Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 14. Oktober 2011

SCB – IIHF: Ein Zähringerderby der besonderen Art

Marc Lüthi sprintete über das ganze Feld, umkurvte die gegnerische Verteidigung als bestünde sie aus Slalomstangen und hämmerte die Scheibe mit einem satten Hocheckschuss über die Schulter des Fribourger Zahnarztes und IIHF- Präsidenten René Fasel zum 1:0 für den SCB in die Maschen

Ob dieses etwas spezielle Derby nur stattfindet , «weil sich der gute Marc wegen Fasels Bemerkungen anlässlich der der Eishockey WM 2009 in Bern und Kloten ans Bein gepisst fühlte und jetzt auf dem Buckel des SCB eine Retourkutsche fahren will,» wie Kritiker bemängeln, sei dahingestellt.

Persönlich teile ich eher die Ansicht, dass man Königen, welche die Krone zu hoch tragen, durchaus etwas auf den Kopf pissen darf. Nicht primär um sich daran zu ergötzen, das darf natürlich als Entschädigung für erlittene Mühe und Ärger auch sein, sondern vielmehr um gewisse Reinigungskräfte zu aktivieren und die Abgehobenen in guteidgenössischer Art auf den Boden der Realität zurückzuholen.

Es haben sich nun mal alle, auch die staatlich gehätschelten Verbände, an Verträge, geltendes Recht und an die gängigen Prinzipien von Treu und Glauben zu halten. «In Bern hat man 100 Millionen in ein Flickwerk investiert,» faselte Fasel anlässlich der WM 09 in seiner Funktion als Präsident des internationalen Eishockeyverbandes unter den Augen der versammelten Weltsportpresse. «Wenn man dagegen eine NHL-Arena sieht, kommen einem die Tränen.»

Man stelle sich vor: ein Schweizer Präsident eines Weltverbandes diskreditiert anlässlich einer Weltmeisterschaft im eigenen Land einheimische neue Infrastrukturen als Flickwerk. Ein Affront sondergleichen, dilettantischer hätte sich René Fasel kaum verhalten können.

Nestbeschmutzer, pfui Teufel!

Aber item, darum geht es ja eigentlich nicht. Deshalb zur Erinnerung:

Der SC Bern hatte den Internationalen Eishockey-Verband, nachdem dieser eine gütige Einigung abgelehnt und auf das internationale Sportgericht in Lausanne verwiesen hatte, auf Schadenersatz in der Höhe von 1,2 Millionen Franken verklagt. Diese Summe setzt sich neben Zinsen aus dem ausgefallenen Preisgeld von zweimal 200‘000 Franken zusammen, welches dem SCB für die letzten beiden Jahre zugestanden hätte. Ausserdem verrechnen die Berner 600‘000 Franken an Personalinvestitionen. Darin sind auch die Anwaltskosten enthalten.

«Wir haben alles eingeklagt, was irgendwie mit der Champions Hockey League im Zusammenhang steht», erklärte Lüthi, damals. «Wir fühlen uns in unserem Rechtsempfinden gestört. Das Gericht soll nun entscheiden, ob man Verträge einfach zerreissen kann.»

Der SCB vertritt somit den Standpunkt, dass der IIHF mit der Absage der Champions-League-Saison 2009/2010, für die der SCB als Schweizer Meister qualifiziert gewesen wäre, gegen gültige Verträge verstossen hatte.

«Der IIHF hatte ein Jahr lang Zeit, die Sache mit einer Zahlung von 100 000 Euro aus der Welt zu schaffen. Nun ziehen wir nicht zurück» sagt Marc Lüthi, der sich vor kurzem noch verhandlungsbereit zeigte. «Der SCB wäre zu einer aussergerichtlichen Aussöhnung bereit gewesen, der IIHF aber nicht.»

«Der Vertrag falle dahin» meinte Fasel nach dem Scheitern der damaligen Champions Hockey League. «Wenn die Klubs Geld wollen, dann müssen sie vor das internationale Sportgericht gehen.»

