Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Von Einstellung, Zirkus und der Angst vor der grossen Depression


Zurzeit scheint es möglich, dass der Lockout in wenigen Tagen beendet wird und dass die NHL ihren Betrieb am 2. November wieder aufnimmt.

Antti Törmänen werde Weihnacht wohl nicht in Bern erleben, sollte der Lockout demnächst zu Ende sein, habe ich neulich gelesen.

Na ja, der Schreiberling darf selbstverständlich dasselbe Recht für sich in Anspruch nehmen, wie ich es für mich auch tue: «Die Anderen glauben auch nicht besser als ich.»

Wäre ich der Boss, würde ich einen Trainer, von dem ich grosse Stücke halte, kaum entlassen, bevor ich Ratlosigkeit und Anzeichen von Zerfallserscheinungen orten würde.

Der SCB ist aber zurzeit lediglich etwas sorglos, behält aber die Ruhe, holt Rückstände auf und punktet. Nichts von Ratlosigkeit oder gar Zerfallserscheinungen. Soweit also alles in Butter im Oktober, würde ich meinen.

Dass die Medien Krisen mögen und deshalb gelegentlich etwas Sand ins Getriebe schütten, liegt in der Natur der Sache. Und dass beim SCB jede Art von Theater auf fruchtbaren Boden fällt, ist gewissermassen Programm. Schliesslich darf wer Ansprüche hat nie zufrieden sein.

Sollte der Lockout mit dem 50-50 Angebot von Seiten der NHL an die Spielergewerkschaft tatsächlich in den nächsten Tagen beendet werden, wären die Hauptnutzniesser in erster Linie Meister ZSC und Fribourg Gottéron. Wie es beim SCB ohne die drei Lockoutspieler aussehen würde, wissen nur die Götter.

Vermutlich würde die wunderbare Powerplaybilanz leiden und das Toreschiessen würde generell wieder etwas schwieriger, noch schwieriger. Vielleicht würde aber auch alles ganz anders. Vielleicht würden andere an der grösseren Verantwortung wachsen und wieder vermehrt die Initiative ergreifen. Mit einer etwas konzentrierteren und fokussierteren Einstellung müsste es nämlich möglich sein, auch ohne Lockoutverstärkung nicht erst mal gegen Kleti und Pleti mit 2 Toren in Rückstand geraten zu müssen, bevor man sich aufmacht, die leichte Lethargie zu überwinden.

Geht man mit der Einstellung ins Spiel, dieses unbedingt gewinnen zu wollen, geht man auch in die Zweikämpfe, um diese zu gewinnen. Man versucht dann auch, den Gegner einzuschüchtern, aus der Balance zu bringen und ihm sogar Schmerzen zuzufügen. Eigenschaften, die von unserem SCB bisher noch zu wenig zu sehen waren. Man ist fleissig, aber dosiert. So kann man das eigentlich vorhandene Potential aber nur zum Teil ausspielen.

Gewiss, man kann einwenden der Trainer sei zuständig, die Mannschaft psychologisch optimal einzustellen. Nur kann nicht einmal das Orakel aus dem Landwassertal eine Horde von 20 gutbezahlten Berufssportler über 6 Monate an der Leistungsgrenze bewegen. Man muss in solchen Dingen subtil vorgehen, um sich nicht zu verschleissen.

Es ist erst Oktober. Die Saison muss so geplant werden, dass man auf allen Ebenen erst im Moment X sämtliche Register zieht. Das ist bei einem Team, welches sich am Trennstrich orientiert anders, als bei einer Mannschaft, in der man unter vorgehaltener Hand vom Titel spricht.

Diese Gratwanderung ist etwas von dem, was den Sport interessant macht. Nicht nur wenn alles aufgeht, sondern auch wenn die Leistungen den Erwartungen hinterherhinken.

Zurzeit ist der SCB einigermassen auf Kurs. Der Saisonstart war zwar schleppend, aber die Unterhaltung war, vielleicht auch wegen den Lockoutspielern, meist gut. Die Erwartungen haben sich natürlich auch etwas verschoben. Mir scheint, dass die Tabelle zurzeit als weniger wichtig wahrgenommen wird, als der Zirkus rund um die NHL-Stars.

Wird der Lockout beendet, wird der Wind steifer blasen als zuvor. Der SCB wird den Anschluss an die Spitze halten müssen, sonst wird die Meute sehr schnell unruhig werden. Die Temperaturen werden sinken und man wird schlottern im Kühlschrank, wenn es auf dem Eis nicht läuft. Die Hemmschwelle wird sinken, das Frustpotential steigen.

Mir ist es so Recht, wie es kommen wird. Es ist schön, Roman Josi, unserer besten Lockoutverstärkung zuzuschauen. Es wäre aber auch interessant, der Phase der grossen Depression, die unweigerlich auf die Zirkus Maximus Phase des Lockouts folgen würde, beizuwohnen.

Schauen wir wie sich die Dinge entwickeln werden. Lassen wir aber zuerst noch eines dieser hunderttausend stinklangweiligen Mist-Pseudoderbys über uns ergehen. Wäre es nicht möglich, diesen Modus einmal zu ändern? Nichts gegen 50 Spiele, aber jedes Jahr sechsmal gegen Biel ist schon fast kreditschädigend.

Eben: Antti Törmänen verdient immer noch Kredit. Eigenverantwortung ist ein modernes und gutes Führungsinstrument. Die Leute arbeiten gewöhnlich initiativer und meist auch produktiver, wenn sie sich selbst verwirklichen können. Erst wenn es brennt, ist der militärische Stil angebracht.

Es brennt aber noch nicht. Die Spieler haben es in der Hand, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Man kann Spass haben, sich mit Einschränkungen selbst verwirklichen und dazu sehr gute Arbeit leisten. Letztendlich ist das eine Frage des Charakters.

Im meine, dass in der Mannschaft des SCB viel Charakter steckt. Schaun wir mal.

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