Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 19. November 2012

Von kriselnden Tigers und beeindruckend minimalistischen Bären


Der SCB konnte seine Position im breiten Mittelfeld mit zwei Siegen gegen den HCD und gegen die SCL Tigers etwas festigen. Es wird aber weitere Fortschritte und Siege brauchen, wenn man die immer noch nahe Strichregion verlassen und sich definitiv nach vorne orientieren will.

«Wir hätten für das Spiel gegen den HCD 22 000 Tickets verkaufen können» sagte Marc Lüthi. Pro Match kämen in Bern ganze 800 Zuschauer mehr ins Stadion, als in der Vorsaison. Mit allen Vorteilen betreffend dem Absatz von Wurst, Bier und Fan Artikeln.

Das Geschehen auf dem Eis vermochte gegen den HCD aber den grossen Erwartungen der Zuschauer nicht standzuhalten. Zu harmlos, ja blutleer agierten die kriselnden Bündner.

Die hochgelobten NHL Stars Joe Thornton und Rick Nash musste man auf dem Spielfeld richtiggehend suchen und wer auf eine Reaktion der Bündner auf das schwache erste Drittel gewartet hatte, wurde enttäuscht.

Dafür produziert Joel Vermin immer öfter Ahs und Ohs bei den Zuschauern. Ich habe neulich irgendwo gelesen, Vermin blühe neben Byron Ritchie und John Tavares richtiggehend auf. Man könnte es auch umgekehrt sehen, oder zumindest eine gewisse Wechselwirkung attestieren. In Sachen Technik, Speed und Spielübersicht braucht sich der junge Vermin jedenfalls vor seinen Mentoren nicht zu verstecken.

Der SCB spielte durchaus gefällig. Die Chancenauswertung hielt aber höheren Ansprüchen nicht stand. Statt 1:0 hätte der Spielstand nach dem ersten Drittel 3:1 zugunsten des SCB lauten müssen. Gegen einen stärkeren Gegner wäre es durchaus möglich gewesen, dass man für die Nonchalance betreffend der mangelhaften Torausbeute hätte Tribut zollen müssen.

Immerhin kann man sagen, dass der 4:2 Sieg für den SCB hochverdient war. Das «krampfhafte Festhalten» am Trainer scheint sich also auszuzahlen.

Ich will ja kein Miesepeter sein, aber was kann ich dafür, wenn mich der SCB immer noch nicht restlos zu überzeugen vermag? Das Langnauspiel hat mich jedenfalls zuweilen die Stirne runzeln lassen. Unglaublich, dieses Trödeln.

Wie bereits gegen den HCD war auch das Spiel in Langnau sehr emotionsarm. Gewiss, es wäre an den kriselnden Tigers gelegen, zuhause Emotionen ins Spiel zu bringen und das hübsche Stadion zum Kochen zu bringen. Stattdessen hing der neue Videowürfel trist, fast wie eine rote Laterne über dem Spielfeld und die Tigers spielten geselligen Hudigäggeler, statt Hardrock.

Eigentlich könnte man in Langnau jetzt in Ruhe die Zukunft planen. Die finanziellen Löcher sind gestopft, die Infrastruktur steht und mit Köbi Kölliker wurde ein Mann geholt, welcher dem Langnauer Schattenkönig Michael Horisberger genehm ist und der über das erforderliche Fachwissen verfügt, um die Tigers mittelfristig auch sportlich in ruhigere Gewässer zu führen.

Wären da nur nicht die Nachwehen des, im Nachhinein betrachtet unsäglichen Greendays. Seit dem 22. Januar 2011, dem Tag an dem die SCL Tigers mit einem 2:3 Auswärtssieg in Rapperswil die erstmalige Playoff Qualifikation geschafft hatten, läuft nämlich sportlich gar nichts mehr. Würde man den sportlichen Werdegang der Tigers in einem Diagramm darstellen, würde die Kurve ab diesem Datum steil nach unten ins Bodenlose abfallen.

Dass man dann im Oktober 2011, als der sportliche Krebsgang bereits in vollem Gange war, ohne Not den Vertrag mit dem Trainergesellen John Fust um sage und schreibe 3 Jahre verlängert hatte, muss aus heutiger Sicht als Dummheit im Quadrat betrachtet werden, nahm man sich doch damit jegliche Handlungsfreiheit.

Aber nicht nur sportlich, sondern auch stimmungsmässig hat dieser Greenday in Langnau seine Spuren hinterlassen. Die zuweilen überschwängliche Stimmung in der altehrwürdigen Ilfishalle ist der gestiegenen Ansprüchen der Fans wegen unterdessen gewissermassen gewöhnlich geworden. Und wer hoffte, dass der Einzug in das neue Schmuckstücklein der Mannschaft Flügel verleihen würde, dürfte sich jetzt ungläubig und leicht konsterniert die Augen reiben.