Als der SCB die Aufforderung annahm und tatsächlich eine Klage deponierte, änderte der IIHF seine Strategie. Zuerst versuchten sie es mit einer üblen Erpressung: «Wenn der SC Bern die Klage beim internationalen Sportgericht in Lausanne wegen der annullierten Champions League der letzten Saison nicht zurückzieht, dann nehmen die Klubs aus der Schweiz an der Champions League im kommenden Herbst (welche Champions League?) nicht teil.»

Nicht etwa wie Christian Constatin bei seinen Streitereien mit der UEFA vor einem Zivilgericht. Sondern eine Klage vor dem CAS, jenem Gericht also, das genau für solche Streitigkeiten zuständig und vorgesehen ist.

Marc Lüthis Antwort auf diesen Erpressungsversuch war so klar wie richtig: «Wir ziehen nicht zurück.»

Daraufhin bestritt der IIHF plötzlich nicht mehr die Entschädigungspflicht an sich, dafür aber das Recht des SCB zur Klage. Die Verträge für die Champions Hockey League seien zwischen der IIHF und den Verbänden bzw. Ligen und nicht den Klubs abgeschlossen worden, also seien die Klubs nicht klageberechtigt. Dass ein Landesverband in einer solchen Situation niemals gegen einen internationalen Verband klagen würde, versteht sich freilich von selber.

Söihäfeli Söideckeli, eine Hand wäscht die andere, eine Krähe pickt der anderen kein Auge aus und so weiter, und so fort. Schliesslich möchte man doch beim nächsten Zusammenzug der ehrenwerten Gesellschaft in irgendeinem Leuchtersaal in der grossen weiten Welt nicht fehlen müssen, oder gar seine angestrebte internationale Funktionären- Karriere wegen „unangemessener Loyalität“ zu einem Club des eigenen Verbandes riskieren.

Die sollen brav ihre jährlichen Verbandsabgaben begleichen und daneben die Schnauze halten. Man kennt es ja, beileibe nicht nur im Sport, aber dort oft in geradezu exemplarischer Weise.

Die Anwälte des SCB argumentierten jetzt, die Entschädigungen für die erste, durchgeführte Champions Hockey League seien seinerzeit von der IIHF direkt an die Klubs bezahlt worden, also seien die Klubs direkte Geschäftspartner der IIHF und damit klageberechtigt. Eine durchaus logische Argumentation, wenn man vergleichbare Fälle in der Wirtschaft betrachtet.

Nicht ganz zu Unrecht fürchtete Marc Lüthi nun aber, dass es beim Internationalen Sportgericht ein politisches Urteil geben könnte. Dass nämlich den wohl nicht ganz unabhängigen Richtern die gnädigen Könige des IOC (Zahnarzt René Fasel ist Mitglied in diesem unter dauerndem Korruptionsverdacht stehenden Sumpfhaufen) näher stehen, als der kleine SCB-Manager Marc Lüthi, dürfte so klar sein, wie das Wasser in einem herrlich sprudelnden Bergbach.

Das gesamte Vorgehen des IIHF kann getrost als pseudoschlaues Rückzugsgefecht betrachtet werden. Ein Gefecht, dessen erster Akt der IIHF jetzt aber verloren hat.

Das am 14. September 2011 gefällte Urteil des CAS ging nämlich vollumfänglich an den SCB, was nichts weniger bedeutet, als dass der SCB gemäss dem Sportgericht jetzt berechtigt ist, den IIHF einzuklagen und Schadenersatz zu verlangen.

Ob der SCB mit dieser Klage durchkommt, wird erst die kommende Hauptverhandlung zeigen. Aber immerhin ist der IIHF mit seinen jämmerlichen Verhinderungstaktiken vorerst gescheitert.

Es geht also weiter. Die Fortsetzung folgt, man höre und staune, wohl vor Bundesgericht. IIHF Präsident und IOC Mitglied René Fasel akzeptiert nämlich das Urteil des Sportgerichtes nicht und will in bester Christian Constantin- Manier vor den zivilen Richter ziehen.

Marc Lüthi äusserte sich gestern via Twitter mit folgenden Worten:

«Sportliche Streitigkeiten gehören vor ein Sportgericht! Sagt der Sport! Bis ein Urteil kommt, das den Mächtigen nicht gefällt!»

Jetzt nicht nachgeben, dranbleiben! Mehr zum Thema folgt in ein paar Tagen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen