Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 11. April 2012

Meisterträume

Der SCB hat am Donnerstag den ersten von drei Meisterpucks für den 13. Meistertitel der Klubgeschichte. Die einen hoffen dabei auf einen nervenschonenden und diskussionslosen Sieg, die anderen träumen von einem «Grande Finale.»

Nein, man sollte die Dinge nicht verschreien. Wenn man aber den Torjubel der SCB-Spieler am Ostermontag im Hallenstadion gesehen hat, sogar Marco Bührer fuhr zum Abklatschen zur Spielerbank, darf ich auch einen Blog mit dem Titel «Meisterträume» verfassen.

Schliesslich scheint der Mannschaft der Duft des süssen Giftes vom möglichen Meistertitel auch in die Nase gestochen zu sein.

Ich sei zwar zu einem notorischen Schwarzmaler geschrumpft, hiess es in letzter Zeit öfter. Aber wer meine Saisonprognose gelesen hat wird wissen, dass dem nicht so ist. Ich schrieb nämlich im letzten Herbst zum SCB folgende Zeilen:

«Das Absturzpotential beim SCB erachte ich als gering. Obwohl letzte Saison vieles nicht optimal gelaufen ist, hat Larry Huras die Truppe im Griff. Im schlechtesten Fall endet die Saison wie letztes Jahr im Halbfinale. Im besten Fall werden wir aber im April Eishockey unter der Frühlingssonne geniessen können.

Träumen ist also erlaubt. Aussenseiterträume zwar, aber das sind sowieso die schönsten.»

Und zum ZSC:

«Gespannt darf man auf den «neuen» ZSC unter Trainer Bob Hartley sein. Ich habe so meine Befürchtungen, dass der Meistertitel dieses Jahr in der Agglomeration Zürich ausgespielt wird.»

Jetzt ist es so, dass meine Prognose zum SCB eigentlich «meine Erwartungen vom SCB» heissen sollten. Ich war entgegen den Dubé-Nachjammerern immer der Meinung, dass der SCB in dieser Saison Halbfinalpotential haben würde. Dass Pascal Berger eine Perle ist, wussten wir. Dass Joel Vermin ein ungeschliffener Rohdiamant ist, konnte man bereits in der letzten Saison beobachten und dass Christian Dubé zum Qualikürveler auf den Aussenbahnen verkommen ist, konnte in den letzten zwei Jahren jeder sehen, der es sehen wollte.

«Dubé spielt, als wäre er schon zurückgetreten» oder «Dubés Lohn sollte man halbieren» sind noch die nettesten Zeilen, die ich auf dem Gottéron Forum über ihn gefunden habe. Und bei den Top 5 Spielern der Saison wurde Christian Dubé in Fribourg kaum je genannt.

Sein Abgang hat den SCB also eher stärker gemacht, als geschwächt.

Dass die Liga dieses Jahr ausgeglichener sein wird als auch schon, zeichnete sich ebenfalls bereits in der letzten Saison ab. Nach der Saison 10/11 betrug die Punktedifferenz vom 1. (Davos) zum 7. (ZSC) ganze 44 Punkte. In dieser Saison lag der Qualisieger EVZ nur noch lediglich 21 Punkte vor den abermals auf Rang 7 klassierten ZSC Lions. Wesentliche Unterschiede in der Spielstärke der ersten 7 Teams waren demnach aufgrund der Tabelle kaum auszumachen.

Der SCB ist in der letzten Meisterbluessaison unter seinem Wert geschlagen worden. Nachdem man sich gegen die SCL Tigers fürs Halbfinale qualifiziert hatte, ohne an die Grenzen gehen zu müssen, brauchte unsere Mannschaft gegen die starken Flyers zu lange, um das erforderliche fehlerfreie Playoffspiel zu finden. Das enttäuschende Ausscheiden im Viertelfinale war die logische Konsequenz.

Diese Saison durfte dafür wieder ein hungrigerer SCB erwartet werden. Am Hunger hat es dann meistens auch nicht gefehlt. Eher an der chronischen Unterform der Schlüsselspieler, der Verletzungshexe im Herbst und an den Wirren um die Entlassung von Larry Huras.

Der unerfahrene Antti Törmänen musste nach dem anfänglichen befreiten Lüthi-Spektakelmeterhockey mit seiner Mannschaft zuerst die unter Larry Huras hervorragend gewesene defensive Stabilität wiederfinden. Da unsere Schlüsselspieler ihrer Form auch im neuen Jahr hinterherliefen, fehlten trotz der von Törmänen immer wieder erwähnten Fortschritte in neuen Jahr die Resultate. Somit wurde der angestrebte und durchaus mögliche Platz in den Top 4 und damit das Heimrecht für die Viertelfinals nicht erreicht.

Dass ich meine Erwartungen an den SCB nach letzter Saison erneut den Bach runter gehen sah, lässt sich auch mit der Statistik erklären. Für eine Mannschaft, deren Stärke in der Ausgeglichenheit und der Defensive zu suchen ist, sind 130 erhaltene Tore ein eher hoher Wert. Biel hat zum Beispiel lediglich 128 Gegentore erhalten. Der EVZ, dessen Achillessehne in der Verteidigung zu suchen war, kassierte 131 Gegentore.

