Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 24. November 2013

Dreck fressen ist angesagt

Der SCB schlittert ungebremst weiter und weiter in die Krise. Nach den zwei Niederlagen des Wochenendes gegen Biel und Fribourg droht man jetzt gar den Anschluss am Strich zu verlieren.

Will man beim SCB noch eine Chance haben, die Krise zu überwinden, ist es unablässig, zuerst einmal den Ernst der Lage zu erfassen. Davon ist man aber wie mir scheint immer noch meilenweit entfernt.

Wer das Gefühl hat, mit einem Arroganzbolzen aus der NHL an der Bande komme man in der jetzigen Lage auf einen grünen Zweig, ist auf dem Holzweg. Will man die Playouts jetzt noch abwenden, muss man in erster Linie die Gemeinschaft beschwören, durchgreifen hätte man vor drei Monaten sollen. Leider befand sich damals der SCB auf allen Ebenen im kollektiven Meisterblues.

Seit nunmehr einem Monat schreibe ich im Zusammenhang mit dem SCB nur noch von einem Strichteam. Das macht überhaupt keinen Spass, denn wer im Zirkus Maximus zweifelt, gilt als Verräter. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es sich um blosse Polemik, oder wie im jetzigen Fall um die simple Beschreibung der Vorkommnisse handelt. Vorkommnisse, die jeder sehen würde, wenn er sie sehen möchte.

Seit nunmehr 25 Meisterschaftsspielen und 10 Spielen der European Trophy wird das Auf in der Kurve der natürlichen Leistungsschwankung von Spiel zu Spiel als Fortschritt bezeichnet, um bereits in der nächsten Partie einen neuen, weiteren Tiefpunkt hinnehmen zu müssen. Und auch jetzt, wo man den Anschluss am Strich am verlieren ist, scheint man die Situation noch nicht erfasst zu haben.

Wir sind kein Spitzenteam mehr, sondern eine Mannschaft, die den Zenit längst überschritten hat. Die Leistungskultur liess man in der Sommerpause verkümmern, ein Spielsystem, einen gemeinsamen Plan scheint nicht mehr zu existieren und so etwas wie den Teamgeist einer verschworenen Einheit ist auch nicht ersichtlich. Unser Spiel lebt eigentlich nur noch von den Efforts des Captains und von Zufällen.

Ich habe nach der Natipause ein Minimum von 9 Punkten aus den ersten fünf Spielen gefordert. In drei der fünf Spielen ging es gegen direkte Gegner im Strichkampf. Heimspiele, wohlgemerkt. Der SCB hat in diesen drei Partien gerade mal drei Punkte gewonnen. Einen gab es noch in den beiden Auswärtsspielen gegen die Spitzenteams aus Fribourg und Kloten.

Fünf Spiele, 4 Punkte oder 0.8 Punkte pro Partie. Man hat 11 Tore oder 1.2 pro Partie geschossen und 16, oder 3.2 pro Partie erhalten. Man ist also richtiggehend abgestürzt! Gegen wen, das frage ich mich, will man überhaupt noch gewinnen?

Unser Torverhältnis steht mittlerweile bei -13, für die Playoffqualifikation braucht es gewöhnlich 70 Punkte und ein positives Torverhältnis. Der SCB hat jetzt 29 Punkte auf dem Konto, man braucht also noch deren 41, oder 1.64 pro Partie. Dabei ist es im Strichkampf so, dass es, je länger die Saison dauert, je schwieriger wird, zu Punkten zu kommen. Wer an Weihnachten unter dem Strich ist, bleibt es gewöhnlich.

Die Entlassung von Antti Törmänen war, so bitter das ist, unumgänglich. Eigentlich hätte ich meinem Bauchgefühl folgen sollen und bereits nach 10 Spielen gebetsmühlenartig seine Entlassung propagieren sollen. Ausser seinen stetigen Linienwechseln war von Antti nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Und als er dann am vergangenen Freitag einen Jungspieler auf die Tribüne setzte, war bei mir der Zapfen draussen. Wenn das die Massnahme ist, die ein Trainer nach 24 Spielen Müll als Zeichen aus dem Hut zaubert, ist er definitiv reif für den Pluto.

