Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 20. November 2011

Vom Zähringerderby, dem Petarden-Trottel und lebenslangen Lernprozessen

Der SCB gewann mit einer erstaunlich abgeklärten Leistung das gute Zähringerderby gegen den Leader aus Fribourg mit 4:1 und meldet sich damit in den Kreis der Spitzenteams zurück

«Mut wird sich angesungen, fast ohnmächtig vor Wut der Gewalt entgegen», dröhnte es vor dem Spiel, als ich den Aufmarsch der Gottéron-Fans beobachtete, aus meinen Tinnitus-Stöpseln. Ein Wunder, dass ich bei meiner jahrelangen Sünderei überhaupt noch etwas höre. Aber item, der Text des deutschen Philosophen passte im Angesicht der Ausgangslage eigentlich eher zu den Fans des SCB. Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt.

Es war in den ersten Sekunden offensichtlich, dass die Fribourger den Leader markieren wollten. Die Passivität, welche ihnen die Medien attestierten, trat zwar ein, aber erst nachdem sie sich mit zwei Toren im Rückstand sahen. Zumindest der Beginn des Leaders war aber stürmisch. Zu stürmisch, wie sich bereits nach 54 Sekunden herausstellen sollte. Martin Plüss konnte nämlich mit dem ersten Konter bereits zum 1:0 für den SCB einschiessen.

Als Fribourg Gottéron aber gut 2 Minuten später eine Strafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis absitzen musste, dauerte es nur 34 Sekunden, bis der erneut stark aufspielende Ryan Gardner einen Schlenzer von Travis Roche zum 2:0 ablenken konnte. Ein Tor, welches später als das schönste des Abends ausgezeichnet wurde.

Von diesem Zeitpunkt an spielte der SCB die Partie mit einer schnörkellosen Leichtigkeit herunter, dass es eine wahre Freude war zum Zuschauen. Die Fribourger zeigten zwar durchaus, warum sie zurzeit das Mass der Dinge in der NL A sind. Zuweilen Bykovte und Gamaschesimelete es bedrohlich, aber der SCB zeigte sich auf dem Posten und zelebrierte auch in der Abwehr eine Leistung, wie man sie nicht unbedingt erwarten konnte. Lediglich lumpige 19 Schüsschen musste man den Fribourgern in dieser Partie zugestehen. Eine wahrlich bombastische Leistung.

Im zweiten Drittel verlief das Spiel dann weniger offen und nachdem Shawn Heins bereits in der 21. Minute der Anschlusstreffer geglückt war, drückten die Fribourger zuweilen vehement, auf den Ausgleich.

Der SCB beherrschte aber für einmal die Kunst der aktiven Spielkontrolle perfekt und zusammen mit dem einmal mehr glänzend aufspielenden Marco Bührer im Tor gelang es schliesslich, die knappe Führung in die zweite Pause mitzunehmen.

Die Fribourger versuchten in den letzten Minuten des zweiten Drittels zwar noch, mit Provokationen Emotionen ins Spiel zu bringen und damit den soliden SCB aus dem Tritt zu bringen. Der SCB ging aber im Stile einer selbstsicheren Spitzenmannschaft nicht darauf ein.

Im letzten Drittel war es dann wieder der SCB, welcher mehrheitlich die Gangart bestimmte. Adrian Brunner packte „Fritsches Chance“ und empfahl sich mit einem beherzten Auftritt und dem wichtigen Tor zum 3:1 in der 43 Minute für weitere Einsätze.

Es wäre interessant zu wissen, was Schiedsrichter Stephane Rochette in der Pause zu sich genommen hatte. Was der in kurzer Folge alles übersah, geht auf keine Kuhhaut und ist selbst mit Wohlwollen gegenüber der schwierigen Aufgabe eines Schiedsrichters nicht schönzureden. Einfach unsäglich und eines Spitzenspiels nicht würdig, was Rochette da ablieferte.

Immerhin zeigte sich in dieser Phase, zu was der oftmals viel zu passive Anhang des SCB in Sachen Lärm und Stimmung entgegen allen Unkenrufen immer noch fähig ist. Wäre dieses Brodeln auf den Rängen über längere Zeit aufrechterhalten geblieben, ich hätte glatt 6 Lüthis vergeben.

So twitterte ich aber um 21:54: «Alle möögen nach 6 Lüthis, aber ich gebe nur 5.»

Es dauerte daraufhin nur eine halbe Stunde, bis der Boss persönlich insistierte:

«9 Punkte-Woche! Zufriedene Halle! Ich bin zufrieden!»

