Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 18. November 2015

Von Wollen und Handeln

Ich kann jetzt leicht reden. War ich doch schon seit dem Verlauf der letzten Saison sicher, dass das System Boucher beim SCB scheitern wird, scheitern muss.

So kann man in der Schweiz nicht Eishockey spielen. Nicht auf den europäischen Eisfeldern, nicht in unserer Tempo und Laufliga, nicht mit unseren Spielern. Man muss das Spiel spielen, nicht arbeiten. Man muss variantenreich spielen, das System den Spielern und den Gegebenheiten der Liga anpassen. Guy Boucher konnte das nicht und deshalb ist er gescheitert, musste er scheitern.

Ich wollte eigentlich heute die letzten sechs Spiele analysieren und schonungslos aufzeigen, wohin das uns führen wird. Ich wollte schreiben, dass wir am Freitag im Zähringerderby den grossen Showdown erleben würden. Mit grossem Feuerwerk nach 22 Uhr. Den Start der Rakete mit dem Ziel Pluto.

Darauf kann ich jetzt verzichten. Man hatte ein Einsehen. Mit schalem Nachgeschmack, den mit diesem Trainer hätte man niemals in die neue Saison starten dürfen. Nicht nach diesem Halbfinale, welches in konzentrierter Form deutlich aufzeigte, wohin das System Boucher führt.

Aber man liess sich einlullen, verwechselte die Schussstatistik mit hochkarätigen Chancen, lamentierte über fehlendes Glück im Abschluss, immer und immer wieder. Mich hat das zuletzt hockeytechnisch abgestumpft. Immer dieselben Phrasen, wider besseres Wissen, muss man fast sagen.

Charakter: Individuelles Gepräge eines Menschen durch ererbte und erworbene Eigenschaften, wie es in seinem Wollen und Handeln zum Ausdruck kommt.

Sven Leuenberger hat Charakter bewiesen, indem er zum Wohle der Organisation von seinem Posten zurücktrat, um seinem Bruder den Weg zu ebnen, die Mannschaft nach 2013 ein zweites Mal in der Krise zu übernehmen. Dafür gebührt im Dank!

Er hat erkannt, dass der Name Leuenberger bei vielen Plauderis im Umfeld des SCB zu einem Unwort geworden ist. Ob sich diese Leute der Verdienste Svens rund um den SCB bewusst sind? Sein Einsatz zum Zusammenhalt der Mannschaft rund um den Zusammenbruch des SCB am Ende des letzten Jahrhunderts?

Und nicht nur das. Ist es nicht auch der Loyalität Sven Leuenbergers zuzuschreiben, dass Marc Lüthi den Raum fand, um den SCB auf ein wirtschaftlich solides Fundament zu bauen? Ich sehe da durchaus einen Zusammenhang. Es ist nämlich wichtig, dass sich die Leute in einem Unternehmen ergänzen. Durch verschiedene Eigenschaften. Marc Lüthi ist ein starker Chef. Da braucht es gerade auf der Position des GM einen anderen Charakter. Einen wie Sven Leuenberger.

Auch Lars verdient Bewunderung und Dank. Es ist nicht selbstverständlich, dass er in einer Situation, in der er eigentlich nur verlieren kann, noch einmal hin steht  und die Mannschaft in einer schwierigen Situation übernimmt. Schwendener ist nicht Bührer und die Situation mit den vielen Verletzten ist gerade in der aktuellen Situation delikat.

Man wird keine Konstanz in die Linien bringen können, wenn man immer wieder umbauen muss. Auch um die Stimmung und das Selbstvertrauen im Team dürfte es nicht zum Besten stehen. Dazu das Gemöffel, das jetzt losgeht.

Man wird die Beförderung von Lars in den Medien zerreissen. Und auch ein nicht unwesentlicher Teil der SCB Fangemeinde wird den Entscheid nicht unterstützen. Viele kritisieren ja sogar Marc Lüthi für sein Bestreben, beim SCB schwarze Zahlen zu schreiben. Dass man sich mit roten Zahlen der Handlungsfreiheit der Zukunft beraubt, wird ignoriert.

Ich für meinen Teil finde die Lösung mit Lars in Ordnung. Ich bin überzeugt, dass es Lars gelingen kann, die Mannschaft wieder spielen zu lassen, womit wieder Freude aufkommt. Das zweifellos vorhandene Talent im Team sollte dann das seine tun, um zumindest die Playoffs zu erreichen.

Eine wichtige Rolle kommt dabei unserem Captain zu. Ich bin überzeugt, dass gerade Martin Plüss die Spielart unter Boucher nicht gefallen konnte. Wer seine Interviews zwischen den Zeilen analysiert hat, weiss was ich meine. Fehlendes Überraschungsmoment, fehlende spielerische Klasse.

Es wird an Martin Plüss sein, die Rolle des Bindegliedes zwischen sportlicher Leitung und der Mannschaft Kraft seiner Autorität einwandfrei zu spielen und auf dem Eis in seiner kämpferischen Art voranzugehen. Vielleicht braucht es auch eine Prise Marc Lüthi, um Lars gegen Spieler, die nicht mitziehen wollen, zu unterstützen.

Es braucht jetzt nämlich nur noch eines: WOLLEN und HANDELN, oder eben den Charakter jedes einzelnen! Die Zeit der Ausreden muss jetzt vorbei sein. Es geht jetzt nur noch darum, eine weitere Schmach in der Clubgeschichte abzuwenden: Den zweiten Fall in die Abstiegsrunde innert zwei Jahren.

Warum finde ich die gewählte Lösung gut? Weil sie uns jegliche Handlungsfreiheit im Hinblick auf die nächste Saison offenlässt. Man hat Zeit, den Wunschtrainer zu finden. Ausserdem ist es eine mutige Lösung. ich mag mutige Lösungen. Man wird sich kritisieren, ja verspotten lassen müssen, von all den Besserwissern.

Aber man soll es jetzt auch so durchziehen mit Lars. Nicht nach zehn Spielen auf Harakiri machen. Risiken gibt es bei jeder Lösung, vor allem bei den halbherzigen. Lars muss jetzt durch alle Böden hindurch unterstützt werden. Auch von uns Fans, gerade von uns Fans! Zum Wohle und für die Zukunft unseres SCB!

Hopp SCB, für immer und ewig!

2 Kommentare:

  1. Aber was sagst du denn zur Tatsache, dass LL schon einmal Cheftrainer sein durfte und schlussendlich überfordert und auf eigenen Wunsch wieder ins 2. Glied zurücktrat? Was soll jetzt anders sein?

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  2. Lars hat zwei Jahre mehr Erfahrung und kennt das Team. Daneben glaube ich an das Potential der Mannschaft. Wichtig scheint mir, dass man sich für nächste Saison alle Optionen offen hält. Das ist mit der Lösung Lars gegeben. Risiken gibt es immer, wie wir wissen. Auch Boucher konnte vor zwei Jahren den Sturz in die Playouts nicht verhindern. Und sein Punkteschnitt war nicht besser als der von Lars. Warum sollte einer dieser zufällig freien Halodris besser sein als Lars, dem unsere GL das Vertrauen ausspricht?

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