Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Die Mutzen sind auf Kurs


Eigentlich ist es fast unglaublich, aber mir fehlt zurzeit der Stoff zum Motzen. Gegen Ambri hat man zwar einen schwarzen Abend eingezogen, aber trotzdem gewonnen. Daneben ist aber beim SCB, bis auf die dünne Verteidigerdecke, alles in bester Ordnung.

Es ist ja an sich schon unglaublich, was uns der SCB dieses Jahr alles bietet. Man begann die Saison mit einer Mannschaft, die durchaus Finalträume zuliess, verstärkte diese mit den Lockoutbernern Roman Josi und Mark Streit und wie wenn das noch nicht genug gewesen wäre, holte man mit John Tavares noch einen absoluten Bombenstürmer für die Galerie.

Die anfänglichen Probleme wie die neue Rollenverteilung, das Überangebot an Verteidigern und das Entwickeln einer neuen Teamhierarchie wurde von unserer sportlichen Abteilung mit dem jungen Trainer Antti Törmänen mit Bravour gelöst. Der SCB wusste nach einigen Startschwierigkeiten zu gefallen und bot dem Publikum in den gewöhnlich doch eher zähflüssigen Spätherbst- und Wintermonaten beste Unterhaltung auf dem Eis.

Dass sich die Lockoutspieler in Bern in jeder Hinsicht absolut vorbildlich verhielten, muss an dieser Stelle auch noch einmal erwähnt werden. Dass zum Beispiel John Tavares wenige Stunden vor der Abreise noch an einer Autogrammstunde anzutreffen war, oder dass Mark Streit anlässlich der Aktion «Zweite Weihnacht» Päcklis sortierte, verdient allergrössten Respekt.

Schon fast unheimlich war die Reaktion des SCB auf den Abgang der Lockoutstars. Die ganze Hockeyschweiz hoffte nichts weniger, als dass der arrogante Bonzenklub aus der Bundeshauptstadt abstürzt und was macht der SCB? Er fegte den starken Leader aus Fribourg mit einer der besten Saisonleistungen auswärts gleich mit 0:6 vom Eis.

Auch die missliche Lage in der Verteidigung löste man mit einer Performanceleistung des ganzen Teams mit Bravour und man ermöglichte Marco Bührer gar einen Fabelrekord mit 269 Minuten und 9 Sekunden ohne Gegentor. Eigentlich unglaublich, wenn man die Gesamtsituation berücksichtigt.

Aber nicht nur auf dem Eis wurde hervorragend gearbeitet. Auch die Ausländerproblematik nach dem Abgang von Niklas Danielsson und John Tavares wurde von Sven Leuenberger optimal gelöst. Bessere Ausländer als Jaroslav Bednar und Petr Sykora hätte man nach dem Lockoutende kaum verpflichten können. Man darf in dieser Hinsicht jetzt mit aller Zuversicht auf die Playoffs blicken und hat darüber hinaus mögliche Optionen für nächste Saison, die man jetzt unter idealsten Bedingungen „testen“ kann.

Was mir noch etwas Sorgen bereitet, ist die Breite unserer Verteidigung. Die langen Pausen infolge Hirnerschütterungen von Andreas Hänni und Philippe Furrer sind nicht ohne und ich würde es aus diesem Grund gern sehen, wenn man noch einen B-Lizenzler verpflichten würde. Vielleicht liesse sich auch mit Justin Krüger, der mit einer Rückkehr in die Schweiz liebäugle, etwas machen.

Ein grosses Lob geht an unseren Trainer Antti Törmänen. Unglaublich wie er im Fadenkreuz der Medien die Ruhe bewahrt und wie es ihm immer wieder gelingt, den vor noch nicht allzu langer Zeit als untrainierbar verschrienen SCB in immer neuen schwierigen Situationen optimal einzustellen. Wir haben die beste Abwehr der Liga, haben am zweitmeisten Tore geschossen, haben eines der besten Powerplays und ein sehr gutes Boxplay und es herrscht Ruhe rund um die Mannschaft.