Aber auch unsere sportliche Leitung scheint der Situation nicht gewachsen zu sein. Rechnet man, verflucht noch mal, eigentlich mit dem Abstieg, dass man mit dem zweitschlechtesten Torhüter um zwei Jahre verlängert und der Abgang Ivo Rüthemanns auf Ende Saison immer noch nicht kommuniziert hat? DIE MANNSCHAFT IST AM ÜBERALTERN, die Teamstruktur ist grenzwertig suboptimal. Was gibt es da noch zu überlegen? Ich erwarte in dieser Sache jetzt Entscheide. Auch das Traktandum Rubin muss bereinigt werden. Wenn er nicht will, dann soll er, meinetwegen schon jetzt, gehen.

Daneben gilt es, jetzt einen Trainer zu verpflichten, der mit dem vorhandenen Spielermaterial in kürzester Zeit eine verschworene Einheit bilden kann. Einer, der mit den Eigenschaften des Strichkampfes und mit dem Überlebenskampf der Mannschaft vertraut ist! In Bern hat weder der CEO, noch der GM, die Mannschaft oder das Publikum eine Vorstellung, um was es ab jetzt geht. Strichkampf ist psychologisch mit nichts zu vergleichen, das man in den letzten Jahrzehnten in Bern erlebt hat. Da ist jetzt nur noch Dreck fressen, knorzen und murksen, zitternde Stöcke zu Unzeiten, zweifelhafte Entscheide zu Unzeiten und das Fehlen jeglicher positiven Emotionen angesagt. Playoffs, Finale, Titel und dergleichen müssen aus den Köpfen verbannt werden!

Kommt mir nicht mit irgendeinem „Startrainer“, der diese Gegebenheiten nicht kennt. Ansonsten ist uns nicht mehr zu helfen und es droht gar der Abstieg!


Antti Törmänen danke ich, auch wenn er die Mannschaft als Trümmerfeld hinterlässt, für das Erreichte und wünsche ihm für die Zukunft alles Gute! Nachfolgend noch die Verabschiedung von Antti an Fans und Organisation:

«Natürlich ist die Enttäuschung im Moment sehr gross. Dabei geht es einerseits um das sportliche Scheitern, aber auch für mich persönlich ist es schwer. Denn mein Leben und jenes meiner Familie findet hier in Bern statt. Wir fühlen uns hier sehr wohl und bestens aufgenommen in dieser Stadt. Immer und überall habe ich Höflichkeit der Menschen empfunden, die mich in Bern sehr zuvorkommend behandelt haben. In diesem Zusammenhang bereue ich, dass ich es nicht geschafft habe, einigermassen Berndeutsch zu lernen, um mich auch mit jenen gut verständigen zu können, die nicht Englisch sprechen.
Doch auch wenn es weh tut und jetzt sehr hart ist, es bleibt mir nur ein grosses Dankeschön. Ein Dankeschön an alle. An den SCB, der mir die Chance gegeben hat, nach Bern zu kommen und ein grosses Abenteuer zu erleben. Die Zeit mit den Spielern, dem Management, einfach mit allen im Club und die Fans werde ich als grossartig in Erinnerung behalten.
Wenn ich schon bei euch bin: Liebe Fans, eure Unterstützung war schlicht unglaublich, besonders in wichtigen Momenten, der Mannschaft gegenüber und auch für mich persönlich. Oft habt ihr bei mir Gänsehaut verursacht!

Über allem steht im Rückblick natürlich der Meistertitel. Das war ein Erfolg von allen im SCB. Es war eine Zusammenarbeit im gesamten Club, in der vom Ersten bis zum Letzten alle gemeinsam für das grosse Ziel gearbeitet und ihren Beitrag geleistet haben.
Last but not least möchte ich mich an dieser Stelle auch von meinen Spielern verabschieden. Wir hatten eine sehr gute Beziehung zueinander, und ich wünsche jedem einzelnen und allen zusammen alles Gute, viel Erfolg und Glück im weiteren Verlauf ihrer Karriere.

Herzlich


Euer Antti Törmänen»

1 Kommentar:

  1. Als ich nach der Entlassung von Larry Huras mit einigen Leuten gewettet habe, dass das Experiment Törmänen früher oder später mit einem grossen Knall scheitern würde, hat man mich ausgelacht. - Nun darf ich so viel Bier aus gewonnenen Wetten trinken, dass der Konsum bis Ende Jahr kostenfrei gesichert ist. Jedoch fast sicher nicht Kopfwehfrei :-)

    Wer aber ganz ehrlich ist, muss sich eingestehen, dass der big bang absehbar gewesen ist und, dass es nur der glücklichen Fügung des Lockouts zu verdanken ist, dass er erst in diesem Jahr gekommen ist.

