Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 29. Oktober 2012

Von L wie Lüthi über L wie Leuenberger bis V wie Vermin


Einmal mehr betrieb der SCB viel Aufwand, am Schluss stand das Team von Trainer Antti Törmänen aber erneut ohne Ertrag da. Der Play-off-Finalist hatte zwar viel mehr vom Spiel, agierte aber zu wenig zwingend. Obwohl das Schussverhältnis 18:3 (!) zu Gunsten der Berner lautete, führte der Gegner nach dem ersten Abschnitt mit 1:0 und gewann das Spiel letztendlich dank der besseren Effizienz.

So oder ähnlich lassen sich die Spielberichte der ersten Saisonspiele des SCB zusammenfassen. Ich schrieb damals noch von fehlender Ernsthaftigkeit und von Cüplihockey. Unterdessen fehlen die Punkte, man kämpft am Trennstrich und die Verunsicherung hat die Herrschaft übernommen.

Dass der SCB keine Familie im landläufigen Sinn ist, sondern ein pickelhartes Unternehmen der Unterhaltungsindustrie, in dem die Chefs, allen voran CEO Marc Lüthi ,sagen was Sache ist, wissen wir spätestens seit dem letzten Herbst. Meistertrainer Larry Huras wurde damals ohne sportliche Not und entgegen der Meinung von Sportchef Sven Leuenberger wegen unattraktiver Spielweise entlassen. Die Untergebenen haben in erster Linie zu akzeptieren und auszuführen.

Das gilt auch fürs höhere Kader. Anstellung und Entlassung eines ­Trainers ist laut Organigramm Sache des Verwaltungsrates. Letztlich ist es aber der Sportchef, welcher die verschiedenen Optionen prüft und dafür einsteht.

«Ich stehe nicht hinter der Entlassung. Es war kein sportlicher, sondern ein Marketingentscheid», sagte Sven Leuenberger damals nach Huras Entlassung, nachdem er seinen Trainer stets gestützt und sich vehement gegen dessen Entlassung ausgesprochen hatte.

Solche Details erfährt man gewöhnlich nicht beim SCB. Dass die Unstimmigkeiten dieses Mal öffentlich wurden, zeigt aber das Ausmass dieses Konfliktes. Die Chance, dass nach solchen Ränkespielen schnell wieder Ruhe einkehrt, sind gewöhnlich gering. Besonders wenn man sportlich den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt.

Lüthi begründete diesen Entscheid damit, dass der Trainerwechsel vor allem im Interesse der Fans erfolgt sei. In der PostFinance-Arena solle künftig wieder mehr Freude herrschen.

«Mir ist bewusst, dass Sven Leuenberger nicht hinter dem Entscheid steht», sagte der CEO, sah im Handeln des Verwaltungsrats aber keinen Eingriff in den Wirkungsbereich des Sportchefs. «Wenn die Unternehmungsoptik entscheidet, hat sich die Sportoptik zu fügen», sagt Lüthi lapidar.

«Bleibt die Frage, wer letztendlich die Verantwortung trägt, wenn das Experiment „mitem Erschtlehrjahrsstift a der Bande“ scheitert. Der VR mit der alleinigen Kompetenz einen Trainer einzustellen, oder der Sportchef, der diesen Entscheid voll mittrug, mittragen musste», schrieb ich vor einem Jahr.

«Trainer entlassen meinetwegen. Für die wirtschaftlichen Gegebenheiten und die sehr spezielle Situation mit den Ansprüchen des SCB Publikums habe ich volles Verständnis. Ist das destruktive Theater einmal angelaufen, müssen Köpfe rollen, damit sich der Pöbel beruhigt.

Der Mob wird aber nicht lange ruhig sein, wenn nach einem Strohfeuer von drei Spielen nebst der Spielkultur auch noch die von Larry Huras aufgebaute gute Arbeitseinstellung und die Disziplin verloren geht. Ein Trainer bei einem Club wie dem SCB braucht einen vollen Rucksack an fachlicher Kompetenz und menschlicher Autorität. Daneben braucht er das Ego eines Christoph Blocher, um im Haifischbecken SCB zu bestehen. Eigenschaften, die ein 41 jähriger Trainerneuling gar nicht haben kann. Der wird zittern wie Espenlaub, wenn seine «180 Grad Kehrtwende» in der Hockeyphilosophie nicht funktioniert und der Pöbel zu pfeifen und mit Bierbechern um sich zu werfen beginnt.

Klaus Zaugg dürfte bereits daran sein, die Bleistifte zu spitzen und an Formulierungen zu schleifen, um die Dinge, die da kommen könnten, mit der nötigen Blumigkeit zu umschreiben.»

