Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Vom Zähringerderby, Schwarzmalerei und Zukunftsaussichten


Der SCB entführte im zweiten Zähringerderby der Saison mit dem 3:2 n.P. einen Punkt gegen den Leader. Die Fribourger führten zwar spielerisch die feinere Klinge, der SCB verdiente sich aber den Punkt mit einer engagierten und mutigen Vorstellung und mit dem Glück des Tüchtigen

Der knappe Sieg Fribourg Gottérons ging in diesem abwechslungsreichen, spannenden und schnellen Spiel aufgrund ihrer spielerischen Überlegenheit absolut in Ordnung. Es brauchte von Seiten des SCB, welcher nur mit zwei Ausländern und ohne Joel Vermin antreten musste, eine gegenüber den letzten Spielen stark verbesserte Leistung, um gegen die spielfreudigen und selbstsicheren Fribourg nicht einzugehen.

Der Beginn des Spiels liess allerdings böses erahnen. Fribourg startete wie die Feuerwehr in die Partie und der SCB erschwerte sich die Aufgabe mit Missverständnissen in der Abwehr und Fehlzuspielen im Spielaufbau zusätzlich gleich selber.

Nachdem Ryan Gardner in der 8. Spielminute in Unterzahl einen Entlastungsangriff aus dem eigenen Drittel auf staubtrockene Weise zur 0:1 Führung für den SCB verwerten konnte, kamen die Berner zwar kurzzeitig etwas besser ins Spiel. Der Aufschwung hielt aber nicht lange an und nach einer Konfusion im Verteidigungsdrittel des SCB kamen die Fribourger fünf Minuten vor Ende des ersten Drittels zum hochverdienten Ausgleich durch Benjamin Plüss.

Der SCB hätte kurz vor der ersten Drittelspause noch einmal Gelegenheit gehabt, sein stotterndes Powerplay zu üben. Joel Kwiatkowski hatte aber etwas dagegen und holte sich wegen einem saublöden «Stöcklihäbe» im Angriffsdrittel seine zweite Strafe des Spiels. Langsam aber sicher, mein lieber Joel, gehst du mir gewaltig auf den Sack! Solche stümperhafen Mistfouls werte ich langsam aber sicher als Disziplinlosigkeit. Videostudium mit einem Sportpsychologen oder weiss der Teufel was wäre angesagt, bestand doch dieses Problem schon letzte Saison. In den Playoffs ist man nicht zuletzt auch wegen solchen Aussetzern gegen die Flyers mit 0:3 in Rückstand geraten.

Kwiatkowskis Offensivbemühungen in Ehren, aber ich habe zuweilen das Gefühl, dass er in der DEL oder in einem Farmteam der rustikalen AHL auf dem schmalen Eisfeld besser aufgehoben wäre. Er denkt zu langsam und bringt sich dadurch laufend selber in eine schlechte Positionen. De muesch haut när foule, das me dir nid um d Ohre fahrt.

Joel hatte jetzt eine Saison und 16 Spiele Zeit, sich an unsere Liga zu gewöhnen. Lange genug damit man mit gutem Gewissen sagen kann, dass Kwiatkowski den Ansprüchen des SCB nicht genügen kann. Bleibt die Hoffnung, dass Travis Roche nach seiner Rückkehr die Form des letzten Herbstes wieder findet und dass die Verletzungshexe in der Verteidigung nicht wieder zuschlägt. Bei der Verletzung, die sich Martin Höhener im zweiten Drittel holte, soll es sich übrigens um eine schmerzhafte Oberschenkelprellung handeln, die keinen langen Ausfall zur Folge haben dürfte.

Vielleicht verkündet der SCB ja nächstens die Verpflichtung des allheilbringenden Messias in Form eines spielstarken und charismatischen ausländischen Stümers mit Skorerqualitäten. Die eierlegende Wollmilchsau gewissermassen, die alle tatsächlichen und herbeigeredeten Probleme auf einen Schlag zu lösen vermag. Man wäre dann nicht mehr auf Kwiatkowski angewiesen und hätte mit einem schlauen Rotationsprinzip zusätzliche taktische Möglichkeiten. Einen weiteren Holzfäller a la Lee Goren und Konsorten brauchen wir aber nicht. Ich denke vielmehr an die Möglichkeit, einen Spieler zu verpflichten, der über die Saison hinaus beim SCB bleiben könnte und den man in dieser Saison gewissermassen testen könnte.

Im zweiten Drittel gefiel mir der SCB besser. Auch wenn Gamasche Simeli zuweilen gefährlich kurvte und passte und gegen Beat Gerber gar noch eine Strafe herausholte, konnte sich der SCB schadlos halten und bewahrte sich mit dem 1:1 nach zwei Dritteln die Chance auf Punkte.

