Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 22. November 2011

Ein Politschwank

Wer mitreden will, muss sich informieren. Das gilt nicht nur, aber vor allem in der Politik. Dabei ist es wichtig, dass man sich nicht nur den gängigen Mainstream zu Gemüte führt, sondern seine Sinne von WOZ bis Weltwoche schärft

Nein, liebe Blogleser, ich möchte keine politischen Parolen verbreiten. Noch bin ich Lohnbezüger und meinem Arbeitgeber zu Zurückhaltung und Neutralität verpflichtet. Trotzdem bin ich ein sehr politischer Mensch und werde wohl dereinst, sollte ich meine Pension erleben, die Idee eines Politblogs verwirklichen.

Vorerst bleibt es aber bei Stammtischgepolter und dem Konsum von einschlägigen Medien. So auch heute Mittag, als ich in der Weltwoche blätternd auf einen Artikel unseres Hockeypapstes im Politmodus gestossen bin. Ein Artikel, welcher im Nachgang zu den Parlamentswahlen und gewissermassen als Einleitung in die Nostalgie-Derby-Woche sowohl informativ, wie auch äusserst amüsant zu lesen ist und den ich deshalb auch den Nicht-Weltwoche-Lesern zum Frass vorwerfen will.

Es gibt ja zahlreiche „ausserkantonale“ SCB Fans. Fremde Fötzel, könnte man sagen. Ein solcher hat sich neulich über Rüedu Zesigers Nasenhaare ausgelassen und gemeint, Beat Gerber sei vom SCB gewissermassen adoptiert. Wie wenn man einen „Emmenchnüder“ adoptieren könnte oder wie wenn sich in Langnau irgendjemand für Rüedus Nasenhaare interessieren würde.

Der aus der Weltwoche gestohlene Artikel von Klaus Zaugg richtet sich an alle, die an den vergangenen Wahlen teilgenommen haben und an die Ausserkantonalen, die sich etwas näher mit dem Wesen und Wirken der „Talbewohner“ auseinandersetzen wollen.



Der Emmentaler

Um Hans Grunder, den Chef der BDP, zu verstehen, muss man tief ins Wesen der bernischen ­Landbevölkerung eintauchen.

Von Klaus Zaugg

Wer den Politiker verstehen will, muss in ­Politikers Land gehen. Goethes Spruch, auf ­Dichter gemünzt, können wir auf den Poli­tiker Hans Grunder übertragen. Zwischen diesem Mann und dem Boden, dem er sein politisches Wesen und Wirken verdankt, besteht eine enge Wechselbeziehung. Sie erklärt, ­warum der BDP-Präsident so erfolgreich sein kann. Er wird von seinen Gegnern immer noch falsch eingeschätzt. Noch verhängnisvoller: Er wird unterschätzt.


«Niene geits so schön»

Grunder ist ein Ur-Emmentaler und wohnt im Rüegsauschachen, weniger als eine Weg­stunde westlich von Lützelflüh, dem Wirkungsort des grossen Dichterfürsten Albert Bitzius. Er profitiert davon, dass wir uns ein falsches Bild vom Emmental und seinen Bewohnern ­machen. Das Bild der glücklichen Bauern­gegend, das der Signauer Schlosser Christian Widmer im ersten volkstümlichen Schlager («Niene geits so schön u luschtig») vertont und der ­Emmentaler Filmregisseur Franz Schnyder in seinen Gotthelf-Klassikern mit laufenden Bildern illustriert hat, will nicht mehr aus den Köpfen weichen: der edle Landmann, der im Lichte der untergehenden Sonne auf dem Läubli ein wenig tubakt. Die heile Welt des Annebäbeli, Vreneli, Stüdi und Lisi, des Hansli, Ueli, Joggeli und Sami. Bescheidenheit, Einfachheit und Lauterkeit. So einer ist doch auch der Hans Grunder.

Zu dieser romantischen Verklärung des ­guten Emmentalers hat sicherlich auch der Emmentaler Vorzeigepolitiker und SVP-Nationalrat Simon Schenk beigetragen. Aber der ehemalige Eishockey-Spitzenspieler, Leitwolf des Langnauer Meisterteams von 1976 und später auch erfolgreicher Eishockey-Nationaltrainer ist durch die Integrationskraft des Mannschaftssportes und der Lehrertätigkeit domestiziert worden. Anders als Grunder hat er, wie die Emmentaler so schön sagen, in der Furche laufen gelernt.

Aber das Emmental und der Emmentaler waren noch nie so und werden nie so sein wie in Franz Schnyders Gotthelf-Ver­fil­mungen. ­Wahrscheinlich hätte der finnische Filme­macher Aki Kaurismäki das ­Emmental und die ­Emmentaler treffender porträtiert. Es ist eben nicht nur die üppige, grüne, sonnige, ghögerige Landschaft mit fröhlichen Kälbern, glück­lichen Kühen und redlichen, arbeit­samen Menschen. Manchmal scheint die Sonne auch nicht, und die Schwermut steigt aus den schwarzen Wäldern herauf wie die Nebelschwaden nach dem Gewitter.

Gerne vergisst der Fremde, dass die Emmentaler das meiste schwernehmen, sogar das ­Singen, zu welchem sie die Hände im ­Hosensack zur Faust ballen. Sie sind bauernschlau und können nachtragender sein als ein unabsichtlich getretener Hofhund. Deshalb haben die Emmentaler im Laufe der Jahrhunderte wie kaum ein anderes Völkchen gelernt, mit Charakterköpfen umzugehen und ihr Herz dem Aussenstehenden zu verschliessen.


Der Bauernbub

Ihre Höflichkeitsformen und Undurchschaubarkeit haben jene der Japaner längst übertroffen und werden nicht ganz zu ­Unrecht da und dort auch als Verschlagenheit taxiert.

Die Emmentaler zelebrieren einen Dialekt, in ­welchem Ungeduld wie Seelenruhe und Schimpfwörter für Uneingeweihte wie Lob klingen. Kein Wunder, wird Hans Grunder draussen in der Welt, z Züri usse, z Basu nide und z Bärn obe immer wieder unterschätzt, falsch verstanden und nicht durchschaut. Denn Grunder, der Ur-Emmentaler, entspricht allen gängigen Klischees: ein Bauernbub, der mit sieben Geschwistern aufwächst, erst Bauer werden will und deshalb nur die Primarschule macht, dann aber nach der Lehre als Vermessungszeichner ein ETH-Studium erfolgreich abschliesst und ab 1987 eine Firma mit 130 Mitarbeitern aufbaut (Grunder Ingenieure AG, Burgdorf).

Misstrauen schlägt dem Fremden entgegen, der sich im Land zwischen Hohgant und ­Fritzenfluh nach dem BDP-General er­kundigt. Auch bei Hans-Rudolf Markwalder in Burgdorf. Vorsichtig wie ein Bub, der den Löwen am Schwanz zieht, fragt er, welcher Art das Porträt denn sei, das der Chronist über den Grunder zu schreiben gedenke. Der Hinweis, es werde ein wahrhaftiges und nicht ein propagandis­tisches, beruhigt ihn.


Was Christa Markwalders Vater weiss

Der Vater von FDP-Nationalrätin Christa Markwalder wusste nämlich schon um die Schlauheit des Landvermessers aus dem ­Rüegsauschachen, bevor dieser in die Politik einstieg und im Fernsehen kam. Hans-Rudolf Markwalder ist im gleichen Metier tätig ­(Landvermessung) und sagt, er habe eigentlich die Zusammenarbeit gesucht. Aber das habe bald nicht mehr funktioniert. Der Grunder ­habe sich nicht an Abmachungen gehalten, und es habe sich immer wieder herausgestellt, dass etwas nicht so war, wie es der Grunder ­gesagt hatte.

Das kann wahr sein oder nicht: Der Emporkömmling entwickelt jedenfalls sein Geschäft, das er in einer Dreizimmerwohnung gestartet hat, auch auf Kosten von Markwalder bzw. dessen Firma Markwalder & Partner AG in Burgdorf und Langenthal. Zur grossen Überraschung holt er den damals ausgeschriebenen Vermessungsauftrag der Stadt Burgdorf gegen den prominenten, fest in der Stadt vernetzten und dort auch politisch tätigen Konkurrenten. Bereits hier zeigt sich Grunders Lust und ­Wille, Strukturen aufzubrechen und sich den Mächtigen nicht zu unterwerfen. Wir können in Kenntnis dieser Episode ohne Bosheit ­er­ahnen, dass sich die FDP-Politikerin Christa Markwalder möglicherweise wie eine Katze am Halsseil gegen ein Zusammengehen mit Grunders BDP wehren wird.


Die Hablichsten im ganzen Land

Wenn der Fremde jetzt sagt, Schlauheit oder gar eine gehörige Portion Hinterlist ent­spreche doch ganz und gar nicht dem Bild des Emmentalers, dann irrt er sich. Die Emmen­taler Bauern sind gerade deshalb die hablichsten im Land geworden, weil sie sich seit jeher nicht an Abmachungen und Verbote gehalten haben.

