Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 14. Januar 2013

Donnerwetter, der SCB beisst kräftig!


Dem SCB gelang der Start in die „neue Saison“ nach dem Lockoutende mit zwei Siegen optimal. Gegen die Tabellennachbarn Fribourg Gottéron und Genf Servette resultierten ein 6:0 und ein 2:0 Sieg.

Die Ausgangslage für die Wochenendspiele war für den SCB ja einigermassen delikat. Können die Berner auch ohne NHL Verstärkungen bestehen? Und wie es mit potentiellen Verstimmungen, die auf Erwartungen treffen?

Wie funktioniert unser Angriffspiel, wie das Powerplay, wenn es nicht mehr von den Vorstössen eines Roman Josi und Mark Streit befeuert wird?

Schafft es Antti Törmänen, einen neuen Erfolgsplan zu schmieden und die Meute um sich zu scharen? Wie reagieren die Spieler, die in den letzten Wochen in den Hintergrund rücken mussten oder gar ausgeliehen wurden?

In Fribourg war angerichtet, für die grosse Zähringerderby Show. Die Luft war dick und die Erwartungen der Gottéron Fans verwandelten die Halle in einen veritablen Dampfkochtopf. Die Zeit schien günstig, um dem vermeintlich gestutzten Krösus das Fell über die Ohren zu ziehen. Man wollte an der Tabellenspitze davonziehen und den SCB nach Spielschluss mit dem Kiwi Dance demütigen. Wer hat schon damit gerechnet, dass sich die St. Leonard an diesem Abend in eine Klosterkirche verwandeln sollte?

Der SCB begann das Spiel äusserst spritzig und bissig. Die aus Gründen von Verletzungen umformierte SCB Verteidigung zelebrierte dank hervorragender Einstellung und Konzentration eine Stabilität, wie man sie so nicht erwarten durfte. Rückkehrer Franco Collenberg tanzte auf der grossen Bühne, als stünde er schon seit Jahren in der SCB Verteidigung und der temporär zum Verteidiger umfunktionierte Flurin Randegger spielte seine Rolle, wie wenn er nie etwas anderes getan hätte.

Herrlich, wie man den Porzellan Gretzky, Meister der Aussenbahnen und die kleine nimmermüde Zecke mit den blonden Harren mal für mal in der Mittelzone auflaufen liess. Wirbeln durften die beiden ausschliesslich in den ungefährlichen Ecken und der Meister der Schönspieler Julian Sprunger sah kaum eine Scheibe.

So war es kein Wunder, dass die gewöhnlich überschwängliche Stimmung in Fribourg schon bald einmal in desillusionierte Klostergruftstille überging. Die Fribourger wurden plattgewalzt, wie ein ausgerissener Hofköter im Montagmorgenverkehr auf der überfüllten Autobahn zwischen Lausanne und Genf.

Der SCB zelebrierte während 60 Minuten harte Arbeit. Jeder war bestrebt, seine neue Rolle ohne Fehl und Tadel zu erfüllen. Das Team stand jederzeit im Mittelpunkt und eigene Interessen wurden dem gemeinsamen Ziel untergeordnet. Was daraus resultierte, war ein 0:6 Auswärtssieg beim Leader und für mich nicht weniger als die beste Saisonleistung!

Was ich noch erwähnen muss, ist die himmeltraurige Leistung der Unparteiischen. Was Schiedsrichter Didier Massi und der Russe Alexander Sergeev für einen Mist zusammenpfiffen, spottet jeder Beschreibung. Wäre statt Antti Törmänen Chris McSorley an der Berner Bande gestanden, wäre wohl das ganze Mobiliar auf das Eisfeld geflogen. J

Aber sei es wie es wolle, wir haben trotzdem gewonnen. «Das verstehe ich unter einem Team», frohlockte Sven Leuenberger zurecht im neusten SCB Newsletter. «Nun gilt es, so weiterzuarbeiten.»

