Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 8. April 2012

Die richtige Antwort auf den Zürcher Orkan


Der SCB konnte das Momentum in einem begeisternden Playoff Fight zurückkämpfen und bezwang den ZSC im 3. Finalspiel mit 3:0.

Als Orkan werden gewöhnlich Winde von sehr hoher Luftgeschwindigkeit bezeichnet. Orkane sind daher geeignet, um beträchtliche Flurschäden anzurichten.

Der SCB ist am Donnerstag im Hallenstadion ab Spielmittte vom ZSC-Orkan in die Ecke geweht worden. Es war zum Angst und Bange werden, wie sich die entfesselten Zürcher das Momentum mit Urkräften zurückgekämpft hatten.

Solche Ereignisse sind durchaus geeignet, um Playoffserien in andere Richtungen zu zwingen. Rückenwinde dieser Art können somit Meisterschaften entscheiden.

Dass es dem SCB unter diesen Umständen erneut gelungen ist, sämtliche Zweifler Lügen zu strafen, ist beeindruckend. Immerhin musste man den Ausfall des besten Playoffscorers verarbeiten und deshalb die ganze Mannschaft umstellen.

Schade, die Sache mit Dumont. Nicht weil wir deshalb keine Meisterchancen mehr hätten, sondern weil der Kerl einfach unglaublich sympathisch rüberkommt. Man braucht sich in dieser Hinsicht keine Illusionen zu machen. Eine Schulterverletzung ist bei solchen „mechanischen“ Beanspruchungen, wie sie im Eishockey gang und gäbe sind, verheerend. Demnach werden wir damit rechnen müssen, dass wir Jean-Pierre in dieser Saison nicht mehr sehen werden. Und sollte er trotzdem noch einmal auflaufen, wird er flügellahm sein.

Dass es Antti Törmänen und seiner Mannschaft unter diesen Umständen erneut gelungen ist, die richtige Antwort zu finden, verdient Respekt. Ich muss gestehen dass der SCB für mich damit in vielerlei Hinsicht erfüllt hat. Wir befinden uns jetzt gewissermassen in der Zusatzvorstellung. Es geht jetzt nur noch darum, die packenden Finalspiele zu geniessen und auf ein Ende auf dem Bundesplatz zu hoffen.

Selbstverständlich gilt das nur für die Fans, nicht aber für die Mannschaft. Die sollen den Fokus weiterhin auf den nächsten Einsatz richten und holen, was zu holen ist.

Der SCB hat in diesem Finalspiel fast alles richtig gemacht. Die Mischung zwischen defensiver Stabilität, Geduld und aktiver Spielkontrolle wurde einmal mehr gefunden. Das Spiel war zwar offener, als es das Resultat vermuten liesse, aber das Glück lässt sich eben erzwingen.

Ich hatte etwas Angst, weil man aus der Überlegenheit des 1. Drittels zu wenig gemacht hatte. Man hat aber letztendlich die Breite des Kaders genutzt, indem man richtig aufgestellte und mit 4 Linien Tempo und Intensität fräste. Es war kein Zufall, dass es gerade der Linie mit Etienne Froidevaux und Tristan Scherwey gelang, das Spiel zu entscheiden. Einer Linie, die bereits seit geraumer Zeit mit sehr guten Leistungen aufwartet.

Der SCB hat jetzt am Ostermontag die Möglichkeit, sich 3 Meisterpucks zu erspielen. Eine Prognose, ob das gelingt, möchte ich keine abgeben. Wir haben gesehen, wie stark der ZSC spielen kann. Es ist zuweilen fast beängstigend, welche offensive Wucht diese Zürcher aufs Eis bringen können. Die ersten Minuten des gestrigen Schlussdrittels waren ähnlich bedrohlich, wie der unwiderstehliche Auftritt in Spiel 2. Die Wende lag förmlich in der Luft.

Zum Glück hat Antti Törmänen den richtigen Zeitpunkt und die richtigen Worte gefunden, um dem Zürcher Sturmlauf den Stecker herauszuziehen.

Was mir nicht gefallen hat, ist der Amoklauf unserer 74. Nichts gegen Zeichen setzten oder Faustkämpfe im Eishockey. Aber wer ohne Not auf am Boden liegende eindrescht wie ein Hirnamputierter, gehört gewöhnlich eher in die Waldau oder auf den Thorberg, aber keinesfalls auf ein SPIELfeld! Absolut richtig, dass die Schiedsrichter ohne zu fackeln eine Matchstrafe aussprachen. Hoffentlich setzt der Einzelrichter diesem Treiben endgültig den Riegel.

«Ich habe Morant nicht rausgeschickt», sagt SCB-Coach Antti Törmänen zur Angelegenheit. «Er ist selbst gegangen.» Wenn das stimmt, ist Sportchef Leuenberger gefordert! Wir brauchen keine talentlosen Schläger, die in jedem zweiten Spiel Restausschlüsse produzieren und offensichtlich nur darauf aus sind, Gegenspieler zu verletzen. Das entspricht mit Sicherheit nicht der Philosophie unseres Trainers und ist auch nicht geeignet, um mit dieser talentierten Mannschaft Titel zu gewinnen.

Zeichen setzt man mit kompromisslosem Einsatz in den Zweikämpfen und im aufrechten Kampf Mann gegen Mann. Wenn einer am Boden liegt, ist FERTIG! Ja, die NHL... Aber wir sind hier nicht in der NHL und wir sind auch nicht in einem Land, in dem Kinder zum Tode verurteilt werden und nach jahrelanger Käfighaltung abgetan werden wie die Hunde. Also bitte...

Bravo Antti Törmänen, bravo der ganzen Mannschaft und bravo Etienne Froidevaux und Tristan Scherwey, dem wahren Kämpfer.

Freuen wir uns auf Spiel 4. Hoffentlich gelingt es am Montag, die richtige Balance zu finden. Mit etwas Glück könnte der vorentscheidende Auswärtssieg dann eingefahren werden.

Hopp SCB!

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