Was man in den Playoffs aus den genannten positiven Punkten macht, steht zwar noch in den Sternen. Aber Antti Törmänen hat es bereits im schwierigen letzten Jahr geschafft, die Mannschaft zu stabilisieren und im richtigen Moment auf Kurs zu bringen. Wenn man die Höhen und Tiefen in dieser Saison betrachtet, spricht eigentlich nichts dagegen, dass das auch dieses Jahr gelingt.

Ich habe die Risikostrategie mit dem unerfahrenen Antti Törmänen stets kritisch, aber jederzeit wohlwollend kommentiert. Dass es ausgerechnet beim SCB gelingen würde, mit einem Trainergreenhorn Erfolg zu haben, schien mir zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Und da mich das Unkonventionelle schon immer faszinierte, fand ich das Experiment Törmänen und wie man die Angelegenheit vertraglich löste, spannend und richtig.

Mir scheint, die Zeiten des abwartenden Zweifelns sollten jetzt vorbei sein. Antti hat bewiesen, dass er der Aufgabe zu 100% gewachsen ist und dass er das uneingeschränkte Vertrauen der Organisation und des Umfeldes verdient.

Ich hoffe demnach, dass man seinen Vertrag in den nächsten Tagen ohne Wenn und Aber um zwei Jahre verlängert. Vielleicht mit einer Klausel, die ihm Warm up-Fussballtrainings vor den Spielen verbietet. Antti Törmänen wurde ja nach seiner in Ambri zugezogenen Verletzung im Inselspital am Meniskus operiert, wird aber am Samstag wieder an der Bande stehen.

Ebenfalls zwei Jahre verlängern sollte man meines Erachtens mit Verteidiger Geoff Kinrade. Einen solch zuverlässigen Verteidiger sollte man ohne Not zu keinem anderen Verein wechseln lassen. Einen besseren zu finden, dürfte nämlich nur schwer möglich sein.

Für die letzten drei Spiele gegen Lugano, Genf und Ambri habe ich fünf Punkte gefordert. Dass man mit Siegen gegen Genf und Ambri sogar deren sechs geholt hat, hat mich sehr gefreut. Dabei hat man gegen Lugano zwar 60 Minuten dominiert, hat aber infolge von Eigenfehlern und schlechter Effizienz trotzdem verloren. Larry Huras lässt grüssen. Aber es wäre ja nicht normal, wenn sich der Ausfall von Byron Ritchie nicht bemerkbar machen würde.

Gegen Genf hat man trotz einem kurzen, aber üblen Durchhänger, der durchaus ins Auge hätte gehen können, ein gutes und unterhaltsames Spiel gezeigt. Dass man in Ambri einen schwachen Auftritt hatte, ist mir insofern egal, weil ich an diesem Abend sowieso beim Schlitteln war und vom Spiel ausser dem Tor Alarm des iPhönlis nichts mitgekriegt habe. Man war vermutlich wieder einmal etwas zu siegessicher und hatte zusätzlich noch das Handicap, dass man am Vorabend ein intensives Spiel hatte und dass einige Spieler grippegeschwächt antraten.

Jetzt folgen vor der Natipause noch die Spiele gegen Lugano (a) und Rapperswil (h). Es wird interessant sein, wie Antti Törmänen das jetzt wieder aktuelle „Ausländerproblem“ löst. Solange wir in der Verteidigung noch Ausfälle haben, wird man wohl mit zwei Ausländern in  der Verteidigung spielen müssen. Sykora hat in dieser Saison noch keinen Ernstkampf bestritten. Um in Form zu kommen, braucht er demnach Spiele. Einer wird bänkeln müssen, ohne dass sich einer dafür aufdrängen würde. Ein gewisses Unruhepotential dürfte also vorhanden sein.

Wenn ich das Restprogramm des SCB anschaue, ist der zweite Tabellenplatz nach der Qualifikation realistisch, der erste möglich. Will man in der ersten Playoffrunde nicht auf den HCD oder Genf treffen, wird man die Qualifikation gewinnen müssen. Persönlich wären mir die Kloten Flyers als Viertelfinalgegner lieber.

Deshalb lieber SCB: 6 Punkte gegen Lugano und Rappi! 

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