Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 16. Oktober 2011

Vom Zerstören von Goodwill


Was befürchtet wurde, ist mit aller Deutlichkeit eingetroffen: Der SCB ist seit den Spielen gegen Davos auf dem Weg, mit unakzeptablen und langweiligen Pomadenspielen die Fans gegen sich aufzubringen. Die Wochenendspiele mit den Resultaten von 2:1 und 2:3 waren ein Rückfall in die Pomadigkeit der letzten Schauersaison

Man sollte beim SCB dringend die Augen öffnen und die Tatsache nicht unterschätzen, dass man sich gewissermassen bereits in einer Krise befindet. Lauscht man nämlich Pausengespräche, drehen sich diese vor allem um sarkastischen Galgenhumor und pessimistische Einschätzungen, was das Leistungsvermögen des aktuellen SCB anbelangt.

Man kritisiert Larrys stinklangweilige Defensivtaktik, beklagt sich über fehlende Unterhaltung, langweilige Ausländer, fehlendes Talent und man ist der Meinung, dass beim SCB in den letzten beiden Jahren in spielerischer Hinsicht keine Fortschritte zu erkennen sind.

Die Kritik richtet sich vor allem gegen Sportchef Sven Leuenberger, dessen Ausländerpolitik nicht nachvollzogen werden kann. Sie richtet sich gegen Larry Huras und sein Steinzeithockey und auch gegen General Lüthi, der es sich auf Säcken voller Geld bequem mache, statt seine Truppe daran zu erinnern, dass der SCB nebst einem Gastrounternehmen auch und vor allem ein Unternehmen der Unterhaltungsindustrie sein sollte.

Dass mit Leistungen wie zuletzt gegen Genf, Rappi und Biel solche Stimmen lauter werden, ist nicht weiter verwunderlich. Nach der farblosen Darbietung gegen die tapferen Rapperswiler, die für ihre Leistung am Freitag eigentlich Punkte verdient gehabt hätten, war die samstägliche Niederlage nämlich gewissermassen parkiert.

Was die Leute zusätzlich ärgert, ist die fehlende Selbstkritik von Sven Leuenberger und Larry Huras bei ihren Medienauftritten. Man redet simples Gestocher schön und vergisst dabei, dass die Leute die Spiele besuchen, um sich zu unterhalten. Dass sich die wenigen Zuschauer am Freitag in erster Linie mit Gesprächen, Bier saufen oder wie ich, mit Medienrundschau via iPhönli zum Thema «Zähringerderby der anderen Art» unterhalten haben, scheint unsere sportliche Führung nicht zu merken oder nicht zu verstehen.

Das Spiel gegen Rappi bewegte sich aber auf dermassen harmlosem Vorbereitungsspiellevel, dass man sich fragen musste, ob man nicht gescheiter Zuhause geblieben wäre oder sich im Kino einen guten Film angeschaut hätte. Solche Darbietungen sind mit Bestimmtheit nicht geeignet, um Hockeyverrückte zu begeistern. «Für uns ist es einfacher, gegen Kloten, Zug oder Davos zu spielen. Da wissen wir, dass wir gut sein müssen,» soll Larry Huras gegenüber den Medien gesagt haben. Gegen Rappi und Biel muss man folge dessen wohl «nicht gut sein,» könnte man bei solchem Gerede meinen.  Schliesslich sind wir ja derart gut, dass wir das Publikum auch mit angezogener Handbremse unterhalten können und dabei erst noch die notwendigen Punkte gewinnen. Das Resultat haben wir gesehen.

Der SCB wird genau solche Punkte, die man jetzt gegen Biel einmal mehr vergeigte, am Schluss brauchen, um zumindest einen vierten Qualirang zu erspielen. Oder will man als fünfter oder sechster im Viertelfinale gegen Davos oder Zug ausscheiden?

Schon letztes Jahr hat man mit genau solchen Leistungen einen durchaus möglichen besseren Qualifikationsrang vergeigt und hat es deshalb verpasst, bis zum letzten Saisonspiel um die Titelverteidigung kämpfen zu können.

Dass man sich dann für eine Saison, die sportlich knapp genügend und unterhaltungsmässig klar ungenügend war, selber die Note –gut gab, verdeutlicht das Problem, in dem wir uns bewegen. Machen wir es doch wie die Langnauer: Bauen wir auf der kleinen Allmend eine improvisierte Sportbar ohne den elenden Käsegestank der Oldies Bar, in der sich die Leute vergnügen können und feiern wir «Greenday,» nachdem wir die Playoffqualifikation geschafft haben. Dann können wir zusammen glücklich sein mit dem Erreichten und die weiteren sportlichen Ambitionen den Bach runter spülen lassen... isch doch wahr.

Nein, lieber Sven Leuenberger: Mit dieser Mannschaft ist ein Platz unter den besten 4 Pflicht! Gewiss, die Liga ist ausgeglichen, aber das Publikum in Bern hat nun mal gewisse Ambitionen. Seichtes Mittelmass ist nicht geeignet, um die grösste Zuschauertribüne Europas zu füllen!

