Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Von Fangquoten, Punkten und einem sanften Aufwärtstrend


Der SCB nimmt im Stil einer Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert langsam aber kontinuierlich Fahrt auf. Nach einem langweiligen, aber erfolgreichen Spiel gegen die Lakers setzte man mit einem souveränen 3:0 gegen die Kloten Flyers die erste meisterliche Duftmarke der Saison.

Schön, dass der SCB pünktlich auf mein Ferienende seine verlängerte Vorbereitungsfase abgeschlossen zu haben scheint. Ich habe letzte Woche irgendwo geschrieben, dass mir das Spiel gegen die Lakers eigentlich egal sei, wenn der SCB in den folgenden Partien gegen Kloten und Fribourg zeigt, was er kann.

Na ja, nach dem Rappi-Spiel habe ich dann einen Tweet mit dem Inhalt «Wie langweilig, der SCB hat gewonnen» getippt, den ich dann aber doch nicht gepostet habe. Ich wollte niemanden verärgern, obwohl der Tweet eigentlich durchaus positiv gemeint gewesen wäre. Nur hätte das wohl niemand verstanden.

Es war ja irgendwie klar, dass der SCB nach den schwachen Leistungen der letzten Spiele, nach 5 Spielen hatte man mehr Tore kassiert, als die gesamte Konkurrenz, reagieren musste. Nebst massivem Durchzug in der Abwehr war auch das Offensivspiel gelinde gesagt sehr harmlos. Es grassierte die Goaliegrippe und auch die in die Jahre gekommenen Leistungsträger brauchen, ähnlich wie eine Dampflock aus dem neunzehnten Jahrhundert, eine gewisse Anlaufstrecke um in Schwung zu kommen.

Dazu kommt der Meisterblues, der wohl tatsächlich zu einer gewissen Selbstgefälligkeit führt. Anders sind die sehr schwachen Auftritte gegen Lugano, wo man chancenlos war, gegen Lausanne, wo man emotionslos eine Zweitoreführung verschenkte und gegen Biel, wo man sich vorführen liess wie eine satte Truppe vor dem Abstieg, nicht zu erklären.

So blieb einem gegen Rappi nichts anderes übrig, als mit geduldig-langweiligem Larry Huras-Beton auf Aussetzer der St Galler Lotterabwehr zu warten, um die dringend notwendigen Punkte einzufahren. Eine weitere Niederlage gegen einen Gegner der Kategorie Playoutkandidat hätte wohl zu einer gewissen Unruhe geführt, was man einer konzentrierten Leistung mit solider Abwehrarbeit vermeiden wollte. Zum Zuschauen war das Spiel zum grännen, aber es war erfolgreich. Langweiliges Resultathockey, aber mit Blick auf die Tabelle hat man getan, was man tun musste.

Dass man in der Lage war, zu tun was man tun musste, bestätigt meine Einschätzung, dass dieses Team mit diesem Trainer auch diese Saison erfolgreich sein kann. Trotz dürftigen Resultaten blieb ich, wohl auch unter dem Einfluss des wunderschönen südfranzösischen Spätsommers, eigentlich immer zuversichtlich.

Die Ruhe hat sich gelohnt. Zusammen mit Bührers Fangquote scheint auch der Rest des Teams langsam sattelfester zu werden. Bei den ersten vier Einsätzen mit Marco Bührer im Tor gewann der SCB lediglich fünf Punkte. (SCB-Zug 5:4 n.V, SCB-ZSC 4:3 n.V, Lausanne-SCB 3:2 n.V und HCD-SCB 5:2) In diesen Partien bewegten sich die Fangquoten jeweils deutlich unter 90%.

Anders bei den letzten vier Spielen, wo sich die Fangquote immer über 90% bewegte und man demnach mit zehn Punkten auch deutlich erfolgreicher war. (SCB-Ambri 4:0, Biel-SCB 2:1 n.P, Rappi-SCB 2:4 und SCB-Kloten 3:0)

Wie wir alle wissen, sind solche Quoten aber selbstverständlich rein spekulativ und dienen lediglich meiner Polemik. Trotzdem ist es aber so, dass es von Vorteil wäre, wenn man als Mannschaft auf eine Abwehrquote von 90% im Rücken zählen kann. Es vereinfacht vieles.

Aber vielleicht zählen solche alten Weisheiten beim SCB auch gar nichts. Immerhin wurde der SCB letzte Saison Meister. Mit einer Fangquote von weniger als 90% in den Playoffs wohlgemerkt. Ob es das seit der Einführung der Playoffs schon einmal gegeben hat, weiss ich aber nicht.

Item, das Spiel gegen Kloten am Samstag war erste Sahne. Nicht nur die sagenhaften 100% von Marco Bührer, sondern auch die Spielweise der ganzen Mannschaft. Endlich setzte man den Gegner wieder einmal in allen Zonen unter Druck, zwang ihm das Spiel auf. Und als man nach den Toren unserer Altstars, schön hat Ivo Rüthemann getroffen, (!) wieder in den Bummelmodus zu fallen drohte, zog Antti Törmänen mit einem frühen, aber wichtigen Timeout erfolgreich die Reissleine.

