Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 26. November 2012

Vom SCB in der Komfortzone und dem EHC Biel


Der SCB durchlebte gegen Biel ein durchzogenes Wochenende. Nach der freitäglichen 2:4 Schlappe, bereits der dritten in dieser Saison, startete man am Samstag zur obligaten Wiedergutmachung und demontierte die Seeländer auswärts gleich mit 2:8 Toren.

Der SCB durchlebte gegen Biel ein durchzogenes Wochenende. Nach der freitäglichen 2:4 Schlappe, bereits der dritten in dieser Saison, startete man am Samstag zur obligaten Widergutmachung und demontierte die Seeländer auswärts gleich mit 2:8 Toren.

Der Durchschnittliche ist in der Lage, mit Willen gut zu werden. Der Gute wird sehr gut und der sehr Gute überragend. Wenn jetzt der überragende Tavares nur gut spielt, ist er ein Schlufi weil zum Beispiel Caryl Neuenschwander am Limit seines Leistungsvermögens spielen muss, um überhaupt in die Aufstellung zu kommen. Die Psychologie ist wichtiger als Technik und Taktik und nur deshalb ist es möglich, dass der SCB gegen Biel immer wieder verliert.

Es geht um Einstellung, um den unbedingten Willen, an die 700 Abpraller heranzukommen, die der SCB gemäss «optischer Überlegenheit» eigentlich haben müsste. Mir ist es klar, dass man sich nicht immer am Optimum bewegen kann. Mir ist auch klar, dass das Glück auch eine Rolle spielt. Glück ist aber auch Lohn für den Tüchtigen. Gegen Biel erwarte ich vom SCB, dass er, gerade aufgrund der traurigen Statistik in den letzten Spielen, für seine Fans Vollgas gibt. Gut ist eben nicht gut genug gegen einen starken und leidenschaftlichen EHC Biel.

Wir haben hohe Ziele. Gerade deshalb werde ich nie aufhören zu Motzen. Erst wenn es darum geht, die Tränen zu trocknen, werde ich mich sanft und genügsam zeigen.

Wie wäre es wohl herausgekommen, wenn Langnaus Pascal Pelletier am vergangenen Dienstag im Derby seine zahlreichen Torchancen besser genutzt hätte und die Minimalisten aus der Hauptstadt mit einer Niederlage nach Hause geschickt worden wären? Überzeugend war der Auftritt des SCB in diesem Spiel ja nicht gewesen.

Wohl so, dass es jetzt eher erlaubt wäre, trotz dem erfreulichen 8:2 Sieg vom Samstag einige kritische Anmerkungen zu machen. So wie sich die Sache jetzt präsentiert, ist das eher ein schwieriges Unterfangen. Immerhin hat der SCB aus den letzten vier Spielen 9 Punkte geholt und das mit einem Gesamtscore von 16:8 Toren.



Trotzdem habe ich den Eindruck, dass wir uns zurzeit in einer Wohlfühlblase bewegen, in der es sich die Mannschaft mit 98% Leistung bequem einrichtet. Wir sind 5 Punkte über dem Strich und 11 Punkte hinter der Spitze. Nicht berauschend, aber auch nicht schlecht. Steigerungspotential ist aber vorhanden und muss eingefordert werden.

Neulich hat mir jemand geschrieben, wenn der SCB nur wolle, sei er dabei. Ich habe erwidert: «Nid we si wei, sondern we si müesse, wüus süsch Stunk git.»

Nur ja nicht die Komfortzone verlassen aber tunlichst besorgt sein, dass im Wohlfühlbecken SCB keine Unruhe aufkommt. Einfach so, «dass man sich keine dummen Kommentare anhören muss», wie es Martin Plüss in einem Onlinevideöli neulich so schön und treffend formuliert hat.

Der SCB brauche sich trotz der bereits dritten Saisonniederlage gegen Biel am Freitag keine Vorwürfe zu machen, konnte man lesen. Man habe doch hervorragend gespielt, habe optisch dominiert und sicher 700-mal auf Reto Berra geschossen, wurde argumentiert.

Schön, nur hätte es mir besser gefallen, wenn man gerade gegen Biel ein aktiveres Forechecking betrieben hätte und wenn man sich bequemt hätte, die Komfortzone zu verlassen um an die Abpraller heranzukommen. Schliesslich hätte man wissen sollen, dass Kevin Schläpfer die Bieler in diesem „Kravattenspiel“ hervorragend einstellt und dass es gerade gegen Reto Berra schwierig sein würde, aus der Komfortzone zum Torerfolg zu kommen.

