Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Von Forsters, McSorleys und zarten Gemütern


Jetzt hat also der zugegebermassen nicht sehr intelligent wirkende Beat Forster den Schiedsrichter Reiber als «fette Sau» bezeichnet. «Suech dir doch ä Stricher, du schwuli Sou», musste sich Ivo Rüthemann im Playofffinale 2006 von Reto Von Arx sagen lassen.

Genfs Bandengeneral Chris Mac Sorley leistete sich neulich in einem gehässigen Spiel in Kloten gar die Unverschämtheit, seine Mannschaft ohne Shakehands und Best Player- Ehrung vom Eis zu beordern.

Dass die Masse tobte, versteht sich von selber.

Zwecks Steigerung der Attraktivität von TV Bildern und Videowänden in den Stadien hat man begonnen, «intime Zonen» wie Spielerbänke, die Strafbank und den Kabinengang mit Kameras auszustatten, um den Zuschauern einen Einblick hinter die Kulissen zu geben. Nur so ist es möglich, dass sich die Zuschauer ab Entgleisungen wie der von Beat Forster oder Reto Von Arx ergötzen oder empören können.

Dass jetzt die übereifrige Verbandjustiz, unterstützt von frustrierten Biedermännern mit Anstandsphobie den tobenden Beat Forster auf Grund von TV Bildern für seinen Gefühlsausbruch bestrafen will, ist ein Skandal.

Nicht dass ich seine Entgleisung schönreden will. Mit «fette Sau» hat er nicht den Schiedsrichter Reiber, sondern den Menschen Reiber, ein ganz flotter und sympathischer Mann übrigens, angegriffen. Hätte Forster dem Schiedsrichter die Beleidigung ins Gesicht gesagt, er hätte bestraft gehört. Jetzt ist es aber so, dass Beat Forster im Stile eines bellenden Hofhundes in der vermeintlich sicheren Deckung der Strafbank bellte.

Wer selber Erfahrungen hat mit der Kontaktsportart Eishockey, bei der es auch darum geht, den Gegner zu attackieren, ihn einzuschüchtern und ihm gar weh zu tun weiss, dass solches Druckablassen zum Spiel dazugehört. Wer jetzt verlangt, die Spieler sollten sich vor emotionalen Ausbrüchen zuerst vergewissern, ob sie sich im Bereich eines Kameraobjektives befinden, oder das Gefühl hat, Gladiatoren des kanadischen Holzfällersportes hätten sich zu verhalten, wie brave Ministrantenbuben, sollte sich überlegen, zum Synchronschwimmen oder Turmspringen wechseln.

Neulich auf dem Misportal hat eine Userin, bestimmt eine anständige Zeitgenossin, die ihre Steuern immer pünktlich bezahlt, nie während dem Autofahren telefoniert, nicht drängelt in der Warteschlange und sich jederzeit anständig und besonnen benimmt auf meinen Einwand argumentiert, Rüthemann hätte ja Von Arx zivilrechtlich belangen können, für seine «Beleidigung». Man kann es ihr nicht übel nehmen, aber solche Leute haben keine Ahnung, auf welchem «emotionalen Level» man sich begibt, wenn man erfolgreich und leidenschaftlich Eishockey spielen will.

Vermutlich haben sich Reto Von Arx und Ivo Rüthemann in der Sommerpause bei einem Bier getroffen und sich köstlich ab der Szene amüsiert. So viel zum «Richterligeschrei» der empörten Nichtsahnenden.

Emotionen, Leidenschaft und Kampf bis zum Umfallen verlangen die Fans auf den verschiedenen Foren. Kaum einer weiss aber, was das wirklich bedeutet.

Unser Eishockey wäre arm, ohne Leute wie Chris Mc Sorley, Beat Forster, Reto von Arx oder Shawn Heins, um nur ein paar zu nennen. Leider befürchte ich aber, dass unsere scheinheilige Anstands- und Gesundheitsfanatikergesellschaft, in der mehr und mehr jeder seine persönliche psychologische Betreuung beansprucht, über kurz oder lang zu zartmütig ist, um so rohe, brutale und geschmacklose Sportarten, wie es das Eishockey eben ist, länger tolerieren zu können.

Vielleicht sollte man als ersten Schritt die Kameras in den «intimen Zonen» entfernen, um das Publikum vor übermässigen Emotionen zu schützen. Zugunsten einer allgemein verträglichen, ruhigen und anständigen Stimmung in den Stadien.

Ich hätte übrigens «eländs Äntefüdle» geschrien, wäre ich auf der Strafbank am toben gewesen.

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