Und Trainer Huras sollte sich einmal fragen, wie es möglich ist, das zweite Jahr in Folge ein Powerplay zu fabrizieren, das zu den schlechtesten der Liga zählt. Gerade die Special Teams gehören zu den wichtigsten Waffen einer ambitionierten Mannschaft. Eine Waffe, über die der SCB schon lange nicht mehr verfügt. Es gehört aber zu den Aufgaben des Trainers, mit einer durchaus talentierten Mannschaft wie dem SCB ein Powerplay einzuüben, das diesen Namen auch verdient! Was zum Teufel trainiert man eigentlich tagtäglich beim SCB?

Unser stümperhaftes Überzahlspiel erinnert mich an eine mittelmässige 1 Liga Mannschaft. Harmloses Gekraue im Zeitlupenmodus ohne Tempo und Intuition. Warten, stoppen, schauen und verstogeln. Die Schüsse landen entweder in den Beinen des Gegners, im Netz hinter dem Tor oder dienen als Vorlage für einen Konter. Hilflos, durchschaubar und einfach zu berechnen. Das kann so nicht länger weitergehen und darf nicht akzeptiert werden!

Ich gehe davon aus, dass Marc Lüthi mit seinen Untergebenen Ziele vereinbart hat und dass jetzt entsprechende Gespräche geführt werden, um die ins Stocken geratene Performance wieder auf Kurs zu bringen. Es geht um Einstellung und um das Bewusstsein, dass das Publikum die ewigen Durchhänger gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte nicht goutiert. Zurecht, würde ich meinen. Es geht auch darum dass man sich fragen sollte, ob es überhaupt Spass macht, so Eishockey zu spielen. Beim Zuschauen hat man jedenfalls nicht den Eindruck.

Wo bleibt das Feuer, wo der unbedingte Willen, wenn es nicht läuft den Erfolg mit der mit der Brechstange zu suchen? Kevin Schläpfer hat gestern nach dem Spiel davon gesprochen, «dass solche Partien von der Mannschaft gewonnen werden, die emotionell, willens- und herzmässig besser drauf sei.» Wie Recht er doch hat.

Warum der SCB nach den Leistungen gegen Rappi ohne Emotionen, Herz und Willen nach Biel zum Derby reiste, kann und will ich nicht nachvollziehen. Der Auftritt war eine bodenlose Frechheit gegenüber den mitgereisten Fans und den Zuschauern, die sich das Spiel am TV angeschaut hatten.

Ich kann beim besten Willen nichts Positives finden, aus den Spielen dieses Wochenendes. Vielleicht dass man gesehen hat, dass unser Spiel ohne Perle Joel Vermin ärmer geworden ist. Zumindest im Hinblick auf die Zukunft ein positiver Punkt. Daneben habe ich ausschliesslich lauwarmes und fehlerhaftes Gestocher gesehen.

Martin Plüss und Ivo Rüthemann befinden sich weiterhin auf Tauchstation, Thomas Déruns ist das Geld weiterhin nicht wert, das man dem schlauen Mc Sorley bezahlt hat und Dominic Meier ist in seiner momentanen Verfassung nicht NL A tauglich.

Ich muss gestehen, ich bin schwer enttäuscht. Ich habe viel Zeit damit verbracht, das Gute hervorzuheben in meinen Blogs. Wenn ich jetzt aber sehe, dass wir auf bestem Wege sind, wieder in die pomadigen Leistungen der letzten Saison zurückzufallen, stellt es mir die Nackenhaare zu Berge.

Bitte Gedanken machen über Spielanlage und Unterhaltungswert. Spitzensport in einer Publikumssportart darf nicht als Selbstzweck betrieben werden. Nebst der Tabelle geht es auch darum, Emotionen zu vermitteln. Wir sind doch nicht beim Synchronschwimmen.

Am Dienstag geht es zum Tabellenführer nach Fribourg. Eigentlich müsste man dort jetzt punkten, um den Anschluss zu halten. Eine deutliche Reaktion ist jedenfalls angesagt!

2 Kommentare:

  1. Tschou Duc, jz gisch aber Gas mit dinere Meinigsinsel hie.Du wirsch aber gseh, dass dr SCB am Ändi vor Saison wider mal wohl als symbolisch gseh, letschte dür d Dräihtür geit aber als erschte wird usecho :-)
    Gruess u schrib witer so. Dänu

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  2. Hallo Duc!

    Du triffst den Nagel auf den Kopf: Nach über 30 Jahren habe ich keine Saisonkarte mehr gekauft. Für das Spiel vom Freitag habe ich ein Ticket geschenkt bekommen und bin tatsächlich in die Allmend gepilgert, um nach dem ersten Drittel nach Hause zu gehen...

    Ehrlich: Ich tue mir das nicht mehr an. - Null Kampf, null Emotionen, null Körperkontakt, null Bock!!!!

    Ich liebe Eishockey, damit wir uns recht verstehen. - Aber das, was ich am Freitag Abend gesehen habe hat mit Eishockey nur soviel zu tun, dass es zufälligerweise ebenfalls auf Eis mit der gleichen Ausrüstung stattfindet.

    So werde ich mein Interesse auf's Petanque konzentrieren.

    Hasta la pizza :-)

    E liebe Gruess

    GO-4-IT

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