Die Obrigkeit in Bern erlässt 1602 ein Ausfuhrverbot für Holz. Die Emmentaler Flös­ser profitieren nun vom Lauf der ­Emme: Der Fluss führt bei Biberist ins Solothurnische, von Bern her gesehen also ins Ausland. Aber dann vereinigt sich die Emme mit der Aare und fliesst weiter in den damals bernischen Aargau. Das holzarme bernische Untertanenland braucht das emmentalische Tannenholz, die Emmentaler können in der Kornkammer Aargau dafür gegen Holz das Stroh beziehen, das ihnen in den Krachen hinten fehlt. Das macht die ­Sache recht einfach: Im Falle einer Kontrolle ist die Holzfuhre stets «für den Aargau» bestimmt. Aber unterwegs dorthin wird im solothurnischen Biberist abgeladen: Die Solothurner brauchen riesige Mengen Brennholz für ihre ­Eisenhütten und zahlen viel besser als die Aargauer.

Hans Grunder, der Ur-Emmentaler, muss nicht bis ins Aargau hinabfahren, um erfolgreich zu sein. Er riskiert alles und investiert sein ganzes Geld in neue, noch nie erprobte Technologien und revolutioniert das beschauliche Geschäft der Landvermesser. Stark vereinfacht gesagt: Er entwickelt ein Verfahren (sog. Bildflüge), um das mühselige Handwerk des Landvermessens per Flugzeug und Satellit aus dem Weltraum zu machen. Die bernische Obrigkeit kann dank diesen revolutionären Methoden den Bauern im Emmental endlich nachweisen, dass sie viel zu grosse bewirtschaftete Flächen zwecks Bezug von Subventionen deklarieren: Das Land, das angeblich bebaut wird, so zeigt Grunders Technologie, ist längst vom Wald überwuchert.

Eigentlich sollte sich nun der Zorn der ­Bauern gegen den geschäftstüchtigen Landvermesser richten und dessen politische Karriere ruinieren. Das Gegenteil ist der Fall: Grunder schärft dank der ganzen Geschichte sein politisches Talent. Er hilft den Bauern, und schliesslich müssen rückwirkend keine Subventionen zurückbezahlt werden. Dieses Engagement vergessen ihm die Bauern nie und geben ihm deshalb für immer die Stimme. Schlau und wendig sein. Möglichst vielen ­Herren dienen: Früh zeigt sich des Landver­messers politisches Talent.

Aber schlau und wendig sind auch andere in diesem Land. Wer die Macht will, muss aus härterem Holz geschnitzt, muss auf den Tisch hauen und ein Uflat sein, schlimmer als der Hagelhans. Die Schlauen und Netten mögen in den Himmel einziehen. Aber nur die zum richtigen Zeitpunkt Bösen kommen ins Bundeshaus und behaupten sich dort.

Was nur wenige wissen: Der gäbige, freundliche und friedliche Grunder kann toben, als sei der Leibhaftige vom Napf herabgefahren. Unvergessen bleibt die Hauptversammlung der SCL Tigers im Herbstmonat 2008 im ­Hotel «Emmental». Wahrscheinlich hat Grunder die Maske in der Öffentlichkeit nie so fallen lassen wie an diesem schönen Herbstabend.

Die SCL Tigers sind ein Eishockey-Unternehmen der höchsten Spielklasse. Die Kenner im Dorf wissen oder ahnen es zumindest: Die ­Kassen sind leer. Der Konkurs ist eigentlich nur eine Frage der Zeit. Aber den grossen Vorsitzenden Grunder ficht das nicht an. Er seift den Chronisten der Berner Zeitung ein, und die staunenden Leser erfahren aus ihrem Leibblatt, dass es den SCL Tigers ­wirtschaftlich so gut geht wie noch nie. Zur Hauptver­sammlung bemühen sich kaum zwanzig Personen, und die verlieren sich im Saal des Hotels «Emmental» wie versprengte Zugvögel, die das Abflugdatum verpasst haben.


Dann bricht der Zorn aus ihm hervor

Sie vernehmen vom Präsidenten gute Nachrichten. Sportlich und wirtschaftlich (!) sei die vergangene Saison (2007/08) die beste seiner Amtszeit gewesen. Alle Altlasten seien ­getilgt und die Basis für die Zukunft gelegt. Der schlaue Landvermesser hat richtig kalkuliert: Es sieht ganz so aus, als werde wieder mal ­alles durchgewunken. Schon schickt er sich an, in aufgeräumter Stimmung die ­Versammlung zu schliessen, und fragt bloss der Form halber, ob es noch Wortmeldungen aus dem Plenum gebe.