Äusserst positiv aufgefallen ist mir Christoph Bertschy. (Jahrgang 1994).Der junge Stürmer, der vor drei Jahren aus der Freiburger Juniorenabteilung zum SCB gestossen war, fügte sich ins Spiel ein, als spielte er schon jahrelang in der ersten Mannschaft. Mit seinem gestrigen, für die Zukunft sehr hoffnungsvollen Auftritt, dürfte er sich Chancen auf weitere Einsätze verdient haben. Man soll nur weiterhin stark in den Nachwuchs investieren, statt dem Langnauer Simon Moser nachzutrauern.

Dieser wollte nicht zu Davos Zug oder Bern. Er hat sich entschieden, in Langnau zu bleiben um auch zukünftig um den Playoffeinzug und um eine allfällige Viertelfinalüberraschung zu kämpfen. Gut für Langnau, egal für den SCB. Zumindest wenn man sich dadurch nicht verleiten lässt, sich in falscher Hektik auf dem Transferwühltisch mit Mittelmass oder mit Occasionen jenseits des Zenits einzudecken. Gewiss, auf die übernächste Saison wird man Plüss ersetzen müssen. Aber wenn man die Ausländerpositionen gut besetzt, gibt es zumindest in dieser Transferperiode keinen Grund, die Positionen im Sturm gross umzukrempeln. Eigene durch nicht bessere Zukäufe zu ersetzen, darf jedenfalls keine Option sein. Mit Spielern Joel Vermin, der jetzt schon eine Perle ist und Pascal Berger oder vielleicht auch Christoph Bertschy, wird der SCB gewissermassen auf natürliche Weise besser.

Wer jetzt das Gefühl hat, Simon Moser spiele bei den SCL Tigers die nächsten zwei Jahre für 365 Liter Milch und 730 Bratwürste von Metzgermeister Horisberger Michael, dürfte sich täuschen. Auch die Tigers lassen sich nämlich ihre Schlüsselpositionen etwas kosten. Gespart wird dort allenfalls bei der Kadertiefe.

In der Verteidigung brauchen wir aber einen guten jüngeren Zuzug. Dominic Meiers Zeit läuft ab, Kwiatkowski wird den Club verlassen müssen und die anderen werden auch nicht jünger.

Um wieder zum Spiel zurückzukommen, es stand ja 1:1 nach dem zweiten Drittel, durfte man durchaus gespannt sein, ob es dem SCB wider Erwarten gelingen würde, Punkte aus Fribourg zu entführen. Leider musste Joel Kwiatkowski nach drei Minuten wegen einem erneut saublöden Halten in die Kühlbox. Eine Strafe, die Sandy Jeannin in der 45. Minute zur erstmaligen Führung der Fribourger verwerten konnte.

Dass der SCB noch einmal ins Spiel zurückkam, ist dem ungebrochenen Kampfgeist und einem Geschenk von Fribourg Hüter Cristobal Huet zu verdanken, welcher einen an sich harmlosen Schuss von Martin Plüss zwischen den Hosenträgern passieren liess.

Dieses Tor schien dem SCB noch einmal Flügel zu verliehen zu haben. Es wäre aber in Anbetracht des Spielverlaufes wohl des Guten zu viel gewesen, wenn dem SCB in den Schlussminuten noch der Siegestreffer gelungen wäre.

Ich habe vom SCB nach den zuletzt farblosen Auftritten eine engagierte und mutige Spielweise erwartet. So gesehen bin ich mit der Teamleistung und mit dem gewonnenen Punkt beim Leader durchaus zufrieden.

Martin Plüss zeigte aufsteigende Tendenzen und Andreas Hännis abgeklärte Spielweise gefällt mir sehr gut.

Etwas Mühe habe ich zurzeit mit der doch sehr tendenziösen Pauschalschwarzmalerei der Fans. Etwas Differenzierung wäre da durchaus angebracht. Gerade das Kritisieren der Bemühungen des SCB, im Gastrosektor mehr Einnahmen zu generieren, ist nicht nur kurzsichtig, sondern geradezu dumm. Und wer das Gefühl hat, Marc Lüthi sollte sich, statt sich mit René Fasel zu balgen und die Interessen des SCB gegenüber der IIHF zu vertreten, lieber mit den Spielern aufs Eis begeben und mit ihnen Laufen und Passen trainieren, sollte sich einmal mit dem Organigramm des SCB befassen.

Gewiss, die Spiele gegen Genf, Rappi und Biel waren unbefriedigend und unser Powerplay ist schwach, da gibt es nichts zu beschönigen. Auch der zuweilen doch sehr geringe Spektakelgehalt der Spiele darf durchaus kritisiert werden. Ich habe aber das Gefühl, dass die Heftigkeit der Kritik in erster Linie auf die Nachwehen der letzten Saison zurückzuführen ist, bin ich doch nachwievor der Meinung, dass der SCB in dieser Saison gerade in dieser Hinsicht durchaus bemüht ist, die Spiele aktiver und engagierter zu gestalten. Dass gerade nach dem Unfall von Kevin Lötscher mit einem gewissen Verlust von Potential gerechnet werden musste, war absehbar.

