Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 25. März 2012

Die Wiederauferstehung von Fribourg Gottéron

Der SCB verspielte den ersten Matchpuck zur Finalteilnahme gegen ein schlaues Fribourg mit 1:2 nach Penalty. Damit ist das Feuer an der Saane entfacht und die Fribourger wieder im Geschäft.

Fribourg hat sein konfuses und ratlose Zitterspiel am letzten Donnerstag durchlitten. Es setzte eine schmerzhafte 1:6 Heimniederlage ab. Die Höchststrafe, für die heissblütigen Saanestädter.

Die Niederlage hatte aber auch sein Gutes. Der Druck fiel dadurch weg. Noch nie hat es in der Schweiz eine Mannschaft geschafft, einen Halbfinal noch einem 3:0 Rückstand noch zu gewinnen. Der SCB war vor einem Jahr gegen die Kloten Flyers nahe daran. Es fehlte aber im letzten Spiel der Mut, die Emotionen tanzen zu lassen. Das Spiel wurde damals verbremst.

Hans Kossmann kann nach dem gestrigen Spiel wahrlich als grosser Trainer betrachtet werden. Ich schaue mir seit beinahe 30 Jahren Eishockeyspiele an, aber eine solch geniale Taktik habe ich noch nie gesehen. Das war mutig, frech, töricht, genial und in höchstem Masse intelligent. Und der SCB liess sich tatsächlich davon vom Weg abbringen. Aus Coolness wurde zuerst verärgerter Übermut, dann konfuse Passivität.

Nachdem die Fribourger nämlich den verärgerten Übermut des SCB zum Ausgleichs- Shorthander genutzt hatten, wurde dem SCB im wahrsten Sinne des Wortes der Stecker hinausgezogen. Die Euphorie, welche sich zuvor wie Zunamiwellen von den Rängen in die Arena ergoss und die Luft in Wallungen brachte, war wie abgestellt. Aus einer packenden Halbfinalstimmung wurde von einer Sekunde auf die andere eine gewöhnliche, wenig bombastische Durchschnittsstimmung.

Irgendwie erstaunlich, wie schnell das SCB- Publikum den Fokus verliert. J

Aber nicht nur das Publikum, auch die Mannschaft des SCB verlor nach dem Paukenschlag des Shorthanders die emotionale Balance. Das Gleichgewicht zwischen Selbstvertrauen und Überheblichkeit hatte plötzlich Risse bekommen. Auf einmal waren es die Fribourger, welche die desillusionierten Berner Spieler auflaufen liessen. Das hämische Grinsen, mit dem die Berner in den ersten drei Spielen verunglückte Fribourger Offensivbemühungen quittierten, versteinerten zu Fratzen.

Es war äusserst amüsant, die Weigerung der Fribourger, die Initiative zu ergreifen, zu beobachten. Ihr werdet es nicht glauben, aber ich spielte mit dem Gedanken, einen Blog zu verfassen, wie der SCB zu bodigen wäre. Leider hat mir eine hartnäckige Vereiterung der Stirn- und Kieferhöhlen jegliche Kreativität und wohl auch den Mut für diesen Frevel genommen.

Warum sind die Fribourger eigentlich so blöd, sich mit kreativem Angriffsspiel abzumühen, um dann in der Mittelzone aufgerieben und ausgekontert zu werden, wollte ich schreiben. Zum Glück habe ich es nicht getan, sonst wäre ich jetzt noch Schuld. J

Komischerweise liest man schon wieder in den Foren, dass die Fribourger jetzt kommen müssen. Schliesslich liege es an ihnen, da sie 3:1 im Rückstand seien. Blödsinn, kann ich dazu nur sagen. Das 3:1 hat keine Relevanz, auf ein neues Spiel. Jedes Spiel beginnt bei 0:0. Die Fribourger müssten blöd sein, mit der Taktik des offensiven Verderbens zu agieren.

Im Gegenteil: Es wäre am SCB gelegen, im gestrigen Heimspiel gegen den potentiell verunsicherten Gegner die Entscheidung zu suchen. Stattdessen liess man sich von Fribourg zuerst aus der Reserve locken und dann einschläfern. Es wurde kein SCB Hockey gespielt, gestern Abend. Das Spiel wurde von Fribourg gesteuert. Erst in der Verlängerung hat sich der SCB besonnen, dass es eigentlich darum ginge, den Sack zuzumachen.

Dass die Glücksgötter aber jenen helfen, die mit mehr Leidenschaft und Kampfkraft agieren, hat man ausser Acht gelassen, als man begann das Spiel zu verbremsen. Dass der SCB in den heutigen Medienberichten als die bessere Mannschaft dargestellt wurde, ist Hafenkäse! Fribourg war intelligenter und leidenschaftlicher. Wer zu wenig tut, ist nicht „gut“ und besser ist immer, wer gewonnen hat.