Ich muss gestehen, dass ich am Samstag mit etwas zwiespältigen Gefühlen zum Spiel gegen die rustikalen Genfer kam. So twitterte ich vor dem Anpfiff leicht skeptisch: «Hoffentlich folgt nach rauschendem Fest nicht elender Kater, im prallgefüllten Zirkus Maximus.»

Meine Bedenken erwiesen sich aber schon bald als grundlos. Der SCB knüpfte in Sachen Einsatz, Willensstärke und Konzentration nämlich nahtlos an das Zähringerderby an. Gewiss, das Spiel verlief etwas harziger und zuweilen rumpelten McSorleys Krieger bedrohlich. Der SCB liess sich aber nicht aus der Konzentration bringen und hatte mit Tristan Scherwey und Alain Berger zwei Spieler, die jeweils die richtige Antwort auf Lager hatten.

Das Spiel war zwar eng und vor allem im zweiten Drittel musste man Angst haben, dass der SCB für seinen unglaublichen Aufwand Tribut zollen muss. Umso schöner war es, dass man im letzten Drittel noch einmal zulegen und den Sieg und die Tabellenführung ins Trockene bringen konnte.

Einzelkritik ist für einmal nicht angebracht. Der Star war dieses Wochenende ganz klar das Team. Trotzdem möchte ich Franco Collenberg, Alain Berger, Tristan Scherwey, David Jobin, Daniel Rubin (gefällt mir auch ohne Tor immer besser) und Flurin Randegger speziell hervorheben. Zuweilen hatte ich den Eindruck, dass der Abgang der NHL Buben auf einzelne Spieler eine befreiende Wirkung hatte.

Vorbei sind die Zeiten, als man die Scheibe schon fast demütig Roman Josi oder Mark Streit überliess, damit diese den Spielaufbau übernehmen konnten.

Auch Marco Bührer zeigt sich seit der Weihnachtspause wieder von seiner magistralen Seite. Seine Körpersprache ist schon fast im überheblich frechen Bereich anzusiedeln und man sieht deutlich, dass der Spruch, dass sich das Glück erzwingen lässt, mehr ist, als eine Plattitüde.

Jaroslav Bednar fehlte bei seinem Einstand noch etwas der Draht zu seinen Mitspielern. Er deutete zwar seine feine Technik mehrmals an, war aber zuweilen ab dem Tempo seiner Linienkollegen noch etwas überfordert. Trotzdem konnte er sich bereits zwei Assists gutschreiben lassen und bekam von Joel Vermin die eine oder andere gute Torchance auf die Schaufel serviert.

Für die neue Saison suche der SCB noch einen Schweizer Topstürmer, glaubt die NZZ zu wissen. Gleichzeitig wird andernorts geschrieben, dass die ZSC Lions und der HC Lugano an Langnaus Simon Moser dran seien. Ob es um die Tigers tatsächlich so schlecht steht, dass sie ihren einzigen Topstürmer aus dem laufenden Vertrag verschachern müssen, weiss ich nicht. Mit der Transfersumme für dieses Juwel könnten sie sich aber gut und gerne 3-4 Aldi Stars aus dem Container für Fleisch mit abgelaufenem Verfalldatum für die Breite leisten. Sollte Simon Moser tatsächlich zum Verkauf stehen, MUSS er beim SCB landen, koste es was es wolle!

Tönt so richtig unvernünftig, ich weiss. Aber wenn ich vor etwas keine Angst habe, dann davor, dass Marc Lüthi die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung nicht kennt. Er wird aber auch wissen, dass man auf Dauer nur sparen kann, wenn man gelegentlich einen guten Handel für die Zukunft abschliesst!

Apropos Langnau: Das Tigers Forum eignet sich in letzter Zeit wieder als Zitatensammlung zum Totlachen. Hier ein paar Müsterchen:

«Was nützt das neue Stadion, wenn man sich nur eine halbe Mannschaft leisten kann? Es kommt mir vor, wie wenn ein Bauer für fünfzig Kühe einen Top-Stall baut, und dann feststellt, dass er nur "Futter" hat für die Hälfte.»

