Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 11. November 2011

Glaube an das Unmögliche und das Unmögliche wird wahr!


Ich habe es bisher aus guten Gründen stets vermieden, in meinen Blogs Ralph Krüger als möglichen SCB Trainer zu erwähnen. Die Guten werden ja in der Schweiz eher verpönt als geachtet und so schien es mir sinnlos, meine heimliche Schwärmerei für Krüger zu thematisieren

Da nun aber die schon fast furchtbar objektive NZZ offensichtlich in meinem Stil ein Sätzlein Krügers aus dem Zusammenhang gerissen hat und ihn damit gewissermassen als zukünftigen SCB Trainer portierte, ist das Thema jetzt von höherer Stelle lanciert. Und dass der SCB zumindest lose Kontakte zu Krüger pflegt, scheint mir so klar zu sein, wie das Wasser einer sprudelnden Quelle in einem lauschigen Berg Tal.

Unsere Bosse müssten tatsächlich als Dilettanten bezeichnet werden, wenn sie nicht zumindest mit dem Gedanken spielen würden, Ralph Krueger dereinst als Trainer nach Bern zu lotsen. Einen grösseren Erfolgsgaranten bei minimalerem Risiko wird sich nämlich in den nächsten 20 Jahren kaum finden.

Gewiss, die Meute ist eingeschnappt. So eingeschnappt, dass letztes Jahr sogar Krüger Sohn Justin unter der offenen Ablehnung des Anhanges zu leiden hatte. Völlig zu Unrecht, würde ich meinen. Justin Krüger vermochte zwar die Erwartungen in offensiver Hinsicht nicht zu erfüllen. Defensiv erfüllte er aber seinen Job in seinem ersten Jahr bei den „Grossen“ durchaus solid und vermochte sich in den Playoffs gar noch zu steigern. Hätte er nicht Krueger geheissen, niemand hätte seinen Abgang begrüsst.

Auch das Argument, «wer Spektakel will verpflichtet keinen Krüger», entbehrt jeder Grundlage. Spektakel kommt ausserhalb der Playoffs meist dann zustande, wenn ein Underdog einem Favoriten trotzt und diesen schlägt. Spektakel bedeutet gerade in Bern, Spiele zu gewinnen, den Playoff Final zu spielen und Titel zu holen.

Ralph Krüger langweiliges Eishockey vorzuwerfen, weil er aus einem Verliererteam, der zweitklassigen Schweizer Nati nämlich, eine respektierte Mannschaft im Konzert der Grossen gemacht hat, ist wenig überzeugend.

Ja liebe SCB Fans: Wenn es eine Möglichkeit gibt, die Egos von Marc Lüthi und Ralph Krüger unter einen Hut zu bringen, dann los! Bern-Davos wäre dann auch Krüger-Del Curto. Ein Leckerbissen mit einem siebengängigen Dessert gewissermassen. Der SCB würde noch ein bisschen unbeliebter, weil noch arroganter und vor allem: Weil endlich auch nachhaltig erfolgreich.

Slava Bykov, den ich auch gerne in Bern gesehen hätte, wird wohl nie ein Thema werden. Nicht weil Bykov nicht deutsch spricht, wie uns Marc Lüthi glauben machen will. Das, ich wage das mal so zu behaupten, glaubt der gute Lüthi wohl selber nicht. Nein, man fürchtet sich vor der anderen, etwas unheimlichen Mentalität der russischen Seele und dem zugegeben nicht unerheblichen Risiko, grandios zu Scheitern.

Ralph Krüger aber, kennt das Eishockey in der Schweiz und in Europa wie kein zweiter. Daneben hat das Kommunikationsgenie in den letzten beiden Jahren seine sonst schon guten Beziehungen nach Nordamerika noch einmal ausbauen können. Dass er seinen zukünftigen Lebensmittelpunkt in der Schweiz sieht, ist keine Erfindung der NZZ, sondern wurde von Krüger immer wieder erwähnt.

