Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 23. Januar 2013

Von Nachwehen des Lockouts


Trotz optischer Überlegenheit und einer Schussstatistik von 13:33 unterlag der SCB im Dienstagsspiel in Lugano mit 1:2. Dabei fehlte es in erster Linie an Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor.

Würde man das Schiessen beherrschen, wäre man nach dem ersten Drittel nicht mit 0:1 im Rückstand gewesen. Aber entweder ballert man wegen Zögern und schlechtem Timing in die Beine der Gegenspieler, oder man verhilft dem gegnerischen Torhüter mit Bubischüsschen zu dessen bester Saisonleistung.

So kommt es halt, dass man trotz einem Schussverhältnis von 33:13 am Schluss als Verlierer dasteht. Besonders wenn man dem Gegner durch mangelhafte Zuordnung in der Defensive (beim 1:0) oder durch Vertändeln der Scheibe im Powerplay an der gegnerischen blauen Linie (beim 2:0) die Tore geradezu auf dem Silbertablett serviert.

Ich könnte nach dem Ausfall von Byron Ritchie jetzt natürlich über die Personalpolitik grännen und dass es schon wahnsinnig sei, dass der SCB Mitte Januar lediglich vier Ausländer unter Vertrag habe. Nur war das eben absehbar und muss unter dem Traktandum «Nachwehen des Lockouts» verbucht werden.

Der Lockout hat uns goldene Herbst und Winterspiele in den Zirkus Maximus gebracht. Im Hinblick auf die Meisterschaft hat er die Ausgangslage aber eher verschlechtert und verkompliziert. Statt einem akklimatisierten Niklas Danielsson, der Kraft seines Potentials unter normalen Umständen jetzt wohl bestens integriert wäre und einem fünften Ausländer, den man längstens verpflichtet hätte, muss der SCB jetzt mit lediglich drei gesunden Söldnern auskommen.

Zusammen mit den Personalsorgen in der Verteidigung führt das jetzt dazu, dass das Powerplay harzt und dass das Erarbeiten von guten Torchancen schwieriger geworden ist. Denn trotz 33 Schüssen auf das Tor der Luganesi fehlte es an wirklich guten Torchancen. 33 Schüsse für ein Tor…

Byron Ritchie hat in dieser Saison bisher 92 mal auf das gegnerische Tor geschossen und dabei 18 mal getroffen. Er brauchte also 5.1 Schüsse für ein Tor. Ryan Gardner brauchte für seine 21 Tore 102 Schüsse oder deren 4.8 pro Tor. Joel Vermin, dessen einzige Schwäche in der Effizienz zu suchen ist, braucht 6 Schüsse für ein Tor. Im Vergleich zu Ivo Rüthemann, der 20 Schüsse für ein Tor braucht, ist das aber immer noch ein Traumwert.

Was ist eigentlich mit Rüthemann los? Der war doch einmal pfeilschnell und gefährlich. Gestern hinkte er aber in Sachen Speed sogar seinem Linienpartner Alain Berger hinterher. Die einzige Disziplin, in der er eine Spitzenposition innehat, sind seine Schüsse aufs Tor. Dort belegt er mit seinen 103 Schüssen hinter Martin Plüss, der diese Disziplin mit 127 Schüssen anführt, den zweiten Platz.

Rüthemann und Plüss haben also zusammen 230 mal aufs gegnerische Tor geschossen und dabei 17 mal getroffen. 13.5 Schüsse für ein Tor. Ritchie und Vermin schossen zusammen nur 164 mal auf das gegnerische Tor, trafen aber 30 mal. 5.4 Schüsse für ein Tor also.

Damian Brunner, um auch NHL Klasse darzustellen, brauchte 6.25 Schüsse für ein Tor. John Tavares 6.23 und Tyler Seguin 4.92.

Die Geschichte des Spiels gegen Lugano ist schnell erzählt. Der SCB fräste, mühte sich ab, kreiste mit schönster Helikoptertaktik in den Ecken und liess sich von Lugano im besten Larry Huras Stil übertölpeln.

Dabei ist Jaroslav Bednar immer noch ein Fremdkörper im Spiel des SCB und Pascal Berger fiel mir nicht das erste Mal in dieser Saison mit mangelhaftem Passspiel und zuweilen hölzerner Übersicht auf. Von beiden erwarte ich in nächster Zeit eine signifikante Steigerung.

Ich habe in meinem letzten Blog geschrieben, dass ich mit 5 Punkten aus den Spielen gegen Lugano, Genf und Ambri zufrieden wäre. Daran hat sich nichts geändert. Der SCB wird sich aber sputen müssen, um diesen Wert in zwei Spielen noch zu erreichen.

Nichtsdestotrotz spielt die Mannschaft Einstellungsmässig gut. Unter den gegebenen Umständen das wichtigste, würde ich meinen. Ohne Byron Ritchie fehlt halt einfach etwas Klasse rund um das Tor. Der junge Vermin verteilt zwar weiterhin wacker Pucks und serviert pro Spiel Zuckerpässchen für 2-3 Tore. Aber wenn Bednar nicht trifft und Berger die Löcher nicht sieht, in die er laufen sollte, hilft alles nichts.

So ein spielerischer Durchhänger im Januar hat im Hinblick auf die Playoffs aber noch nie geschadet. Ritchie, Hänni und Furrer werden hoffentlich bald zurückkommen und dann bin ich überzeugt, dass der SCB wieder an Gefährlichkeit und Durchschlagskraft gewinnen wird. Zusammen mit der guten Einstellung, welche die Mannschaft in den letzten Spielen auszeichnete, darf man durchaus zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Was mich langsam ernsthaft auf die Palme bringt, ist das schon fast krankhafte Festhalten an Ivo Rüthemann und Martin Plüss als Linienpartner. Die Verletzung von Byron Ritchie wäre doch eine gute Gelegenheit, in dieser Sache einmal etwas anderes zu probieren. Rüthemann ist nicht in Form und Martin Plüss rennt sich mit mässigem Erfolg die Lunge aus dem Leib. Da braucht es einfach einmal neue Impulse!

Schauen wir wie es weitergeht. Interessant ist die aktuelle Situation alleweil.

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