Zuletzt blieben uns nur noch die in der Saisonprognose erwähnten Aussenseiterträume und die Hoffnung auf den Playoffschalter. Dieser konnte, nachdem die Erwartungen auf den Tiefpunkt gefallen waren, dann tatsächlich gefunden werden. Die wundersame Wendung begann ihren Lauf zu nehmen. Plötzlich spielte der SCB sein Potential aus und vermochte sich in den Playoffs gar kontinuierlich zu steigern. Die Fehlerquote wurde laufend minimiert und die Disziplin in gleichem Masse erhöht. Beflügelt durch die Erfolgserlebnisse entwickelte sich ein Urvertrauen, welches man in den nächsten Tagen möglicherweise mit meisterlicher Effizienz und Coolness umschreiben wird.

Möglicherweise. Denn noch sind wir in der Phase der Meisterträume. Wie schnell aus einem 3:1 ein 3:3 werden kann, wenn der Kübel beim Einmarsch im Bärengraben steht, haben wir vor zwei Jahren erlebt. Das schwebende Gefühl des Urvertrauens wurde durch lähmende Angst vor dem eigenen Enthusiasmus abgelöst. Die Stöcke zitterten und vorbei war es, mit der schnörkellosen Leichtigkeit.

Der Titel ist noch weit weg. Nicht ein Spiel fehlt noch, sondern ein letzter Sieg.

Siege gegen starke kompakte Gegner mit beträchtlichem Steigerungspotential sind in Anbetracht des Meistertitels schwierig zu holen. Ich habe schon einige Playoffinalspiele des SCB mit gleicher Ausgangslage miterlebt. Sie gingen alle verloren. Nicht einmal an meinem 20. Geburtstag hat mich der SCB mit dem damals möglichen Heimtitel beschenkt. Ich musste am nächsten Tag übernächtigt und frustriert zur Lehrabschlussprüfung antreten. Finalgeschichten der übleren Art... J

Allerdings endete diese Episode dann doch noch mit dem Titel. Auswärts halt. Gut möglich, dass ein Sieg am Samstag im Hallenstadion fast einfacher zu holen wäre, als der Heimsieg am Donnerstag. Wobei die Sache dann auch böse ins Auge gehen könnte. Ein entfesselter ZSC, würde mit dem Momentum im Rücken genauso schnörkellos spielen wie der SCB. Da fliegen die Scheiben in den Schlüsselmomenten dann plötzlich ins Tor.

Ich erwarte für Donnerstag aus psychologischen Gründen erst mal eine Niederlage. Es wäre mir auch egal, zumindest wenn ich dann für Samstag ein Ticket ergattern könnte und sich die Mannschaft den Kübel in den weiteren Spielen doch noch holen würde. Ein Meistertitel im Hallenstadion mit anschliessender Meisterfeier in Bern wäre doch sowieso auch ein wunderbares Erlebnis. Ausserdem wäre es schade, wenn die wunderbare Finalserie bereits zu Ende ginge. Ich war ausser im 1. Spiel bis jetzt noch kaum nervös. Irgendwie wäre es fast etwas fade, die Saison bereits am Donnerstag zu beenden.

Bereits vor 2 Jahren hatte ich so schräge Träume. Ich wollte unbedingt ein 7. Spiel damals. Und irgendwie man glaubt es kaum, wäre dieses Szenario auch dieses Jahr der Oberhammer. Schon nur wegen der Kohle, die man damit verdienen könnte. Gut möglich, dass Marc Lüthi der Mannschaft verboten hat, zu gewinnen.

Eine Marketingentlassung Antti Törmänens vor der Pokalübergabe... J Klaus Zaugg müsste wohl die Sommerferien streichen, um das Thema bis im Herbst medial zu verarbeiten.

In einem gewöhnlichen Finale gibt es immer einen Sieger und einen Verlierer. Am Donnerstag gibt es für den SCB aber selbst bei einer Niederlage nichts zu verlieren. Tönt blöd, ist aber delikat. Ohne die Angst der Niederlage im Nacken könnte dieses Spiel durchaus verpennt und vertölpelt werden. Fehlende Spannung, blöde Fehler, zu keiner Reaktion fähig.

7 Spiele wären schon geil. Ein Grande Finale. Alles oder nichts.

Und nein, ich bin kein Schwarzmaler. Ich bin bloss ein typischer grosskotziger SCB Fan mit Ansprüchen. Werden diese vom SCB nicht erfüllt, wird gnadenlos auf die Pauke gehauen. Nicht mit Grännen nach dem Messias in Form eines Ausländers zu Unzeiten, sondern mit dem Schreien nach Disziplin, Leidenschaft und Kampf bis zum Umfallen.