Die Langnauer gehen einmal mehr schwierigen Zeiten entgegen. Die Playoffs sind in weite Ferne gerückt, es stehen schwierige Vertragsverhandlungen bevor, 14 (!) Verträge laufen aus und selbst der Fall in die Ligaqualifikation kann aufgrund der zuletzt desolaten Auftritte nicht mehr ausgeschlossen werden.

Item, eindrücklich war die schöne und würdige Stimmung rund um den tragischen Tod der Tigers Legende Wale Gerber. Wale war ein Fighter mit unbändigem Willen und daneben ein feiner Mensch. Einer, der mit seinem Charakter als Vorbild für so manchen jungen Spieler taugt. Schön, konnte man für einmal über die Clubbrille schauen und Wale den gebührenden Respekt zollen. Mich hat das sehr gefreut!

Das Spiel des SCB gegen die Langnauer war wie angetönt nicht der grosse Brüller. Ich konnte mich demnach nicht beherrschen und twitterte von «beeindruckendem Minimalismus.» Nicht dass man sich nicht bemühte, nein, man spielte diszipliniert und sogar durchaus lustvoll. Trotzdem blieb die Handbremse angezogen und man tat zu keiner Zeit mehr, als unbedingt nötig. «Wir gingen auf einem schmalen Grat, gewannen aber verdient», meinte Martin Plüss nach dem Spiel folgerichtig.

Die von mir im letzten Blog geforderten 6 Punkte hat man aber locker eingespielt. So gesehen müsste ich jetzt hochzufrieden sein. Bin ich aber nicht. J

Schliesslich wollen wir ja nicht nur einen kriselnden HCD und eine desolate rote Laterne schlagen, sondern wir wollen die Strichregion verlassen und uns in Richtung Spitze aufmachen. Und da wir zurzeit lediglich 3 Punkte vor den Bielern liegen, die ich eigentlich lieber irgendwo zusammen mit den Langnauern am Schwanz sehen würde, und der Abstand zur Spitze immer noch ganze 11 Punkte beträgt, wird man weiter gewinnen müssen.

So wie man gegen Langnau gespielt hat, wird es gegen Biel nicht gehen! Man wird die Komfortzone verlassen und Gas geben müssen. Können wir eigentlich auch noch hart und körperbetont spielen? Ich meine ausser Tristan Scherwey sieht man ja kaum jemals einen SCB Spieler, der einen Check anbringt. Auch vor dem eigenen Tor spielt man immer noch zu sanft. Vielleicht sollte man ein einstündiges Video zusammenstellen, auf dem man 120 mal das Meistertor des ZSC betrachten kann. Man muss einfach konsequenter aufräumen. Es kann nicht sein, dass Marco Bührer Strafen nehmen muss, weil er regelmässig im Torraum angegangen wird!

Schaut man sich das Gemurkse der letzten Jahre gegen die Bettler aus der grauen Stadt an, ist es am nächsten Wochenende der Zeit, eine Trendwende einzuleiten. Man muss die Bieler am Freitag nicht nur schlagen, sondern man muss sie gleichzeitig weichklopfen, um am Samstag in Biel nachzudoppeln.

«Es wird Zeit, den Seeländern endlich richtig zu zeigen, wer die Nummer 1 im Kanton ist», schreibt Marc Weber im Newsletter vom 19. November ganz in meinem Sinn.

Es gäbe noch viel zu fabulieren. Franco Collenberg, Martin Plüss, Byron Ritchie und Andreas Hänni, mit dem man endlich verlängern sollte und natürlich Thomas Déruns sind nur einige Namen und Themen, über die man sich auslassen könnte. Im Bestreben, keine unleserlichen Romane zu schreiben, höre ich aber hier auf, obwohl mich ein Einflüsterer schon fast mit Gewalt nötigt, etwas zum «Fehltransfer des neuen Jahrtausends» zu schreiben. Da uns dieser aber nicht davonlaufen wird, halte ich vorerst still. J

Bleibt noch die Frage, ob uns der schlaue Chris McSorley den Denis Hollenstein dereinst auch für teures Geld verschachern wird, wenn dieser in Genf den Zenit überschritten hat?

2 Kommentare:

  1. Hast schon recht, so richtig überzeugen vermag der SCB nicht... muss er aber auch nicht, bin echt gespannt wie sich die Mannschaft gegen die momentan starken Bieler zeigt. Ich vermute, dass man Seguin nicht unter Kontrolle kriegt und vorne mehr oder wenig ständig an Berra scheitert. Den die Chancenauswertung ist noch immer schlecht.

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    1. Da hast du völlig recht, Stefan! So geil unsere Mannschaft! "Ici c'est Bienne!!!"

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