Und siehe da: Ein rechtschaffener Treuhänder aus dem Bernbiet hebt die Hand. Er erklärt dem verdutzten Vorsitzenden, aufgrund der Zahlen, die soeben präsentiert worden seien, müssten die SCL Tigers eigentlich die Bilanz deponieren. Totenstille im Saal. Grunder verdankt diese Worte leise und freundlich – und dann bricht der Zorn unvermittelt aus ihm heraus wie die Flut der Emme aus dem Räbloch, wenn im Schangnau hinten schwere Gewitter unter Entfesselung der Himmelsgewalten ­ihre tosenden Wasser am Abhang des Hohgant abgeladen haben.

Potz Heiladdonner! Aus dem freundlichen, ­gäbigen, gutgelaunten Mann wird in unheimlicher Art und Weise innert Sekunden ein ­zorniger Uflat. Er bellt den unbot­mässigen Fragesteller mit überschlagender Stimme an: Es sei eine Sauerei, an einer Hauptversammlung und in aller Öffentlichkeit solche Fragen zu stellen. Wenn er künftig wieder Fragen ­habe, dann solle er gefälligst ins Büro kommen, damit man solche Sachen unter vier Augen ­regeln könne. Dann schliesst Grunder die Versammlung, bevor der verdatterte Mann noch etwas einwenden kann.

Es gibt also auch den bösen, zornigen, her­rischen Hans Grunder. So unergründlich, unberechenbar, vielfältig ist halt das Wesen der Emmentaler in diesem urigen Land, in dem es eben nicht nur Hügel und Täler gibt, wie man in den grossen Städten meint. Hier ist ein ­Hügel auch ein Hoger, ein Grat, ein Horn, ein Chapf, ein Kamm oder ein Chnübeli.

Gut anderthalb Jahre nach dieser denkwürdigen Generalversammlung muss Grunder als Präsident der SCL Tigers zurücktreten. Das Unternehmen ist seit Jahren hochverschuldet. Der Konkurs kann im Herbst 2009 nur noch durch eine Finanzspritze der Gemeinde in der Höhe von insgesamt 900 000 Franken abgewendet werden. Grunders Nachfolger Peter ­Jakob saniert die SCL Tigers AG, und im Frühjahr 2011 werden erstmals seit dem ­Wiederaufstieg von 1998 schwarze Zahlen ­geschrieben.


Aufstand gegen die SVP

Aber auch diese Fähigkeit, ein Uflat zu sein, ­erklärt noch nicht, warum Grunder gegen die SVP, seine Mutterpartei, die mächtigste politische Vereinigung im Lande, aufsteht und sie durch die Gründung der BDP herausfordert. Die Antwort finden wir auch da wieder in ­diesem eigenartigen Land. Das Emmental ­besteht nicht aus Gemeinden. Sondern aus ­kleinen Königreichen. Diese Gegend ist das grösste Einzelhofgebiet der Schweiz. Jedes dieser Breitfront-Bauernhäuser mit Stöckli und Spycher ist ein Königreich und sein Be­sitzer ein Monarch und nur dem Herrgott Rechenschaft schuldig.

Diese Bauern stehen in ihrem Selbstverständnis und Stolz Ratsherren nicht nach, und der königliche Stolz wird von Generation zu Generation vererbt und vermehrt. Diese ­Bauern sind Alphatiere. Ihre Widersacher ­mögen noch so mächtig, berühmt, macht bewusst und reich sein, sie ordnen sich keiner Autorität unter. Sie biegen sich, aber sie ­brechen nie. Wie der Ur-Emmentaler Hans Grunder.

Ist vielleicht am Ende der ganzen leidigen BDP-Geschichte niemand anders als der ein­zige und wahre Christoph Blocher schuld? Ausgerechnet der SVP-Übervater, der doch Gotthelf gelesen hat und kennt wie kaum ­einer und deshalb mit dem Wesen und Wirken des Emmentalers, also auch Grunders, vertraut sein müsste? Enge Vertraute des BDP-Vorsitzenden haben dem Chronisten plausibel erklärt, was zum Bruch mit der SVP geführt hat. Nicht andere Ansichten über das Wesen der Politik. Sondern ganz einfach ­Eitelkeit.


