Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 1. November 2011

Von Eintrittskontrollen und dem neuen Spielsystem

«Wer in der PostFinance-Arena einen SCB-Match sehen will, muss neben dem Ticket künftig auch einen gültigen Ausweis dabeihaben», wurde gestern in den Medien vermeldet. Der Ausweis werde am Eingang elektronisch mit der Hooligandatenbank Hoogan abgeglichen. Damit sei sichergestellt, dass mit einem Stadionverbot belegte Fans tatsächlich draussen bleiben

Die Berichterstattung scheint mir etwas missverständlich zu sein. Es geht beim Versuch, der in Bern am Laufen ist, nämlich nicht primär um die SCB Fans und die PostFinance Arena, sondern es geht darum, dass die Kantone nach den gescheiterten runden Tischen beschlossen haben, schärfere Massnahmen einzuführen.

Dies sind neben einer Bewilligungspflicht mit Auflagen auch die Möglichkeiten für ein landesweites Rayonverbot und für ein rascheres Verfügen von Meldeauflagen. Die letzteren zwei Punkte unterstützen auch die Sportverbände. Bis Ende Jahr soll die Vernehmlassung für eine Anpassung des bestehenden Konkordats abgeschlossen sein. Im ersten Halbjahr kommen die Gesetzesänderungen dann laut Plan der KKJPD in die kantonalen Parlamente.

In diesem Zuge will der Berner Regierungsrat prüfen, ob gesetzliche Grundlagen geschaffen werden sollen, mit denen Sportgrossveranstaltungen einer Bewilligungspflicht durch die Gemeinden unterzogen werden. Eine solche Bewilligungspflicht könnte bei Hochrisikospielen Massnahmen beinhalten, wie eben zum Beispiel bessere Eingangskontrollen für gewisse Sektoren und Zuschauerkategorien.

Wer bezahlt die Kosten, wenn es vor oder nach Fussball- und Eishockeyspielen zu Gewaltexzessen kommt? Die Grossräte Philippe Müller (FDP, Bern), Daniel Kast (CVP, Bern), Christine Häsler (Grüne, Burglauenen), Peter Siegenthaler (SP, Thun) und Moritz Müller (SVP, Bowil) wollen, dass Lösungen, welche Gemeinden von Zusatzkosten entlasten, rasch umgesetzt werden.

In diesem Sinne ist es durchaus sinnvoll, dass der SCB in dieser Sache pro aktiv vorgeht. Man hätte dann ein getestetes und funktionierendes System, mit dem man solche Massnahmen umsetzen könnte.

Laut Fedpol werden die Ausweise mit Geräten gelesen, wie sie bei Grenzkontrollen verwendet werden. Der Datenschutz sei dabei gewährleistet: Die Sicherheitsverantwortlichen der Veranstalter dürften die Daten in den elektronischen Personenerkennungssystemen zwar bearbeiten, müssten diese nach der Sportveranstaltung aber umgehend vernichten. «Es werden zu keiner Zeit Personendaten von Fans erhoben oder gespeichert», schreibt der Bund in seiner Mitteilung. Dass Fedpol den Organisatoren von Sportveranstaltungen Daten zur Identifizierung registrierter Gewalttäter zur Verfügung stellt, ist nicht neu. Bisher wurden die Daten allerdings auf Papier weitergegeben. Die Zutrittskontrollen waren damit aufwendig, und die Organisatoren waren auf den Sperberblick von Szenekennern angewiesen.

Die Kosten für zukünftig verfügte Massnahmen müssten meines Erachtens mit höheren, transparent kommunizierten Eintrittspreisen den Zuschauern in Rechnung gestellt werden. Es kann nicht sein, dass der Sport unter einer Gruppe von Volldeppen leidet. Das Argument der Kollektivstrafe lasse ich nicht gelten. Schuld ist nämlich genau dieses Kollektiv, welches die Krawallmacher schützt. Leider ist es nirgends wie in Thun, wo die Kurve das Untertauchen eines Fackelwerfers neulich erfolgreich zu verhindern wusste.

