Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Freitag, 13. April 2012

Es ist wie es bei gleicher Ausgangslage immer war

Der SCB verpasste den ersten Matchpuck im eigenen Stadion mit einer 1:2 Niederlage nach Verlängerung. Es gelang den Bernern nicht, die Handbremse gegen die nicht unwiderstehlich wirkenden Zürcher zu lösen. Trotzdem war der Sieg des ZSC verdient.

Zum Glück war es ein wunderbarer Spieler wie Mathias Seger, dem in der 10. Minute der Verlängerung nach einem Fehler von Jean-Pierre Dumont das entscheidende Tor gelang. Ihm mag ich es gönnen, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, wenn Andreas Hänni, unser meistunterschätzter Verteidiger, kurz zuvor seine Chance zum Meistertor hätte verwerten können.

Apropos Verteidiger: Das Gerücht mit dem Wechsel von Philipp Furrer zu Lugano, welches heute vom Blick gestreut wurde, wurde mir vor einigen Wochen auch zugetragen. Geschwatzt wird viel und da ich die Sache nicht ernst nahm, habe ich geschwiegen.

Ich habe Philipp Furrer in einem meiner Halbfinalblogs als «wahren Leitwolf» bezeichnet. Das war durchaus ernst gemeint. Ich bin nämlich explizit der Meinung, dass Furrers Leistungen von den SCB Fans zu wenig honoriert werden. Regelmässig wird sein Ehrgeiz, sein Streben nach mehr, gegen ihn ausgelegt. Ich weiss auch nicht warum, denn an seinen Leistungen auf dem Eis kann es nicht liegen.

Gut möglich, dass er gerade deshalb nach einer Luftveränderung streben könnte. In Lugano hätte er zumindest einen Trainer, der seinen Wert kennt. Und das Publikum, da bin ich mir sicher, hätte er innert kürzester Zeit hinter sich.

Das Spiel von gestern? Wo war der heilige Zorn, wo der unbändige Siegeswillen? Das Momentum ist eine fragile Sache. Man kann nicht mit der Einstellung aufs Eis gehen, dass die entscheidenden Tore dann irgendwann schon von selber fallen würden. Dass man Tore erzwingen kann, hat man mit dem schnellen Ausgleich nach dem Führungstreffer der Lions gezeigt. Warum ist man diesen Weg nicht weitergegangen? Und warum stellt Antti Törmänen ohne Not angeschlagene Spieler auf? Es muss mir doch niemand erzählen, dass Dumont nach einer solchen Verletzung an der Schulter schmerzfrei ist und ohne innere Bremse in die Zweikämpfe gehen kann.

Um ein entscheidendes Spiel um den Titel zu gewinnen, braucht es eine meisterliche Leistung. Die gestrige Leistung war aber gemessen an den bisherigen Playoffspielen des SCB bestenfalls Durchschnitt.

Ich habe es in meinem letzten Blog angetönt: Bei dieser Ausgangslage fehlt die Zecke der Niederlage im Nacken. Es war nicht alles oder nichts, es war alles oder „henu sode.“

Henu sode, hat man halt verbremst. Als Fan lässt sich das ja leicht sagen. Zumal wir ja nicht in den Playouts sind, wo alle darauf aus sind, die Serien und damit die Saison schnellstmöglich zu beenden. Nein, wir sind im Finale. Und ich freue mich, dass wir das von Neid zerfressene Schweizer Hockey-Proletariat weiterhin mit unserem geilen Finale nerven können. J

Für mich ist es gut gelaufen mit den Tickets und so freue ich mich auf ein weiteres Hockeyfest im Hallenstadion. Im Teufelsblog habe ich geschrieben, dass das Gewinnen für den SCB am Samstag im Hallenstadion fast einfacher sein könnte, als am Donnerstag im Heimspiel. Ich sehe das immer noch so. Auswärts ist der Druck bei den Lions und der SCB spielt diese Saison sowieso besser in der Fremde, als in der heimischen Arena.

Schauen wir, wie es kommen wird. Der ZSC hat mir auch im letzten Spiel keinen unwiderstehlichen Eindruck gemacht. Ich sehe es wie Marc Lüthi: Diesen ZSC muss man schlagen! J

In diesem Sinne wünsche uns allen viel Nervenstärke und die Gabe, dieses Finale auch wirklich geniessen zu können. Es ist für den treuen Fan gewissermassen der Lohn für manchmal schon recht ermüdende Qualispiele.

Und ein Grande Finale ist immer noch möglich. Aber das ist, wie ich gemerkt habe, wohl eher ein Schmaus für solche wie mich. J

Hopp SCB!


Nachtrag, da nicht Finalrelevant: Meine Meinung zu Johann Morants Aktion habe ich abgegeben. Obwohl ich deswegen einmal mehr als trauriger Fan bezeichnet wurde, weiche ich keinen Deut davon ab!

Für 5-6 Spiele hätte ich ihn für seine gefährliche Selbstdarstellung auch aus dem Verkehr gezogen. Aber 14 Spielsperren sind des Guten zu viel. Aber zum Glück sind die Sperren dieses Spielers nicht mehr das Problem des SCB.

Sven Leuenberger hat neulich angetönt, er würde einen Rekurs gegen ein allfälliges Urteil des Einzelrichters einlegen, wenn Lugano das wünsche. Das Begründungsschreiben müssten die Bianconeri aber schon selber verfassen. Ich begreife Sven. Mir kämen also auch keine Argumente in den Sinn, mit denen man Morants Amoklauf schönschreiben könnte.

Mit „der Hansli het am Peterli si Schneemaa kaputt gmacht u drum het dr gross Brueder vom Peterli dr Hansli haut abeghacket“, wird man in dieser Sache nämlich nichts erreichen. J


Hier noch der offizielle Wortlaut des SEHV:


Drastische Strafe gegen SCB-Haudegen Morant


Der Einzelrichter für Disziplinarsachen Leistungssport, Reto Steinmann, greift im "Fall Johann Morant" durch. Der Verteidiger des SC Bern wird für 14 Spiele gesperrt.

Morant hatte im dritten Playoff-Finalspiel zwischen dem SCB und den ZSC Lions seinen Gegenspieler Cyrill Bühler mit mehreren Faustschlägen auf den Hinterkopf sowie in die Nackengegend traktiert und anschliessenden einen Linienrichter mit beiden Händen umgestossen. Steinmann erachtete die Schläge gegen Bühler als "Handlung mit einem sehr grossen Verletzungspotenzial".

Hätte es Morant mit den Schlägen gegen Bühler gut sein lassen, wäre er mit maximal zehn Spielsperren davongekommen. Doch weil sein Vergehen gegen den Linienrichter schwerer wiegt, fiel die Strafe härter aus.

Die Berner können gegen diesen Entscheid innert fünf Tagen beim Verbandssportgericht rekurrieren. Bleibt das Strafmass bestehen, wäre Morant, der bereits zwei Spielsperren verbüsst hat, der am härtesten bestrafte Spieler in der Nationalliga. Noch länger wurde in der Schweiz bislang einzig der damals für den Erstligisten Wiki-Münsingen tätige Reto Schmutz (19 Partien/Faustschlag gegen Linesman) gesperrt.

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