Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Leidenschaft lässt sich nicht befehlen


Leidenschaft ist eine das Gemüt völlig ergreifende Emotion. Sie umfasst Formen der Liebe und des Hasses, wird aber auch für religiösen, moralischen oder politischen Enthusiasmus benutzt und beschreibt die intensive Verfolgung von Zielen von beispielsweise Kunstliebhabern, Sammlern oder auch von Sportlern.

Ich habe neulich geschrieben, dass Antti Törmänen Hilfe von oben brauche, um den SCB wieder auf Kurs zu bringen.

Was ich mit Hilfe von oben meinte, überlasse ich der Interpretation der Leser. Kleine Zweideutigkeiten beleben das Lesen und letztendlich liest sowieso jeder das aus Texten, was er lesen will.

Offensichtlich hat Antti gestern Hilfe von oben erhalten. Jedenfalls soll er mit finsterer Mine in die Garderobe gestapft sein. Sogar von mitternächtlichem Straftraining ist die Rede.

Geredet wird selbstverständlich viel. Sogar über den Trainer. Und das obwohl Lüthi geknurrt haben soll, «es solle ihm niemand mit dem Trainer kommen.»

Dass das Unsinn ist, wird freilich auch unser Zirkusdirektor wissen. Auch dass der Zirkus Maximus auf bestem Weg ist, zu einer Theaterbude zu verkommen, dürfte ihm nicht entgangen sein.

Ja, Hilfe von oben ist gut. Denn wer will nach der blutleeren Darbietung in Rapperswil schon daran glauben, dass Törmänen in der Lage ist, einen John Tavares in den Senkel zu stellen oder den heiligen Zorn in den Katakomben der Theaterbude zu entfachen?

Liebe kann man so wenig zertränen, wie man Leidenschaft befehlen kann. Eine leidenschaftliche Mannschaftsleistung lässt sich nur mit einer verschworenen Truppe mit einem respektierten General an der Spitze erreichen. Dabei sollte man Respekt nicht mit Liebe verwechseln.

Wenn es eine Eigenschaft gibt, die ich für eine Führungskraft im Generellen und für einen Trainer einer Sportmannschaft im Speziellen als besonders wichtig bezeichnen würde, dann ist es die Fähigkeit, Leidenschaft für die gestellte Aufgabe zu vermitteln.

Taktik mag ein Faktor sein, aber im Vergleich zur Leidenschaft ein wahrlich unbedeutender.

Der SCB präsentiert sich nicht als Team, sondern viel mehr als Ansammlung von hochbegabten Sportlern, die jeder für sich fleissig und durchaus willig ihren Job erledigen. Allerdings mit der Leidenschaft eines Fabrikarbeiters an einer Büchsenverschliessmaschine. Kein Wunder, dass es nicht gelingt, zu guten Torchancen oder schmutzigen Abstauber Toren zu kommen. Nicht gegen die Tigers, nicht gegen die Lions und auch nicht gegen die Lakers.

Ausserdem werde ich den Eindruck nicht los, dass sich das Spiel nur noch um die drei Spieler aus der NHL dreht. Die scheinen die alleinige Lizenz für Spielaufbau und Abschlüsse zu haben. Die anderen scheinen sich zu verstecken.

Unserem Sportchef dürfte es schwerfallen, sich mit der Situation zu identifizieren, die Hierarchien in der Mannschaft scheinen nicht mehr zu spielen oder gar nicht mehr zu existieren und die Leidenschaft scheint nur noch bei Marc Lüthi vorhanden zu sein.

Lumpige 6 Vollerfolge aus 16 Partien stehen zu Buche. Und das mit einer Mannschaft, die selbst Klaus Zaugg per Telefax locker zum Titel coachen würde. Nach Verlustpunkten sind wir mittlerweile unter dem Strich, der Abstand zur Spitze wächst und beträgt jetzt bereits 16 Punkte. Die Mannschaft erzielt pro Match bescheidene 2.75 Törchen und erhält deren 2.5.

Das Selbstvertrauen ist im Keller und die Stimmung bei den Fans ist miserabel. Es wird gar von Streik gesprochen oder dass man dem Team den Arsch zeigen sollte. Also ich für meinen Teil werde weder streiken, noch meinen beinpressgestrafften Arsch entblössen. Schliesslich ist die Situation so wie sie sich präsentiert hochinteressant.

Die Diskussionen drehen sich nur noch um mögliche Traineralternativen. Die angegrauten Dinos träumen von Bill Gilligan, obwohl dieser eigentlich längst in den Museumswindungen im Gehirn abgelegt sein sollte. Andere sehnen sich nach Ruhnke oder Kreis. Fehlt nur noch, dass auch Cadieux noch aus der Mottenkiste der Erinnerungen der guten alten Zeit hervorgeholt wird. Aber so ist der Mensch: Steckt ihm die Kacke bis zur Kinnkante, sucht er verzweifelt nach Rezepten aus besseren Zeiten.

Ich habe auch kein realistisches Rezept. Vielleicht sollte man die drei Stars aus der NHL dorthin zurückschicken, wo sie herkommen. Vielleicht liesse sich dann wieder so etwas wie eine gesunde Hierarchie aufbauen. Es würde dann wieder von allen Verantwortung übernommen, Danielsson würde sich zum dem entwickeln, was man erwartet hat und die Mannschaft könnte zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenwachsen, die stärker wäre, als ein Haufen Papiertalent.

Marc Lüthi will offensichtlich am Trainer festhalten und die Krise durchseuchen, um dann gestärkt daraus hervorzugehen. Nur dürften die NHL Spieler diesen Prozess eher stören, als dass sie eine Hilfe wären.

Am Freitag kommt Kloten und ich befürchte, dass die Stöcke zittern und die Meute bei der kleinsten Veranlassung pfeifen wird. Wer will es ihnen verübeln? Und warum sollte sich bis am Samstag etwas ändern, wenn sich die Lage in Rapperswil mit dem Messer am Hals gar noch verschlechtert hat?

Ich bleibe zurzeit noch wohlwollend, was Antti Törmänen anbelangt. Aber bis zur Natipause MUSS die Talsohle durchschritten und eine Trendwende ersichtlich sein. Ansonsten ist Handeln angesagt.

Schliesslich sind wir nicht in Langnau. Und sollten wir unsere sportlichen Ansprüche auf das Niveau der Tigers senken müssen, dann will ich einen besseren Sitzplatz, eine wärmere Halle und bessere Bratwürste.

Und was der Check von Yannick Blaser gegen Andres Ambühl anbelangt: Wie seinerzeit Heins gegen Josi. Das dürfe man, belehrte damals Schiri Boss Bertolotti die Kritiker, welche darauf hinwiesen, dass man doch in jener Saison eigentlich die Köpfe der Spieler besser schützen wollte. 

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