Ralph Krueger kann ohne Übertreibung zu einer der respektiertesten Persönlichkeiten im Eishockey-Sport gezählt werden. Besonders seit er die Schweizer Nationalmannschaft in der Weltelite etablierte.

Der Deutsch-Kanadier ist zudem ein äusserst gefragter Referent und Motivator in der Wirtschaft. Dass Sätze wie «es gibt keine besonderen Teams, nur Teams, die besondere Dinge tun» oder «der Eintrittspreis ins Team: Ego parkieren und an Wert zulegen» nicht wie platte Worthülsen klingen, die jeder selbsternannte Motivationskünstler bei billigen Wochenendseminaren in den Mund nimmt, hat mit der aussergewöhnlichen Persönlichkeit von Ralph Krueger zu tun.

Geboren wurde der Sohn eines deutschen Arztes und, man könnte es fast erahnen, einer Schauspielerin, am 31. August 1959 im kanadischen Winnipeg. Mit 17 Jahren kam er Eishockey Profi nach Deutschland, wo er als Spieler 350 Partien als Stürmer in der Eishockey-Bundesliga spielte. Dabei erzielte er 187 Tore und verbuchte 186 Assists. In der Saison 1980/81 wurde er bei der Düsseldorfer EG mit 103 Punkten Topscorer der Liga. Daneben absolvierte er in seiner Karriere 45 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft.

Seine Trainerlaufbahn begann Ralph Krueger bereits mit 30 Jahren als Spielertrainer des deutschen Zweitligisten SV Duisburg. Da ihm zu jener Zeit die nötigen Lizenzen noch fehlten, wurde der Trainerposten „offiziell“ von Jiří Hanzl bekleidet. Im folgenden Jahr verliess Krueger Duisburg, nachdem er die Mannschaft zuvor in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga geführt hatte, wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Klubführung. Zwischen 1994 und 1998 gewann er danach mit der österreichischen Mannschaft VEU Feldkirch fünfmal nacheinander (!) die österreichische Meisterschaft und dreimal die Alpenliga. Als Krönung folgte 1998 der Sieg in der European Hockey League, in der sämtliche europäischen Meister der besten Ligen teilnahmen. Nach diesen Erfolgen übernahm er im selben Jahr den Posten als Nationaltrainer der eben erst aufgestiegenen Schweizer Nationalmannschaft und coachte diese an der Heim WM auf den sensationellen 4. Rang.

Damals pushte der charismatische Coach seine jungen Spieler von Match zu Match zu noch höheren Leistungen und schaffte ein veritables Eishockey-Wunder, war doch das Team nach Jahren des Darbens eben erst aus der B-Gruppe aufgestiegen.

Höhenflüge wie diesen hat unsere Nati an Grossanlässen seither zwar nicht mehr geschafft. Aber es ist das Verdienst von Ralph Krueger, dass sich die Schweiz in seiner Amtszeit als kleinste Eishockey-Grossmacht etablieren konnte. Nur dreimal in 13 Krüger Jahren hat die Nati das Viertelfinale verpasst. Eine Bilanz, von der zuvor niemand geträumt hätte und an der sich seine Nachfolger werden messen lassen müssen. Eine Messlatte, wer’s nicht glaubt wird es sehen, die kaum zu überspringen sein wird.

Daneben schaffte es die Schweiz immer wieder, an WM und Olympia einem Grossen ein Bein zu stellen. Der Sieg gegen Russland an der WM 2000 in St. Petersburg und die Erfolge an den Olympischen Spielen 2006 in Turin gegen Kanada und Tschechien gingen in die Schweizer Sportgeschichte ein. Auch der 4:2 Sieg gegen Schweden an der WM 2008 kann zu den absoluten Highlights der Ära Krüger gezählt werden. Es war dies der erste Sieg über das Drei-Kronen-Team seit 15 Jahren.