Dass unser Torhüter in dieser Partie agierte, wie ein altes Löcherbecken und dass man für die Bieler in aller Demut auch noch gleich die Angriffsauslösungen für ihre Tore übernahm, zeigt in etwa, wie es um die Konzentration des SCB bestellt war. In diesem Sinne kann ich mich der Meinung, man brauche sich keine Vorwürfe zu machen, nicht anschliessen.

Gerade gegen Biel hätte ich erwartet, dass sich unsere Mannschaft für seine treuen Fans den Ehrenwertesten etwas mehr aufreisst. Stattdessen liessen sich selbst unsere NHL Buben von Tyler Seguin und Patrick Kane zu Feriengästen degradieren.

Aber man kann ja reagieren, wenn man das Messer am Hals spürt. Nur hasse ich diese ewigen Wiedergutmachungen allmählich. Wie wenn sich vertrödelte Punkte im Nachhinein noch korrigieren liessen.

Thomas Déruns hat mich auch fast zur Weissglut getrieben. Der brachte es am Freitag tatsächlich zustande, einem scheibenführenden Bieler Spieler quer über das ganze Spielfeld hinterher zu spazieren, ohne diesen auch nur ein bisschen gestört zu haben.

Bitte aufhören, die Spieler anhand der Gehaltsliste aufzustellen. Déruns scheint sich schon fast demonstrativ darauf zu beschränken, auf dem Eis die Linien auf Anttis Taktiktafel abzutrödeln. Mehr kommt da nicht, es reicht, dä isch ke Schuss Pulver wärt, warum auch immer. Ein Fall für den Sportpsychologen oder dann halt für die Abschussliste.

Man wird nicht darum herumkommen, sich den Transferflop des bisherigen neuen Jahrtausends einzugestehen und diesem Trauerspiel ein Ende zu setzen. Der ist doch nur noch auf der Aufstellung, weil man verzweifelt versucht, die bezahlte Ablösesumme irgendwie buchhalterisch zu amortisieren.

So gesehen ist es geradezu ein Jammer, dass man für Spieler wie Marc Reichert keinen Platz im Team mehr hatte. Gewiss, Reichert ist beim SCB an seiner defensiven Aufgabe etwas verödet. Er war aber durchaus torgefährlich und hat mit seiner Physis immer wieder Löcher aufgetan.

Nicklas Danielsson soll übrigens des Dopings überführt worden sein. Er wird aber wohl straffrei ausgehen, weil er sich nicht etwa mit Amphetaminen, sondern mit starken Schlaftabletten gedopt habe. Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber Nicklas Danielsson ist für mich die grösste Enttäuschung seit Christian Berglund, von dem ich damals ebenfalls viel erwartet hatte. Da muss mehr kommen, viel mehr. Und das bitte bald.

Das Positive am Freitagsspiel war, dass man die Bieler zumindest müde spielen konnte, so dass sie am gewissermassen nicht mehr wussten, wo ihnen der Kopf steht.

Man kann glaube ich ohne Übertreibung sagen, dass die Bieler seit nunmehr 30 Jahren nie mehr so eine attraktive Mannschaft bestaunen durften, wie sie sich ihnen jetzt präsentiert. Kein Wunder also, dass die Zuschauer in Massen ins Stadion strömen, um Seguin, Kane und Konsorten zuzujubeln. Im Schnitt sollen ganze 20 Zuschauer mehr pro Partie den Weg ins Bieler Eisstadion finden, als noch in der letzten Saison. Eine wahrlich eindrückliche Zahl die sicher dazu führen wird, dass das Projekt «Stades de Bienne» endlich Rückenwind erhält. Spass beiseite, aber ein Zuschauerschnitt von lediglich 4944 Zuschauern bei einer derart attraktiv aufspielenden Mannschaft ist irgendwie schon sehr mager. Offensichtlich schreit man im Seeland, oder man schläft.

Die Schläfer sollten erwachen, denn die Perspektiven in Biel stehen eher auf Sturm. Ob Biels Lebensversicherung Reto Berra gehalten werden kann, darf bezweifelt werden und bislang haben erst lediglich 3 Verteidiger und sechs Stürmer einen Vertag für die nächste Saison.

