Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 12. März 2014

Vom fehlenden Drang, besser zu werden

Ich bin etwas in Sorge, in dieser an sich schönsten Hockeyzeit des Jahres, die beim SCB dieses Jahr nicht stattfindet. Marc Lüthi hat neulich im Zusammenhang mit der sportlichen Leistung des SCB von einer Note 3.5 gesprochen. Das war doch niemals eine 3.5!

Eine 3.5 hätte ich nach dieser Qualifikation gegeben, wenn man im Viertelfinale gegen die ZSC Lions heroisch kämpfend im siebten Spiel ausgeschieden wäre. Eine 4, oder allenfalls eine 4.5 hätte es für das Ausscheiden im Halbfinale gegeben. Für eine 5 hätte es die Finalqualifikation und für eine 6 den Meistertitel erfordert.

Nein, die Saison des SCB kann nicht irgendwo im Bereich von knapp genügend angesiedelt werden. Die Saison war von A-Z desaströs! Lumpige, ja beschämende 70 Pünktlein bei einem negativen Torverhältnis ist von einer nahezu unveränderten Meistermannschaft mit dem Ziel, den Titel zu verteidigen, eine nicht schönschreibbare Frechheit gegenüber dem zahlenden und mitfiebernden Fan!

Der Gipfel war, dass man am Schluss nicht einmal mehr über die Eier verfügte, um die verkorkste Saison noch zu retten. Von den 19 Spielen nach der Weihnachtspause verlor man deren 13. Alleine drei Mal gegen Genf und als Tüpfchen auf dem I auch das Heimspiel gegen Lausanne. Und von den vier Spielen nach der Natipause, als man es noch einmal in den eigenen Hände gehabt hätte, sich in Extremis doch noch für die Playoffs zu qualifizieren, stürzte man regelrecht ab. Nachdem man das inferiore Rappi noch schlagen konnte, verlor man sang und klanglos gegen Biel, Fribourg und gegen die ZSC Lions.

Normalform erreichten während der ganzen Saison eigentlich nur Martin Plüss, Tristan Scherwey und mit Abstrichen Marco Bührer, welcher sich erst nach der Freistellung von Antti Törmänen zu guten Leistungen motivieren konnte und Geoff Kinrade, mit dem ich ebenfalls einigermassen zufrieden war.

Daneben sah ich meist enttäuschende Jungspieler, desaströse Ausländer, harmlose Stürmer und überforderte oder dauerverletzte Verteidiger. Eine klare Linie war im Spiel des SCB über die ganze Saison kaum je auszumachen und in den wichtigen Spielen fehlte es an allem, was es zum Siegen gebraucht hätte. Man verlor sie demnach alle, die sogenannten Schlüsselspiele.

Dabei hatte man kaum je den Eindruck, dass auf dem Eis eine verschworene Einheit, die zusammen etwas erreichen will, am Werk war. Vielmehr machte der SCB den Anschein einer Gruppe von mehr oder weniger talentierten Einzelspielern, welche versuchten, irgendetwas zu kreieren. Oft überwiegte auch der Eindruck, dass man sich hinter den Teamkollegen versteckt und wartet, bis ein anderer etwas anreisst.

Dass man in dieser Saison zwei Trainer verbrannte und sich beim Dritten nicht einmal mehr zu einem Neubesenmodus aufraffen konnte, spricht ebenfalls für sich. Guy Boucher forderte zuletzt Tempo, musste aber wohl bald erkennen, dass die überalterte Truppe lediglich Luft hat, für 10 intensive Minuten und dass das Spiel mit der Scheibe derart verkümmert ist, dass schnelle Passfolgen wegen mangelnder Technik beim SCB gar nicht möglich sind.

Ich weiss, nach offizieller Sprachregelung bin ich mit meiner Kritik auf dem total falschen Dampfer. Der fehlende Speed sollte selbstverständlich mit dem Rucksack des Druckes und die fehlende Pucksicherheit mit den zitternden Händen der Versagensangst erklärt werden. Meinetwegen, aber ich bin weder das Sorgentelephon für übersättigte Hockeyprofis, noch habe ich Motive zum Schönschreiben. Wenn eine solch teure Mannschaft mit hohen Zielen am Schluss dem Negativdruck des Strichkampfes nicht gewachsen ist, nachdem sie sich im Bummelmodus selber und völlig unnötig in diese Situation manövriert hat, dann ist es ganz einfach eine Höselertruppe!

Wenn der gemeine Zuschauer über 50 Qualispiele den Eindruck hat, auf dem Eis sei keine Mannschaft am Werk und wenn ein neuer Trainer wenige Spiele vor Qualifikationsschluss erfolglos Team Building betreiben muss, dann liegt einiges im Argen.

