Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 21. März 2012

Von Effizienz, Pudelhaaren und Steigerungspotential


Der SCB gewann trotz mangelhafter Effizienz und himmeltraurigem Powerplay auch das zweite Halbfinalduell gegen Fribourg Gottéron mit 2:3 nach Penalty und führt jetzt mit 2:0 Siegen in der Serie.

Das war zum Haare raufen, was der SCB im ersten Drittel trotz dominantem Spiel bot. Sicher, man hat die Fribourger ganz schön durcheinandergewirbelt. Aber wie man, statt die Abschlussmöglichkeiten aus der Halbdistanz zu nutzen, jeweils noch einen Pass ins Niemandsland spielte, oder wie man im eigenen Drittel nach einer Druckphase der Fribourger, nachdem man endlich die Scheibe erobern konnte, statt zu befreien noch einmal rückwärts spielte, liess mir den Blutdruck in bedrohliche Höhen schnellen.

Ich bin froh, spielt der SCB am Donnerstag wieder auswärts. Ich habe den Eindruck, dass auf fremdem Eis schnörkelloser und dadurch fantechnisch gesundheitsschonender gespielt wird. Optische Überlegenheit heisst halt nicht unbedingt, dass man auch resultatmässig davonzieht. Irgendwie scheint der SCB den Killerinstinkt zu verlieren, wenn es ihm zu gut läuft.

Zum Glück hat Pascal Berger noch das 1:0 geschossen, bevor er in den Chancentodmodus verfiel. Unglaublich, was Berger in der Folge alles versiebte. Er hätte mit seinen Chancen das Spiel im Alleingang entscheiden und einen Perlenabend einläuten können. Stattdessen vertändelte Joel Vermin in Unterzahl in der neutralen Zone den Puck und öffnete Fribourg den Raum zum Ausgleich. Unsäglich…

Wer gelobt wurde, darf auch getadelt werden. Und wer in den Final vorstossen will, muss das schlummernde Steigerungspotential erkennen und beim Namen nennen. In diesem Sinn erwarte ich, dass Joel Vermin zukünftig wieder mehr dazu beiträgt, dass die Linie mit Ryan Gardner auch offensiv besser zur Geltung kommt.

Hätte unser Langnauer- Rustikalimport mit der Wischmoppfrisur mit seinem preisgekrönten Hornussergeschoss nämlich nicht einen veritablen Lucky-Punch gelandet, hätte man dieses Spiel, welches man vermeintlich so gut unter Kontrolle hatte, durchaus noch „versämelen“ können. Die Seisler aus der Stadt der Untertanen hätten dann das Momentum unter den Arm geklemmt und hätten reichlich neuen Mut gefasst.

Gottseidank waren Hätti u Wetti aber schon immer Brüder und bekanntlich hat keiner von beiden jemals etwas gehabt. Wie Fribourg, darf man zum Glück jetzt sagen.

In diesem Zusammenhang bin ich einigermassen erstaunt, dass es im Fanshop noch keine Beat Gerber Playoff-Perücken zu kaufen gibt. Aus feinstem Langhaardackel-Haar mit dem Label von Bio Suisse, damit auch die Tierschützer unter uns zufrieden gestellt sind.

Item, meine Nörgelei soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich im Grundsatz sehr zufrieden bin, mit der Mannschaftsleistung des SCB. Nur will ich eben mehr, mehr und noch einmal mehr! Seit dem 4. Viertelfinalspiel zeigt der SCB das Gesicht, auf welches ich die ganze Qualifikation gewartet habe. Diszipliniert, äusserst kompakt und leidenschaftlich. Eigenschaften, mit denen sich etwas erreichen lässt, wenn man die Details noch verbessern kann.

Gewöhnlich verliert man Halbfinalspiele, bei denen man während 7 Powerplaymöglichkeiten nichts zählbares zustande bringt und im Gegenzug Powerplaytore kassiert. Hoffentlich findet man bis Donnerstag ein Rezept, um dieses Manko wieder zu korrigieren. Daneben kann man aber den eingeschlagenen Weg WEITER gehen.

Man führt jetzt 2:0. Fribourg wird von den maximal verbleibenden 5 Partien deren 4 gewinnen müssen, wenn sie das Finale noch erreichen wollen. Der SCB wäre trotz dieser auf den ersten Blick grandiosen Ausgangslage aber gut beraten, sich am Donnerstag keine Blösse zu geben. Gelingt Fribourg der erste Sieg, würde das wie eine Dopamin Injektion wirken. Aus 2:0 würde 2:1 und in Anbetracht der unbestrittenen potentiellen Spielstärke der Drachen wäre ein 2:2 nicht mehr weit.

