Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 29. März 2012

Vom Gesellenstück zur Meisterprüfung


Der SCB liess sich von der samstäglichen Niederlage nicht beirren und gewann nach eindrücklicher Leistung auch dritte Spiel in der BCF Arena mit 0:3. Damit sicherte sich der SCB das Finale gegen die ZSC Lions.

Was soll man da noch sagen? Man hat es gehofft. Aber erwarten durfte man es nicht. Bei mir wurde der an sich vorhandene Glaube zeitweise jedenfalls arg strapaziert.

«[...]in der Defensive hat der SCB an Potential gewonnen. [...]Vermin und Berger werden uns erfreuen und in Froidevaux und Scherwey schlummert erhebliches Steigerungspotential[...]

Mit Byron Ritchie ist es dem SCB gelungen, seinen Wunschausländer zu verpflichten und mit einem geschickten zusätzlichen Ausländertransfer im Spätherbst könnte man die Mannschaft so veredeln, dass auch diese Saison wieder alles möglich sein könnte.

[...]Im schlechtesten Fall endet die Saison wie letztes Jahr im Halbfinale. Im besten Fall werden wir aber im April Eishockey unter der Frühlingssonne geniessen können.»

Dieses Geschreibsel stammt aus meiner Saisonprognose für die aktuelle Saison. Dass der beste Fall eintreten würde, war zwar nicht immer abzusehen. Aber wenn man darauf vertraute, dass unsere Schlüsselspieler irgendeinmal ihre Form schon noch erreichen würden, brauchte man nie zu verzagen. Man konnte sich ja wirklich damit trösten, dass Schlüsselspieler wie Martin Plüss und Ivo Rüthemann irgendeinmal Wirkung haben müssen, im oft konfusen Spiel des SCB.

Dass die Rädchen pünktlich zum Playoffbeginn perfekt ineinanderpassen würden, konnte nicht erwartet werden. Man durfte es aber hoffen, da die Mischung beim SCB zu stimmen schien. Die Leitwölfe hatten sich hinauskristallisiert, jeder akzeptierte seine Rolle und wusste was zu tun war. 

Am Dienstag war nicht weniger als die beste Saisonleistung gefragt, um sich die Finalqualifikation frühzeitig zu sichern und allfälligem gröberem Nervenflattern aus dem Weg zu gehen.

Dass der SCB im 5. Spiel mit solcher Coolness anging und alles richtig machte, war nicht selbstverständlich. Antti Törmänen hatte dem SCB während seiner „Probezeit“ aber ein derart perfektes Spielkonzept auf den Leib geschnitten, dass man selbst gegen die spielstärker eingestuften Klotener und Fribourger nur selten aus der Fassung kam.

So war es auch im entscheidenden 5. Spiel so, dass der SCB die Mittelzone dominierte und auch im Angriff mit allen Formationen zu Chancen kam.

Ich möchte das Spiel nicht zerschreiben. Es war wie das Resultat: Defensiv schnörkellos und offensiv druckvoll und effizient. Man hat sein Gesicht gefunden. Den Pfad, auf dem man gehen will.

Aber nicht nur den Trainer gilt es zu loben. Auch unsere Perlenfraktion bestehend aus Pascal Berger, Joel Vermin, Christoph Bertschy, Etienne Froidevaux und Tristan Scherwey gilt es hervorzuheben. Sie haben den SCB mit ihren erfrischenden Auftritten durch den nicht immer erfreulichen Herbst getragen. Die Fraktion der zu jener Zeit noch sehr hüftsteifen Schlüsselspieler wird es geschätzt haben, dass die guten Leistungen der Perlen damals kritikdämpfende Wirkung hatten.

Ich suche bekanntlich immer nach Qualitäten, die während der Qualifikation erarbeitet wurden. Auf Fundamente, auf die sich die Hoffnungen für die Playoffs bauen lassen. Die Perlen haben am Dienstag die drei Tore zur Finalqualifikation erzielt. Aber es gibt noch weitere Fundamente: Die unerschütterliche Ruhe und das Selbstvertrauen.

Ich habe im Januar in irgendeinem Blog geschrieben, dass der SCB zum Titelfavoriten werde, wenn es gelingen würde, sich aus eigener Kraft aus der damaligen Krise zu arbeiten. Trainergreenhorn Törmänen hat dieses Kunststück zusammen mit seiner Mannschaft geschafft.

Ich möchte jetzt nicht einen auf billige Beweihräucherung von kritisierten Umständen und Spielern machen. Ich will auch keine Silbe von dem zurücknehmen, was ich die ganze Saison geschrieben habe. Ich habe von Beginn weg an das Potential der Mannschaft geglaubt. Gut, dass man den Porzellangretzky aussortierte und dass man generell geduldig und weitsichtig agierte, bei der Teamzusammenstellung.

