Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 23. September 2012

Meisterschaftsveräppelung


Die NHL-Lockoutstars versetzten die Fans in Davos erstmals diese Saison in einen kollektiven Freudentaumel. Unter dem Diktat von Rick Nash und Joe Thornton stürmte Davos gegen Rapperswil-Jona zu einem grandiosen 9:2-Sieg.

Ich muss gestehen: Ich bin ratlos.

Meine Sonntagsblogs waren ja gewöhnlich einigermassen bissig. Besonders nach flauen Lüftchenspielen gegen Gegner wie die Graustädter. Jetzt da das Ganze aber zu einem unbedeutenden Vorgeplänkel für die kommenden «Allstargames» mutiert ist, scheint es mir sinnlos, nach dem Erfolgsrezept im Spiel des SCB zu suchen, welches uns in den Playoffs zum Erfolg führen soll.

Das einzige, das interessiert ist ob und wie sich Roman Josi in Nordamerika weiterentwickelt hat und wie Mark Streit im SCB Dress spielen wird.

Von Meisterschaftsverfälschung kann nach Ruedi Zesigers scheinheiligem Gegränne in die TV Kameras auch nicht mehr gesprochen werden. Die SCL Tigers haben daraufhin am nächsten Tag ja nicht nur einen, sondern sogar zwei Zuzüge aus der NHL vermeldet. Ich musste herzhaft lachen, als ich davon las.

Selbstverständlich werden die zahlreichen Zuzüge alle ausserhalb der ordentlichen Budgets finanziert werden. Fast wie bei den Kloten Flyers. Dort war es in den letzten Jahren ja auch so, dass alles was viel Geld gekostet hatte, ausserhalb des Budgets finanziert wurde. Vermutlich heisst ausserhalb des Budgets, dass die Ausgaben von den Steuerämtern, den Sozialversicherungsinstitutionen und von den Sammlungen der verzweifelten Fanorganisationen berappt werden.

Ich frage mich ernsthaft, was das für komische Leute sind, die Clubs wie die SCL Tigers vor die Hunde gehen lassen würden, um dann plötzlich hunderttausende von Franken in Spieler zu investieren, von denen man nicht einmal weiss, ob sie beim ersten Schnee im Flachland noch in unserer Liga spielen werden. Freunde des Eishockeys? Da mues ja äs Ross lache.

Nein, so wie sich die Sache darstellt, kann nicht von Meisterschaftsverfälschung gesprochen werden. Auf der Suche nach dem richtigen Ausdruck für die aktuellen Geschehnisse scheint mir «Meisterschaftsveräppelung» der passendere Ausdruck zu sein.

Die eigentliche Meisterschaft findet diese Saison nicht statt. Nach dem aktuellen Vorgeplänkel wird eine «Zirkus Maximus Phase» folgen, welche solange andauern wird, bis die NHL den Spielbetrieb wieder aufnimmt.

Was dann folgen wird kann mit «grosser Depression» umschrieben werden. Die Phase der Vorbereitungsspiele wird dann gewissermassen wieder aufgenommen werden. Es wird noch weniger als sonst um Punkte und Rangierungen gehen, denn die Teams werden in erster Linie damit beschäftigt sein, ihre prominenten Abgänge zu verdauen. Gutes und spannendes Eishockey kann unter diesen Umständen nicht erwartet werden, eher mühsames Gestocher, Unzufriedenheit und Unruhe im Umfeld.

Wir Zuschauer werden die Zeche für die kurzfristige Halleluja-Phase doppelt und dreifach mit gähnender Langeweile bei Knorzpartien bezahlen.

Beim SCB kommt zusätzlich noch der Umstand dazu, dass wir für die «Maximus-Phase» zu schlecht gerüstet sind. Der Druck wird steigen, dem anspruchsvollen Publikum nebst Streit und Josi noch das Sahnehäubchen in Form eines echten Stürmerkrachers zu präsentieren. Schon jetzt heizen die Medien in diese Richtung an.

Wer den Auftritt von Joe Thornton und Rick Nash gegen die Rapperswil Jona Lakers gesehen hat, weiss was ich meine. Will man das Publikum nämlich auch in Bern in Entzückung versetzen, was man beim SCB gewöhnlich eigentlich anstreben sollte, wird man nicht darum herumkommen, die finanzielle Disziplin über den Haufen zu werfen und einen Kracher zu holen.

Mit einem Sahnehäubchen meine ich nicht keinesfalls einen Gamache des reichen Mannes, wie man Daniel Brière vom Stil her auch bezeichnen könnte. Das würde nicht ausreichen, um die Sesselfurzer und die NHL-Touristen im Publikum in Entzückung zu versetzen. Es bräuchte einen wie Dany Heatley. Einer, der in der Lage ist, mit seinen Direktabnahmen ein Löchlein von 10x10 cm mit geschlossenen Augen zu treffen. Seriöse Musterprofis ohne das Charisma des Grossen haben wir genügend. Es braucht einen Bomber, der die Zuspiele der NHL- Berner und der seriösen Chrampfer einlochen kann. Schliesslich haben wir ja schon jetzt wieder ein Effizienzproblem.

Dass unser zu harmloses Spiel den Graustädtern mit ihrem Ritalin Anhang am Freitag einmal mehr einen Sieg in Bern ermöglichte, ist zwar ärgerlich. Aber da es sich lediglich um das letzte Spiel der «Phase Vorgeplänkel» handelt, lohnt es sich nicht, sich weiter mit diesem Spiel zu befassen. Die Meisterschaft ist tot, es lebe der Zirkus.

Dabei habe ich mich so gefreut, zu beobachten, was der junge Antti Törmänen in dieser Meisterschaft aus dem grossen Potential des SCB zu machen imstande ist. Und jetzt spricht der Papst schon von Mark Streit als Spielertrainer.

Gut möglich dass Klaus Zaugg Recht hat wenn er schreibt, dass wenn die NHL-Meisterschaft irgendwann doch beginnen sollte, auch der Countdown für die Entlassung von Trainer Antti Törmänen beginnen werde.

Die Phase der «grossen Depression» eben. Die Löcher in der Tribüne werden grösser und der Bier und Wurstkonsum kleiner. Schlecht fürs Geschäft und damit auch für die Geduld.

Ich für meinen Teil habe zurzeit noch keine Ahnung, was ich in der «Zirkusphase» für Blogs schreiben soll. Mir fehlt die Ernsthaftigkeit einer ordentlichen Saison und das Sahnehäubchen für den grossen Zirkus.

Hoffentlich hält dieser Lockout die ganze Saison an. Es gäbe dann wenigstens trotzdem so etwas wie eine ernstzunehmende Meisterschaft.

Ende Woche verziehe ich mich auf Grand Tour des Alpes. Raserferien mit dem Töff Richtung Südfrankreich. Für den Einstand von Mark Streit wird es also noch reichen. Roman Josi wird aber ohne mich debütieren.

Einen guten Wochenstart allerseits...

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