Nein, ich bin ganz und gar nicht zufrieden mit der Leitung des SCB. Das war eine parkierte Niederlage. Bereits im zweiten Drittel twitterte ich verärgert, dass mit dieser Judihui-Einstellung nichts zu holen sein würde. Mit „Hätti u Wetti“ kann man sich nichts kaufen. Effizienz kann man nicht trainieren. Effizienz ist Einstellung!

«Man wollte ins Finale, statt den nächsten Einsatz möglichst optimal zu gestalten,» schrieb ich heute Morgen ins SCB Forum. «Die „Finale Finale“ Rufe vom Donnerstag haben die Hockeygötter verärgert. Das Momentum hat gekehrt. Fribourg ist zurück.

Wir werden ab Dienstag ein anderes Fribourg Gottéron sehen, als in den ersten 3 Spielen. Am Donnerstag wird der „heimstarke“ SCB dann sein Zitterspiel erleben. Verlieren wir dieses Spiel, werden wir unser Waterloo erleben.

Bisher hat es noch niemand geschafft, im Halbfinale eine 3:0 Führung zu vergeigen. Es würde ganz gut zur Saison des SCB passen, wenn man das als erstes Team schaffen würde.

Die Hockeyschweiz würde sich für Jahre daran erlaben.»

Dass diese „Provokation“ wenig Freude ausgelöst hat, versteht sich von selber. Aber wenn sich der Leser leicht ärgert und ich beim Schreiben lachen muss, bin ich gewöhnlich ganz gut auf Kurs.

Jeder weiss, dass die Wahrscheinlichkeit eines Fribourger Finaleinzuges gemessen an der Statistik sehr klein ist. Und jeder SCB Fan, der den Sport nicht erst seit gestern verfolgt, kennt die Gefahr des wechselnden Momentums. Wer sich nach gestern in Sicherheit wiegt, verschliesst die Augen oder verdrängt die Ängste im Unterbewusstsein.

Was der suboptimal spielende SCB letztes Jahr zustande brachte, kann das talentierte Fribourg mit seinem Super-Publikum erst recht. Fribourg hat den Finaleinzug emotional am letzten Donnerstag vergeigt. Jetzt geht es für sie nur noch darum, das arrogante Grinsen der SCB Spieler versteinern zu sehen. Das ist emotional nicht nur viel einfacher, als sich wie der SCB den sicher geglaubten Final sichern zu müssen. Es ist auch weitaus spassiger, den pseudotriumphierenden Bernern bei jedem Einsatz in die Suppe zu spucken.

Die Fribourger werden nicht mehr so blöd sein, ins offensive Verderben zu rennen. Es ist am SCB, sich die Finalteilnahme zu sichern. Fribourg muss ausser Spass haben gar nichts mehr!

Es ist am SCB, bis am Dienstag taktische und mentale Wege zu finden, um das „neue“ Gottéron zu bezwingen. Dazu wird man sich in Sachen Cleverness und Spielintelligenz um mindestens 2 Stufen steigern müssen. Man wird sich auf ein befreit aufspielendes Fribourg einstellen müssen. Das beste Fribourg der Klubgeschichte.

Sollte der SCB am Dienstag nicht in der Lage sein, die beste Saisonleistung abzurufen, dann behüte uns Gott vor dem Fegefeuer!

Playoffs sind geil! Hopp SCB!

4 Kommentare:

  1. Jetzt nicht gleich in Panik ausbrechen und Ball respektive Puck flach halten. Noch immer steht die Serie 3:1 zu unseren Gunsten. Auch Fribourg hat es im letzten Spiel nicht geschafft, nach 80 Minuten mehr als einen Treffer zu erzielen. Mit etwas mehr Abschlussglück hätte auch der SCB das Spiel gewinnen können, ist jedoch immer wieder am glänzenden Huet gescheitert. Glaubt man der bisherigen 1/2-Final Statistik, folgt beim Fribourger Schlussmann auf eine herauzsragende eine mittelmässige Leistung. Der SCB wir seine Lehren aus diesem Spiel ziehen und am Dienstag eine entsprechende Reaktion zeigen.

    Keepgoing...

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  2. Allez Fribourg ;-) ier Bärner chät auso no andersch uf d'wäut. Ploderi hün bis a aschlag u va wäge das giit a schiss Serie. Di beschte Fäns hi haut giino wier. Da chi öier 17'000 no so epis babele üser si mit Lideschaft debii u das merke spiiler o. ;-)

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  3. Dä Bitrag findeni es bitzeli dernäbe...dä mit de Ploderi hün bis a Aschlag fingeni no viu blöder... Das Bärn-Fans no nie hei mit Gottéton-Fans chönne und umbekehrt ou, gits nüt zum diskutiere... aber i finge nüt meh aus dernäbe wes nimme um Sport geit, sondern numme no um Fans wo sech total dernäbe benähme...
    SCB-Fan

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