Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Donnerstag, 7. April 2011

Genügsamkeit und falsche Selbstzufriedenheit nach dem Ausscheiden gegen die Flyers

Nachdem der SCB die Saison mit einer 0:1 Niederlage im siebten Halbfinalspiel in Kloten abgeschlossen hat und sich selber für die Saison 10/11 mit «-5» benotete, ist es an der Zeit, die gezeigten Leistungen mit etwas Distanz kritisch zu betrachten


Ich muss gestehen, dass es mir selten so leicht gefallen ist, mich mit einem frühzeitigen Saisonende abzufinden, wie das in diesem Jahr der Fall war. Schliesslich war es, wenn man die Leistungen der ganzen Saison betrachtet, einigermassen klar, dass es nicht reichen wird, den Titel bis zum letzten Spiel der Saison zu verteidigen.

Ich geniesse jetzt den wunderbaren Frühling und schaue mir ohne Emotionen die Finalspiele zwischen dem HCD und den Kloten Flyers an. Ein Finale, dessen Spiele bisher in etwa so «interessant» waren, wie wir es von den Davis Cup Spielen erwarten dürfen, welche wir in diesem Sommer in Bern werden geniessen dürfen.

Was mir bei der Berichterstattung über den Playofffinal auffällt, ist dass kaum über die Spiele, dafür aber umso mehr über den HCD Guru Arno del Curto geschrieben wird.

Eine «bis 5,» eine durchaus gute Note also, gibt sich der SCB also für diese doch sehr durchzogene Saison.

Tönt aber nett und alle scheinen durchaus zufrieden zu sein. Der arrogante und ach so ambitionierte SCB und sein gesamter kritischer Anhang scheinen plötzlich bescheiden, ja genügsam geworden zu sein. Eigentlich erstaunlich, dass ein einziger Meistertitel nach den zahlreichen Enttäuschungen der letzten Jahren den Hunger, die Leistungskultur und die Selbstkritik derart negativ beeinflussen kann.

Dass eine Titelverteidigung unter diesen Umständen kaum zu bewerkstelligen war, versteht sich von selber. Nur wer sich nämlich Ziele an der Grenze des Möglichen setzt und diese auf allen Ebenen konsequent verfolgt, kann Grosses erreichen.

Beschönigung und mangelnde Selbstkritik, das muss hier gesagt sein, sind die Totengräber jeglicher Ambitionen!

Der SCB hat aus meiner Sicht bereits bei der Saisonplanung und bei der Ausrichtung des Eistrainings vor dem Saisonstart falsche Prioritäten gesetzt. Der lapidare Ausspruch, man habe die 15 Punkte Rückstand auf den wichtigen zweiten Platz nach der Qualifikation, welcher im Halbfinale den wichtigen Heimvorteil gebracht hätte, in der ersten Phase der Meisterschaft eingespielt, ist zwar richtig, aber gewissermassen hausgemacht.

Man hat ja bereits vor der Saison angekündigt, dass man aufgrund des Vorsaisonturnierchens gewisse Abstriche beim Leistungsvermögen der Mannschaft im Herbst in Kauf nehmen müsse.

Wie konnte man bloss so naiv sein, die Saisonvorbereitung auf ein Turnierchen namens «European Trophy» auszurichten? Ein Turnierchen, welches weitgehend unter Ausschluss des öffentlichen Interessens ausgetragen wurde? Abgesehen davon, dass man auch dort die gesteckten Ziele nicht erreichen konnte, hat man damit die Qualifikation der NL A Meisterschaft gewissermassen im Vorneherein abgewertet und banalisiert.

Man war zu Saisonbeginn folgedessen nicht bereit und Schlüsselspieler wie Ivo Rüthemann und Martin Plüss erreichten ihr Niveau bis weit in den Spätherbst nicht annähernd. Die Spielkultur und der Unterhaltungswert der Partien bewegten sich zuweilen auf derart bescheidenem Niveau, dass man sich nur damit helfen konnte, die Spiele mit hektoliterweise Bier schön zu saufen.