Gewiss, als CEO wäre ich das in Anbetracht der vollen Arena und der zufriedenen Gesichter mit Bestimmtheit auch. Auch ich als Fan und oft nicht unkritischer Blogger bin zufrieden. 5 Lüthis eben. Einer bleibt noch. Gewissermassen als Steigerungspotential.

Bekanntlich ist aus sportlicher Sicht Zufriedenheit bereits der erste Schritt zum Rückschritt. So gesehen gilt es, die 9 Punkte als Lohn für das erkämpfte Glück des Tüchtigen in den Spielen gegen Fribourg und Biel und der fantastischen Leistung gegen Fribourg Gottéron zu verbuchen und mit aller Nüchternheit die weiteren Aufgaben anzugehen.

Apropos Boss: Neulich hatte ich mit einem Lümmel, der mich gelegentlich als Schwarzmaler zu diffamieren pflegt, eine Facebook Unterhaltung über gelöschte Berichte auf 20min. Vermutlich hatte man dem Papst Stadionverbot angedroht, wenn der Bericht über den Ausraster unseres Sportchefs gegen Schiri Kurmann samt den dazugehörenden Verschwörungstheorien so stehen bleibt.

«Ich würde jedenfalls auf Druck von aussen nie einen meiner Blogs löschen», entgegnete ich, worauf der Andere tatsächlich meinte: «Du bist ja meistens identisch mit dem Chef, Marc ist doch dein Mentor.»

Eine unglaubliche Frechheit gegenüber einem freien Blogger, der eher mit dem Schreiben aufhören würde, als sich in irgendeiner Form beeinflussen zu lassen. Ich nehme was ich kriege und verwende was ich will ist meine Devise. Und Schwarzmalen und „identisch sein mit dem Chef“ beisst sich doch ganz gewaltig. Ich habe in dieser Hinsicht keinen Chef und auch sonst bin ich sehr bemüht, ein freier Radikaler zu bleiben.

Jean-Pierre Dumont soll übrigens Glück im Unglück gehabt haben, dass er sich beim fiesen Bein stehen lassen des Gegners nur eine schmerzhafte Prellung zugezogen haben soll. Ich habe ehrlich gesagt schon mit Ausländer Nummer 7 gerechnet. War das kein Kniestich?

So, ich möchte langsam zum Schluss kommen. Schliesslich bin ich ja auf dem Weg, eine vernünftige Balance zwischen Kurzmitteilung und langweiligem Roman zu finden. Ich bin halt ein Schnellschreiber und da ist es manchmal nicht einfach, zwischen Denken und lesergerechtem Schreiben zu unterscheiden. Zum Glück ist aber das Leben ein stetiger Lernprozess.

Etwas habe ich aber trotz Vorsätzen und stetigem Lernprozess noch: Die Sache mit dem Petarden-Trottel von Rom.

Auch ich bin der Meinung, dass der Blick in dieser Sache überschossen hat. Nicht weil sie einen Deppen Trottel nannten, sondern weil sie ihn im Stile des Mittelalters an den Pranger stellten.

Das war keine Ermittlungsaktion. Der Depp ist den Untersuchungsbehörden bekannt. In einem solchen Fall ist es nicht nur unnötig und unserem Rechtsprinzip nicht würdig, den Täter mit Bild an den Pranger zu stellen. Es ist sogar äusserst kontraproduktiv und wirkt der geforderten Selbstregulierung geradezu entgegen.

Man hätte gescheiter einen Bericht über den Gesundheitszustand des verletzten Balljungen geschrieben. Das hätte der Sache vielleicht sogar gedient.

Was folgt, nicht für den Petarden-Trottel selbstverständlich, ist der schwere Gang nach Rapperswil am nächsten Samstag und das Derby gegen die Tigers am Sonntag. Es würde meines Erachtens nichts dagegen sprechen, einmal 6 Spiele in Folge zu gewinnen.

Und es wäre nach den ermunternden Auftritten des SCB in der vergangenen Woche durchaus angebracht, wenn die Postfinance Arena im Derby gegen die Tigers erneut ausverkauft wäre. «Revanche» sollte am nächsten Sonntag das Motto sein!

Ähm, noch einmal etwas:

«Hoffnungsvollen „Jungdurchschnitt“ gegen Durchschnitt einzutauschen macht objektiv keinen Sinn. Ausser, der SCB wolle unbedingt Daniel Rubin subito und dieser will es auch. Und Chris McSorley möchte nebst Kohle John Fritsche und gleichzeitig Adrian Brunner von der Lohnliste.»

„Isch mini Idee gsi, han ich erfunde“. J

Wohl nicht ganz „im Sinne des Chefs“, aber schauen wir mal...

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