Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 3. November 2011

Vom Strohfeuer, nassem Holz und „Chrachengeistern“

Der SCB konnte den spielerischen Aufwärtstrend der letzten Partien auch in Ambri fortsetzen und gewann gegen die allerdings etwas matten Tessiner gleich mit 0:4 Toren

Schon erstaunlich, wie der SCB jetzt plötzlich auch gegen sogenannt kleine Gegner durchaus gefälliges Eishockey spielen kann. Nach den letzten Monaten der Tristesse war es ja schon beinahe selbstverständlich, dass man solche Spiele bereits im Vornherein als Gurkenspiele abtun konnte.

Die letzten zwei Spiele gegen Genf und Ambri konnte man trotz schwachen Powerplay und gelegentlicher Konteranfälligkeit zu null gewinnen. Dass das eigentlich eher seltsam tönt, weiss ich. Es deutet aber auch auf die hervorragenden Leistungen von Marco Bührer hin, der gerade gegen Ambri einige ganz feine Paraden zeigte.

Antti Törmänens Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Drei Siege aus vier Spielen, davon zwei Auswärtssiege. Ein Gesamtscore von 11:6 und die Meisterschaftsfavoriten aus Kloten auswärts bezwungen. Daneben steht der Lüthi-Schnitt mittlerweilen bereits bei 3.75.

So darf es durchaus weiter gehen. Sven Leuenberger hat neulich im Teleclub erwähnt, dass diese Saison 7 Mannschaften über Meisterpotential verfügen. Ich gehe davon aus, dass auch der SCB zu diesen Mannschaften gehört. Schliesslich wird es langsam Zeit, dass wir die Erwartungen wieder etwas hochschrauben. Sonst wird uns noch langweilig, wenn es nichts zu Grännen gibt.

Das Strohfeuer der Spiele nach dem Trainerwechsel dürfte jetzt aber langsam an Nahrung verlieren. Die nächsten Spiele werden zeigen, ob es genügend stark war, um das nasse Holz der Holzfällertaktik zu entflammen. Sollte es mit dem eingeschlagenen Weg der neuen Spielart tatsächlich in diesem Stil weitergehen, wird das Lüthi- Gaudi des Blicks wohl still und leise versanden und die Mööger, welche Sven Leuenberger und Marc Lüthi zum Teufel jagen wollten, werden wohl in Bälde das berühmte Fähnlein im Wind drehen und auf den Zug der überschwänglichen Lobdudelei aufsteigen.

Ich bin ja gewöhnlich nicht verlegen, unpopuläre Massnahmen zu treffen. Aber den Mut, nach dem unsäglichen ZSC Spiel den Trainer wegen unattraktivem Spiel zum Teufel zu jagen und das „Himmelfahrtskommando“ mit dem ambitionierten Erstlehrjahrsstift an der Bande zu wagen, hätte ich nicht gehabt. Da hätte es zumindest noch zwei weitere Gurkenspielniederlagen gebraucht, bis es mir den Nuggi ebenfalls hinausgepfupft hätte.

Durchaus gefällig, wie der SCB gegen Ambri ins Spiel startete. Joel Vermin rückte für den an einer Gehirnerschütterung leidenden Byron Ritchie auf die Centerposition des ersten Blockes und Travis Roche konnte nach einem Monat Verletzungspause endlich wieder mittun und setzte auch gleich wieder Akzente.

Bis Mitte des zweiten Drittels dominierte der SCB zwar weitgehend das Spiel, erarbeitete sich aber zu wenig zwingende Chancen, um die Spielanteile auch in Tore umzumünzen. Martin Plüss gelang zwar in der 9. Minute die 0:1 Führung. Es dauerte dann aber bis zur Spielmitte, ehe Pascal Berger das schon fast erlösende 0:2 gelang.

Dazwischen war es immer wieder Marco Bührer, der mit seinen grossartigen Paraden einen durchaus möglichen Ausgleichstreffer der konternden Tessiner verhindern konnte. Etwas mehr Effizienz vor dem gegnerischen Tor wäre aus SCB Sicht durchaus wünschbar gewesen. Wäre den Tessinern nämlich bis zur Spielhälfte der Ausgleich gelungen, hätte die Partie durchaus noch einmal spannend werden können.

In der 35. Minute wurde dann aber Joel Vermin für seine hervorragende Leistung belohnt, als er sich dank schnellen Beinen und feinen Händen vors Tor kämpfen und cool zum 0:3 einschiessen konnte. Als Ambri Coach Kevin Constantine dann bereits eine Viertelstunde vor Schluss seinen Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzte, konnte Vermin nachsetzen und zum 0:4 ins leere Tor einschieben. Unglaublich, wie Joel auch auf der Centerposition die Ruhe behalten, die Defensivaufgaben erfüllen und daneben noch offensive Akzente setzen konnte.

