Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 10. Dezember 2012

Vom NHL Theater, Thomas Déruns und dem Bernhard Russi des Eishockeys


Es sieht zurzeit fast so aus, wie wenn es in der NHL mehr um die Egos einzelner Paladine ginge, als um die Interessen des Sportes und der Zuschauer. Es kann doch einfach nicht sein, dass der Sport den finanziellen Rosinenpickereien einzelner geopfert wird.

In der NHL geht es derzeit nicht um Eishockey, sondern darum, ob ein neuer Gesamtarbeitsvertrag 8 oder 10 Jahre gelten soll, ob Mehrjahresverträge mit Spielern maximal 5 oder 10 Jahre laufen dürfen und ob geltende Verträge über 100 Millionen Dollar ein paar wenige Prozente gekürzt werden dürfen. Einfach unsäglich, da lobe ich mir das gute alte Schweizer Arbeitsrecht. Aber in Amerika sei ja angeblich alles soooo viel besser...

Nicht dass mich dieses NHL Theater gross stören würde. Schliesslich haben wir beim SCB mit Streit, Josi und Tavares Sahnestücke erster Güte an Land gezogen. Und auch ich lasse mich gerne von Toren verzaubern, wie man sie in unserer Liga auf diese Weise nur selten zu sehen bekommt. Ein gutes Beispiel ist das 0:2 von John Tavares im letzten Spiel gegen Genf.

Ein wahrer Musterprofi, dieser John Tavares. Nicht nur seine Tore und Pässe, nein auch seine Arbeit in der Defensive und sein mannschaftsdienliches Verhalten verdienen grossen Respekt. Das gilt übrigens auch für Mark Streit, damit das auch einmal gesagt ist! John Tavares fühle sich in Bern ja sehr wohl und er wolle auch während der kurzen Meisterschaftspause in der Schweiz bleiben und in der Altjahrswoche den Spengler-Cup mit dem Team Canada bestreiten. Ja, ich gebe es zu: Ich freue mich auf diesen Spengler-Cup. Natürlich nur wenn... ja ihr wisst schon. Ansonsten könnte es bieder werden.

Was mir etwas zu schaffen macht ist die Ungewissheit. Gewöhnlich sind die Spiele für mich einzelne Puzzlestücke der Meisterschaft. Man geht einen Weg mit dem Ziel, das Spiel auf die Playoffs soweit zu perfektionieren, dass sich Balance, Fehleranfälligkeit und Konzentrationsfähigkeit nahe am Optimum bewegen. Das geht aber nicht, wenn man nicht weiss, ob die in die Rolle der Schlüsselspieler geschlüpften NHL Verstärkungen in den nächsten Wochen abreisen, oder ob sie die Saison in der Schweiz beenden.

So geht es, ähnlich wie bei einem Zirkusbesuch, nicht um die Tournee, sondern lediglich um die einzelne Aufführung. Immerhin kann uns diese interessanten Lockoutspiele niemand mehr wegnehmen. Die Prophezeiungen, dass die gewöhnlich langweiligen Herbstspiele durch die NHL Buben befeuert werden, haben sich jedenfalls erfüllt.

Trotzdem bin ich froh, ist bald Weihnacht. Wären die NHL Spieler vor einem Monat abgereist, hätte sich wohl gähnende Langeweile breitgemacht. Reisen sie in der Weihnachtspause oder im Januar ab, dürfte bis zu den Playoffs zu wenig Zeit bleiben, um die gefürchtete Gähn Stimmung aufkommen zu lassen. Im Gegenteil: Es wäre spannend zu sehen, wie sich die Teams ohne ihre Serientorschützen schlagen würden.

Die Punkteabstände sind so gering, dass alle auf Punkte angewiesen sind. Was wäre Zug noch wert, ohne Brunner, Zetterberg und Diaz? Wer würde beim SCB im Spielaufbau die Offensive befeuern, wer die zahlreichen Tore schiessen? Wären die ZSC Lions und Fribourg Gottéron tatsächlich die grossen Gewinner des Lockoutendes? Würden sich die Bieler Playoff Ambitionen in Luft auflösen? Nein, langweilig würde es uns nicht werden.

Lange Reden kurzer Sinn: Die Yankees sollen endlich wieder spielen, oder dann halt definitiv absagen! Mir ist egal was sie tun, wenn sie nur endlich etwas tun.

Auch bei SCB wird hinter den Kulissen eifrig gearbeitet. So prüft man zum Beispiel die Anschaffung neuer Animations-, Kommunikations- und Werbemöglichkeiten in der PostFinance-Arena. «Unter anderem soll der aktuelle Videowürfel durch ein modernes System ersetzt werden. Nebst vier dominanten LED Videoscreens mit Spielstandanzeige und Livebildern sollen bekannte statische Werbeflächen wie auch neue interaktive Elemente in Form von LED-Banden (wie man sie aus dem Fussball kennt) zum Zug kommen.»

