Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 9. Oktober 2011

SCB - HCD: Die Nächte der offenen Messer

Der SCB erspielte anlässlich der «Davoser Festspiele» in taktischer Schrankenlosigkeit mit einer 3:5 Heimniederlage und einem 6:7 Auswärtssieg die erhofften drei Punkte und hat damit bewiesen, dass er sowohl spielerisch, wie auch tempomässig mit den Besten mithalten kann

Es waren aufwühlende, spannende, emotionale und höchst unterhaltsame Spiele zwischen zwei Mannschaften, die sich mit offenen Messern und ohne taktische Schranken zum offenen Kampf gegenüberstanden.

Sven Leuenberger wurde neulich belächelt, als er in seinem «Check up» völlig richtig zu erklären versuchte, dass es für attraktive Spiele immer auch einen Gegner braucht, der mitspielen will. «Wir wollen ALLE attraktives Eishockey sehen! Aber dafür sind zwei Teams erforderlich, die etwas kreieren wollen.» So ist es. Bitte weiter von der Seele Plaudern, Sven Leuenberger!

Leider haben rund um den SCB noch nicht alle bemerkt, dass die Mannschaft im Gegensatz zum pomadigen Altherrenhockey der letzten Saison in den bisherigen Spielen immer versucht hat, etwas zu kreieren. Es wird weniger in den Ecken gekreist, der direkte Weg zum Tor wird konsequenter gesucht und die Verteidiger schalten sich besser und erfolgreicher in die Offensivaktionen ein.

Gewiss, es ist noch bei weitem nicht alles so, wie man es gerne hätte. Das Powerplay zum Beispiel ist immer noch ein Ärgernis und das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag steht zuweilen in einem krassen Missverhältnis.

Das Freitagsspiel gegen den HCD ging zum Beispiel nur darum verloren, weil sich die Davoser als effizienter und abgeklärter erwiesen. Larry Huras sprach in diesem Zusammenhang nicht ganz zu Unrecht von einem «gestohlenen Sieg» der Davoser. Ich hatte auch diesen Eindruck. So Twitterte ich in der zweiten Drittelspause spontan und unreflektiert, wie solche Meldungen eben sein sollten: «2:3 nach zwei Dritteln. Resultat für HCD eher schmeichelhaft. Der SCB und die liebe Effizienz.» Und nach Spielschluss etwas geknickt: «Chorknaben gegen abgebrühte Effizienz. Unnötige Niederlage in einem guten Spiel.»

Richtig, in einem guten Spiel. Stellt sich die Frage, warum wir nach sechs Heimspielen einen Zuschauerschnitt von lediglich um 15'500 haben, obwohl mit Davos, Gottéron, Langnau und Biel schon vier Gegner zu Gast waren, die gewöhnlich viel Zuschauer mobilisieren. Warum?

Ich denke der Grund ist vor allem in den stinklangweiligen Spielen der letzten Saison zu suchen. Und sollte es anders sein und die Leute bleiben Spielen fern weil ihnen der aktuelle SCB zu schwach ist, dann, ich kann es nicht anders sagen, sind es lediglich ignorante Dilettanten die niemandem fehlen. Sollen sie meinetwegen in die leere Winkiwinki- Halle von Davos gehen. Oder an eine illegale Party im Zürcher Bellevue.

Wer versucht, rackert und kämpft aber gelegentlich verliert, weil es nicht gelingen will, macht trotzdem Spass und hat Kredit verdient! Wer mit seichter Spielkontrolle sein Pseudopotential spazieren führt ist langweilig und wird auch keinen Erfolg haben.

Die besten Mannschaften werden nicht in der ersten Runde gekürt. Zug wird nicht Meister werden, weil sie, wie schon letztes Jahr, den besten Saisonstart hatten und der SCB ist nicht nichts mehr wert, nur weil der Qualifikationsschönspieler und Serientorschütze der Bedeutungslosigkeit jetzt seine anfälligen Leisten in der Krankenabteilung an der Saane pflegt. Dubé war gestern, heute ist Vermin, um auch meinen neuen Lieblingsslogan wieder einmal zum Besten gegeben zu haben.

Es geht jetzt darum, sich eine Spielart anzueignen, die geeignet ist, seine Stärken optimal einzusetzen. Einer der wichtigsten Faktoren, genauso wichtig, wenn nicht noch wichtiger als die Taktik, ist die Spielfreude. Der SCB verströmt diese Spielfreude. Daneben wird es darum gehen, die jetzt noch viel zu hohe Fehlerquote kontinuierlich zu senken.

Fehlerquote senken heisst aber nicht, dass man die Dynamik verlieren und dadurch wieder passiv und langweilig werden soll. Nein, Risiko muss erlaubt sein. Ein Spiel ohne Risiko ist ein langweiliges, spassloses Spiel, sowohl zum Spielen wie auch zum Zuschauen. Das Problem mit den dauernden Verletzungen in der Verteidigung ist eine mögliche Erklärung für die ungewohnten Aussetzer in unserer Abwehr. Spieler kommen und gehen und so ist es schwierig, defensiv solid zu stehen und gleichzeitig den Angriff zu unterstützen und mit guten Zuspielen zu füttern. Zweites gelingt übrigens durchaus. Dazu für die Faktenfetischisten ein paar Zahlen aus den Festspielen:

Der SCB hat in den beiden Partien gegen den HCD 10 Tore geschossen. 5 Tore wurden von Verteidigern, 5 von Stürmern geschossen. Es gab 6 Schweizer- und 4 Ausländertore zu bejubeln.

Bei den Assists sah es so aus dass wir 8 Stümerzuspiele und 3 von Verteidigern zu sehen bekamen. 2 von Ausländern, 9 von Schweizern.

Sven Leuenberger liess vor der Saison verlauten, dass er von seinen Topverteidigern jeweils sechs Tore erwartet. Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Kwiatkowski bei 4, Gerber und Hoehner sowie Temporärverteidiger Scalzo bei 2 stehen. Jobin und Furrer sind Mitglieder des Verletzungsklubs und somit entschuldigt. Travis Roche steht noch etwas in der Schuld, ist aber aktuell ebenfalls verletzt.

Apropos Mario Scalzo: Gar nicht schlecht, der Junge. Defensiv zwar noch etwas gefährlicher als Joel Kwiatkowski, offensiv aber sehr ansprechend. Besser als der 8er, würde ich meinen.

Mit der Punkteausbeute und mit der ungestümen Spielart dieses Wochenendes bin ich durchaus zufrieden. Weniger mit dem Powerplay und den Aussetzern in der eigenen Zone. Aber wie gesagt: Fehlerlosigkeit kann und soll in der jetzigen Phase der Meisterschaft noch nicht das alleinige Kriterium sein.

Ich wollte ja eigentlich ursprünglich am Samstag in die Ilfishalle gehen um dann über die Krise im Emmental berichten zu können. Das Ferienende und der Wintereinbruch zerstörten aber meine Dynamik und so zog ich einen HCD – SCB Teleclubabend einem Gang in die Kälte vor. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Tigers werden in nächster Zeit kaum besser werden und so verschiebe ich meine Absicht auf die Zeit nach dem 25. Oktober. An diesem Datum steht die Partie Tigers gegen Gottéron an. Simeli und Dubé werden es dann wohl schaffen, mich in die Holzhütte zu ziehen.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne Woche. Hockeymässig stehen leider nur potentielle Murksspiele gegen Rappi und Biel an.

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