Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Samstag, 12. März 2016

Von Chancen und Risiken

Noch am Donnerstag herrschte auf der Allmend eine Feststimmung, als hätte der SCB gerade den Meistertitel gewonnen. Gerade eben hatte man dem hochfavorisierten Qualifikationssieger aus Zürich im vierten Viertelfinalspiel keine Chance gelassen. Die bedauernswerten ZSC Lions wurden vom entfesselten SCB ohne einen einzigen Sieg in die Sommerferien geschickt.
Vor vier Monaten war in Bern indes wenig Feststimmung zu spüren. Der grosse Guy Boucher aus der NHL, dem der Verwaltungsrat im Frühling, anstelle einer vernünftigen sportlichen Analyse den Arsch sauber leckte, (am Trainer wird nicht gerüttelt) hatte die Mannschaft taktisch endgültig zerstört und psychisch vernichtet. Boucher, den man zuvor ohne Leitplanken schalten und walten liess, (kein ausländischer Verteidiger) als wäre er der Hockeygott himself.
Der SCB war nach 22 Runden unter den Strich gefallen. Die Verunsicherung war unübersehbar, die Mannschaft verfügte über kein defensives Konzept und von einer funktionierenden Angriffsauslösung konnte man nur träumen. Man schien im Spiel des SCB nur noch zwei Richtungen zu kennen: Vorwärts und rückwärts.
Der Spielaufbau bestand nur noch aus Einzelaktionen von Spielern wie Eric Blum, Simon Moser oder Cory Conacher. Man war definitiv im Neandertal des Hockeys angelangt.
Auf Druck der Öffentlichkeit und wohl auch der Sponsoren wurde daraufhin endlich gehandelt. Offensichtlich die einzige Sprache, die unser Verwaltungsrat kennt, wie sich jetzt auch wieder zeigt. Das Geschrei der Medien und des Pöbels. Kein Wunder, ist Kontinuität in sportlichen Belangen in Bern seit Jahren ein Fremdwort, kommt doch das Geschrei des Pöbels in der Regel erst nach dem Singen. In diesem Fall aber noch gerade früh genug.
Nicht weil der Verwaltungsrat gut entschieden hätte, nein. Sondern weil Sven Leuenberger gerade noch einen weiteren Blödsinn verhindern konnte. Als der SCB nämlich die Absetzung Bouchers vorbereiteten, stand Fischer, zumindest beim Verwaltungsrat, ganz oben auf der Wunschliste. Sollte Boucher in Lugano verlieren, so liess man Fischer wissen, werde er der nächste Coach des SCB werden.
Sportchef Sven Leuenberger und sein Beirat hatten sich aber einstimmig für eine Lösung mit dem jüngeren Bruder Lars ausgesprochen. Weil der CEO die sportliche Führung des Klubs (wegen dem Geschrei des Pöbels) nicht in die Hände einer Familie legen wollte, opferte Sven daraufhin seine Position, um den Weg für Lars freizumachen.
Wenn man sieht, wie jetzt mit Lars umgesprungen wird, wäre es nicht erstaunlich, wenn man über diese Konstellation damals sogar glücklich war. Immerhin wurde man so den vom Pöbel wenig geliebten Sven, der sich nicht zum ersten Mal gegen einen VR Entscheid auflehnte, billig und ohne grosses Aufsehen los.
Sei es wie es wolle. Jedenfalls meinte Marc Lüthi damals zur Einsetzung von Lars: «Er hat gute Karten, sich für eine längerfristige Zusammenarbeit zu empfehlen.» Der CEO hielt fest, dass der vormalige Assistent keine ­Interimslösung sei. «Er hat alle Rechte und Pflichten, Chancen und Risiken, die der Job mit sich bringt.»
Wie es weiterging, wissen alle, die es sehen wollten. Lars hauchte dem taumelnden SCB neues Leben ein und bewahrte den Club trotz weiteren gewichtigen Absenzen (Blum) vor dem endgültigen Absturz. Er blieb trotz grossem Druck in jeder Situation ruhig und fokussiert und hamsterte mit der Mannschaft Schritt für Schritt die so wichtigen Playoffpünktlein zusammen.
Währendem er sich auf dem offiziellen Forum des Clubs ohne Konsequenzen als unfähige Nulpe, welche es nur dank Vetternwirtschaft in der Führung des Vereins auf die Trainerposition geschafft hat, bezeichnen lassen musste, stabilisierte er die taktisch verwahrloste Mannschaft stetig. Plötzlich sah man wieder kurze schnelle Auslösungen, und schnelle Gegenangriffe. Die Balance wurde besser und besser, die Disziplin war hoch und der Wille der Mannschaft war bis unter das Hallendach zu spüren.
Was fehlte war der Respekt. Der Respekt der Zuschauer (was nicht sein darf, kann nicht sein) und des Verwaltungsrates. Dieser wollte nämlich, wie jetzt bekannt wurde, wieder wegen aufkommender Panik infolge schreiendem Pöbel und motzenden Sponsoren, in der Natipause im Februar erneut intervenieren und Lars ersetzen. Offensichtlich hat niemand die spielerischen Vorschritte gesehen. Ich habe damals geschrieben:
«Was wäre, wenn der aktuelle Trainer beim SCB nicht Lars Leuenberger, sondern zum Beispiel ganz aus der Luft gegriffen John Bowman heissen würde und aus der NHL käme?»
Ja was wohl? Sie würden ihm jetzt in den Arsch kriechen, und sich als grosse Superhelden aufspielen. Würden, denn was jetzt abgeht, ist ein mieses Spiel!
Nichts von «Chancen und Risiken», sondern nur von Risiken ohne jede Chance. Lars hatte gar nie eine echte Chance. Er war nur der Kehrichteimer, um das Scheitern zu erklären. So konnte man Lars auch ohne weiteres erlauben, seine Abservierung nach gewonnenem Viertelfinale zu kommunizieren. Denn der Erfolg, der war nicht vorgesehen. Was nicht sein kann, kann nicht sein. Dass der kleine Lars den grossen Marc Crawford aus der NHL nach Strich und Faden auscoacht. Unmöglich, geht gar nicht.
Obwohl, Lars ist eigentlich als guter Taktiker bekannt. Es wird sogar gemunkelt, der Riegel, welcher uns den letzten Titel einbrachte, sei Lars Riegel gewesen. Und wie er jetzt die Lions ausgekegelt hat: Wahnsinn! Ganz grosse Klasse!
Trotzdem, es war von Beginn weg klar, dass er nur Übergangscoach sein kann. Patrick dem Grossen aus Lugano, dem fremden Propheten hätte man vertraut. Nicht aber dem kleinen Lars mit dem falschen Namen.
Schauen wir, wie es weitergeht. Eines sollte sich der Verwaltungsrat aber jetzt schon hinter die Ohren schreiben: Eine Seuchenquali kann sich der SCB in der nächsten Saison nicht mehr leisten. Nicht nach dem, was man jetzt aufgeführt hat.
Ich habe fertig...

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