Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 2. Februar 2014

Von Blechmusik und Symphonien

Der SCB enttäuschte trotz neuem Besen an der Bande erneut von A-Z. Nach einem 4:2 Sieg nach einem kämpferischen Strohfeuer gegen Ambri am Freitag, musste sich der SCB tags darauf von einem dezimierten Fribourg phasenweise vorführen lassen. Die logische 3:2 Niederlage bedeutet den erneuten Fall unter den Trennstrich.

Ja, liebe SCB Fans, diese Saison ist wahrlich Blechmusik, keine Symphonie. Ein stetiger Wechsel zwischen hoffen und bangen, um sogleich wieder in die nächste Enttäuschung abzugleiten.

So gesehen war dieses Wochenende geradezu bezeichnend. Das Neubesenspiel vom Samstag kam mir vor, wie die ersten Spiele unter Lars nach der Freistellung von Antti Törmänen. Etwas mehr Einsatz, etwas mehr Schüsse aufs Tor, etwas mehr Bemühung, im Slot präsent zu sein um dann einen weiteren, im Nachhinein trügerischen Sieg einzufahren.

Bereits am Samstag präsentierte der SCB gegen ausgedünnte und selbst in vieler Hinsicht kriselnde Fribourger nämlich bereits wieder die für diese Saison typische unbeholfene Krisenfratze. Statt die Gunst der Stunde zu nutzen und gegen einen mit sich selber kämpfenden Gegner wichtige Punkte einzufahren, liess man sich während 2/3 der Partie in jeder Hinsicht vorführen. Offensiv harmlos, defensiv löchrig, vom Tempo überfordert und mit löchrigem Schlussmann kassierte man eine weitere, möglicherweise entscheidende Niederlage.

Guy Boucher muss sich beim SCB vorkommen, wie in einer Waschtrommel im Schleudergang. War da gar schon eine gewisse Ratlosigkeit zu sehen, im letzten Drittel? Ich meine, da kannst du lange mit der Trillerpfeife Tempo und Entschlussfreudigkeit predigen, wenn du eine luftleere Truppe in geistiger Umnachtung coachen musst. Aber der Ansatz stimmt schon: Beim SCB fehlt es an den Basics und wohl auch am Teamgeist. Diejenigen, welche an den Selbstläufer Boucher geglaubt haben, dürften sich jedenfalls bereits ein erstes Mal verwundert die Augen gerieben haben. Das Problem, das hätte man dieses Wochenende kaum deutlicher sehen können, liegt nämlich tiefer.

Man kann nicht eine Saison lang Blechmusik spielen, und dann nur wegen einem neuen Dirigenten plötzlich Symphonien zelebrieren!

Was ich seit Oktober zum Unmut meiner treuen Leser predige, ist jetzt Tatsache. Der SCB wird bis zum letzten Spiel der Qualifikation um die Playoffqualifikation kämpfen müssen. Mit psychologisch immer schlechteren Karten! Und das letzte Spiel der Qualifikation werden wir in Zürich gegen die überragenden Lions bestreiten müssen. Gegen Lions, welche als Viertelfinalgegner wohl lieber den Aufsteiger Lausanne haben werden, als den SCB.

Gut möglich, dass Marc Lüthi wird «kotzen müssen», wie er es neulich für den Fall in die Spiele der Bedeutungslosigkeit ankündigte. Vielleicht eine günstige Gelegenheit, um einen Kotztütenhersteller als neuen Sponsoren an Land zu ziehen? Eine Krise, so sagt man ja immer so schön, soll schliesslich immer auch als Chance wahrgenommen werden.

Die Statistik der aktuellen Saison nach 46 Runden spricht jedenfalls Bände. Lumpige 67 Punkte, 18 Siege stehen 19 Niederlagen gegenüber. Das Torverhältnis ist mit 117:120 negativ. Nur Schlusslicht Rapperswil Jona hat noch mehr Tore kassiert, als unser lahmer SCB!

Unser Restprogramm nach der Olympiapause: Rappi (h), Biel (a), Fribourg (h) und ZSC (a).

Lausanne spielt mit der Euphorie des Aussenseiters, der wider Erwarten grosses erreichen kann, noch auswärts gegen Zug, Ambri und Fribourg. Für Ambri und Zug wird es um wenig gehen und Fribourg wird es geradezu egal sein, gegen Lausanne zu verlieren um dem SCB eins auszuwischen. Prognose Duc: Lausanne macht noch 6-7 Punkte und beendet die Qualifikation mit einem Total von 74 bis 75 Punkten.

Für den SCB kommt es jetzt richtig knüppeldick. Ein potentiell Grosser im Strichkampf bedeutet akute Versagensangst, zittrige Hände, fehlendes Glück und dumme Fehler und Unzulänglichkeiten zu Unzeiten. Will der SCB die Playoffs in Extremis doch noch schaffen, braucht es gemäss meiner Rechnung mindestens noch 8 Punkte! Und da ihr euch alle über meine ewigen Rechnereien aufgeregt habt, werdet ihr wissen, dass ich diese einigermassen exakt, eher noch etwas beschönigend zugunsten den SCB erstellt habe.

