Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 3. November 2013

Daumen hoch im Zirkus Maximus

Zumindest einstellungsmässig hat der SCB mit dem Punktgewinn in Ambri und dem 6:2 Sieg gegen den Kantonsrivalen aus Biel ein erfolgreiches Wochenende absolviert. Nichtsdestotrotz macht eine Schwalbe noch keinen Frühling. Nach der Nationalmannschaftspause muss der zarte Aufschwung eine deutliche Fortsetzung finden.

Die kühle Playoutbrise scheint dem treuen Anhang des SCB die Lust aufs Eishockey nicht zu vermiesen. Die grösste sportlich Krise seit dem Abstieg im Frühjahr 1982 führt nicht etwa dazu, dass sich die Leute vom SCB oder von seiner Führung abwenden würde. Nein, obwohl der SCB seit Saisonbeginn im wahrsten Sinne des Wortes daher dümpelt, fanden am Samstag über 17'000 Masochisten den Weg in die Postfinance Arena, um dem ultimativen Strichknüller gegen den EHC Biel beizuwohnen. Dem bestimmt wichtigsten Spiel gegen diesen Gegner, seit dem denkwürdigen Entscheidungsspiel im Frühling 1982, als der SCB in Olten gegen die punktgleichen Bieler mit einer Niederlage in die Abstiegsrunde verbannt worden war.

Das Unheil erfuhr damals in der Abstiegsrunde seine unrühmliche Fortsetzung. Die beiden ersten Partien gingen verloren, Cheftrainer Chambers resignierte und bat den damaligen SCB-Präsidenten Steinegger Anfang Februar 1982 um die Vertragsauflösung. Der auf den Chefposten nachgerückte Assistent Res Künzi vermochte aber den Abstieg in die NLB auch nicht mehr zu verhindern.

Nach elf Partien führten die Mutzen in jener Saison 1981/82 die NLA-Tabelle noch an. Doch dann erfolgte der schwer nachvollziehbare sportliche Einbruch. Zuerst gerieten die damaligen Ausländer Brian Lefley, William «Buzz» Schneider und Claude Noël in die Kritik, was den umtriebigen SCB-Präsidenten Hugo Steinegger dazu trieb, das Ausländer-Roulette in Schwung zu bringen. Nach und nach kreuzten im Allmendstadion mit John Valiquette, Bobby Lalonde und Rick Blight weitere Ausländer auf, die zwar alle über respektable NHL-Erfahrung verfügten, das Forechecking in den Berner Bars aber wesentlich besser beherrschten als auf dem Eis.

Item, wir wollen nicht weiter in dunkeln Epochen der Clubgeschichte wühlen, sondern uns mit der schwierigen Gegenwart befassen. Das Spiel gegen Biel, das ist meine persönliche Einschätzung, war eigentlich grauenhaft. Hätte Biels Goalieperle Lukas Meili nicht einen rabenschwarzen Abend eingezogen und gewissermassen den Beppo gemacht, ich weiss nicht, ob das Publikum im letzten Drittel den Daumen so euphorisch hochgehalten und Antti Törmänen gehuldigt hätte.

Nachdem der SCB am Freitag in Ambri vor allem in Sachen Einstellung eine sehr gute Leistung gezeigt hatte, fühlte ich mich nach dem ersten Drittel gegen Biel wieder in die finsteren Zeiten der vorherigen Spiele zurückversetzt. Kein ersichtlicher Plan im Spielaufbau, defensiv wacklig, gehemmt und schematisch, ohne jegliches Selbstvertrauen agierend. Zum Glück fehlte es aber nicht an Kampf und Bemühung.

Glück lässt sich halt auch erzwingen. «Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge», sagte schon der deutsche Zeichner, Maler und Dichter Wilhelm Busch im vorletzten Jahrhundert. Und so durfte der SCB für einmal auch etwas von Göttin Fortuna profitieren, die dafür sorgte, dass im zweiten Drittel beinahe jedes Geschoss der Berner den Weg ins gegnerische Tor fand.

Vier Punkte aus zwei Spielen sind gerade im Strichkampf eine hervorragende Ausbeute. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn man das Spiel gegen Biel auch noch verloren hätte. Hätte es trotzdem Sprechchöre für Antti Törmänen gegeben? Nicht unmöglich, würde ich meinen.