Ihr merkt, für mich sind die Hauptverantwortlichen dieses Debakels weder der CEO, noch der GM oder der Trainer. Hauptverantwortlich ist einzig und alleine die Mannschaft, welche es nicht geschafft hat, sich zu einer verschworenen Truppe zu vereinen. Kein Wunder, veröden durchaus vielversprechende Neuzuzüge beim SCB regelmässig. Beim SCB sei zwar im Grundsatz alles wunderbar und hochprofessionell, hört man aus dem Dunstkreis der beim SCB gescheiterten Spieler. Aber nach dem Training, so wird gemunkelt, laufe in Sachen Teamzusammengehörigkeit wenig. Wo Rauch ist, ist auch Feuer und dass das Image einer sterilen Zweckgemeinschaft wenig Spass verspricht, scheint wohl jedem klar zu sein. Spieler sprechen über die Clubgrenzen hinaus miteinander und dass ambitionierte Talente unter diesen Umständen wenig Lust verspüren, ihre Karriere, oder zumindest wertvolle Jahre zu riskieren, scheint mir klar zu sein. Zumal auch andere Clubs anständige Löhne zahlen.

Selbstverständlich hat auch das Management seinen Anteil an den momentanen Problemen. Allerdings nicht an der himmeltraurigen Spielart unserer Mannschaft in dieser Saison!

Dass aber die Struktur der Mannschaft suboptimal und der Leistungszentit überschritten ist, muss das Management verantworten. Ich sage bewusst das Management, nicht der GM alleine. Wer will schon wissen, wer welche Entscheidungen mit welchen Ideen getroffen hat?

Meine Vermutung ist, dass man am Anspruch, immer an der Spitze mitspielen zu wollen, gescheitert ist. Dieser Anspruch führte dazu, dass man Spielerverträge verlängerte, weil man Angst hatte, auf dem Spielermarkt keinen adäquaten Ersatz zu finden und dadurch Potential zu verlieren. Dass man aber durch eine ungünstige Altersstruktur im Team und durch die (Über)alterung der Schlüsselspieler ebenfalls laufend Potential verliert, hat man zu wenig berücksichtigt. Immerhin hat man, wie die sportlichen Resultate der letzten Jahre zeigen, die aktuelle und jetzt verflossene Ära erfolgreich bis zum Letzten ausgezehrt. Dass diese Höselertaktik bei der mittelfristigen Kaderplanung aber auf Dauer nicht aufgehen kann, hat man wohl verdrängt oder man hat gehofft, dass es diese Saison noch einmal hinhaut. Schliesslich laufen ja Ende der nächsten Saison massenweise Verträge aus. An sich eine ideale Situation für einen Umbruch.

Trotzdem hoffe ich, dass die aktuelle Misere einen Denkprozess auslöst und dass man die Dinge beim SCB grundsätzlich und schonungslos überdenkt und dass man Mut zeigt und handelt. Erfolg und Misserfolg liegen sehr nahe beieinander und ohne ewigen Drang, zu erkennen, was geändert werden muss, um besser zu werden, geht es nicht! Man kann nicht von vergangenen Erfolgen zehren und meinen, man könne auf diese Weise Erfolge widerholen. Man kann auch einmal glücklich Meister werden, oder weil die anderen ganz einfach schlecht waren. Aber das zu wiederholen, ist die eigentliche Schwierigkeit!

Warum habe ich mich immer wieder darüber ausgelassen, dass man es nicht für nötig hielt, beim Saisonbeginn einen würdigen Kickoff zu organisieren? Nicht wegen dem Kickoff, sondern wegen der Denkart die dahintersteckt! Für was einen Kickoff, wenn man im Frühling schon eine grosse Meisterfeier in der Stadt hatte, war die Argumentation. Nur fehlt da halt einfach der oben erwähnte Drang, noch besser zu werden. Der Absturz war somit gewissermassen gegeben. Es braucht gerade als Meister bedeutend mehr, als einen neuen iPod unter dem Hallendach, um erfolgreich zu bleiben. Man muss sich auf allen Stufen verbessern! Eine Disziplin, in der man kläglich versagte!

Die peinliche Darbietung gegen den EHC Biel im ersten Platzierungsspiel verdient es nicht, kommentiert zu werden. Meine Verärgerung ist zu gross, um zu beschreiben, wie ich dieses Spiel erlebt habe. Es wäre jetzt eigentlich die schönsten Hockeyzeit des Jahres und wir müssen uns die Höselertruppe von gestern in bedeutungslosen Gurkenspielen anschauen, was ich zum heulen finde! Die Spieler haben es gut mit ihrem Obolus von 15%. Der finanzielle Schaden der treuen Fans ist weitaus höher, denn diese Platzierungsspiele haben keinen Wert! Viel grösser ist aber der emotionale Schaden. 50 Qualispiele Quarkhockey, keinen Kickoff und keine Playoffs. Ein Debakel, ich kann es nicht anders beschreiben.

Wie weiter? Mut zur Lücke für nächste Saison und das Ziel, in der Saison 15/16 wieder eine Mannschaft zu stellen, die das Träumen zulässt.

Meine Note für die SCB Saison 13/14: Note 2!

2 Kommentare:

  1. Hallo Duc
    Wann schreibst ein neuer Blog?

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  2. Es wird sicher in nächster Zeit einen Sommerblog geben und auf die neue Saison werde ich mit Sicherheit wieder bereit sein.

    Geniesst den Sommer und freut euch auf die neue Saison. Alle werden heiss sein!.. :-)

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