Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Montag, 20. Januar 2014

Vom „Schämieggeli“ und Laissez-faire-Hockey

Eigentlich unglaublich, was im grössten Zirkus der Schweiz Woche für Woche abgeht. Da ist sich unsere millionenteure Artistentruppe am Freitag zu schade, sich gegen die grobschlächtigen Murkser aus Genf zu einer halbwegs engagierten Leistung zu bequemen und was passiert Tags darauf in Bern? Richtig, der Zirkus Maximus platzt ausverkauft aus allen Nähten und das Volk ist fröhlich und erwartungsvoll, als wäre alles in Butter.

Einer ärgerlichen 1:3 Niederlage in Genf folgte ein grandioser 6:0 Heimsieg gegen die Kloten Flyers, welche die letzten vier Partien gewonnen hatten. Es ist einfach jammerschade, dass unsere Laissez-faire-Truppe in Anbetracht der knappen Abstände in der Tabelle nicht gewillt scheint, mit einer einigermassen konstanten Leistungskultur einen Angriff auf die vorderen, heimspielberechtigten Playoffplätze zu starten.

Aber warum sollten sie auch, fragte sich die leicht angeheiterte Muppet Loge nach der Sause gegen die Flyers zu später Stunde im gut besuchten Käsekeller. Schliesslich scheint der sportliche Erfolg nur wenig ausschlaggebend, ob die Leute ins Stadion strömen oder eben nicht. Der aktuelle Zuschauerschnitt von 16303 Nasen nach 21 Heimspielen deutet jedenfalls in diese Richtung. Und vielleicht ist es für den Verkauf von Bier und Wurst sogar fast besser, wenn der SCB nicht allzu gut spielt. Wer will bei einer Sause wie am Samstag schon den Platz verlassen, um sich an den zahlreichen Verpflegungsständen zu verköstigen? Jedenfalls scheint das Theater um das zuweilen grenzwertige Bummelgeknorze die Leute genau so ins Stadion zu locken, wie die stinklangweiligen Qualifikations-Seriensiege der näheren Vergangenheit.

Auf das Freitagsspiel brauche ich nicht weiter einzugehen. Dass man in Genf verlieren kann, ist keine Frage. So wie man aber aufgetreten ist, fehlen mir die Worte. Lars habe ja das Spiel in fünf Minuten abgehakt gehabt. Kein Wunder, wenn Einsatz und Wille nicht stimmen, braucht man sich im modernen Eishockey ja auch kaum stundenlang über Technik und Taktik zu unterhalten. Und um den Spielern Beine zu machen, dürfte es Jungtrainer Lars Leuenberger an der erforderlichen Autorität fehlen. Momentan läuft es wohl am besten, wenn man an der antiautoritären Marschrichtung der letzten zwei Jahre festhält. An Klasse fehlt es dem Team nämlich (noch) nicht und freiwillig Playout spielen wird ja keiner wollen.

Gut möglich, dass unsere Spieler in der nächsten Saison in dieser Hinsicht umlernen müssen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass Ralph Krüger Auftritte wie am Freitag gegen Genf akzeptieren wird. Man wird wieder einfaches, diszipliniertes und jederzeit engagiertes Systemhockey spielen müssen, wenn man sich in der nächsten Saison nicht in die Bedeutungslosigkeit verabschieden will. Könige und Barone, so hoffe ich wenigstens, wird es dann nur noch an der Bande und in der Loge 1 geben. Ralph Krüger habe ja, so wird gemunkelt, keine Lust, bei einem russischen Oligarchen anzuheuern. Und sollte er kein Angebot aus der NHL erhalten, sei der SCB seine erste Adresse.

Am Samstag, gegen die weichen und dankbar mitspielenden Klotener schien man dann wieder Spass zu haben. Die Spieler schienen, ich glaubte es kaum, förmlich übers Eis zu fliegen und kaum hatte das Spiel begonnen, war es nach drei schnellen Toren bis Mitte des ersten Drittels bereits vorentschieden. Und weil es so schön war, zog man die Leistung bis auf einige Holperer im Mitteldrittel für einmal durch und bescherte Marco Bührer damit einen Shutout und dem Publikum reichlich Hoffnungen auf bessere Zeiten.

Was der Sieg nebst den wichtigen drei Punkten wert ist, werden wir sehen. Ich habe es aufgegeben, in dieser Hinsicht irgendwelche Prognosen abzugeben. Lausanne wird am Freitag mit ihrem ultradefensiven und disziplinierten Konterhockey wieder eine ganz andere Nummer sein. Mit spassigem übers Eis fliegen wird man wohl keinen Blumentopf gewinnen können. Hoffentlich kann man sich aufraffen, einen Abend lang hart für die Playoffqualifikation zu arbeiten. Schliesslich folgt am Samstag dann der schwierige Gang zu den wiedererstarkten Bianconeri. Und weniger als drei Punkte aus diesen beiden schwierigen Spielen würde uns wieder bedrohlich ins wanken bringen. Motivation genug? Wir werden es sehen...

Am Sonntag ist mir beim lesen der Sonntagspresse fast das Gipfeli im Hals stecken geblieben. Unser müder Kanadier mit dem Bänderriss im Fuss könne unter Umständen bereits auf nächsten Freitag zum wichtigen Heimspiel gegen Lausanne zusammengeflickt werden, stand da geschrieben. Offensichtlich spielt man in Bern lieber mit einem angeschlagenen müden Kanadier, als mit einem ausgeruhten Finnen. Ich habe mir in dieser Hinsicht die Statistiken der Liga etwas zu Gemüte geführt, um meine Beobachtungen zu erhärten. In der Skorerliste der Top 20 der Liga findet sich auf Platz 15 mit Martin Plüss der einzige Berner. Von Byron Ritchie ist dort, ausser bei der Strafenstatistik, nichts zu finden. In der teaminternen Statistik fällt dafür auf, dass Ritchie die +/- Statistik des SCB anführt. Allerdings nur, wenn man diese von hinten her liest. Ich finde es schon sehr erstaunlich, dass solch schwache Statistiken (-8) und 39 Spiele mässige Leistungen ausreichen, um beim SCB als Ausländer eine Stammplatzgarantie zu erhalten.

Aber vielleicht macht man das darum, um den Platz des Flügelstürmers neben dem müden Kanadier und dem Beruhigungstransfer aus Lugano als „Schämieggeli“ zu gebrauchen. So kann man Spieler wie Joel Vermin, die bisher Mühe hatten, um auf Touren zu kommen, für ihre mässigen Auftritte bestrafen. Kein Wunder, schien Joel am Samstag neben dem dankbaren Ryan Gardner und dem Energiebündel Tristan Scherwey aufzublühen, wie ein Margritli unter den ersten warmen Sonnenstrahlen. Ich bin jedenfalls gespannt, wen man in den nächsten Spielen dazu verdonnern will, sich in unserer ersten Linie für die matten Altstars die Lunge aus dem Leib zu rennen. Ich würde anregen, einen zu nehmen, der den Club sowieso verlassen wird. Warum nicht Ivo Rüthemann?

Daneben warte ich immer noch auf eine frühzeitige Vertragsverlängerung mit Tristan Scherwey! Tristan ist doch einfach ein Spieler, mit dem man in die Zukunft gehen sollte. Demnach würde nichts gegen einen Vertrauensbeweis sprechen.

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