Ich bin zwar kein Fan dieser organisierten dauernden Reizüberflutung. Dieses immer hektischer werdende nervöse dauernde Blinken, Lärmen und Werben führt nicht nur in eine immer sinnloser anmutende Verkommerzialisierung sämtlicher Lebensbereiche. Es macht auf Dauer auch krank und führt zu Konsumsucht, Privatverschuldung, dauergestressten Kindern und dem Verlust der Eigenschaft, sich an kleinen Dingen erfreuen zu können. Wohlstandsverblödung aus finanziellen Gründen. Die aktuellen Vorgänge rund um die NHL lassen grüssen...

Aber keine Angst, ich will kein Biedermann sein. Schliesslich eigne ich mich schlecht, solche Dinge zu beurteilen. Ich, der sich unwohl fühlt in Menschenmassen, sich vor der grassierenden „Verhonkongung“ der Schweiz fürchtet und wenn immer es geht an Orte hin flüchtet, wo es etwas ruhiger zu und hergeht.

Baut meinetwegen dieses Videöli- und Werbeberieselungszeugs, wenn es hilft, auch in Zukunft gute Spieler zu verpflichten. Aber bitte zuerst den Monitor rechts neben der Oldies Bar reparieren oder ersetzen. Der ist nämlich mittlerweile seit beinahe zwei Monaten defekt... Und vergesst bitte nicht, die Halle endlich anständig zu beschallen. Ich mag gerne Musik. Aber wenn man das Gefühl hat, man könne mit Lautstärke schlechte Akustikarchitektur kompensieren, dann ist es so, wie es aktuell oft ist im Stadion. Da wird Hintergrundbeschallung bei Spielunterbrüchen zu ohrenbetäubendem, kaum auszuhaltendem Lärm und an sich normale Durchsagen mutieren zu gehörschädigendem Gedröhne.

Interessant werden dürfte es an der Transferfront. Caryl Neuenschwander zieht es nach Langnau und Niklas Danielsson laufen die Felle davon, um sich für eine weitere Saison beim SCB zu empfehlen. Der missglückte Wunschtransfer Thomas Déruns wurde aus dem Vertrag entlassen und er wird seine Brötchen bis Ende Saison in Lausanne verdienen. Hoffentlich nicht auf Kosten des SCB. Schliesslich war es offensichtlich Déruns, der den Vertrag auflösen wollte.

Mehr als eine halbe Million Transfersumme soll der SCB für den Fehltransfer des Jahrtausends auf das Konto des schlauen Chris McSorley überwiesen haben. Das wären dann gegen 60 000 Fr. „Gebühren“ pro Tor, kann man im Nachhinein sagen. Ohne Lohnkosten wohlgemerkt. «In der Kabine schwieg er meist vor sich hin, und wenn er doch sprach, sagte er nichts», ist über das „Wesen und Wirken“ J des welschen Finöggelis zu lesen. So weit weg von Mutti und Freunden, der Ärmste...

Nein, mit einem solchen Ende habe auch ich nicht gerechnet. Dass Déruns trotz Airhook Goal weder eierlegende Wollmilchsau, noch Heilbringer sein würde, habe ich zwar geahnt. Trotzdem war ich der Meinung, dass er dem SCB durchaus etwas bringen würde. Immerhin habe ich damals die Frage nach dem «Return on Investment» gestellt. Zurecht, wie sich jetzt zeigt.

Wenigstens sicherte sich der SCB vertraglich so ab, dass Thomas Déruns nicht schon diese Saison wieder bei Servette landet, was definitiv des Guten zu viel wäre.

Dass der SCB jetzt Stürmer sucht, dürfte auch Martin Plüss in die Hände spielen. Seine Chancen auf einen fetten SCB Vertrag dürften dadurch nämlich steigen. Wenigstens weiss man in seinem Fall, was man hat. Einen immer noch hochkarätigen und sehr mannschaftsdienlichen Musterprofi, den man in der aktuellen Situation fast nicht ziehen lassen kann.

Sven Leuenberger habe zwar auch gute Gespräche mit Andres Ambühl geführt. Aber irgendwie mag ich nicht so recht an dieses Szenario glauben. Sicher ist, dass man spätestens nächstes Jahr gute Schweizer Transfers wird machen müssen. Man hat Kevin Lötscher verloren, Thomas Déruns floppte und die Alten sind dabei, ihren Zenit zu überschreiten. Will man dem Ziel, an der Spitze zu spielen weiterhin nachleben, wird mittelfristig etwas gehen müssen.

Auch die Goaliefrage wird aktuell werden. Hoffentlich hat man dieses Traktandum im Griff...

Daneben gibt es nicht viel zu orakeln. Von den letzten 14 Partien gewann der SCB deren 11. Man ist dort angekommen, wo man aufgrund des starken Kaders hingehört. In die Spitzengruppe.

Ein Ausblick auf den weiteren Verlauf der Meisterschaft ist aber nicht möglich. Für einen Blogger heisst das nichts weniger als schweigen und geniessen. Schliesslich bin ich keine Schreibmaschine. J Die momentane Stärke des SCB ist jedenfalls, bezogen auf die Meisterschaft, nichts wert, solange die NHL Saison nicht definitiv abgesagt wird.

