohl eher nicht, würde ich aus Leuenbergers Zeilen schliessen.

Zum Glück hat Björn Christen seinen Rentenvertrag in Zug jetzt unterschrieben. Ein Dreijahresvertrag mit einem Ü30- Wandervogelstürmer wäre mir nämlich quer eingefahren. Mit einem Top-Verteidiger meinetwegen, aber im Sturm bevorzuge ich jüngere Zuzüge.

Joel Vermin und Pascal Berger werden noch einmal einen Schritt machen. Christoph Bertschy sollte den definitiven Durchbruch ebenfalls schaffen und von unten stossen Talente wie Reto Amstutz nach. Daneben haben wir noch mindestens eine Ausländerposition offen im Angriff.

Für mich stellt sich somit die Frage, ob wenn Froidevaux gehalten werden kann, überhaupt noch Schweizer Stürmer verpflichtet werden muss.

Etwas mehr Sorgen macht mir da, entgegen der Meinung unseres Sportchefs, unsere Verteidigung. Bei Patrick von Gunten sollte man „chüderle“ und auch Clarence Kphargai wäre durchaus eine Überlegung wert. Gelingt es nicht, unser potentielles Verteidigerlazarett mit etwas Talent zu würzen, wird man wohl nicht darum herum kommen, erneut mit zwei Ausländer Backs zu planen.

Wie schwierig es ist, in der Verteidigung nicht bloss Holzpflöcke, sondern auch etwas spielerischen Glanz zu verpflichten, wissen wir nicht erst seit Dempsey oder Kwiatkowski. Wobei letzterer in den letzten Spielen durchaus zu gefallen wusste.

Item, ich will aufhören mit Nähkästchengeplauder und Spekulationen. Schliesslich ärgern sich jeweils nur alle darüber und finden es absolut unnötig, um nicht zu sagen oberdoof.

Warum aber immer gerade die blödesten und abwegigsten Blogs die höchsten Zugriffszahlen generieren, ist mir ehrlich gesagt immer noch nicht klar. Es ist wohl wie beim Fernsehprogramm. Auch dort gilt nämlich gewöhnlich die Formel: Je blöder die Sendung, je höher die Einschaltquote.

Nächste äh diese Woche (da seht ihr wie man Blogs auch schreiben kann) stehen die Spiele gegen die ZSC Lyons, (a) Biel (a) und am Samstag der Knüller gegen Fribourg Gottéron (h) an. Ein wunderbarer Mix, welcher, um auf das Milchbüchlein zurückzukommen, mindestens 6 Punkte wird einbringen müssen. Die obligate Pomadenleistung in Biel darf also dieses Mal nicht stattfinden. Ausser man gewinnt in Zürich und schlägt am Samstag den Spitzenreiter aus der Saanestadt. Das wäre ganz ok. Biel ist sowieso niemand. Ob man die schlägt oder nicht spielt eigentlich keine Rolle. Siege gegen den ZSC und Biel wären nur fade Kost, wenn man am Samstag das Zähringer Derby verlieren würde.

Oder dreimal Sieg nach Verlängerung oder Penalty. Wäre gut für die Lüthis. Man darf natürlich auch 9 Punkte holen. Nur nicht bloss drei oder gar keinen. Das wäre ganz übel fürs Spektakel. Ausser es gäbe spektakuläre Niederlagen. Die sind aber selten...

Ufhöre... 

1 Kommentar:

  1. Haha, lieber DucMonster, ich traue Dir ja wirklich viel zu, aber dass Dein Blog plötzlich twittermässig gekürzt daherkommt dann doch wieder nicht. Dafür fabulierst, analysierst und spekulierst Du viel zu gerne. Gruss, Talisker

    AntwortenLöschen