«Der EHC Biel ist dabei und gehört doch nicht ganz dazu», schrieb der nicht für Polemik bekannte Daniel Germann in seinem Artikel in der NZZ am Sonntag. «Medial steht der EHC Biel im Schatten des SCB, der mit Getöse alles unter sich begräbt, was sich ihm in den Weg stellt. Biel fehlt der Bonus des Anachronistischen, aus dem etwa Ambri-Piotta seine Berechtigung schöpft. Er ist auch nicht ländlich sympathisch wie Langnau. Und ganz sicher verbringt niemand freiwillig die Weihnachtsfeiertage in Biel; wenn, dann fährt man nach Davos zum HCD.»

Trotzdem strebt der EHC Biel mittelfristig einen gesicherten Platz im Mittelfeld an. Noch ist man aber weit von der für dieses Unterfangen notwendigen finanziellen Potenz entfernt. Zurzeit ist es nur dank grosszügigen Zuschüssen von Verwaltungsräten möglich, das Budget ausgeglichen zu halten. Von einem allfälligen Umzug in das neue Stadion erhofft man sich Mehreinnahmen von 1.5 – 2 Millionen Franken. Ein sehr ehrgeiziges Ziel.

Nichtsdestotrotz darf man den Bielern hervorragende Arbeit attestieren. Nicht zuletzt dank Kevin Schläpfer, der das Eishockey lebt und verkörpert wie kaum ein zweiter, reitet man in Biel seit nunmehr 2 Jahren auf einer Erfolgswelle, die man so nicht erwarten durfte.

Trotzdem dürften sich der EHC Biel am derzeitigen Zenit des Möglichen befinden. Die Anhänger haben Lunte gerochen und ähnlich wie in Langnau besteht die Gefahr, dass sich die Ansprüche in Sphären steigern, die jenseits der Realität sind.

Vielleicht wäre es für Kevin Schläpfer daher der richtige Zeitpunkt, bei einer Organisation anzuheuern, in der er sich ausschliesslich um sportliche Belange zu kümmern hätte und wo er höheren sportlichen Ambitionen folgen könnte.

Gleichwertiger Ersatz für die beiden bereits abgesprungenen Verteidiger Thomas Wellinger und Clarence Kparghai dürften für die Bieler kaum zu verpflichten sein. Und ohne überragenden Torhüter dürfte der Krebsgang für nächste Saison vorprogrammiert sein.

Kevin Schläpfer wird aufpassen müssen, dass es ihm nicht ergeht wie John Fust in Langnau. Dieser entwickelt sich nämlich auf dem Forum der Tigers immer mehr zur Zielscheibe für herrliche Realsatire.

«Fust und seine Entourage wollen wohl um jeden Preis mit der Mistgabel aus dem Dorf geprügelt werden», oder; «wie schwer muss dieser Fust noch werden bis er nicht mehr tragbar ist. Glaube dem wächst eher eine Elvis-Locke und darum singen wir wieder munter: Wär nid gumpet isch ke Digger!!!» J

Item, die Geschichte des Samstagsspiels ist schnell erzählt. Wiedergutmachung wurde angestrebt. Der SCB spielte ähnlich wie am Vorabend, vielleicht etwas aggressiver, mit mehr Verkehr vom dem Tor und in der Defensive etwas achtsamer. Die Bieler, ich habe es angetönt, haben am Freitag ihr Pulver verschossen und hatten eigentlich nie eine Chance auf Punkte.

John Tavares ist es offensichtlich gut bekommen, dass er am Freitag von Tyler Seguin in den Schatten gestellt wurde. Eindrücklich, seine 6 Skorerpunkte in diesem Spiel. Durchaus bescheiden reichte er nach dem Spiel das Lob an seine Linienkollegen Byron Ritchie und Joel Vermin weiter.

Vermin sei ein grosser Schweizer Spieler und habe das Talent, um in der NHL zu spielen. Joel Vermin liegt übrigens mit + 14 an der Spitze der +/- Bilanz des SCB und ligaweit auf Position 6. Die Statistik wird angeführt von Raphael Diaz mit + 18.

Mit 5 Punkten aus den beiden Partien gegen die Seeländer wäre ich wohl zufrieden gewesen. 3 Punkte, es tut mir leid, sind gemessen an der momentanen Situation zu wenig.

Die nächsten Gegner heissen Ambri, (h) Kloten (h) und Fribourg. (a) Man wird aus diesen Partien mindestens 6 Punkte holen müssen, um in der Komfortzone zu bleiben.

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