    Denn die z.T. eklatanten Schwächen zeichneten sich bereits in der frühen letzten Saison deutlich ab und nur die Lockouter retten uns vor dem, in diesem Jahr nicht mehr zu vermeidenden, Absturz. Dass der durch die NHL hereingebrachte Drive bis zum Ende der Saison 12/13 anhielt, erachte ich als „glückliche Fügung“.

    Nun ist bei uns also die "Kacke am Dampfen" und jedes Pünktchen, egal wie "erchrauet", ist nötig, um über den ominösen Strich zu gelangen. Was uns als Fans also erwartet, sind Spiele die den Namen nicht verdient haben.

    Zum Ex-Trainer gibt’s nicht besonders viel zu sagen. Er ist ein netter Mensch.

    Doch leider reicht das nicht aus. Ein Trainer muss auch manchmal ein Arschloch sein. Und Entscheidungen fällen, die unpopulär sind, denn "allen Leuten recht getan" bringt nichts.

    Noch eine Bemerkung sei mir gestattet. Nämlich der Hinweis auf die Erfahrung. - Meist (Ausnahmen…) sind erfolgreiche Trainer etwas fortgeschrittenen Alters und haben mehrere Teams auf Top-Level trainiert. - Aus eigenem Erleben weiss ich, dass ältere Trainer bei den meisten Spielern besser "ankommen" als jüngere. Sie sind glaubwürdiger. – Und genau auf diese Erfahrungen konnte Antti Törmänen nicht zurückgreifen. Sie fehlten ihm nicht erst in dieser Saison sondern bereits in der letzten.

    So kam, was im Teamsport-Business immer kommt!

    Aus meiner Sicht jedoch kam die Kündigung/Freistellung viel zu spät!

    Der CEO hatte die Notfall-Reissleine bereits nach maximal 12 Spielen ziehen müssen. Denn da stand und das Wasser nur bis zu den Knien. Heute sind wir kurz vor dem Absaufen. Alle (!!) sind zutiefst verunsichert. Und Muffensausen ist alles andere als förderlich, wenn es darum geht, enge Spiele für sich zu entscheiden.

    Angst verkrampft und ist kein guter Begleiter um einen risikoreichen ersten Pass zu spielen oder einen Abschluss aus spitzem Winkel zu riskieren. Mit Angst passieren Fehler, die sonst nicht passieren.

    Man muss jedoch auch das Gute in der Situation sehen, denn diese Baisse ist (wäre) eine hervorragende Chance um das auf 0 Franken abgeschriebene Team umzubauen.

    Schade nur, dass sich die Baisse auch auf's Kässeli auswirkt. Denn so wird der schon im Normalbetrieb schwierige Job des Sportchefs noch um einen Zacken schwieriger. Mit beschränktem Budget einen Umbau zu machen der den Ansprüchen des Clubs, der Fans und der Sponsoren genügt ist doch eher schwierig.

    So gesagt, möchte ich nicht für einen 7stelligen Lohn mit unserem Sportchef tauschen. Denn ab sofort regiert das Budget und unser mäzenenloser Verein will (und das ist gut so!!) nur soviel Geld ausgeben, wie auch vorhanden ist.

    Da bleibt mir nichts anderes übrig, als den Hut zu ziehen vor den Herren Sven Leuenberger und Marc Lüthi, denn deren Job wird mit zunehmender Erfolglosigkeit immer schwieriger.

    Daneben möchte ich beliebt machen, dass mit dem blödsinnigen Bashing der Leitung des Clubs aufgehört wird. Denn es gibt ja tatsächlich so Irre die fordern, dass ML und SL "auf den Pluto" geschickt werden sollen, weil sie einen dermassen schlechten Job zu machen scheinen.

    Die Leute, die solches fordern, sollte man ins Weltall schicken. - One way! - Aber nicht auf den Pluto. Der ist der Erde mit knapp 7 Milliarden Kilometern viel zu nahe der Erde…

    In diesem Sinne:

    GO-4-IT

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