Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 4. November 2012

Von Natispielern light, Beruhigungspillen und langen Schnäbis


Der SCB machte in den letzten Spielen zarte Anstalten, sich aus der drohenden Krise zu arbeiten. Die Hilfe „von oben“ scheint zu wirken und dem angeschlagenen Jungtrainer wurde der Rücken auf durchaus eindrückliche Weise gestärkt.

Was soll man jetzt sagen? 9 Punkte aus den Spielen gegen Rappi, Kloten, Fribourg, Zug und Genf habe ich erwartet, 9 Punkte hat es gegeben.

Daneben erwartete ich sichtbare Fortschritte. Zumindest 2 süsse Beruhigungspillen in Form von hervorragenden Leistungen gegen Fribourg und Zug haben wir erhalten. Leider reichte es gegen Genf nicht mehr ganz, die zuvor guten Leistungen zu bestätigen. Effizienz und Präzision fehlten, um die keineswegs zwingenden Genfer in Bedrängnis zu bringen. Hoffentlich kein Hinweis auf ein benzingenährtes Strohfeuer…

Irgendwie habe ich diese Saison ein gutes Händchen mit dem Toben. Immer wenn es mir in irgendeiner Sache rund um den SCB den Nuggi raushaut, folgt sogleich die Lösung, oder zumindest eine spürbare Besserung des Missstandes.

Hoffentlich ist das präsidiale Donnerwetter und das Mitternachtstraining, welches die Mannschaft zuletzt zu Höchstleistungen pushte, nicht bereits wieder verraucht. Der aufkommenden Polemik dürfte aber trotzdem vorerst mal der Riegel geschoben sein, auch wenn der Blick auf die Tabelle nach gespielten 20 Runden ohne Übertreibung schitter bis bewölkt ausfällt. Lediglich 9 Vollerfolge, 15 Punkte Rückstand auf die Spitze und lediglich 2 Punkte Vorsprung auf den Strich sind beileibe nicht das, was man vom SCB erwarten kann.

Antti Törmänen sei zu Unrecht in die Kritik geraten, sagte Marc Lüthi vor dem Spiel gegen Gottéron gegenüber SF DRS. Das Problem sei vielschichtig und nicht nur am Trainer festzumachen. Man habe sich letzte Saison für einen jungen Trainer entschieden und dieser habe etwas mehr Kredit verdient, als ein alter Hase, der das Geschäft bereits kenne.

Ein junger Trainer habe eine solche Krise noch nie erleben können und daher sei es ein Akt der Fairness, einem ausgewiesenen Fachmann wie Törmänen, der über die Gabe verfüge, ein Spiel sehr scharf zu analysieren, Kredit zu geben.

Man sei sich bewusst, dass ein junger Trainer noch nicht über alle Tools verfügen könne, um derartige Situationen zu meistern. Daher könne man einen solchen Trainer nicht beim ersten Gegenwind in Frage stellen.

Auf die Frage, wie lange man denn noch warten könne, meinte Lüthi sichtlich gelassen: «Im Moment kann man noch warten!»

Lüthi betonte weiter, dass die Zuschauer Anspruch auf interessante und spannende Spiele hätten. Und auf ein Team, das Vollgas gebe. Es gehe nicht nur um den Trainer, man habe den Lockout, welcher bewirke, dass die Teamhierarchie neu geboren werden müsse, man habe „dieses, eines und jenes“, und man sei noch nicht am Punkt, an dem man alles auf den Trainer reduzieren könne.

Auf die Frage was jetzt zu tun sei, betonte Lüthi die gute Unterstützung des Trainers durch den technischen Staff und er verlangte vom Team, sich an der Nase zu nehmen, sich auf den Job zu konzentrieren, gutes Eishockey zu spielen und dass jeder seine Qualitäten zugunsten des Teams ausspielen solle.

Dabei wirkte Lüthi auffällig gelassen und souverän. Fast hatte man den Eindruck, als wäre dieser Mann in der Lage, selbst den grössten Ökofundamentalisten Braunkohle und Erdöl als neue erneuerbare Energie und die geplanten Erdgaskraftwerke als Bergluftkatalysator zu verkaufen. Einfach wunderbar…

Trotzdem wurden zwischen den Zeilen Probleme angesprochen. Dem Trainer fehlen Tools, es gibt Hierarchieprobleme und „dieses, eines und jenes“, was immer das bedeutet. Aber man ist immer noch überzeugt, dass es mit dem jungen Trainer klappen kann. Demnach ist es auch richtig, wenn man sich jetzt vor ihn stellt.

