Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Roman Josi Superstar

Was konnte man während der vergangenen Playoffs nicht alles lesen, über Roman Josi: «Jungstar Josi dirigiert den SCB», titelte zum Beispiel «20min». Oder: «Vorsicht: Ausserirdischer am Werk» die «Mittelland Zeitung» und die «NZZ» schrieb vom «Ausserirdischen mit Bartflaum».

Übertrieben?

Mitnichten. Roman Josi ist neben Fredrik Olausson der Beste, welcher seit dem Abgang von Rejio Ruotsalainen vor nunmehr fünfzehn Jahren in der Verteidigung des SCB auflief. Kein teurer Glücksgriff, nein, emporgekommen aus der eigenen Nachwuchsbewegung.

Ich kann mich noch gut an die ersten Gehversuche Josis beim SCB erinnern. Bereits seine ersten Einsätze in der ersten Mannschaft mit zarten 16 Jahren liessen erahnen, dass da etwas Grosses am reifen ist. Nicht die Dinge die er tat, waren beeindruckend. Nein, es waren die Dinge die er unterliess. Roman tat was er konnte und was er aufgrund seiner fehlenden Erfahrung nicht einzuschätzen vermochte, unterliess er. Die Folge dieser Gabe war und ist, dass das Spiel nach einer Puckberührung Josis für den SCB weitergeht. Josi hat das Talent und die Übersicht, die Scheibe in jeder Situation so zu spielen, dass seine Mannschaft im Puckbesitz bleibt.

So war es keine Überraschung, dass Roman trotz jungfräulichem Alter vom Trainer John Van Boxmeer in Windeseile in den Stand des Stammspielers gehoben wurde. In der ersten Saison beschränkte sich der junge Verteidiger mehrheitlich darauf, defensiv fehlerfrei zu spielen und nach Möglichkeit das Spiel mit einem guten ersten Pass zu öffnen. Allfälligen gegnerischen Attacken auf den Körper konnte er dank seiner glänzenden Übersicht meist ausweichen. Es brauchte schon eine fiese Attacke an der Grenze des Erlaubten des Hünen Jean Heins, um den spielstarken Josi letzen Herbst dann aber gleich für fast eine halbe Saison ausser Gefecht zu setzen.

Dass sich das SCB Powerplay während seiner Abwesenheit auf Playouts Niveau bewegte, sei hier nur am Rande erwähnt.

Bereits in seiner zweiten Saison in der NLA begann Josi mehr und mehr, sich in den Angriff einzuschalten. Seine klugen Zuspiele und sein Gespür für den richtigen Moment machten ihn schon bald zur festen Grösse im Berner Überzahlspiel. Überhaupt scheint es für ihn nur eine Richtung zu geben: Vorwärts.

Bei Josi gab es keine Rückschritte und keine Stagnation. Sein Einfluss auf das Spiel stieg stetig und sogar auf internationalem Niveau, anlässlich seiner ersten Weltmeisterschaft vor einem Jahr in Bern, vermochte er auf Anhieb Akzente zu setzen. Dieses Jahr gehörte er gar zu den besten Verteidigern unserer Nativ.

Diese Saison schaltete sich Roman dann nicht nur in den Angriff ein, sondern begann diesen zu orchestrieren. Larry Huras begann, das Spiel auf den Jungstar auszurichten und beorderte ihn in den meisten Schlüsselmomenten aufs Eis.

Talent, gepaart mit dem feinen Charakter Roman Josis muss und wird sich auch in der NHL durchsetzen. Roman wird sich wohl schon im ersten, spätestens aber im zweiten Jahr in auch in Nordamerika durchsetzen und Mark Streit vergessen machen.

Ich weiss, bei Josi gibt es bei mir kein Halten. Als ich ihn vor 18 Monaten ins WM Kader für die Heim WM schrieb, wollte mir niemand so recht glauben. Zu jung, körperlich noch zu wenig stark und überhaupt, waren die Argumente. So wird es auch jetzt wieder sein. Trotzdem bin ich überzeugt, auch dieses Mal Recht zu behalten.

Der SCB wird Roman Josi nicht ersetzen können. Weder Blindenbacher, noch ein allfälliger Glücksgriff auf dem Ausländermarkt wird Josi ersetzen und vergessen machen können. Der SCB wird, man kann es drehen und wenden wie man will, einen beträchtlichen spielerischen Verlust hinnehmen müssen.

Was ist zu tun? Soll man, wie von Sven Leuenberger angekündigt mit fünf Ausländern, inklusive einem zweiten Söldner in der Verteidigung in die neue Saison steigen? Oder soll man nach der Verpflichtung Krügers jetzt doch noch mit Hänni verlängern und den Potentialverlust im Spielaufbau und im Powerplay hinnehmen?

Es kommt darauf an. Wenn Leuenberger einen Verteidiger verpflichten kann, dem er zumutet, in Josis Lücke treten zu können, dann soll er ihn verpflichten. Sollte sich der Markt aber so präsentieren, dass nur Spieler mit beschränktem Potential, oder ausgelaugte NHL- Occasionen verfügbar sind, sollte er es vorerst sein lassen. Man könnte durchaus auch mit Vigier, Gamache, McLean und Roche in die Saison starten und sich mit der Verpflichtung eines Verteidigers bis in den Spätherbst Zeit lassen.

Komme es wie es wolle. Mir werden nächstes Jahr so oder so das schlaue Spiel, die feine Technik und die dynamischen Bewegungen Roman Josis fehlen. Entzückend, begeisternd und Freude bereitend, würde ich sein Spiel bezeichnen.

Ein Farbtupfer weniger, in den tristen Spielen des Novembers und Dezembers. Hoffentlich ist irgendwo bei den Piccolos ein neues Juwel am reifen.

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