Jetzt sind wir gewissermassen am Ziel meiner damaligen Befürchtungen angelangt. Nicht nach drei Spielen immerhin, aber dafür seit Saisonbeginn. Die «Unternehmungsoptik», um diesen Begriff aufzunehmen, stimmt zurzeit zwar dank den Lockoutspielern. Die «Sportoptik» ist aber trüb wie ein beschlagenes Objektiv auf einer teuren Vollformatkamera.

Jetzt, wo man die Krise beim SCB nicht mehr schönreden kann und die Trainerfrage auch unter den Fans immer kontroverser thematisiert wird, sagt Leuenberger angesprochen auf den Trainer vielsagend:

«Die ganze Organisation steht in der Pflicht. Es ist die Aufgabe von jedem, dem Team zu helfen.»

Diese Aussage provoziert für einen lästigen Blogger, dessen Zuhause sich zwischen den Zeilen befindet, natürlich reflexartig die Gegenfrage: «Wer hilft dem Team denn nicht?»

Ist zum Beispiel Sven Leuenberger in der Lage, mit einem Trainer den er nicht wollte und mit einer schwierigen Situation, die er mutmasslich voraussah, klarzukommen? Kann er seine Verantwortung als Sportchef unter solchen Umständen überhaupt noch wahrnehmen? Ist und fühlt er sich noch mitverantwortlich, für die sportliche Entwicklung beim SCB?

Zur Erinnerung: Ich habe nach Larrys Entlassung geschrieben, dass Duc unter den damaligen Umständen unverzüglich den Hut genommen hätte. Immerhin waren sich Leuenberger und Huras sicher, auf dem richtigen Weg zu sein.

Ist Sven jetzt auch sicher, dass der eingeschlagene Weg stimmt? Wenn nicht, kann er dem Trainer und dem Team nicht helfen.

Und Marc Lüthi? Ist er als verantwortlicher CEO, der seinen Sportchef in der Trainerfrage übergangen hat, noch frei in seinen Entscheidungen? Immerhin schiessen die Medien seit der Vorsaison auf Törmänen und der Druck aus dem unzufriedenen Umfeld dürfte von Spiel zu Spiel grösser werden. Marc Lüthi gilt als immun gegen Einflüsterer. Wenn man sich aber in eine Sache versteift, leidet zuweilen die Objektivität. Immerhin soll Lüthi grosse Stücke auf Törmänen halten.

Fact ist, dass der SCB in der Vorsaisonphase lediglich magere 0.9 Punkte pro Spiel gewonnen hat. Selbst gegen den NL B Club Langenthal zog man den Kürzeren. Das wäre weiter kein Problem, wenn wir in der Meisterschaft zurzeit nicht bei lediglich 1.47 Punkten pro Partie stehen würden. Ein desaströser Wert für den NHL getunten SCB! Fact ist auch, dass Antti Törmänen seinem zweifellos talentierten Team auf die neue Saison weder eine erfolgreiche, noch eine spektakulärere Spielweise einzutrichtern vermochte. Auch die Integration der drei Lockout-Verstärkungen misslang und Hoffnungsträger Danielsson versauert auf der Tribüne.

Wäre ich ein Polemiker, würde ich sogar sagen, dass man mit den Lockoutspielern sinnlos Geld zum Fenster hinauswirft. Es ist jedenfalls kaum anzunehmen, dass der SCB „nature“ schlechter klassiert wäre als aktuell. Schliesslich macht es auch keinen Sinn, einen stärkeren Motor einzubauen, bevor man das Fahrwerk richtig einstellen kann. Mir war die Sache von Beginn weg nicht geheuer. Man hätte sich mit Roman Josi begnügen und Danielsson richtig integrieren sollen.

Ich weiss, die Meute hätte Zeter und Mordio geschrien, aber man wäre jetzt besser klassiert und könnte beruhigter in die Zukunft blicken.

Man könnte das Team jetzt im Hinblick auf die Meisterschaft sinnvoll ergänzen. Stattdessen droht Trümmerfeld und Lockoutende. Wäre noch Geld vorhanden, um innerhalb des Budgets sinnvolle Perlen zu pflücken? Kann man es sich noch leisten, in den Final zu wollen, wenn ausserhalb des Budgets nichts mehr geht?

Stören die drei NHL Spieler die Hierarchie im Team derart, dass die Leistungskultur zerstört wurde? Und kann der junge Trainer sich auf die veränderten Umstände einstellen? Kann er einen Mark Streit integrieren und nötigenfalls in den Senkel stellen?