Obwohl der SCB nach 20 gespielten Runden mit lediglich 25 Punkten auf einem Playoutplatz liegt, steht die Mehrheit des treuen Publikums nämlich nach wie vor hinter dem jungen Trainer. Und da im Zirkus Maximus, ähnlich wie im alten Rom, die Laune des Publikums durchaus einen Einfluss auf die geduldeten Gladiatoren in der Arena hat, blieb dem grossen Imperator in der Präsidentenloge nichts anderes übrig, als den Daumen für Törmänen zu heben. «Wir machen weiter mit diesem Trainer, ganz klar», sagte Marc Lüthi nach geschlagener Schlacht.

Die gewonnen Punkte des Wochenendes dürfte den Entscheid aber bestimmt einfacher gemacht haben. Die Mannschaft kann sich jetzt in der Nationalmannschaftpause in Ruhe regenerieren, sich für den folgenden Strichkampf einstimmen und das Publikum hat zwei Wochen Zeit, sich der Illusion hinzugeben, dass ab jetzt alles besser werde.

Ich hoffe es. Ich habe neulich angetönt, dass es dieses Jahr zwei Grosse für die Playouts treffen könnte. Ambri ist entschwunden, Lausanne und Genf tummeln sich mit einem kleinen Polster im Mittelfeld und der SCB balgt sich mit Zug und Lugano um den letzten Playoffplatz. Dümpelt man auch nach der Natipause im Stile der ersten 20 Runden weiter, muss man sich auf das Schlimmste gefasst machen.

Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling und die Krise ist so wenig überwunden, wie der Arbeitsplatz von Antti Törmänen gesichert ist. Ich für meinen Teil gebe dem Trainer jetzt noch genau fünf Spiele, um mit der Mannschaft die Versäumnisse der Saisonvorbereitung auszubügeln und das seit Saisonstart grassierende Tief zu überwinden. Es gilt, endlich deutliche spielerische Fortschritte zu machen und auf einen akzeptablen Punkteschnitt zu kommen. Mehr Zeit bleibt jetzt ganz einfach nicht mehr!

Daneben erwarte ich von Sven Leuenberger, dass er das Unterfangen mit der Verpflichtung eines zusätzlichen und brauchbaren Ausländers unterstützt. Es geht nicht an, dass ein Club wie der SCB längere Zeit mit nur drei Söldnern spielen muss und dass auf den Ausländerpositionen keinerlei Druck und Leistungsprinzip herrscht! Roche ist verletzt, Ritchie ein Schatten seiner selbst und Lehtonen hat Mühe, in Bern anzukommen. Der einzige Ausländer, der die Erwartungen erfüllt, ist Geoff Kinrade.

Gegen die Lakers, (h) Kloten, (a) Genf, (h) Biel (h) und Fribourg (a) müssen mindestens 9 Punkte geholt und deutliche spielerische Fortschritte gemacht werden. Ansonsten werde auch ich mich genötigt sehen, den sportlichen Erfolg in der Saison 13/14 über das sympathische Projekt Törmänen zu stellen.

Gefallen hat mir in den letzten beiden Spielen der Einstand von Dan Weisskopf im Dress des SCB. Daneben hat Christoph Bertschy gegen Biel mit einer feinen Leistung ein Comeback als SCB Perle gegeben.

Weniger gefallen hat mir gestern der Auftritt der dümmlichen Kinderfans aus Biel. Einmal mehr wurde mit der saublöden Zeuslerei und Knallerei am Bahnhof Wankdorf und vor dem Stadion ein Polizeieinsatz provoziert und damit Wasser auf die Mühlen des Konkordates gegossen. Genau wegen solchen Selbstdarstellern auf Kosten des Sportes wird sich der gewöhnliche Bürger genötigt sehen, an der Abstimmung ein klares Ja in die Urne zu werfen. In Zukunft wird man dann die selbsternannten besten Fans halt im geschlossenen Gefangenenwagen herankarren und durch eine lichtdichte Schleuse ins Stadion lotsen, falls man sie dann überhaupt noch an den Spielen teilnehmen lässt.

Meine Meinung in dieser Sache ist auf jeden Fall gemacht. In Bern darf es keine Hochrisikospiele mit Einschränkungen für das normale Publikum geben. Sollte ein Spiel als solches eigeschätzt und angesetzt werden, gibt es für mich nur eine Konsequenz:

Keine Gästefans im Stadion bei solchen Spielen!

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