Die einzige Sache, bei der man sich Fragen stellen konnte, war die „Marketingentlassung“ von Larry Huras. Herrlich, wie verhalten die Medien jetzt kommentieren. Eigentlich müsste man ja Marc Lüthi, welcher von allen als von allen guten Geistern verlassen dargestellt wurde, jetzt adeln für seinen Mut.

Man darf nicht vergessen dass in solchen Dingen Mut schnell zur Torheit wird. Niemand kann sagen, wie es gekommen wäre, wenn man mit Larry weitergemacht hätte. Gut möglich, dass man das Finale ebenfalls erreicht hätte. Vielleicht aber auch nicht.

Trotzdem hat Marc Lüthi damals richtig gehandelt. Die Langeweile war nicht mehr auszuhalten und die Episode war zumindest geeignet, um die Gemüter wieder etwas zu beruhigen. Sportlich, ... na ja, hat die Mannschaft damals etwas das Gesicht verloren. Aber das hat man ja pünktlich auf die Playoffs wieder gefunden.

Ich habe viel gemotzt. Allerdings in erster Linie darum, weil ich der Mannschaft viel zutraute und weil es für mich nichts Schlimmeres gibt, als Saisons wie die letzte. Eine Saison, in der man sich zufrieden gab, obwohl mehr möglich gewesen wäre.

Das Saisonziel haben wir mit den hervorragenden Leistungen im Halbfinale erreicht und bestätigt. Dass sich die Mannschaft gar auf Finalniveau steigern würde, durfte nicht erwartet werden. Das Fantasieren der Fraktion der Neider, der SCB sei nur wegen der Schwäche seiner Gegner so weit gekommen ist etwa gleich absurd, wie wenn man sagen würde, der HCD sei in den letzten Jahren nur Meister geworden, weil der SCB jeweils im Viertelfinale ausschied.

Der SCB und die ZSC Lions verfügen über die beste Balance und agieren effizienter als ihre stärker eingestuften Gegner. Die Spiele werden dadurch gewonnen, dass man mehr Tore schiesst als man erhält. Die schönsten Kurven gewinnen keine Spiele.

Finalisten verfügen über die beste Balance zwischen Offensive und Defensive und verfügen über mehr Geduld, Coolness und Effizienz. Es sind die am härtesten arbeitenden Teams, die sich von Spiel zu Spiel und von Serie zu Serie am meisten zu steigern vermochten. Wer im Finale steht, hat sich in den Viertel- und Halbfinals auf Finalniveau gesteigert.

SCB gegen ZSC ist ein würdiger, ein guter Final für das Schweizer Eishockey. Es wird Leute haben, in den Stadien. Ich finde es gut, dass der SCB Hand bot, dass die Zürcher ihre Heimspiele im Hallenstadion austragen können. Man treibt sich sonst schon genug in Bonsai- Stadien herum in unserer Liga. Hoffentlich setzt man sich zusammmen mit dem ZSC dafür ein, dass keine Ablösesummen für Kloten Spieler bezahlt werden. Solches Geschäftsgebaren darf nicht noch belohnt werden. Entweder bezahlen die ihre Spieler, oder die Spieler sind frei sich einen anderen Club zu suchen.

Apropos Bonsai: Nichts gegen Langenthal. Aber die Herren unserer Liga sollten sich endlich gewisse Gedanken machen, wie die höchste Schweizer Liga auszusehen hat. Neulich habe ich auf einem Onlineportal übermütige Kommentare gelesen. Da wurde von Aufstockung und einer Berner Gruppe mit Biel, Langenthal, Langnau und dem SCB fabuliert. Also wenn jemand Lust hat auf solchen Mist, dann können sie ja freiwillig absteigen und ihre Gurkenmeisterschaft im B abhalten.

Wir brauchen in der höchsten Liga Teams mit Perspektiven. Nichts gegen Dörfliclubs. Aber es reicht in dieser Hinsicht. Schon Ambri entwickelt sich zu einem Schrecken ohne Ende. Was ich damit sagen will ist, dass man entweder die Durchlässigkeit zwischen A und B erhöhen sollte, oder aber eine geschlossene Liga schaffen sollte, mit strengen wirtschaftlichen Auflagen. Ein Budget von 6 Mio. reicht jetzt einfach nicht, um im A eine konkurrenzfähige Mannschaft zu stellen.

Aber lassen wir das für den Moment beiseite und freuen wir uns auf das grosse Finale. Es wird Antti Törmänens Meisterprüfung werden. Ich werde mir noch überlegen, ob ich einen Favoriten nennen möchte. Törmänen gegen Hartley... Geselle gegen Grossmeister...

Noch etwas: Philipp Furrer ist ein wahrer Leitwolf!

Viel Spass und hopp SCB!

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