Kein Verständnis habe ich aber für Aussagen wie: «Es wäre besser, wenn eine Serie von Niederlagen folgen würde, dann würde wenigstens gehandelt.» Wie denn? Reichert, Neuenschwander und Kiwi mit Occasionen ersetzen, den Staff zum Teufel jagen und das Stadion abbrennen? Das ist doch einfach Hafenkäse und keine Einstellung. Mit Sportsgeist und Identifikation mit dem SCB hat das jedenfalls nichts zu tun. Eher mit selbstgerechter Konsumgesellschaft, die man doch so gerne zu kritisieren pflegt, solange man selber keine ernsthaften Probleme zu lösen hat. Es geht im Sport und somit auch im «Fanleben» nun mal immer auf und ab, man muss auch verlieren können und die Anderen sind auch gut. Daher sollte man es vermeiden, die eigenen überhöhten Ansprüche auf die Mannschaft zu projizieren und Niederlagen als persönlichen Frust zu empfinden.

Von der Mannschaft kann man erwarten, dass sie bis zur letzten Spielminute kämpft und nicht bloss fleissig, aber ohne Emotionen den «Matchplan» herunterspielt. Im Spiel gegen Fribourg hat man das meiner Meinung nach perfekt umgesetzt.

Vielleicht muss ich dazu anfügen, dass ich wohl etwas weniger der Spezies des «Eventfans» angehöre. Das Theater, welches entsteht wenn es nicht optimal läuft, gehört für mich mit zur Unterhaltung und amüsieren kann ich mich auch ab den Reaktionen von entnervten Zuschauern. Geknorze mag spektakelmässig unattraktiv sein, aber die Bemühungen zur Korrektur sind durchaus interessant, auch wenn sie nicht immer gelingen.

Ein Fan sollte auch langfristig denken. Und gerade in dieser Hinsicht gibt es beim SCB viel Positives. Eben gerade auch dass man die Ruhe bewahrt und nicht irgendwelche Harakiri- Transfers tätigt, wie es andere mit mässigem Ertrag tun. Der ZSC hat gerade eben einen Verlust von 1.035 Mio. gemeldet. Kein Problem, solange Walter Frei die Schatullen öffnet. Wir haben nun mal keinen Walter Frei.

Einstellungsmässig sind wir klar besser als letzte Saison und im Hinblick auf die Zukunft gibt es keinen Grund, für irgendwelche Schwarzmalereien. Schaut euch einmal die Leistungen unserer Jungen an. Wenn es gelingt, auf nächste Saison zwei Ausländerpositionen mit guten Transfers neu zu besetzen und die Verteidigung mit einem ambitionierten Schweizer zu verjüngen, haben wir eine gute und konkurrenzfähige Truppe beisammen. Die Mischung zwischen routinierten Spielern mit viel spielerischem Potential und aufstrebenden Jungspielern stimmt beim SCB, zumindest im Angriff, nahezu optimal.

Auf die Trainerfrage möchte ich jetzt noch nicht eingehen. Larry hat die Mannschaft soweit gut im Griff. Absturzgefahr sehe ich keine, die Stimmung im Team und das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer scheinen zu stimmen. Was mir nicht gefällt, sind die aus meiner Sicht zu stark angezogenen Zügel bei der Spielart, was besonders gegen schwächere Gegner zu Langeweile führt. Das Argument, man wolle lieber Punkte als Spektakel, greift aus meiner Sicht zu kurz. In Biel gab es jedenfalls keine Punkte.

Ebenfalls negativ sind das himmeltraurige Powerplay und die Mängel bei elementaren Dingen wie Schiessen und Passen. Dinge, die man, so könnte man meinen, mit gezielter Arbeit im Training angehen könnte. Weiss der Teufel, warum wir in diesem Bereich beim SCB seit zwei Jahren keine Fortschritte sehen.

So, ich höre auf mit meinem reichlich verworrenen und thematisch chaotisch gemixten Geschreibsel. So kommt es heraus, wenn man vor dem Teleclub Eishockey schaut, dazu Gedanken notiert und anschliessend darauf verzichtet, das Ganze thematisch zu ordnen. Ein Blogger und das ist das Schöne, darf das aber ;-)

Am Freitag folgt das Spiel gegen die aufstrebenden ZSC Lions. Es wird interessant sein zu beobachten, was der 39 jährige Michael Nylander noch zu zeigen imstande ist.

Schöne Woche und bis dann..

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