Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 1. April 2012

Finale!


Am Dienstag beginnt in Bern der Playoff-Final um den Meistertitel 11/12, zwischen dem SCB und den ZSC Lions. Alles was sich bisher ereignete, zählt nichts mehr. Die Uhren sind zurückgestellt und es steht in jeder Beziehung 0:0.

Wenn man die vergangenen Jahre etwas weichzeichnet, hören sich die Erfolge des SCB an wie ein Märchen: Qualisieg, Qualisieg, Final, Halbfinal und jetzt Final. Oder die letzten drei Saisons: Meister, Halbfinal, Final.

So gut, dass sich auch Larry Huras noch gerne eine Scheibe davon abschneidet. «Bern spielt nicht spektakulär, aber effizient», meinte er. «Meine Handschrift ist noch vorhanden. Schliesslich war ich mehr als zwei Jahre in Bern. Da ändert sich die Philosophie nicht innerhalb von wenigen Monaten. Ich sehe nur kleine Veränderungen.»

Dass Larry Huras beim SCB in vielerlei Hinsicht eine gute taktische Basis gelegt hatte, schleckt keine Geiss weg. Ob wir jetzt aber bloss „Larry plus“ spielen, oder ob der SCB bereits voll auf Törmänen agiert, spielt im Hinblick auf das Finale keine Rolle mehr. Das mag vielleicht für Larry’s Ego wichtig sein, schlüssig beantworten wird man diese Frage aber wohl erst in der nächsten Saison können.

Wichtig ist, dass der SCB seine Finaltauglichkeit mit Stabilität, Cleverness, Leidenschaft und Effizienz gegen stärker eingestufte Gegner bewiesen hat. Der SCB hat sein Gesicht gezeigt, hat Charakter bewiesen. Die Zutaten für ein meisterliches Spiel sind also vorhanden.

Der ZSC hat auf dem Weg ins Finale gar noch eindrücklicher agiert. Kein Wunder, hört man zurzeit viele Stimmen, die dem SCB keine Chance geben. Der SCB müsse aufpassen, nicht in vier Spielen „rasiert zu werden“, ist von selbsternannten Experten zu lesen.

Auch wenn ich überzeugt bin, dass der SCB die müden Davoser ebenfalls geschlagen hätte und dass man die chronisch überforcierten Zuger Schlüsselspieler ebenfalls hätte kontrollieren können, habe ich kein Problem mit der Aussenseiterrolle des SCB. Schliesslich haben wir die Breite, das Talent, den Goalie und das nötige Selbstvertrauen, um die Zürcher „Übermannschaft“ in Bedrängnis zu bringen.

Nichts gegen Bärtschi, Monnet oder Ambühl. Aber doch fast lieber beim ZSC, als bei uns. Ich bin jedenfalls gespannt, ob unser ehemaliger Chancentod die Luftlöcher schräg hoch oberhalb den Toren wieder findet. Bob Hartley soll ja jedem Spieler ein mehrseitiges Papier mit taktischen Anweisungen ausgehändigt haben. Vermutlich wird darin in blumigen Worten dargelegt, dass man, anders als gegen den EVZ, auf vier starke und gefährliche Linien treffen werde. Und dass die Berner Abwehr gegen jede Art von Schönspielerei immun sei und nur mit sehr viel Arbeit an der Bande überhaupt die Aussicht bestehe, gegen den SCB in halbwegs vernünftige Abschlusspositionen zu kommen. Und verdammt ruppig gingen sie zur Sache.

Noch nicht so ganz geheuer ist mir die Sache mit dem Heimvorteil. Wir haben in den bisherigen Playoffspielen auswärts immer etwas schnörkelloser und effizienter gespielt. Es schien, als würden unserer Mannschaft zuhause die Stöcke zittern. Vermutlich wollte man es etwas zu gut machen und verlor dadurch etwas die Unbeschwertheit. Auch die Special Teams waren noch nicht über alle Zweifel erhaben. Unser Boxplay hat gegen Fribourg mehr schlecht als recht funktioniert und beim Powerplay gibt es trotz guten Statistiken noch reichlich Steigerungspotential.

