Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 30. Oktober 2011

6 Lüthis für Vermin


«In Bern scheint man genügsam geworden zu sein. Vom Anspruch, die beste Show der Stadt zu bieten, ist der SCB momentan weit entfernt», war heute in der NZZ zu lesen. Der Kommentator des gestrigen Sport Aktuell trieb das SCB Bashing gar noch weiter und verlieh für den Sieg gegen Genf lediglich 1.5 Lüthis

Den heutigen Blick habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt. Die gaben dem SCB bisher 2 Lüthis gegen Lugano und deren 4 für den Auswärtssieg gegen Kloten. Von mir gab es 3 Lüthis gegen Lugano, 4 gegen Kloten und für das gestrige Spiel gegen Genf gebe ich noch einmal deren 4 dazu.

Die drei Spiele unter Antti Törmänen bescherten uns 6 Punkte, ein Torverhältnis von 7:6, 11 Lüthis und als angenehmer Nebeneffekt reichlich Erwähnungen in den Medien. Ganz respektabel, was so ein präsidiales „den Nuggi use putze“ positives bewirken kann. Obwohl es die Medien noch nicht wahrgenommen zu haben scheinen, ist die Unterhaltung und damit auch die Spielkultur bereits merklich besser geworden.

Ich weiss, man sollte das Kind nicht mit dem Bad ausschütten und man kann durchaus der Meinung sein, dass wir uns zurzeit noch in der Phase des üblichen Strohfeuers nach einem Trainerwechsel befinden. Es schleckt aber keine Geiss weg, dass sich die Spiele unter Larry Huras zuletzt durchwegs im mageren Bereich von lediglich 1 – 3 Lüthis bewegten. Jetzt sind wir bei gleicher Punkteausbeute bereits bei respektablen 3.6 Lüthis.

Die „genügsamen Fans“ haben weiss Gott nicht erwartet, dass der SCB das Freitagsspiel in Kloten gewinnt. Die Mannschaft hat aber, nachdem man gegen Lugano im letzten Drittel in Ratlosigkeit verfallen war und regelrecht einging, in Törmänens angestrebten Finnland-Kanada-Mix erstaunlich schnell die Balance gefunden und konnte die favorisierten Flyers in deren Stadion nicht unverdient mit 1:3 bezwingen.

Ich war etwas schreibmüde und beschränkte mich nach dem Spiel daher auf folgenden Microblogging-Kommentar: «4 Lüthis fürs Spektakel. Ansonsten eine sehr gute nüchterne Mannschaftsleistung mit einem ansprechenden Dumont-Einstand.»

«Oft tut auch Unrecht, wer nichts tut. Wer das Unrecht nicht verbietet wenn er könnte, der befiehlt es», sagte der Römische Kaiser Marcus Aurelius seinerzeit. In diesem Sinne meinte Marc Aurelius Lüthi nach dem Sieg in Kloten: «Das Spiel war VBVKGAVS- viel besser, viel Kampf, gute Ansätze, viel Spannung.»

Habt ihr Joel Kwiatkowski gesehen in den letzten drei Spielen? Keine blöden Strafen und ausschliesslich äusserst smarte und wertvolle Leistungen. Auch Ryan Gardner, der sich irgendwie zum Topscorer gemausert hatte, blüht befeuert von der neuen Spielanlage an der Seite von Perle Vermin regelrecht auf.

Apropos Joel Vermin: Seit dieser am 11. Oktober in Genf verletzt ausfiel und nachher nie mehr in der 1. Linie mit Byron Ritchie und Pascal Berger zum Einsatz kam, hat Ritchie seinen Goldhelm und die Linie ihren Zauber verloren. Der Junge ist famos! Wie seinerzeit bei Roman Josi ist es auch bei Joel Vermin so, dass er bei jeder Puckberührung irgend etwas kleines schlaues bewerkstelligt.

Jetzt ist noch der 17 jährige Christoph Bertschy dazugekommen, der ebenfalls bereits aufspielt wie ein Routinier und das Spiel des SCB regelrecht befeuert. Dass er gar Marc Reichert temporär aus dem Team verdrängt hat, zeigt die hervorragende Arbeit, die Marc Weber, Lars Leuenberger und Konsorten in der Nachwuchsabteilung leisten.

Item, dass das Spiel gegen Mc Sorleys Genève-Servette eher in Richtung Krampf und Geknorze laufen würde, war absehbar. Es wurde aber unterhaltsamer und viel besser geknorzt, als in der näheren Vergangenheit. Die Mannschaft ist sichtlich bemüht, mehr zu tun, als nur irgendwie über die rote Linie zu hecheln, um dann die Scheibe ins Angriffsdrittel knallen zu können. Dass sich das verwaiste Kombinationsspiel nicht von einem Tag auf den anderen wieder einstellen kann, dürfte jedem klar sein. Aber die neuen Ansätze sind erkennbar und die zweit Tore von Joel Vermin gewissermassen zukunftsweisend.

Antti Törmänens Arbeit geht jedenfalls in die richtige Richtung und man darf berechtigter Hoffnung sein, dass sie Früchte tragen wird. Ein unsägliches Flickwerk ist immer noch unser Powerplay. Hier stimmt noch einiges nicht. Statt Druck aufs gegnerische Tor produziert der SCB im Überzahlspiel immer noch Konterchancen für den Gegner. Hier gilt es sofort den Hebel anzusetzen. Eine Mannschaft ohne funktionierendes Powerplay ist keine Spitzenmannschaft. Der SCB hat aber genügend Potential, um eine solche zu sein!

Zu Jean-Pierre Dumont: Er hat einen durchaus ansprechenden Einstand gezeigt. Man sieht jedenfalls bereits seine überragende Spielübersicht. Er spielt kluge und genaue Pässe, verfügt über einen präzisen und äusserst scharfen Schuss und auch sein Positionsspiel ist schon sehr gut. Dass er noch etwas eingerostet ist, sollte uns nicht weiter beunruhigen. Schliesslich fehlt ihm jegliche Spielpraxis und die Umstellung auf das grosse Eisfeld muss auch zuerst erfolgen, was ein paar Spiele dauern dürfte. Dumonts Wert für den SCB dürfte sich demnach erst im Januar so richtig zeigen.

«Gesiegt, gekämpft, kompakt! Ich bin zufrieden!» Diesen Worten von Marc Lüthi zum Spiel gegen Genf möchte ich mich anschliessen.

4 Lüthis fürs Spektakel, 6 Lüthis für Vermin. In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen wunderbaren goldenen Herbstsonntag.

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