Immerhin läuft der Zirkus Maximus zu Bern ja wie geschmiert, wenn man sich die aktuellen Zuschauerzahlen anschaut. 16210 Zuschauer, 800 mehr als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, was eine satte Steigerung von 5.2 Prozent ergibt. Momou, wenn die Sesselfurzer auf NHL Ergötzung hoffen dürfen, schrumpfen Tabelle und Siege zu Nebensächlichkeiten.

Das macht das Bloggen über den SCB nicht einfacher. Zuweilen kommt es mir fast so vor, als ginge es darum, den Wetterbericht des labilen Monats April zu kommentieren und darin einen roten Faden zu finden. Ein Ding der Unmöglichkeit mit dem einzigen Ausweg, auf den Muotathaler Wetterschmöcker Martin Horat zu verweisen.

«Gsänd ihr die Ampeisseni da? Diä sägit mir wi dr Winter chunnt. Verrecktä Chäib: Die händ Oberschänkel wine Skirennfahrerin.
Das heisst nur eis: Bi üs i der Schwiiz gits verreckt ä schöne Winter mit viu Schnee u viu Sunne!


Chömit zuenis, mir bisset erscht im Ostermonet.» J

Apropos Wetterschmöcker: Der SCB mache Bauerntransfers und verpflichte statt Spitzenkühen billige Durchschnitts- Rindviehdamen am laufenden Band, schreibt der Papst in seinem neusten Erguss. Dabei passt doch der neuste Transfercoup mit dem Natispieler light (keine Einsätze an internationalen Turnieren) Thomas Wellinger gut in die Reihe der letzten Verteidigertransfers. Reto Kobach, Philippe Rytz, Martin Stettler, Justin Krüger, Martin Höhener, Johann Morant und zuletzt Franco Collenberg heissen die Protagonisten dieser illustren Liste.

Ich weiss nicht was ich darüber denken soll. Dass Sven Leuenberger mit den potenten Steuerzahlern des Kantons Zürich nicht mithalten kann, verstehe ich gut. Und was ein richtig guter Verteidiger bringen müsste, um mich in Ekstase zu versetzten, können wir aktuell bei Mark Streit und Roman Josi beobachten. So gesehen bleibt uns nichts anderes übrig, als die Vertragsverlängerung mit Andreas Hänni anzuregen und die Akte Thomas Wellinger wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Durchschnittstransfer hin oder her.

Ihr seht, heute kommt nichts Schlaues zustande. Immerhin kann man sagen, dass es trotz den zahlreichen Verteidigertransfers in den letzten Jahren immer noch David Jobin, Philippe Furrer, Beat Gerber und Andreas Hänni sind, welche die Berner Verteidigerhierarchie anführen. Schade, hat man vor einem Jahr den Sebastian Schilt nicht verpflichtet. Schilt ist übrigens der Mocken, ab dem sich das Berner Publikum beim letzten Spiel gegen Gottéron so schön erhitzt hatte.

Da kommt mir gerade ein schöner Spruch in den Sinn, den Dieter Bohlen neulich zum Besten gab: «Zu allem ne Meinung, von nichts ne Ahnung!» J

In diesem Sinne wäre es vielleicht interessanter, sich so einen Apfel-Hämoriden (Apple-Android) Kommentarfaden zu Gemüte zu führen. Ich habe auch gerade einen angemessenen Kommentar dazu geschrieben:

«Mein Papi ist stärker und ich habe das längere Schnäbi.» J

Primitiv zwar, aber es bringt die Sache irgendwie auf den Punkt. Wahrheiten dieser Art dürften aber bei der Zensurpolitik von 20min durchfallen. J Einfach köstlich, was die Welt bewegt. Da sind wir doch geistig direkt abgehoben, mit unseren schönen zerredeten Hockey- Nebensächlichkeiten.

Habt Spass!

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