Wegweisendes Treffen mit Blocher

Darf man diesen Überlieferungen Glauben schenken, hat sich die politische Landschaft unseres Landes in ein paar wenigen Augen­blicken nachhaltig verändert. Der frischgewählte, stolze SVP-Nationalrat aus dem Emmental sei beim ersten Zusammentreffen im Bundeshaus von Christoph Blocher von oben herab behandelt, in den Senkel gestellt und im Stolz tief verletzt worden – so nach dem Motto: Du magst zwar ein tüchtiger Land­vermesser aus dem Emmental sein, aber hier bist du ein Nobody, hier sage ich, wie es läuft, ich bin dann ein ganz anderes Kaliber als du. Grunder sei im glühenden heiligen Zorn heim in den Rüegsauschachen gefahren und seither auf ­Mission, auf einem Kreuzzug ­gegen die SVP.

Aber da ist ja nicht einfach ein Mann auf Mission. Sondern ein Ur-Emmentaler! Der ­eine und einzige – Gotthelf! – hat uns eindringlich gewarnt, als er die Eigenart dieses Menschenschlags einprägsam schilderte: ­ «. . . aber wo er einmal Hand anlegt, da lässt er nicht ab, bis alles in Ordnung ist, und wenn er einmal losbricht, so wahre man seine Glieder!» Nun hat der Ur-Emmentaler Hans Grunder Hand an die Bundespolitik gelegt, und er wird nicht ruhen, bis alles seine Ordnung nach ­seinem Sinne hat. Nicht nur die SVP wahre ­ihre Glieder!

3 Kommentare:

  1. Als waschechter Lützelflühler Chnebu muss ich Dir sagen, dass K.Z. sich enorm bemüht, uns "schönzuschreiben". - Denn es ist, und das ist wahr, noch viel krasser als dargestellt. - So sind meine Familie und die Nachbarsfamilie, die Höfe liegen 1.5km auseinander, Spinnenfeind. Dies, weil mein Ururur-Grossvater dem Ururur-Grossvater anno 1845 eine Kuh verkaufte, die in der folgenden Woche gestorben ist (ohne Geld-zurück-Garantie, natürlich!). - Was wie ein Witz tönt, ist traurig aber wahr. - Und ich bin ein Verräter und "gestorben", weil ich seit 2001 mit der Tochter der Nachbarsfamilie, sie ist eine Verräterin und enterbt, glücklich verheiratet bin (wir haben fünf Kinder). Das wir eine sehr kleine Hochzeitsgesellschaft gehabt haben, versteht sich da von selbst. - Und wohnen tun wir auch nicht mehr im Emmental sondern im Kt. Freiburg, denn die engen Täler scheinen auch die geistige Entwicklung zurückzuhalten. - Glücklicherweise sind wir noch jung und die geistige Entwicklung kann noch weitergehen. Auch sprachgewandt sind wir mittlerweile: Wir sprechen urchiges Berndeutsch und unsere Kinder "Seislere" - und die beiden Jungs spielen Hockey in einem Freiburger Verein (dafür, das hat mein Vater mir geschrieben, sollte man mich steinigen!). - Henusode, sigs wie's wöu. - Hauptsache wir sind gesund!!

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  2. Nachdem ich sonst immer leicht zweifle, was von Duc und was von Klaus geschrieben ist, bin ich zumindest in diesem Fall sicher...... oder doch nicht? ;-)

    Gruess Talisker

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  3. Vielen Dank für deinen wunderbaren Kommentar, Anonymus aus Lützelflüh. Deine Erzählung tönt ja noch fast besser, als Zauggs Schwank und würde guten Stoff bieten, für eine grandiose Freilichtaufführung. Ich mag sie einfach, diese Geschichten aus dem Leben, gewürzt mit Tragik, Klischees und guten Enden.

    @Talisker

    Ich kann nicht verhehlen, dass ich diesen Text ganz gerne selber geschrieben hätte. Über den Rossgauhousi, der das beste Land im Tal für seine Rassepferde verschwendet und jetzt nur noch darauf bedacht zu sein scheint, den arroganten Zürchern samt Gefolgschaft den Marsch zu blasen. Anonymus hat wohl schon Recht, wenn er schreibt, Chlöisu habe noch geschönt mit seinen Ausführungen. Vermutlich hatte er Angst, das si nim uf z Bätzi gäbe, wenn er sich das nächste Mal im Tal blicken lässt. Ich mag sie gut, die Emmentaler. Auch wenn sie einem gelegentlich den fremden Fötzel spüren lassen. Fein und subtil zwar. Aber trotzdem irgendwie unmissverständlich.

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