Fragen über Fragen. Das einzige was wir wirklich wissen ist, dass die Unterhaltung trotz den teuren Lockoutspielern in den Onlinemedien, statt auf dem Eis stattfindet.

Um die Playoffs hauchdünn zu erreichen braucht es gewöhnlich 1.5 Punkte pro Spiel, für einen Spitzenplatz deren 2! Wie geschrieben, wir stehen bei 1.47...

So gesehen tönt es wie ein Hohn, wenn Sven Leuenberger schreibt:

«Es ist unverständlich, wenn jene Leute, die seit Jahren unsere Spiele besuchen, einfach in diesen grossen Ballon reinblasen, (sich von den Medien beeinflussen lassen) statt sich eine eigene Meinung zu bilden. Das stört mich. Gehe ich ins Kino, beurteile ich danach auch für mich, ob der Film gut war oder schlecht, und lasse mich nicht von allfälligen Kritiken beeinflussen.»

Gewiss, Sven hat schon Recht und ich bin durchaus bemüht, im Wesentlichen das zu beschreiben, was ICH sehe. Manchmal treibe ich es mit dem Antizyklischen gar derart auf die Spitze, dass mich gewissermassen der Zyklus überholt. Auf Dauer lässt sich aber nicht ignorieren, was tausende von Leuten sehen, derart kompliziert ist dieses Eishockey nämlich nicht.

Gut sind sie alle, diese Spieler. Aber wenn es im Kopf nicht stimmt, ist nichts zu machen. Entweder braucht es neue Impulse, oder Stressoren müssen integriert oder ausgemerzt werden. Dazu gehören auch mögliche negative Einflüsse aus dem Umfeld oder von aussen. Und selbstverständlich muss das Team Charakter haben. Den möchte ich dem SCB nicht absprechen.

Dass in Bern viel Druck von aussen kommt, ist unbestritten. Bern hat 16000 Zuschauer die sich identifizieren. Da weiss immer jeder, was zu tun wäre. Aber würden sich die Leute nicht identifizieren, kämen sie auch nicht ins Stadion. Und dass sich mit SCB-Schlagzeilen die Zeitungen besser verkaufen lassen als mit Themen zu kleineren Klubs wissen wir. Aber davon leben wir letztendlich auch.

Es hilft nichts, zu lamentieren.

Der SCB tritt nicht als Team auf, es sind keine funktionierenden Automatismen zu erkennen und die Leidenschaft fehlt. Es reicht auf diesem Niveau nicht, Eishockey zu arbeiten, um einen flotten Trainer zu stützen. Es braucht Teamgeist, Überzeugung und Spielfreude. Eishockey ist ein Spiel und muss auch gespielt, nicht nur erknorzt werden. Besonders mit so viel Talent in der Mannschaft. Angsthasenhockey...

Es wäre schön, wenn man die Krise an einzelnen Spielern, an der Linienzusammenstellung oder am Trainer festmachen könnte. Die Probleme, so befürchte ich aber, liegen tiefer.

Ich bin nicht SIMI, aber ich mag ihn. In diesem Sinne: Taktik und Linienzusammenstellung werden überschätzt. Viel wichtiger ist die Psychologie, klare Strukturen und dass von L wie Lüthi bis V wie Vermin alle am gleichen Strick ziehen!

Und noch etwas: Hänni und Gardner werden unterschätzt! Nicht? Oh doch!

Ich bitte um eine schonungslose Analyse und auf Massnahmen zum Wohle des SCB. Ist der Geist in der Unternehmung SCB aktull so, dass erfolgreich gearbeitet werden kann?

Werden schwelende Konflikte angesprochen und pragmatisch gelöst? Identifiziert sich jeder mit dem eingeschlagenen Weg und wird zum Wohle des Ganzen das Nötige getan, um die gesteckten Ziele zu erreichen?

Wenn nicht muss gehandelt werden, selbst wenn dazu schmerzhafte Personalentscheide gefällt werden müssen. Die Trendwende muss bis und mit der Natipause erfolgen. Die Mannschaft muss aufs Eis zum Gewinnen. Das braucht Selbstvertrauen und die Gewissheit, besser als der Gegner zu sein.

Spielt der SCB weiterhin brotlos und ohne Selbstvertrauen, wird es richtig ungemütlich werden. Der Druck wird sich weiter steigern und der Teufelskreis wird sich zu drehen beginnen. Man müsste dann Angst haben um unsere Mannschaft.

Würden sich die Ausgebooteten in den Playouts für den SCB zerreissen? Fragen über Fragen...

Fribourg, Zug und Genf. Ideale Gradmesser und die Chance, mein Geschreibsel ins digitale Nirwana zu blasen. J

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