Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Vom wahren Derby und Kevin Lötscher

Der SCB trifft heute im zweiten Zähringerderby der Saison auf den Tabellenführer aus Fribourg. Eine Gelegenheit, den Blick zurück in Zeiten schweifen zu lassen, in der man in Bern keinen Grund hatte, sich über schlechte Stimmung und Langeweile zu beklagen

Es ist lange her, seit man Fribourg Gottéron das letzte Mal als wahre Spitzenmannschaft bezeichnen konnte. Es war zu jener Zeit, als mit Slava Bykov und Andrei Chomutov zwei absolute Weltstars den Weg an die Saane und in unsere Liga fanden. Auch im Rückblick betrachtet kann man noch heute von einer Sensation sprechen, dass die beiden nach der Öffnung des eisernen Vorhanges nicht in der NHL, sondern in der kleinen Schweiz anheuerten.

Ein Blick in die Statistik lässt erahnen, wie die beiden Russen damals unser Eishockey dominierten. So kam Andrei Chomutov in der Saison 90/91 in lediglich 36 Spielen auf sagenhafte 82 P. 39 G und 43 A. Während seinem Engagement in Fribourg von 1990 bis 1998 spielte Chomutov 248 NL A Spiele und erzielte dabei 220 G und 269 A, gesamthaft 489 Pts oder 1.97 Punkte pro Spiel.

Genauso eindrücklich die Statistik von Slava Bykov: In der Saison 90/91 erzielte er in 44 Spielen 40 G und 66 A. In seiner Zeit in Fribourg spielte er zwischen 1990 und 98, 237 Partien und kam dabei auf 166 G und 299 A. 465 Pts, oder 1.96 Punkte pro Spiel.

Ich muss gestehen, dass ich beim Schreiben dieser Zeilen zu zittern begann und feuchte Hände bekam. Dass Fribourg damals trotzdem keinen Titel gewinnen konnte, lag unter anderem auch daran, dass beim SCB Spieler wie Alan Haworth, Rexi Ruotsalainen, Patrik Howald, Thomas Vrabec, Gil Montandon, Renato Tosio oder unser Sportchef Sven Leuenberger spielten.

Slava Bykov, der es nach seiner Spielerkarriere auch als Trainer zu Weltmeister und Olympiasiegerehren gebracht hatte, ist übrigens zurzeit vereinslos. Ein reizender Gedanke, wenn man sich vorstellt, dass Trainer Bykov dem SCB wohl als erstes wieder Laufen, Passen und Kombinieren beibringen würde. Ausserdem würde sich das Transferbecken für ausländische Spieler wohl auf Osteuropa und Russland ausdehnen. Ein durchaus reizvoller Gedanke.

Auch die Statistik unserer Verteidigerlegende Rexi Ruotsalainen, dessen Verpflichtung damals ebenfalls eine absolute Sensation war, soll bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben: Verteidiger Ruotsalainen spielte 253 Spiele in der NL A, erzielte 93 G und 159 A, was 252 Pts oder 0,996 Punkte pro Spiel ergibt.

Rexi Ruotsalainen war der beste Verteidiger, den ich in Bern bisher gesehen habe. Gefolgt von Fredrik Olausson und... Roman Josi, der es in der Meistersaison in 41 Spielen auf 15 G und 19 A gebracht hatte. 34 Pts, oder 0,83 Punkte pro Spiel.


Die Statistiken stammen übrigens aus Datenbanken aus dem Internet. Gut möglich, dass es noch andere, vielleicht genauere Datensätze gibt. Gerade bei Chomutov habe ich auch andere Zahlen gefunden. Aber die Abweichungen vermögen das Gesamtbild nicht zu trüben.

Genug der Schwärmereien, aber wer 1992 beim Meistertitel in Fribourg dabei war, wird mir vermutlich beipflichten, dass das Zähringerderby zurzeit das einzige und wahre Derby des SCB ist. Randale im heutigen Sinne gab es damals übrigens nicht, blaue Augen aber wohl schon. Keine Hundertschaften von Polizisten und Absperrgitter wie im Zoo. Dafür Schlachtrufe und gegenseitige Schmähungen schon eine Stunde vor dem Spiel. Heute gibt es das allenfalls noch bei einem Derby zwischen Ambri und Lugano., wobei auch die mittlerweile mit Pyro aufeinander schiessen.


Früher war ausser den Computern und der Lebenserwartung sowieso alles besser. Schon Sechzehnjährige schwärmen zuweilen von früher. Andererseits war früher ein Pferdefuhrwerk ein tolles Transportmittel, heute fahren wir aber alle lieber Auto. 

Item, es ist doch einfach traurige Tatsache, dass die Derbys gegen Langnau in etwa noch soviel Emotionen zu schüren vermögen, wie ein Chalbermärit im Emmental. Und die Spiele gegen Biel, so könnte man jedenfalls meinen, vermögen allenfalls noch Debile mit dem Syndrom des akuten Minderwertigkeitskomplexes zu erwärmen. Zu lange her sind wohl die Zeiten, als es in den Derbys sportlich noch um wirklich etwas ging.