Was man sagen kann ist, dass Antti Törmänen mit Hilfe von oben auch die zweite „Krise“ seiner jungen Trainerlaufbahn beim SCB gemeistert hat. Marc Lüthi hat in dieser Sache also alles richtig gemacht. Wenn die Unberechenbarkeit eines allfälligen Lockoutendes des SCB nicht noch übel mitspielt, dürfte Antti Törmänen auch nächste Saison unser Trainer sein.

Interessanter präsentiert sich die Situation momentan bei den SCL Tigers. Dort wurde der vor zwei Jahren als Messias gefeierte John Fust am Sonntag auf Druck der Geldgeber und den Fans freigestellt. Seit dem «Greenday» im Januar 2011 gewannen die Tigers von 92 Spielen noch gerade deren 28.

Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Langnauer in erster Linie daran scheitern, dass ihnen die wundersame Playoffqualifikation die Seele vergiftete. Man erlebte ein Weltwunder und jetzt erwartet man, dass sich dieses Weltwunder Jahr für Jahr wiederholt.

Die Stimmung im umgebauten hölzernen Hockeypalast ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Dass man zurzeit auf allen Ebenen lediglich die Rolle des krassen Aussenseiters spielen kann, vermag die Fans nicht zu besänftigen respektive wird ignoriert. Man will mehr. Man erwartet, dass das Team in der ausgeglichenen Liga um die Playoffplätze spielen kann. Trotz Ausländermisere, verletzten Schlüsselspielern und massiven finanziellen Problemen.

Peter Jakob, der bisher geschätzte 20 Millionen Franken aufwendete, um das lecke Fass SCL Tigers abzudichten, soll weiter klotzen. Dabei wären jetzt gutemmentalische Tugenden wie Geduld und Pragmatismus angesagt. Mittelfristig wären die Aussichten mit der neuen Infrastruktur nämlich gar nicht so schlecht. Aber wenn man jetzt mit übersteigerten Erwartungen das Klima vergiftet, droht alles die Ilfis herunter zu schwimmen. Gerade Peter Jakob hätte das nicht verdient!

Man fantasiert von Felix Hollenstein als neuen Trainer. Gerade Felix Hollenstein, der Bernhard Russi des Eishockeys. J Der Flyers Schattenkaiser, der vom bequemen Assistenztrainerplatz aus massgeblichen Einfluss am beinahe Bankrott der Flyers haben dürfte, soll jetzt beim bescheidenen Land Club mit der Sparbremse in der Hand neue Wunder vollbringen? Da muss einmal mehr ein Ross lachen. Ich glaube kaum, dass Hollenstein eine Erkältung riskieren würde, indem er die Nase in die frostige Langnauer Bise strecken würde. Der züchtet edle Schäferhunde und ist schlau genug, sich die intakte Fassade nicht beschmutzen zu lassen. Da er nicht am Hungertuch nagen dürfte, hat er jede Menge Zeit, um auf einen angemessen bezahlten Job zu warten, bei dem er keine Kratzer im Lack riskiert.

Abgesehen davon würde in Langnau momentan wohl nur ein Masochist einen Trainervertag unterzeichnen. Selbst Nachwuchstrainer Konstantin Kurashev mag seinen schönen Job nicht aufgeben, um als Notnagel einzuspringen. Wohlweislich, würde ich meinen. So übernimmt der bisherige Assistenzcoach Alex Reinhard die Rolle des neuen Spucknapfes und zukünftigen Bauernopfers. Bei den Tigers geht es nämlich bis zum Beginn der Playouts nicht mehr darum, die rote Laterne abzugeben. Es geht lediglich noch um den Abstand zum Zweitletzten.

Arnaud Montandon, der 21 jährige Sohn der Hockeylegende Gil Montandon weilt in Langnau zum Probetraining. Der 193 cm grosse und 98 kg schwere Stürmerhüne will ein weiteres Mal seine NL A Tauglichkeit beweisen. Ich hoffe für Arnaud und die Tigers, dass es klappen wird.

Schauen wir, was der SCB nach der Natipause in den Spielen gegen Lugano, (h) Langnau (h) und Biel (a) noch zustande bringt. Sven Leuenberger scheint jedenfalls Lunte gerochen zu haben. «Jetzt hoffe ich, dass wir die letzten drei Spiele im zu Ende gehenden Jahr auch noch gewinnen können», schreibt er im neusten Newsletter. Gut möglich, dass der SCB mit diesen drei Siegen als Leader in die Weihnachtspause gehen würde.

2 Kommentare:

  1. Der mit dem "Kratzer im Lack" ist doch gut, oder nicht? Vertrete Dich als Möff offenbar gar nicht so schlecht im Tigers-Forum, obwohl ich den Hollenstein zwar als "graue Eminenz" und Klotener-Dorfkönig sehe, aber kaum glaube, dass er den grössenwahnsinnigen Bircher wirklich massgeblich beeinflusst hat.

    AntwortenLöschen
  2. Eine neue Beschallungsanlage würde unsere Postomat-Arena wirklich gut tun! Rechne aber kaum damit, dass da etwas geschehen wird. Die Bestehende ist ja noch nicht wirklich lange in betrieb...

    AntwortenLöschen