Joel Vermin wurde ja, wenn ich mich richtig erinnere, vor 4 Jahren von Nachwuchstrainer Lars Leuenberger vom Center zum Flügelstürmer umfunktioniert. Gut möglich, dass er dereinst wieder den umgekehrten Weg gehen wird. Ein so kompletter Spieler gehört doch eigentlich ins Zentrum.

Ich habe ja zu Saisonbeginn im Zusammenhang mit Joel Vermin vollmundig, aber voller Überzeugung vom „Juwel mit Heldenpotential“ geschrieben. Wenn ich jetzt meine Blogstatistik des letzten Monats analysiere, stelle ich fest, dass Vermin der häufigst gegoogelte Spielername ist, welcher die Leute auf meinen Blog verweist.

Der SCB, um zum eigentlichen Thema zurückzukommen, hat mir auch gegen Ambri sehr gut gefallen. Das Powerplay ist zwar immer noch unsäglich, aber ansonsten spielte man äusserst gefällig. Ein spezielles Lob verdient haben Joel Kwiatkowski und Christoph Bertschy. Kwiatkowski, weil er ohne blöde Strafen zu holen einmal mehr äusserst solide und wertvolle Teamarbeit verrichtete und daneben auch in der Offensive für Gefahr sorgte und Bertschy, weil er auf bestem Weg ist, sich zu einer weiteren SCB-Jungspielerperle zu entwickeln.

4 Lüthis gegen Ambri. Mehr war aber gegen die gesamthaft gesehen chancenlosen Tessiner auch kaum zu holen.

Was jetzt kommt, ist das Nostalgiederby in der Holzhütte. Hoffentlich wird es spassig. Ein Spiel, das durchaus Potential für 5 bis 6 Lüthis haben könnte, wenn es dem SCB gelingen würde, den Weg der letzten Spiele weiterzugehen.

Die Langnauer haben ja verkündet, man wolle dem Verliererimage abschwören. Es wurde gar ein neuer Winnerspirit beschworen. «Mir si wieder öpper», tönte es von Hügel zu Hügel und es wurden Feste gefeiert dass man hätte meinen könnte, der Milchpreis hätte sich über Nacht verzehnfacht.

Bis dann eben am 22. Januar 2011 der verhängnisvolle „Greenday“ kam. Nachdem die SCL Tigers mit einem 2:3 Auswärtssieg in Rapperswil nämlich die erstmalige Playoff Qualifikation geschafft hatten, vergassen sie im Delirium des grössten Vereinstriumphes der Neuzeit, dass eigentlich noch gar nichts gewonnen wurde und dass die Saison nicht zu Ende war, sondern dass sie eigentlich erst richtig beginnen würde. Seither sind die Langnauer dem Verliererimage wieder näher, als dem grossmundig verkündeten neuen Winnerspirit.

Die Spieler grännen nach verlorener Schlacht wieder wie eh und je über die Schiedsrichter und es scheint so zu sein, dass sich erneut sämtliche bösen Hügel- und Chrachengeister gegen den sympathischen Club vom Lande verschworen haben. Immerhin konnten die Tigers den Titel der Ligaschiessbude letzte Woche an die Lakers abtreten, welche in den bis jetzt gespielten 21 Partien 74 Tore kassierten. Die Langnauer stehen aber trotz ausländischem „Topgoalie“ und den beiden neuen Wunderverteidigern Stettler und Rytz auch nicht viel besser da. 73 Gegentore in 21 Spielen. 3.45 Eier pro Partie. Lumpige 7 Siege, davon 2 nach Verlängerung, stehen bisher zu Buche.

Es Playoutelet also bereits wieder gewaltig, im Emmental. Bleibt die Frage, ob die Tigers dann einen allfälligen „Red-Day“ auch so überschwänglich feiern werden. Spotten ist gewöhnlich nicht meine Art. Aber Siege gegen die Tigers schmecken trotzdem immer noch süss wie rosawolkige Zuckerwatte.

In diesem Sinne hoffe ich, dass der SCB einen weiteren Sieg einfährt und dabei etwas fürs Torverhältnis und damit fürs Selbstvertrauen tun kann.

Mindestens 5 Lüthis in Langnau, wenn ich bitten darf.

1 Kommentar:

  1. Jaja, Vermin und Co.

    Üpu von Allmein sei Dank, dass die ausserhalb der Strukturen des SCB zumindest etwas in Sachen Schlittschuh- und Stocktechnik vermittelt bekommen haben.

    Für mich unerklärlich, dass der Mann beim SCB nicht fest angestellt ist.

    Und dabei ist das Wort "unerklärlich" schon fast schöngeschrieben.

    Aber äbe: Der Prophet gilt im eigenen Lande nichts.

    :-)

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