Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 22. August 2012

Von Gorbi, Preistreiberei und geschafften Kurven


Philippe Gaydoul hat den Zeitpunkt seines angekündigten Rücktritts als Präsident von Swiss Ice Hockey endlich festgelegt. Er stellt seinen Posten auf die Generalversammlung vom 18. September zur Verfügung. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Irgendwie Schizophren, wie sich Philippe Gaydoul anlässlich der Generalversammlung der Kloten Flyers am vergangenen Montag über NL-Klubs ereiferte, die über ihre Verhältnisse lebten und sich mit gegenseitiger Lohntreiberei das Leben schwermachen würden. «Da machen wir nicht mehr mit.»
Bleibt die Frage, wer ausser den Kloten Flyers in den letzten Jahren über die Verhältnisse gelebt hat. Ist es der SCB, der das Hockey mit Bier, Wurst und neuerdings mit Beef quer subventioniert? Oder ist es der HCD, welcher auch dank den Spengler Cup Millionen zur nationalen Spitze gehört? Ist es der ZSC, welcher wegen der unsäglichen Situation rund um das Hallenstadion nur dank Millionenzuschüssen von Walter Frei überleben kann? Oder sind es gar die SCL Tigers, welche zwar das Darlehen der Gemeinde Langnau brav zurückstottern, aber letztendlich auch nur dank den Drahtseilmillionen des fleissigen Jakob überleben können?
Nicht ganz einfach, zu diesem Thema eine Antwort zu geben. Letztendlich sind die wahren Preistreiber wohl aber die, welche der Krankheit Namens «Mehr Schein als Sein» erlegen sind.
Letztendlich ist es egal, wie eine Organisation seine Kosten deckt. Alleine mit dem Sport kann in der Schweiz nämlich kaum kostendeckend gewirtschaftet werden. Es braucht Nebengeschäfte oder Mäzene und natürlich gute und treue Sponsoren. Die Clubs, welche von Mäzenen abhängig sind, pauschal als Kostentreiber zu verfluchen, greift zu kurz. Ansonsten müsste man die Clubs, welche nur dank Defizitgarantien von Verwaltungsräten überleben können, ebenfalls als Preistreiber betrachten. Biel und Langnau wären dann auch Preistreiber. Leute, die Defizite begleichen, gehören aber gewissermassen zum erarbeiteten Umfeld oder zur regionalen Verankerung einer Organisation. Solange die Rechnungen mit legalen Mitteln beglichen werden, kann demnach nicht von Preistreiberei gesprochen werden.
Preistreiber ist, wer einkauft ohne bezahlen zu können. Preistreiber ist, wer Schuldner, Sozialversicherungen und die öffentliche Hand bluten lässt, um eigene, übersteigerte Ansprüche zu befriedigen.
Definitiv kein Preistreiber ist der SCB. Sponsoren, Zuschauereinnahmen, Nebengeschäfte und schlaues und seröses Wirtschaften reichen zurzeit aus, um die hohen Ansprüche des Berner Publikums zu befriedigen. Man kann Jahr für Jahr träumen. Realistisch träumen meine ich, weil träumen kann man ja immer. Aber es wird nicht einfacher werden, mit dem Träumen. Stagnation ist bekanntlich Rückschritt und so wird auch der SCB nicht darum herumkommen, ein Wachstum bei den Einnahmen zu erzielen.
Die anderen Organisationen schlafen nicht. Fribourg, Rappi und Zug sind nur beliebige Beispiele von Organisationen, die wirtschaftlich zulegen. In Langnau wird gebaut und zukünftig mehr eingenommen. In Biel und Ambri wird gebaut werden und was passiert, wenn der ZSC in der Untere Isleren seine Eishockey-Arena für 12'000 Zuschauerinnen und Zuschauer gebaut hat, kann sich jeder selber ausrechnen. Der ZSC dürfte dann definitiv zur selbstfinanzierenden Eishockey Grossmacht werden. Eröffnet werden soll die neue Sportarena bereits in der Saison 2017/18. Wer mithalten will, wird nachlegen müssen.
Und wer glaubt, Philippe Gaydoul werde sich in Kloten mit biederem Mittelmass zufrieden geben, dürfte sich täuschen. Ich rechne jedenfalls damit, dass die Flyers eher früher als später wieder eine potentielle Meistertruppe beieinander haben werden. Preistreiberei hin oder her: Gaydoul wird dort Kohle buttern, da bin ich mir sicher.
Als er Erich Honecker davor warnte, sich einer Erneuerung der DDR zu widersetzen, sprach der damalige Generalsekretär der kommunistischen Partei der Sowjetunion Michail Gorbatschow sinngemäss den berühmten Satz: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.»