9 Spiele, 15 Punkte, 1.6 Punkte pro Spiel sind zwar noch nicht der Brüller, aber für einen verkorksten Saisonstart eigentlich ganz ok. Man schoss 2.88 Tore pro Spiel und kassierte deren 2.66. Auch das ist eigentlich eher dürftig, für SCB-Verhältnisse. Drei schiessen und nicht mehr als zwei erhalten würde dazu führen, dass man pro Spiel im Schnitt 2 Punkte holen würde. Das wäre dann der Wert einer Spitzenmannschaft, die wir doch eigentlich gerne sein würden.

Ich solle Bührer loben und Vermin tadeln, versucht man mir momentan energisch einzuflüstern. Ich bin gewöhnlich immun gegen Einflüsterer und bei Joel Vermin gibt es jetzt wirklich nichts zu tadeln. Einerseits geniesst er immer noch Welpenschutz und andererseits weiss er selber sehr genau, dass er noch nicht dort ist, wo er hin will. Trotzdem fällt er nicht ab, macht wenig Fehler und holt keine dummen Strafen. Wäre das anders, dann würde ich motzen, da könnt ihr sicher sein.

Und was Marco Bührer anbelangt: Schauen wir mal. Die letzten Spiele waren gut. Genau so, wie man es von einem Torhüter beim SCB erwarten kann.

Mit Mikko Lehtonen sollte man Geduld haben. Seine Klasse ist in vielen kleinen Szenen gut zu sehen, noch fehlt aber die Bindung zur Mannschaft. Warten wir bis im Januar. Ich bin durchaus zuversichtlich, dass wir an ihm im nächsten Frühling noch viel Freude haben werden.

Jetzt geht es darum, den sanften Aufwärtstrend im Spiel gegen Fribourg Gottéron zu betätigen. Der Samstag hat Spass gemacht, ich hoffe am Dienstag geht es in diesem Stil weiter.

2 Kommentare:

  1. Weshalb Vermin immer noch Welpenschutz geniesst, entzieht sich meiner Kenntnisse. Der Junge hat gerade mal ein Assist und spielt wohlgemerkt in vorderen Linien mit genügend Eiszeit. Ist er mit dem Kopf immer noch oder schon in Nordamerika? Justig Krüger bringt es als Verteidiger auf 4 Punkte.
    Und keine dummen Strafen bzw. Fehler sind auch bei Vermin kein pro Argument mehr, denn er ist schlichtweg kein Neuling mehr.
    Dies müsste man dann Scherwey oder Bertschy auch zugute halten, die haben sich aber wenigstens weiter gesteigert, ganz im Gegensatz zu Vermin. Und von einem vermeintlichen NHL erwarte ich ganz einfach mehr.

    Ansonsten bin ich mit dir einverstanden :-)

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  2. Hallo zäme!

    Unter uns gesagt: Bei mir geniesst niemand „Welpenschutz“.

    Wenn ich die Saison bis heute betrachte, dann habe ich bis anhin nichts anderes als das gewohnte Regular-Season Gekraue gesehen. – Zum Kot…, aber leider wahr.

    Und wen wundert das?

    Eigentlich niemanden mehr, denn es geht 50 Runden ja lediglich darum, mindestens auf dem Platz 8 zu stehen und die Play-offs zu erreichen.

    Du Aeschbi sprichst von einem vermeintlichen NHL-Crack Vermin. Ich sehe das etwas differenzierter.

    Vermin wurde gedraftet. Das bedeutet jedoch rein gar nichts. Mit den Drafts sichern sich die NHL-Clubs die Rechte an Spieler-Talenten. Es wurden schon enorm viele Talente gedraftet, die Ende der Karriere kein einziges NHL-Spiel absolviert haben.

    Vermin ist ein talentierter Spieler. Ohne Zweifel. Ob aber Vermin sich bewusst ist, dass es nicht reicht, einfach ein Talent zu sein?

    Talent ist immer der Türöffner, reicht aber bei weitem nicht aus, um eine tolle NHL-Karriere aufzugleisen. Denn zum Talent muss zwingend ein unbändiger Wille sein, noch besser zu werden.

    Und daran scheitert es zumeist. Viele Talente sind „faule Hunde“ und machen aus den ihnen gegebenen Möglichkeiten (zu) wenig.

    Als langjähriger Spieler, Trainer, Coach und Technikinstruktor auf fast allen Stufen habe ich viele Talente kommen und gehen sehen. Die meisten Talente die ich ein oder zwei Jahre betreuen durfte spileten/spielen 1. Liga oder tiefer.

    So kommt es, dass meist nicht die Talente eine geniale Profi-Karriere hinlegen sondern die Fleissigen (und diejenigen, deren Eltern das Budget aufbringen können; denn Eishockey ist ein äusserst aufwändiger Sport der viiiiiele Batzeli und Freizeitstunden in Anspruch nimmt!!).

    Aus dieser Erkenntnis kommt bei mir das Fazit: Und dieses lautet, dass ich mir die vermeintlich guten Spiele anschauen gehe. Und das sind in der Regular-Season vielleicht 15 Stück.

    Und gerade heute Abend ist so ein Spiel ;-)

    Liebe Grüsse

    GO-4-IT

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