«Die Schlussfolgerung, man müsse das Spiel 5 gegen 5 verbessern, mag ja richtig sein. Für mich tönt das allerdings so, wie wenn man einem Viehzüchter sagen würde, er solle etwas mehr von Kühen verstehen, oder doch mindestens lernen, den Unterschied zwischen Muni und Kuh zu erkennen.»

«Das Spiel der Tigers verursacht Augentinnitus. Man sieht nur noch Pfeifen!»

«Die Migros wird wahrscheinlich auch noch abspringen. Sie bieten übrigens an ihren Clubschulen Kurse an: Wie wird man SCB-Fan!»

«Sogar der Zirkus Knie überlegt sich ernsthaft, das zahnlose und handzahme Tigerrudel während der Sommerpause zu engagieren!»

«Noch eine gute Nachricht für heute Abend gegen die Klotenmöffen: Gemäss 20Minuten ist die Rote Laterne in der Ilfishalle explodiert.»

«Zu dieser Verpflichtung der beiden NHL-Nulpen muss mindestens eine PUK ins Leben gerufen werden.»

«Der beste Langnauer auf dem Eis war Michael Flückiger, Torhüter von Lugano, der sich ohne gross anstrengen zu müssen einen Shutout realisierte!»

«Hoffen wir doch auf ein klares Gewitter, das Heute Abend an der Ilfis niedergeht. Ein Zwischenhoch könnte wieder zu viele Sinne vernebeln!»

«Nachdem man sich in Langnau dazu spezialisiert hat, auch Niederlagen als positive Entwicklung zu verkaufen, hoffe ich, dass man jetzt noch mal eine deftige Schlappe kassiert. Sonst wird noch einmal Zeit verpennt, um mit den Spielern zu arbeiten.»

Gewiss, die Langnauer haben aktuell allen Grund zum jammern. Aber unabhängig von Gründen ist es eben schon so, dass niemand so wunderbar jammern kann, wie die Bauern. Vielleicht sollte man in der umgebauten Ilfishalle zwecks Steigerung der Einnahmen Jammerseminare durchführen. Ich würde mich mit Sicherheit anmelden, um für die nächste SCB-Baisse gewappnet zu sein.

Wir sollten uns nämlich aufgrund der Wochenendspiele nicht allzu sicher sein. Der SCB hat gespielt wie in den Playoffs oder wie nach einem Trainerwechsel. Das war zuweilen dicht am Drehzahlbegrenzer und kein Motor lässt sich auf Dauer mit solchen Drehzahlen bewegen.

Es wäre auch zu früh, um bereits im Playoffmodus zu spielen. Ein kleines „Kriselein“, nachdem man jetzt gezeigt hat, dass man als Team hervorragend funktioniert, würde vielleicht helfen, um nicht in falsche Selbstsicherheit zu verfallen. Der Substanzverlust durch den Abgang der drei NHL Buben ist gross. Zu gross, um die Feinjustierung einfach so ohne Holperer zu bewerkstelligen.

Schauen wir was das nächste Wochenende bringt. Die Kloten Flyers sind noch nicht aus dem Schneider und werden am Freitag alles daran setzen, um gegen den SCB zu punkten. Und Fribourg Gottéron wird am Samstag zur Zähringerderby-Revanche mit den Messern zwischen den Zähnen in die Postfinance Arena einlaufen.

Hoffentlich kommen die verletzten Verteidiger Andreas Hänni und Philipp Furrer rasch zurück. Flurin Randegger hat seine Arbeit in der Defensive zwar gut erledigt, aber es war nicht zu übersehen, dass er in der eigenen Zone Mühe bekundete, seine Position zu finden. Auf Dauer kann das nicht gut gehen, mit dieser ausgedünnten Verteidigung. Und Andreas Hänni wird nach seiner langen Pause auch wieder ein paar Spiele brauchen, um seine Form zu finden.

Die Marschrichtung stimmt, der SCB macht Freude!

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