Gegen den 31. Jährigen Volldeppen wurde übrigens bereits ein 3 jähriges Stadionverbot verfügt. Ausserdem wird er die Kosten für den defekten Kunstrasen, die verbrannten Netze und die Busse gegen den FC Thun zu berappen haben.

Vielleicht werden die soziale Kontrolle und die immer wieder erwähnte, aber leider kaum gelebte Selbstkontrolle der Kurven ja übers Portemonnaie aktiviert. Bei anderen Dingen, insbesondere bei unnötiger Ressourcenverschwendung funktioniert das jedenfalls bestens. Schade halt, dass heute offensichtlich Gebühren und Abgaben den gesunden Menschenverstand ersetzen müssen.

Item, «wir dürfen auch einmal abdrehen mit der Scheibe und nochmals zum Verteidiger zurückspielen», meinte Joel Vermin zum angestrebten neuen Spiel unter Antti Törmänen. «Das ist definitiv angenehmer und weniger Energie raubend, als sie jedes Mal ins Drittel rein zuschiessen und dann wieder auszugraben. Es ist ein gepflegteres Spiel.»

Interessant, bestätigt doch diese Aussage das, was die Fans schon lange bemängeln. Das dauernde über die rote Linie murksen, den Puck ins Angriffsdrittel pfeffern und das anschliessende unsägliche der Scheibe hinterher hecheln.

Diese Art des Spielens erinnerte mich immer an das Notlaufprogramm eines Autos. Als Variante, wenn keine anderen Optionen bestehen, durchaus tauglich. Aber wenn eine Mannschaft wie der SCB über keine anderen Optionen des Spielaufbaus verfügt, ist das schwer nachvollziehbar.

In diesem Sinne bleibt die Hoffnung, dass es Antti Törmänen gelingt, mit der Mannschaft den Weg der guten Ansätze der letzten Spiele weiterzugehen. An der Balance, insbesondere im Powerplay muss aber noch intensiv gearbeitet werden.

Gemäss der Berner Zeitung soll heute Travis Roche wieder spielen können. Auch Andreas Hänni soll nach erneutem Schwindel am letzten Samstag wieder einsatzfähig sein. Dafür sei Byron Ritchie angeschlagen, was immer das bedeutet.

Ich bin jedenfalls gespannt, was der SCB heute in Ambri zu leisten vermag. Ich hoffe auf drei Punkte, damit man am Freitag ohne Druck zum Derby nach Langnau reisen kann.

5 Kommentare:

  1. Weil ich weder Autofahre noch jemals das Land verlasse habe ich bis anhin keinen Bedarf an irgendwelchen offiziellen Dokumenten gehabt. Eingeschriebene Briefe kriege ich in der Post meines Kaffs problemlos, weil ich einer der 60 Inhabitanten bin und man mich da kennt.

    Nun soll ich mir für den Besuch der SCB Spiele eine ID zuechetue??? - Das kann ich, ehrlich gesagt, nicht ernst nehmen! - Wie steht's mit meinen Kindern, 9 und 11 Jahre alt/jung? - Die haben ebenfalls keine solchen Dokumente.

    Die Einführung von Ausweispflich ist notabene Verfassungswiedrig, denn wir haben keine Ausweispflicht in der Schweiz.

    Also sollte jemand Klage einreichen, gegen die Untergrabung des Volkswillens.

    Liebe Grüsse

    F. Bigler

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  2. @F Bigler, jeder Verein hat in seinem Stadion das sogenannte Hausrecht welches er so umsetzen darf wie er möchte. Wenn du bislang ohne einen Ausweis ausgekommen bist und dich jetzt ja wohl in deinem Verfassungsrechtlichen Grundrechten eingeschränkt siehst, bleibt es dir überlassen diese Klage und somit die Kosten zu übernehmen.
    @Duc gut geschrieben leider ist es so das die Gesellschaft zwar nach immer weniger Gesetzen und Verordnungen schreit, aber selber nichts dafür tun will. Ich habe nichts zu verbergen also ist es für mich ein leichtes mein Ausweis zu zeigen.