Ob wir es schaffen? Ich weiss es nicht. Ich funktioniere in solchen Dingen nicht nach dem Franziskus Prinzip. Glauben ist ja in jeder Situation ein Segen. Da kann der bequeme Zeitgenosse so wunderbar das Gehirn abschalten und sich in aller Zuversicht dem Schicksal hingeben. Mir ist das zu langweilig, ich will wissen und wenn das nicht funktioniert, dann erwäge ich halt.

Analysiert man den Verlauf der Saison und berücksichtigt dabei die psychologischen Belange, die Leistungen der Leader und den Geist im Team, muss man klar zum Schluss kommen, dass es dieses Jahr nicht klappt mit den Playoffs.

Selbstverständlich richtet sich der Sport nicht nach pragmatischen Situationsanalysen. Nur liebt das Momentum halt die psychologisch stärkeren Teams. Also haben die Lausanner auf jeden Fall einen Vorteil. Ich kann es also drehen und wenden wie ich will, ich muss, auch wenn es mir stinkt, auf das Franziskus Prinzip und den neuen Messias aus der NHL verweisen.

Guy Boucher kann jetzt zeigen, was ein nordamerikanisches Genie mit Abschluss in Sportpsychologie mit einer verluderten Spielkultur in drei Wochen anstellen kann. Ob Tempo und Disziplin, eigentlich Basics, die man aus dem Sommertraining (was hat man da eigentlich gemacht!?) hätte mitnehmen müssen, jetzt noch ausreichen, werden wir sehen.

Jedenfalls bin ich bitter enttäuscht über die himmeltraurige Saison, das erneut ungenügende Wochenende und über die enttäuschende Wirkung des neuen Besens. Das Spiel in Fribourg war weder taktisch, noch einstellungsmässig ein Fortschritt, Herr Boucher! Einen derart desolaten SCB hat man selbst in dieser Saison noch kaum jemals gesehen.

David Jobin und Byron Ritchie wünsche ich alles Gute und gute Genesung! Hat schlimm ausgesehen... Franco Collenberg sei willkommen. Gerade nach dem Ausfall von David Jobin und der unsicheren Prognose von Philipp Furrer könnte dieser Spielertausch noch Gold wert sein.

Ebenfalls alles Gute wünsche ich Dan Weisskopf. Er kann bestimmt nichts dafür für die Wirren beim SCB. Hoffentlich ist die schwierige Zeit für ihn im Hinblick auf seine weitere Karriere wenigstens lehrreich.

Und noch etwas: Auf dem deutschen Disney Channel wird die legendäre Muppet Show wieder ausgestrahlt. Wirkt wahre Wunder, sich nach einem SCB Match so eine Folge anzusehen.


2 Kommentare:

  1. Ein Fall in die Platzierungsrunde hilft dann bei den Aufräumarbeiten und wir werden nächste Saison einen anderen SCB sehen. Ausser der Blamage als amtierender CH-Meister nicht in den Playoffs zu sein sehe ich nichts Schlimmes. Im Gegenteil es braucht manchmal den Umweg, denken wir an die Bergleute zu Davos. erst der Fall in die 1. Liga brachte sie zu dem was sie heute sind. Gell Kermit

    AntwortenLöschen
  2. Mich würde einfach interessieren, woher zum Geier die Spieler kommen, mit denen SL ein neues Team aufbauen soll??!

    Seit Jahren behaupte ich, dass jeder Verteidiger der einigermassen Schlittschuhlaufen kann und der weiss, dass das gebogene Teil des Stocks unten sein muss zwingend einen Vertrag in der NLA erhält. Bei den Stürmern verhält es sich ganz ähnlich...

    Woher also?

    Unsere "jungen Wilden" sind noch nicht so weit, dass sie das schaffen, was ganz offensichtlich von der Stehrampe verlangt wird. Und die "alten Zahmen" sind, geht es nach der Rampe und dem PB, dermassen düre, dass da nichts mehr geht.

    Hast Du im finsteren Keller einen Ballen Mist stehen, auf dem Du Top-Spieler nachzüchten könntest? So ähnlich wie Champignons (einfach ohne "gn" in der Mitte)?

    Falls nein, dann muss ich Dich leider, leider mit der Realität konfrontieren:

    Es gibt nicht genügend Spieler für eine 12er Liga! Und diejenigen die's gibt, sind mit "selbst erarbeitetem" Budget, sprich "ohne Mäzen", nicht finanzierbar.

    Wie also soll der von Dir propagierte "andere SCB" aufgebaut werden??

    Zugegebenermassen: Einen Neuaufbau könnte man mit "jungen Wilden" machen. Die würde man, das denke ich mir, schon kriegen.

    Wie aber verhält sich die Stehrampe, wenn diese "jungen Wilden" im Zeichen des Aufbaus 40 von 50 Runden verlieren??

    Ich wage gar nicht dran zu denken, wie sprunghaft die Bevölkerung des Pluto zunehmen würde!

    Überleg Dir das mal.

    GO-4-IT

    AntwortenLöschen