Sven Leuenberger pflegte die bescheidenen Leistungen zwar regelmässig schönzureden, aber die fehlende Spielkultur und die daraus resultierende Berechenbarkeit führten letztendlich dazu, dass man gegen keinesfalls überragende Klotener im siebten Halbfinalspiel mit 0:1 einging.

Es war in dieser Saison daher für einmal nicht die Mannschaft auf dem Eis, sondern die sportliche Führung, welche die Hauptverantwortung übernehmen muss, dass man frühzeitig aus dem Titelrennen ausscheiden musste. Die Mannschaft, da gebe ich den Zufriedenen Recht, hat alles getan, getan was sie konnte, um das Finale zu erreichen. Sportchef und Trainer aber, haben die Situation verkannt und so gesehen versagt.

Larry Huras ist es zwar gelungen, das Team zum richtigen Zeitpunkt an die Leistungsgrenze zu führen. Nur ist es eben so, dass man die Playoffs mit den Eigenschaften spielt, die man sich im Laufe der Saison erarbeitet hat. Versäumtes lässt sich nicht mehr aufholen. So hat der SCB zwar mit Herz und Leidenschaft gekämpft, blieb aber in spielerischen Belangen unter seinen Möglichkeiten und musste mit der Hypothek antreten, das allesentscheidende siebte Halbfinalspiel auswärts bestreiten zu müssen.

Huras hat zwar bewiesen, dass er entgegen seinem Ruf durchaus in der Lage ist, ein Team länger als zwei Saisons trainieren zu können, ohne sich abzunutzen, hat es aber gleichzeitig versäumt, das Potential und die Breite des Kaders so zu nutzen, wie es ein Arno del Curto in Davos seit Jahren in beneidenswerter Weise tut. Er hat es versäumt, bei den Ausländern ein vernünftiges Rotationsprinzip zu betreiben und hat somit Optionen und Unberechenbarkeit verschenkt. Dass der SCB im letzten Spiel keinen Weg fand, ein Tor zu schiessen, währendem die Unberechenbarkeit auf der Tribüne sass, ist irgendwie bezeichnend.

Leider hat es Larry Huras trotz ausgetrocknetem Verteidigermarkt auch versäumt, einen guten und mannschaftsdienlichen Verteidiger wie Martin Stettler so ins Team zu integrieren, dass dieser das Vertrauen gespürt hätte, welches er gebraucht hätte, um sein Potential auszuspielen. Es ist daher bezeichnend, dass Stettler sein Niveau erst erreichte, als er den Vertrag bei den SCL Tigers für die nächste Saison unterschrieben hatte.

Nein, Marc Lüthi, Sven Leuenberger und Larry Huras: Der SCB verdient in dieser Saison kein «bis gut»! Mit etwas Distanz und besänftigt vom spriessenden Grün des Frühlings gibt es von mir für diese Saison lediglich ein «knapp genügend.»

Besinnt euch gefälligst und legt die falsche Selbstzufriedenheit beiseite! Ansonsten werden wir in der nächsten Saison nämlich kaum befähigt sein, vorne mitzuspielen oder gar den Titel zu jagen.

Denkt daran, dass die Zuschauer ins Stadion strömen, um einen SCB zu sehen, welcher sein Potential auch während der Qualifikation auszuschöpfen versucht. Die Leute wollen an den Spielen den Alltag vergessen und sich gut unterhalten lassen. Geschlafen kann nämlich auch Zuhause in der warmen Stube vor dem Fernseher werden.

Wer über weite Strecken der Saison pomadig agiert, versäumt es, sich das Quäntchen Spielkultur und Timing anzueignen, welches in den Playoffs zusammen mit Herz und Leidenschaft den Unterschied ausmacht.

Es wäre mehr möglich gewesen diese Saison!

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