Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 16. Mai 2011

Von Kevin Lötscher, der Scharia und einem verdienten Weltmeister

Blödsinnig, dass es einen schweren Unfall brauchte, um mich nach der vergangenen «Mistsaison» wieder zum Schreiben anzuregen. Ein Unfall, der eigentlich nur am Rande mit dem Eishockeysport zu tun hat

Für einmal geht es nicht um den SCB, den EHC Biel oder um die Tigers aus Langnau. Es geht um junge Menschen, die ihr Leben wegen einem saublöden unbedachten Moment von einer Sekunde auf die andere für immer verändern.

Eine tragische Art, erwachsen zu werden und seine Unbeschwertheit zu verlieren.

Die Angelegenheit beschäftigt mich insofern, dass ich mit jungen Leuten im Alter der neunzehnjährigen Unfallfahrerin und Kevin Lötscher arbeite und die Belange des Strassenverkehrs zu meinen Kernkompetenzen gehört.

Dabei ist es mir wichtig zu sagen, dass junge Menschen gewöhnlich sehr inspirierend und voll von gutem Willen und positiver Energie sind. Das oft vermittelte Klischee, das die Jugend immer schlimmer werde und für nichts zu gebrauchen sei, möchte ich nicht bestätigen. Anders, kritischer und selbstbewusster als früher mit Bestimmtheit. Aber keinesfalls schlechter als in früheren Zeiten.

Ich weiss nicht wie es bei euch aussieht, liebe Leser. Ich für meinen Teil war auch einmal neunzehn jährig. Auch oft überdreht und unbedacht im Handeln. Wer weiss, was alles hätte passieren können, hätte der Teufel im falschen Moment seine Hände im Spiel gehabt. Und noch heute gibt es gelegentlich Momente, bei denen im Nachgang betrachtet etwas hätte passieren können.

Im Nachgang betrachtet… hätte ich nur… warum… man hat es doch gewusst… wie konnte man nur.

Gerade an einem begeisternden Hockeyspiel wird doch gewöhnlich Alkohol jenseits jeglicher Promillegrenze gesoffen. Oft wird, sei es aus jugendlichem Übermut, oder aus unverbesserlicher Dummheit, trotzdem eingestiegen und gejohlt und gefestet, was das Zeug hält. Oft sieht man Jugendliche aus offenen Wagenfenstern turnen und es wird in unangemessener Weise über Parkplätze gerast, obwohl sich dort viele, nicht minder nüchterne oder aufmerksame Leute befinden.

Letzte Woche konnte man auf 20min.ch einen Bericht lesen, bei dem es darum ging, dass eine junge Iranerin von einem Mann mit Säure übergossen wurde, nachdem sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Die Frau verlor dabei ihr Augenlicht und ihr Gesicht wurde schwer entstellt.

Ein Iranisches Gericht hiess den Antrag der Frau auf Wiedergutmachung gut, was gemäss der Scharia bedeutet, dass sie ihrem Peiniger ebenfalls mit Säure das Augenlicht nehmen darf. Als Akt der Humanität sollte das Urteil aber unter Narkose vollstreckt werden.

Die Vollstreckung des Urteils hätte ursprünglich am letzten Samstag um 1200 stattfinden sollen, wurde aber, wohl aufgrund von internationalem Druck, vorerst ausgesetzt.

Ich habe mir die Leserkommentare zu dieser Berichterstattung zu Gemüte geführt und war erstaunt, dass zumindest die Hälfte der Kommentierenden diese «Auge um Auge und Zahn um Zahn» Justiz durchaus gut und angemessen finden. Ob solch mittelalterliche Meinungen zustande kommen, weil unsere Gesellschaft, wie aus vielen Kreisen angedroht am «Verislamisieren» ist, oder ob es sich nicht eher um die Auswüchse der grassierenden «Wohlstandsverdeppung» handelt, möchte ich hier nicht weiter kommentieren. Höchstens zu denken geben.

Wer solch barbarische Methoden gut findet, müsste konsequenterweise auch dafür sein, dass die neunzehnjährige Unfallfahrerin aus dem Wallis als «Wiedergutmachung,» am besten wohl auf den Flugplatz Sion, aufgestellt würde und von Kevin Lötscher oder seinem Vater über den Haufen gekarrt werden dürfte. Mit etwa 60 km/h würde ich meinen, damit auch sie in etwa 30 m durch die Luft fliegt.

Ja, liebe Leser, nach solchen «Strafen» wird heute geschrien. Lebenslänglich, an den Pranger stellen, an den nächsten Baum hängen.

«Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein,» soll der Manitu, zu dessen Gedenken die von uns allen geschätzten Feiertage eingeführt wurden, seinerzeit am Ölberg gesagt haben. Darauf habe der Mob die Steine fallenlassen. So steht es zumindest im Johannes- Evangelium.

Persönlich denke ich, dass die Strafbestimmungen des Strassenverkehrsrechtes für solche Gesetzesverstösse genügend Spielraum bieten. So steht in Art. 90 Abs 2 des SVG:

«Wer durch grobe Verletzung der Verkehrsregeln eine ernstliche Gefahr für die Sicherheit anderer hervorruft oder in Kauf nimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.»

Weiter sagt der SVG Art 91 Abs. 1:

«Wer in angetrunkenem Zustand ein Motorfahrzeug führt, wird mit Busse bestraft. Die Strafe ist Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe, wenn eine qualifizierte Blutalkoholkonzentration vorliegt.»

Unter Kevin Lötschers Schädel habe sich ein Blutgerinnsel gebildet, weswegen er im Spital in ein künstliches Komma gelegt wurde.

Sein Gehirndruck sei seither nicht angestiegen, sein Zustand sei ernst, aber stabil.

Im Wallis gehe das Gerücht um, dass sich Lötscher und die Unfallfahrerin zuvor in einer Bar im Nachbarsort Salgesch getroffen haben sollen. Ob dieses Gerücht Hände und Füsse hat weiss ich nicht und was das zu bedeuten hätte, mag ich in Anbetracht der ernsten Lage nicht weiter kommentieren oder darüber spekulieren.

Dass eine in Bewegung gesetzte Masse von gegen 1500 kg eine erhebliche Energie beinhaltet und somit geeignet ist, viel Leid anzurichten und Leben zu zerstören oder auszulöschen, weiss ich aber mit Sicherheit.

Denken wir wieder vermehrt daran, wenn wir den Türöffner am Autoschlüssel betätigen. Nüchtern, bewusst und konzentriert, heisst die Devise.

Schön, ist am Sonntag mit den Finnen ein Team Weltmeister geworden, das dem Anti- Hockey abgeschworen hat und mit erfrischendem Vorwärtsspiel den Erfolg gesucht hat. Hoffentlich haben Larry Huras und Sven Leuenberger die Partie auch gesehen und die nötigen Schlüsse daraus gezogen.

Alles Gute, Kevin Lötscher!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen