Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Mittwoch, 20. November 2013

Trotz kleinen Schritten weiteren Boden verloren

Der SCB fand auch im Heimspiel gegen Genf keinen Weg, um die Partie zu gewinnen. Obwohl man gut zehn Minuten vor Schluss noch mit 3:1 in Front lag, verlor man das Spiel nach einem Tor von Dennis Hollenstein in der fünften Minute der Verlängerung noch mit 3:4.

Ich habe als Ultima Ratio für die ersten fünf Spiele nach der Nationalmannschaftspause vom SCB neun Punkte gefordert. Nach drei Spielen gegen die Lakers, die Flyers und die Adler stehen wir bei lumpigen vier Pünktlein. Gegen Biel und Fribourg müssten also noch einmal mindestens 5 Punkte gewonnen werden. Sieg im Heimspiel gegen Biel und Sieg nach Verlängerung gegen Fribourg. Ein Abweichen von diesem Minimalziel kommt für mich nicht in Frage. Jetzt wurde lange genug geblüemelet!

Unsere direkten, vor uns liegenden Gegner für einen Playoffplatz haben in den letzten drei Spielen folgendermassen abgeschnitten: Genf hat in den Spielen gegen Ambri, Zug und Bern 5 Punkte gewonnen. Wir haben also Boden verloren. Auch gegen den Aufsteiger Lausanne, welcher gegen die ZSC Lions, den HCD und die Lakers 5 Punkte holte, haben wir Boden verloren. Lugano holte gegen den EVZ, die Flyers und Ambri wie der SCB 4 Punkte. Unsere Lage hat sich also seit der Natipause noch einmal verschlechtert.

Nach der Natipause hätte dem SCB für die restlichen Qualispiele 1.5 Punkte pro Spiel gereicht, um mit 70 Punkten am Ende der Qualifikation die Playoffs einigermassen sicher zu erreichen. Mittlerweile sind für dieses Ziel aber schon 1.52 Punkte pro Partie nötig. In den bisherigen Spielen nach der Natipause haben wir unseren Schnitt zwar im Vergleich zu vorher von 1.25 auf 1.33 gesteigert. Die Steigerung ist aber in erster Linie auf die in den letzten zwei Spielen durchaus guten Leistungen von Marco Bührer zurückzuführen. Andernfalls hätten wir nicht vier, sondern lediglich zwei Punkte gewonnen.

Dass jetzt von «kleinen Schritten vorwärts» geschönschwätzt wird, erstaunt mich nicht mehr besonders. Schliesslich schwätzt man schon seit geraumer Zeit immer wieder davon. Alle Teams mit Ambitionen machen im Verlauf der Saison Schritte vorwärts. Nur leider grössere, als unser SCB, wie die obigen Zahlenspielereien zeigen. Unsere «kleinen Schritte vorwärts» reichen nämlich lediglich für kleinere Rückschritte in der Tabelle gegenüber unseren Mitstreitern am Strich. Erforderlich wären aber deutliche, reale, nicht esoterische Schritte. Man das Spiel nicht auf Warten auf Fehler des Gegners ausrichten, wenn man selber dauernd Fehler macht. Schiessen wir Tore, erhalten wir Tore. Erhalten wir keine Tore, schiessen wir auch keine. Unser Spiel ist von Passivität und versuchter Systemtreue geprägt. Dem Gegner unser Spiel aufzwingen können wir nicht, weil wir über kein taugliches Spiel verfügen.

Ich bewundere in allem Ernst die Krisenresistenz und die Geduld der SCB-Fans, hege aber gleichzeitig den Verdacht, dass es sich lediglich um naive Verblendung handelt, die über kurz oder lang in ein riesen Theater umschlägt. Seit dem Saisonstart habe ich gerade eine Partie im Gedächtnis, in der mich der SCB überzeugen konnte. Es war das Spiel vom 5.10.2013 in Bern gegen die Kloten Flyers. Ansonsten, ich schreibe das seit Saisonbeginn immer wieder, kann ich beim SCB kein Gesicht erkennen. Würde mich jemand nach den Stärken der SCB Ausgabe 13/14 fragen, wüsste ich keine Antwort.

Langsam aber sicher wird es einigermassen mühsam, Blogs zu schreiben. Polemisieren geht nicht, weil die Realität die Grenzen der Polemik bereits erreicht. Weichspülen macht keinen Sinn, weil das die Medien bereits zur Genüge tun und Luftschlösser malen mag ich nicht, weil es geradezu grotesk wäre, schon nur von den offiziellen Zielsetzungen des SCB zu fabulieren. Erreicht hat man schliesslich noch keines, der kommunizierten Ziele.

Ich habe ja etwas Erfahrung, in Sachen Strichkampf. Schliesslich habe ich den Weg der SCL Tigers vom Wiederaufstieg bis zum Abstieg in der letzten Saison ziemlich intensiv mitverfolgt. So 10 bis 15 Spiele pro Saison Strichkampf kamen da schon zusammen. Die Déjà-vus, die ich momentan erlebe, geben mir schon langsam zu denken. Die Art, wie man Spiele verliert, das Auslassen von Top-Chancen in Schlüsselmomenten der Spiele, die konfuse Hilflosigkeit, das Gegränne über die Schiedsrichter und die ewigen Blackouts zu Unzeiten lassen böses erahnen.

Man sollte aufpassen! Selbstüberschätzung und die Meinung, mit diesem Kader finde man dann irgendeinmal ganz von selbst und wie von Geisterhand aus der Krise, sind in der jetzigen Situation absolut fehl am Platz. Lugano scheint im Aufwind und Lausanne punktet ebenfalls regelmässig. Und wenn man schaut, was für Teams mit was für Personal in den letzten Jahren die Playouts bestreiten mussten, gibt es absolut keinen Grund zu glauben, dass es nicht auch den SCB treffen könnte. Das Momentum existiert auch im Strichkampf und man kann es nur mit viel Leidenschaft und Dreck fressen aus seine Seite zwingen. Das Problem ist nur, dass es für erfolgsgewöhnte Teams schwierig ist, im Strichkampf Leidenschaft zu entwickeln. Und ohne Momentum, das wissen wir alle, läuft die Scheibe für den Gegner, pfeifen die Schiedsrichter konfus und das willige Fleisch wird vom geplagten Geist überlistet.

Der SCB kämpft, keine Frage. Aber er kämpft so, wie sich der arbeitsmüde Fabrikarbeiter durch das letzte Jahr vor der wohlverdienten Pensionierung kämpft. Fleissig und willig, aber trotzdem irgendwie abgelöscht und ohne Leidenschaft.

Bleibt wie seit nunmehr 23 Spielen nur die Hoffnung, dass am Wochenende die grosse Wende kommt. Kommt sie nicht, können wir dann wieder über irgendwelche mikroskopische Schritte im Nano-Bereich fabulieren. J


Ach ja, das Positive beim Spiel gegen Genf: Marco Bührer und die Emotionen in den Schlussminuten. Zwar in Form von Ärger, aber immerhin.

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