Mit dem Erreichen des Halbfinals hat der SCB meine Erwartungen erfüllt. Dass man unter diesen Umständen mehr will, ist gewissermassen Gesetz der Evolution. Die Mannschaft soll sich ja den Titel zum Ziel gesetzt haben. Ein ambitioniertes Ziel, wenn man den Umbau der Mannschaft aufgrund von gewichtigen Abgängen miteinbezieht. Christian Dubé, auch wenn ich zuweilen in dieser Sache etwas überzeichne, war lange Jahre der beste Einzelspieler des SCB. Da verschiebt sich schon einiges.

Jedenfalls war ich mit meinem Halbfinal offensichtlich viel zu wenig grosskotzig. Ich hätte nach dem Titel schreien und die Mannschaft die ganze Saison mit rosarotem Lobgesang überschütten müssen.

Stattdessen bin ich jetzt dazu verdammt, meinen bescheidenen Aussenseiterträumen gemäss Saisonprognose zu frönen. Jetzt bin ich milde gestimmt. Fertig, den Teufel an die Wand malen. Was uns der SCB in diesen Playoffs gezeigt hat, war grandios. Wenn es gelingt, den Weg bis zum Titel weiterzugehen, ist das kaum zu toppen. Erfüllte Aussenseiterträume sind die süssesten Früchte an der Hockeyrebe. Sollte der Teufel jetzt doch noch das Kommando übernehmen, wäre das zwar traurig, aber wir hätten trotzdem 7 Finalspiele mit sämtlichen emotionalen Facetten erlebt. Alles was das Berner Hockeyherz begehrt.

Was den Teufel anbelangt, werde ich es handhaben wie vor zwei Jahren. Ich habe damals einen Text mit dem Titel «Vom Teufel und Göttern» geschrieben. Er befindet sich irgendwo tief in den Archiven des SCB Forums. Es ging um einen Teufelspackt und um den Hockeygott. Ich bin damals mit einem schwarzen Kreuz auf der Hand ans letzte Spiel der Saison gegangen und jedes Mal, wenn der Gehörnte die Regie zu übernehmen drohte, habe ich meine gekreuzte Handfläche in die Luft gehalten um ihn aus der Arena zu fegen.

Ich werde das auch dieses Jahr wieder tun. Allerdings erst in einem allfälligen Spiel 7. J

Bleibt zu hoffen, dass sich die Mannschaft vor dem nächsten Spiel nicht wie ich mit Meisterträumen befasst. Eine empfindliche Niederlage wäre die Folge und das Momentum könnte zum ZSC kippen.

Der ZSC scheint mir stärker zu sein, als Servette vor zwei Jahren. Ein Spiel mit dem Feuer wäre demnach gefährlich.

Kann das Level vom Ostermontag gehalten werden, wird es am Donnerstag wohl reichen. Wenn nicht, dann dürfen wir uns auf einen heissen Tanz einstellen. Einen Tanz, wie wir ihn in diesen Playoffs noch nie erlebt haben.

Ein Grande Finale eben... J

In diesem Sinne hoffe ich, dass sich bei mir die fast unerträgliche Spannung am Donnerstag im Angesicht der Postfinance-Arena auch noch einstellen wird. Der SCB dürfte dann gewinnen und bräuchte nicht mit dem Feuer zu spielen.

Viel Vorfreude euch allen. Das Drucken der Meister-Shirts und das Besorgen der Meisterstumpen kann beginnen. Bringt zwar extrem Unglück, aber letztendlich ist sich halt auch bei solchen Dingen jeder am nächsten.

Aber das Rezept gegen den Teufel habt ihr ja jetzt. Wirkt aber erst in Spiel 7. Nicht schon morgen, sonst ist die Kraft verpufft und es wird nichts mit dem Titel!

Hopp SCB!

4 Kommentare:

  1. Ja, das Besorgen von Meisterstumpen resp. Drucken der Meister-Shirts bringt extrem Unglück.

    Den letzten Meisterstumpen habe ich sage und schreibe 5 Jahre mit mir rumgeschleppt bis ich ihn anzünden durfte. Geschmeckt hat er trotzdem, obwohl er furztrocken war und ich diese Dinger eigentlich generell chotzgruusig finde. Der Vorletzte wurde mir bereits nach 10 Sekunden vom feiernden Mob in Lugano aus der Schnöre geschlagen.....

    Wie auch immer, ich besorge mir heute ganz bestimmt auch noch einen - Eine Meisterparty ohne Stumpen ist einfach keine richtige Meisterparty.

    Für den Fall der Fälle entschuldige ich mich jetzt schon mal bei allen Nichtrauchern und danke herzlich fürs Verständnis. Immerhin war ich jetzt schon wieder 2 Jahre sehr diszipliniert, habe mich brav an die Regeln gehalten und niemanden im Tempel mit meinem Laster belästigt ;-)

    Gruss
    loddar15

    PS. Danke für die immer wieder unterhaltsamen Blog's.

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  2. Also bitte wie kann man nur hoffen das der SCB erst im 6 oder 7 spiel Meister wird?

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  3. Die Spannung, die Dramaturgie...

    Aber man darf natürlich auch heute gewinnen ;-)

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  4. Das würde ich sehr begrüssen, nur schon um meine Nerven nicht zu fest zu strapazieren :)

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