    Gruss

    Belenus

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  3. "Das Argument der Kollektivstrafe lasse ich nicht gelten. Schuld ist nämlich genau dieses Kollektiv, welches die Krawallmacher schützt. Leider ist es nirgends wie in Thun, wo die Kurve das Untertauchen eines Fackelwerfers neulich erfolgreich zu verhindern wusste."

    Lieber Duc, so sehr ich Deinen Blog schätze, ausnahmsweise bin ich überhaupt nicht einverstanden.

    Du verlangst de facto, dass unbescholtene Bürger die nichts besseres im Sinn haben als ein Fussball- oder Eishockey-Spiel zu besuchen, Selbstjustiz üben. Anstatt gemütlich mit meinem Sitz- oder Steh-Nachbar zu Fachsimpeln, ein paar Bierchen zu trinken und allenfalls ein nettes Spiel zu sehen, soll ich demnach zukünftig den Polizisten spielen und irgendwelche Blödmänner Dingfest machen.....

    Das kann es doch nicht sein.

    Gruss
    Loddar15

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  4. Nein Loddar15, so habe ich das nicht gemeint mit der sozialen Kontrolle. Kein Polizisterlis oder Selbstjustiz. Das kann nicht die Aufgabe eines Zuschauers sein, der sich gemütlich ein Spiel anschauen will.

    Aber zu seinem Umfeld zu schauen, also dass die eigenen Kollegen, mit denen man an den Match geht nicht überborden, sollte unser aller Pflicht sein. Auch dass man sie nach Hause schleppt, wenn sie über den Durst getrunken haben, oder dass der Kollege nicht besoffen Auto fährt und so. Auch mich hat man schon nach Hause geschleppt. Der Unfall mit Kevin Lötscher zum Beispiel wäre auch nicht passiert, wenn die Gruppe, die zusammen im Ausgang war, zueinander geschaut hätte. Und keine falsche Solidarität üben. Das würde das Problem nämlich bereits weitgehend lösen.

    Wenn wir das nicht tun, werden wir alle zu Opfern. Wer in Fansektoren will, muss sich schikanieren lassen und Kommentator F. Bigler muss sich Ausweispapiere beschaffen :-)

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  5. @alle:

    Nein, ich will und werde mir keine Ausweispapiere beschaffen und nötigenfalls gerichtlich gegen solches Vorgehen angehen (was für ein blöder Satz!).

    Es geht einfach nicht an, dass Präjudizien geschaffen werden die so Verfassungswiedrig sind. Da schreiben alle vor Empörung auf, wenn es eine "Fichenaffäre" gibt. Die gleichen Leute jedoch sind brav dafür, dass jeder Einkaufsladen Daten speichert, die so definitiv das "profilen" zulassen. - Dies ist notabene der Grund, warum ich über keinerlei offiziellen Ausweise verfüge. Und wenn ich sage keine, dann meine ich auch keine. Ich habe:

    Keine ID
    Keinen Pass
    Keinen Führerausweis
    Keine Kreditkarten
    Keinen Ausweis der Dorfbibilothek
    Kein Handy (das gibt's ohne off. Ausweis nicht)
    Keinen Telefonanschluss (geshart mit den Nachbarn)

    Das hat für mich im öffentlichen Leben ziemliche Konsequenzen und ich bin, unter uns gesagt, auch schon mal auf einem Polizeiposten zur Abklärung meiner Identität gelandet.

    Aber item und back to the roots:

    Ich weigere mich, wegen des Besuches eines Eishockey- oder Fussballspiels, mir einen offiziellen Ausweis zuzulegen und plädiere genau dafür, dass eben die Eigenverantwortung wieder zum Tragen kommen soll.

    Schaut Euch mal die Gesetzbücher heute an. Ist das Gesetz wirklich dazu geschaffen worden, für jeden Fu.. einen Text zu kreieren??

    Meiner Meinung nach müssen Gesetze für >95% der Bewohner eines Landes etwas bringen und nicht für den Rest.

    Liebe Grüsse

    F. Bigler

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