Kruegers Kunststück als Nati Trainer bestand darin, mangelnde Erfahrung auf höchstem Niveau mit spielerischen und technischen Qualitäten, taktischer Einstellung und Kampfwillen wettzumachen. Und natürlich mit dem legendären Teamgeist, dem er alles unterordnet. An seiner Handschrift, nicht in erster Linie auf klingende Namen, sondern konsequent auf Team-Player zu setzen, hielt Krueger konsequent fest. «Wir versprechen niemandem ein WM-Freibillet», oder «wir haben schon eine Gruppe mit sehr viel Erfahrung beisammen, werden also im Hinblick WM und Olympia keine drastischen Veränderungen vornehmen», waren seine Argumente, für die er zuweilen harsch kritisiert wurde.

Zu Kruegers Künsten gehört es, Spielern und Fans das Gefühl zu vermitteln, alles sei möglich. Er war aber stets clever genug, die Erwartungen jeweils nicht zu hoch zu schrauben. Arno Del Curto lässt grüssen.

Als Nationalcoach mass er den Erfolg über eine lange Zeitperiode und liess vor der WM in Bern und Zürich 2009 Zahlen sprechen: «1997 lagen wir in der Weltrangliste auf Platz 18, jetzt auf Rang 8.»

Aber Krueger wäre nicht Krueger, hätte er nicht leise vom Edelmetall geträumt. «Die Chancen auf eine WM-Medaille sind für uns nicht sehr gross. Dennoch arbeiten wir hart daran, diesen Traum zu erfüllen. Als Kanadier kenne ich nichts anderes», pflegte er jeweils zu sagen.

Trotz seiner Erfolgsgeschichte war Ralph Krueger aber nicht unumstritten. Bei seinem harten Durchgreifen gegen Reto von Arx und Marcel Jenny am Olympiaturnier 2002, er schickte die beiden Leistungsträger nach einer unbewiesenen Zecherei nach Hause, bewies er wenig Fingerspitzengefühl. Vielleicht liess er sich von seinem Frust leiten, weil die Schweizer in Salt Lake City schlecht spielten. Von Arx hatte danach Wort gehalten, und spielte nie mehr für die Schweiz.

Ein rauerer Wind blies dem Charismatiker auch von anderer Seite entgegen: Die Vereinsbosse, namentlich die aus Bern und Davos, sägten offen an seinem Stuhl. Erstens beanspruche Krueger die Nati-Spieler ihrer Meinung nach an zu vielen Tagen, und zweitens sei er mit seinem geschätzten Jahresgehalt von 700'000 Franken ein zu teurer Budgetposten, wurde argumentiert.

«Es wäre für die Arbeit und das Schweizer Eishockey verheerend, wenn die Termine der Nationalmannschaft gekürzt würden. Wir brauchen jeden einzelnen Tag, den wir kriegen können», antwortet Krueger seinen Kritikern jeweils.

Doch als im Schweizerischen Eishockeyverband die Klubs die Macht übernahmen, hatte selbst Ralph Krueger die schlechteren Karten in der Hand. So war es nicht weiter erstaunlich, dass sein Einsatz an der Schweizer Bande nach den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver endete.

Im Juli 2010 wurde Ralph Krueger von den Edmonton Oilers als Assistenztrainer unter Tom Renney verpflichtet. Er wolle sich in der NHL persönlich Weiterentwickeln, um ein besserer Trainer zu werden, begründete er seinen Wechsel ins zweite Glied. Tom Renney rühmt seinen Assistenten in den höchsten Tönen: «Ralph berücksichtigt jedes Detail, sieht die Zusammenhänge, ist ein exzellenter Kommunikator und hat unglaublich viel Energie. Er arbeitet hart und bringt stets das Beste aus den Spielern heraus.»

Ralph Krüger kennt das Lohnband für einen Schweizer Clubtrainer. Will er seinen Lebensmittelpunkt in Zukunft in der Schweiz haben und hier ein Clubteam trainieren, dürfte seine Verpflichtung kaum an den Finanzen scheitern.

In diesem Sinne blicke ich gespannt und die Mehrheit wohl leicht besorgt und irritiert in die Zukunft. Trotzdem bin natürlich auch ich ein typischer SCB Fan und lechze nach Spektakel. In vielerlei Hinsicht... 

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