Daneben kann man aber sagen, dass wir den eingeschlagenen Weg nur weiterzugehen brauchen. Es liegt dann am ZSC mit ihrem gestiefelten NHL-Kater an der Bande, besser zu sein. Es nimmt mich wunder, ob es den Zürchern gelingen wird, uns 4x zu bezwingen. Irgendwie unvorstellbar. J

Es wäre nett, wenn man das erste Spiel zuhause nicht gleich verlieren würde. Der ZSC könnte sich sonst das Momentum unter den Arm klemmen und dort anknüpfen, wo sie sich seit 8 Spielen befinden. Ich denke, der Geschmack der Niederlage würde ihren Enthusiasmus etwas dämpfen und den Druck im Hinblick auf den Donnerstag bereits in unangenehme Höhen steigen lassen.

Der Boden wäre dann geebnet, für dass der SCB dort anknüpfen könnte, wo man im Halbfinal aufhörte: Bei der Auswärtsstärke und dem ersten Auswärtssieg.

Ich habe grossen Respekt vor der Mannschaft der ZSC Lions. Bereits in meiner Saisonprognose habe ich die Zürcher stark geschrieben: «Gespannt darf man auf den „neuen“ ZSC unter Trainer Bob Hartley sein. Ich habe so meine Befürchtungen, dass der Meistertitel dieses Jahr in der Agglomeration Zürich ausgespielt wird.»

Das Ausspielen in der Agglomeration haben wir verhindert, indem wir die Flyers geschlagen haben. Aber der ZSC hat meine Erwartungen mit der Finalteilnahme erfüllt. Obwohl die Zürcher lange brauchten, um auf Touren zu kommen, habe ich nie daran gezweifelt, dass sie, mehr noch als der SCB, ein schlafender Riese sind.

Mit Prognosen für dieses Finale tue ich mich schwer. Wer das Finale erreicht, hat das Potential zum Titel. Eigentlich gibt es für dieses Finale keinen Favoriten. Zu ähnlich sind die Saisonverläufe und die Tugenden der beiden Mannschaften. Eigentliche Schwächen sind bei beiden keine auszumachen. Der SCB hat Heimrecht, was ich erst in einem allfälligen 7. Spiel als kleinen Vorteil erachte. Der SCB verfügt vielleicht über das etwas breitere und homogenere Kader. Die Zürcher ihrerseits verfügen über den erfahreneren Trainer und haben vielleicht das eine oder andere spielerische Glanzlicht mehr in ihren Reihen. Der schwächste Berner Mosaikstein ist aber besser, als das Schwächste Zürcher Steinchen.

«Nichts gegen die Zürcher, aber die muss man locker schlagen», sagte Marc Lüthi im letzten Herbst, nachdem er Larry Huras nach einer Niederlage gegen eben diese Zürcher zum Teufel gejagt hatte. Dass im Publikum die Schlafkrankheit auszubrechen drohte und das Bier in den Fässern liegenblieb, muss an dieser Stelle freilich auch erwähnt werden.

Aber es wäre wohl zu einfach, die damaligen Geschehnisse alleine auf das Marketing zu reduzieren. Antti Törmänen muss Eindruck hinterlassen haben. Eindruck, welcher den Boden des Mutes bildete, welchen es zweifellos brauchte, um diese Trainerentlassung und die Eisetzung des „Lehrlings“ Törmänen zu verfügen und durchzuziehen.

Antti Törmänen kennt das hiesige Eishockey besser als Bob Hartley. Und so wie sich Törmänen zuletzt präsentiert hatte, dürfte der Nachteil auf der Trainerposition vernachlässigbar sein.

Über alles gesehen sehe ich uns im Vorteil. Nur leicht zwar, aber sofern der SCB den eingeschlagenen Weg weitergeht und sein Steigerungspotential ausschöpft, glaube ich an den Titel.

In diesem Sinne dürfen wir uns freuen. Nach einer schwierigen Saison eher unerwartet auf das erste Finalspiel zu warten, fühlt sich gut an. Es gibt nichts schöneres, als Eishockey im April. Wir werden das letzte Spiel der Saison bestreiten. Es wäre schön, dieses zu gewinnen. Man kann es aber auch verlieren, sofern der Gegner besser ist. Wie es auch kommen mag, es wird auch dieses Jahr wieder einen würdigen Meister geben.

Hoffen wir, dass es der SCB sein wird. Wenn nicht, bleibt uns aber wenigstens der Meisterblues in der nächsten Saison erspart. J

Hopp SCB!

1 Kommentar:

  1. Ich wünsche dem SCB heute viel Glück. Ich hoffe ihr gewinnt das Finale, drück euch die Daumen. Wenn ihr uns schon in die Ferien geschickt habt, macht das auch mit dem Z ;-)
    Gruss vom ihgfleischtä Chloote Flyers Fan :-)
    (ehem. Beisszange ;-))

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