Man sollte die Dinge nicht verschreien, aber mir blieb heute nichts anderes übrig, als in meinem Terminkalender die Finaldaten zu reservieren. Auf das Erstellen der ZSC- Photoshopebene für das Resultatbildli oben rechts habe ich aber noch verzichtet. Die Hockeygötter sollte man nicht provozieren, auch wenn man natürlich durchaus eine gewisse Zuversicht haben darf.

Die Coolness des SCB überzeugt mich. Selbst als man nach einem bescheidenen 2. Drittel in Rückstand geriet, kam man nicht vom Weg ab und spielte druckvoll und mit der nötigen Geduld weiter. Dazu passt irgendwie, dass man im Penaltyschiessen, als man mit Gardner und Berger das Pulver nach drei Schützen vermeintlich bereits verschossen hatte, zum Erstaunen aller einen Philippe Furrer anlaufen liess, der die Fribourger dann arschcool ins Tal der Tränen schoss.

Herrlich, wenn man sich die Kommentare der gegnerischen Fans etwas zu Gemüte führt. Da wurde zuerst von den Fans der Flyers, jetzt von denen der Fribourger immer wieder betont, wie ach so bescheiden der SCB doch eigentlich spiele. Überschätzter Torhüter, durchschnittliche Ausländer, überalterte Schlüsselspieler. Dabei scheinen sie nicht zu begreifen, dass in den Playoffs in erster Linie die Balance, die Effizienz und die Disziplin entscheiden. Mit offensivem Judihuispiel, wie es Fribourg, Kloten und Zug in der Qualifikation zuweilen praktizieren konnten, wird man gewöhnlich nicht Meister. Noch ist nicht aller Tage Abend, aber der Titel dürfte auch dieses Jahr unter jenen Teams ausgemacht werden, welche über die beste Balance und die grösste Coolness verfügen. Dass Fribourg und Zug defensiv nicht über alle Zweifel erhaben sind, hat man gewusst. Da braucht man jetzt nicht das solide Spiel des Gegners schlechtzureden, oder wie aktuell die Zuger über die Schiris zu grännen. Ausflüchte dieser Art sind Verliererlatein und in den Playoffs der Anfang vom Ende.

Man muss cool bleiben, sich nicht von Schiedsrichterentscheiden destabilisieren lassen. Über 7 Spiele gleichen sich Glück und Pech aus. Der Bessere wird letztendlich gewinnen. Zum gut sein gehört aber auch und besonders die Qualität, Dinge auszublenden, die man nicht beeinflussen kann. In diesem Sinne würde ich zum Beispiel EVZ Trainer Doug Shedden einmal zum Sportpsychologen schicken. Sein Coaching des Wahnsinns äussert sich nämlich zuweilen in der Spielart der Zuger. Nicht unbedingt zu deren Vorteil, würde ich meinen.

Hoffentlich geht es weiter. Immer weiter und weiter. Träumen vom letzten Spiel der Saison ist erlaubt. Und sollte es nichts werden: Das Saisonziel ist erreicht, mehr durfte man nicht erwarten. Die Torte hat zuletzt köstlich geschmeckt und wäre selbst ohne Sahnehäubchen immer noch... erste Sahne.

Weiter... einfach immer weiter. Hopp SCB!

2 Kommentare:

  1. Erinnert mich stark an die Playoffs vor 2 Jahren, da wurde in den Gegnerforen jeweils auch erzählt, wie diese SCB doch so was von schlagbar und alles andere als eine Übermannschaft sei. Nur ist es bis in Spiel 2 der Finalserie niemandem gelungen, die schlagbare nicht-Übermannschaft zu schlagen.

    Gruss, Coffey

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  2. Und im Jahr 2022 sagte Aschi zu Henä "Weisst Du noch in den Playoffs vor 10 Jahren? Das waren noch Zeiten - Gopferdeli hatte der Bidu damals eine Krisenfrise und ganz Bern liess sich die Haare wachsen" - Henä: "Bidu wer?" - Aschi: "Mensch die legendäre Nummer 2 dort oben unter dem Hallendach......" - Henä: "Aber das war doch ein Chäsli" - Aschi: "Mir egal, Kult bleibt Kult".

    Könntest Du bitte sofort bekannt geben ab wann und wo man diese Beat-Gerber-Playoff-Perücken zu kaufen gibt?

    Gruss, Loddar15

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