Eigentlich hat er ja damals gesagt: «Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren», aber so wie es heute zitiert wird tönt es halt besser.
Item, Philippe Gaydoul hat mit seinem überfälligen Rücktritt als Verbandsboss die Kurve gerade noch geschafft. Ob der Rücktritt auf Druck der Clubs, oder aus eigener Erkenntnis zustande kam, kann ich nicht sagen. Was mich in dieser Angelegenheit etwas irritierte, waren die Medien, welche trotz dem offensichtlichen Interessenskonflikt dieses Doppelmandates auffällig ruhig blieben. Offensichtlich war die Angst vor ausbleibenden Zusagen für Interviews grösser, als die Pflicht, Missstände anzuprangern.
Trotzdem bin ich froh, dass die Angelegenheit jetzt bereinigt ist. Jetzt hat die kommende Meisterschaft auch für mich wieder 50 Qualifikationsspiele und ich brauche kein Bier zu bunkern, um meinen Konsumboykott bei den Spielen gegen Kloten durchzuziehen. J
Ja, meine Ralph Krüger Träumereien waren ganz schön vermessen. Dass Krüger ein absolutes Phänomen ist, habe ich ja schon lange geschrieben. Aber dass man das bei den Edmonton Oilers auch gemerkt hat, überrascht mich schon. Gewöhnlich haben ja die Nordamerikaner das Gefühl, das Zentrum des Universums zu sein. So gesehen ist es schon erstaunlich, dass man dem kleinen ehemaligen, vom Verbandpräsidenten rausgemobbten Nationaltrainer der Schweiz jetzt das Vertrauen schenkt und ihm ein NHL Team anvertraut.
Ich war ja einigermassen erstaunt, als man Krüger vorwarf, das Team schlecht zusammenzustellen und langweiliges Defensivhockey zu spielen. Dabei ist es doch gerade die Kunst eines grossen Trainers, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Spielermaterial so erfolgreich wie möglich zu arbeiten. So lange ich Eishockey verfolge, war unsere Nati nie erfolgreicher, als unter Ralph Krüger. Seit seinem Abgang hat man jedes, aber wirklich jedes wichtige Spiel verloren.
Immer noch im Rennen scheint der SCB in der European Trophy zu sein. Einem schwachen Auftritt gegen Djurgardens folgte gegen Brynäs ein zumindest in kämpferischer Hinsicht guter Auftritt, welcher mit 2 Punkten belohnt wurde. Was mich dabei beruhigt ist, dass aufgrund der Aufstellung des SCB davon ausgegangen werden kann, dass man dieses Mal den Spagat zwischen guter Saisonvorbereitung und gewissen Ambitionen in einem gut besetzten „Vorbereitungsturnier“ besser anzugehen scheint, als noch beim letzten Mal.
Sicher wäre es schön, das Finalturnier zu erreichen. Aber dieses ohne Ambitionen mit der „2. Garde“ zu spielen würde keinen Sinn machen. Ob Plüss und Rüthemann Beine haben für SCB, Trophy und Nati, darf bezweifelt werden. Und ob Travis Roche nach seiner Operation beschwerdefrei wird spielen können, wissen wir ebenfalls noch nicht. Scheitert man in der Trophy, wird das kaum jemanden betrüben. Überspielt man aber wegen der Trophy die Mannschaft und lahmt deshalb in der Meisterschaft, dann würde das niemand verstehen.
Ich will damit keinesfalls gesagt haben, dass man sich in der Trophy nicht ins Zeug legen soll. Aber die Meisterschaft muss in jeder Beziehung Vorrang haben!
Der Eishockey-Weltverband IIHF sei ja bestrebt, ein neues europäisches Klubturnier zu lancieren. Grundsätzlich eine gute Idee, würde ich meinen. Besonders wenn man sich vorstellt, dass Marc Lüthi bei dieser Gelegenheit mit dem IIHF Präsidenten René Fasel auf der VIP-Tribüne des Berner Flickwerks Lachshäppchen picken könnte. J
Schaun wir mal. Der Wetterbericht für den kommenden Samstag ist sehr durchzogen. Die spätsommerliche Hitzewelle scheint Gewittern und Abkühlung Platz zu machen. Gut möglich, dass ich deshalb am Samstag den Kick-Off und das Spiel gegen Tappara Tampere besuchen werde. Dass man dafür trotz Abo Eintritt bezahlen muss, stört mich dabei nicht. Es ist ja mittlerweile gang und gäbe, dass sogar für das simple Trinken eines Gerstensaftes in einer verstinkten und verlärmten Höhle Eintritt bezahlt werden muss. Da mich solche Lokalitäten nicht anmachen, habe ich reichlich angespartes Ausgangsbudget und bezahle gerne ein paar Taler für den SCB.

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