Widmen wir uns dem heutigen Derby, sonst artet das Ganze noch in ein Geleier aus. Monologe ohne Ende mit  ziemlich geschmacklosen Intermezzos, hat mir neulich einer vorgeworfen. Dabei ist doch ein Blog gerade ein auf einer Webseite geführtes, meist öffentlich einsehbares Tagebuch einer Person, die zu bestimmten Themen Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert oder Gedanken niederschreibt. Also wer das liest und sich darüber aufregt, dem kann ich beim besten Willen nicht helfen.

Fribourg hat die letzten sieben Spiele gewonnen und dabei Gegner wie Zug und Kloten geschlagen. Die werden strotzen vor Selbstvertrauen und werden wohl kommen wie die Feuerwehr.

Der SCB, der das letzte Spiel in Fribourg am 22. Januar 2011 mit 1:4 gewinnen konnte, ist nach den schwachen Darbietungen in den letzten Spielen gefordert. Drei Punkte gegen Rappi und Biel sind zu wenig. Es wird jetzt darum gehen, gegen Gottéron eine kompakte und fehlerfreie Leistung zu zeigen und dabei nicht zu passiv zu agieren.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es für den SCB zurzeit einfacher ist, als Aussenseiter gegen eine starke, vielleicht etwas zu offensiv agierende Mannschaft zu spielen. Trotzdem wäre es vermessen, einen Sieg zu erwarten. Eine gute, mutige und engagierte Leistung darf und muss aber erwartet werden. Dann wären nämlich durchaus auch gegen den Leader Punkte möglich und wenn nicht, könnte man damit leben.

Hoffentlich, führt man sich heute in Fribourg anständig auf und hoffentlich kann  Joel Vermin wieder mittun... ähm,edit: Mist, Joel leidet weiterhin unter Nackenbeschwerden und wird heute nicht mittun können. 

Zu Kevin Lötscher, der sich seit drei Wochen wieder mit Stock und Kufen ans Eishockeyspielen herantastet, wurde gestern viel geschrieben. Als Blogger, der etwas progressiver schreiben kann, als es die Medien in solchen Fällen tun, möchte ich dazu nur anfügen, dass man sich da keine falschen Illusionen machen sollte.

Professor René Müri, Chefarzt der Abteilung für Kognitive und Restorative Neurologie des Inselspitals Bern liess nämlich neulich durchblicken, dass bei Kevin Lötscher durch den Unfall das Sprachzentrum und der Bereich Koordination/Reaktion tangiert worden sei. Man kann also durchaus sagen, dass nach dem ersten Wunder, dass Kevin überhaupt noch am Leben und bei Sinnen ist, ein zweites nötig wäre, damit er auch wieder in der NL A wird spielen können. Ein drittes wäre wohl nötig, damit er auch wieder an seine Leistungen vor dem Unfall wird anknüpfen können.

So sagt Sven Leuenberger, der zusammen mit Antti Törmänen mit Lötscher trainiert denn auch, dass betreffend Koordination und räumlichem Denken noch deutliche Defizite auszumachen seien. Da sei Kevin Lötscher noch weit weg vom Spitzensport.

«Es gibt noch einiges, das nicht so funktioniert, wie ich es gerne hätte», sagt Lötscher selber. «Aber ich bin bis hierher zurückgekommen und mache alles, um wieder auf höchster Ebene spielen zu können. Ich weiss, dass das ein harter, langer Weg ist. Mein jetziger Alltag ist mit dem reich befrachteten Programm mit Therapien und Kraftaufbau stressiger als es in der letzten Saison als Spieler war.»

Ich wünsche Kevin, dass er seinen Comebackversuch mit möglichst wenig Druck und Verbissenheit, dafür aber mit Freude und Spass angehen kann und dass er das bereits Erreichte schätzen kann und sich auch an kleinen Schritten erfreut.

Marc Lüthi twitterte übrigens heute zum Thema Unterhaltung:

«Eishockey = Sport! Sport = Unterhaltung! Unterhaltung = Showbiz! SCB = Sport = erfüllt! Unterhaltung und Showbiz = ? Das gilt es zu ändern!»

Zum Flennen nach dem allheilbringenden Messias in Form eines weiteren Ausländers meinte er:

«1 Mannschaft = 24 Spieler davon 20 CH! Nur mit Ausländern gewinnt man keinen Blumentopf!!! Auch die CH-Buben müssen aufs Gas»

Wo er Recht hat, hat er Recht.

1 Kommentar:

  1. Wo er Recht hat, hat er schon Recht, der Marc Lüthi. Nur mit Ausländern gewinnt man keinen Blumentopf. Aber ohne Ausländer eben auch nicht. Und diese Saison wären unsere CH-Buben auf Ergänzung in vielerlei Hinsicht angewiesen. Etwa so wie Ambri, Biel, Rappi und Langnau.... leider.

    Gruss Talisker

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