Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 17. November 2013

Vom Meister zum Strichteam

Der SCB konnte mit den drei gewonnen Punkten nach dem 5:4 Penaltysieg gegen die Lakers und der 1:2 Niederlage nach Verlängerung gegen die Flyers an Lugano vorbeiziehen und befindet sich jetzt wieder auf einem Playoffplatz.

Das Resultat der Beurteilung der Spiele gegen die Lakers und die Flyers richtet sich in erster Line nach den Ansprüchen der Betrachter. Hat man sich einmal von den Vorsaisonprognosen gelöst, in denen der SCB durchwegs als Titelfavorit eingeschätzt wurde, sieht die Welt durchaus etwas weniger düster aus, als wenn man immer noch das Gefühl hat, der SCB sei ein Spitzenteam.

Da aber ein Spitzenteam und Meisterfavorit kaum nur 4 der letzten 13 Spiele gewinnt, (gegen Servette, Aufsteiger Lausanne, Rappi und Biel) bleibt einem nichts anderes übrig, als der Realität ins Auge zu blicken. Und diese Realität sieht so aus, dass der SCB mit 28 Punkten aus 22 Spielen, mit einem negativen Torverhältnis von 57:65 lediglich knapp über dem Strich platziert ist und sich gewaltig steigern muss, um sich überhaupt für die Playoffs zu qualifizieren.

Wir sind, und das gilt es zu akzeptieren, zusammen mit Rappi, Biel, Zug, Lugano und Lausanne mitten im Strichkampf. Wir sind also vom Meister zum biederen Strichteam mutiert.

Was will man da über Spielkultur, kochstehende und packende Partien, Effizienz, Souveränität und Schnörkellosigkeit fabulieren? Hätten wir diese Eigenschaften, müssten wir in den Spielen gegen Biel, Rappi und Lausanne nicht verzweifelte Punktekrämerei betreiben, um das drohende grosse Theater wenigstens einigermassen zu vermeiden.

Die Spiele gegen die Lakers und die Flyers waren furchtbar. Kaum zum aushalten für verwöhnte Hockeyfeinschmecker, für die nur das Finale gut genug ist. Waldorfs Zwilling Morgan Samuelsson hat zum Beispiel vor dem Rappi-Match verkündet, «die Lakers sollten überhaupt nichts mit diesem Spiel zu tun haben.» Das Resultat haben wir gesehen. Nach einer viel zu einfach zu stand gekommenen 3:0 Führung verlor sich der SCB in Passivität und musste am Schluss froh sein, nach dem Penaltyschiessen 2 Punkte in Bern behalten zu können. Mir kam das Spiel ein wenig so vor, wie ein Weiberkick an einem Grümpelturnier. Einfach furchtbar.

In Kloten präsentierte man sich dann etwas besser. Wer in Kloten in 60 Minuten nur ein Tor erhält, hat zumindest einiges richtig gemacht. Wer in Kloten aber nur 1 Tor schiesst, kann natürlich nicht gewinnen. Trotzdem ist es gelungen, einen wichtigen, weil unerwarteten Punkt im Strichkampf mitzunehmen. Mehr kann man im Moment von dieser Truppe ganz einfach nicht erwarten. Erwartet man mehr, beginnt man sich unweigerlich zu ärgern. Die Fans, welche den SCB am Freitag im Powerplay der Verlängerung ausgepfiffen haben und die Verunsicherung damit total machten, befinden sich entweder im krankhaften Meisterblues, oder haben jeglichen Bezug zur Realität verloren!

Wer beim SCB auf einen geordneten Spielaufbau wartet, wartet vergeblich. Viel mehr als die Scheibe panisch aus dem Verteidigungsdrittel zu schlagen und auf einen zufälligen Abnehmer zu hoffen, bekommt man nicht zu sehen. Man kann schon von Glück reden, wenn sie nicht auf der Schaufel des Gegners landet. Und wer erwartet, dass der SCB den Spielaufbau des Gegners unterbindet oder den ersten Pass des Gegners zu verhindern versucht, wird sich verwundert die Augen reiben. Lieber in der Mittelzone warten um dann hinterherzulaufen, als selber die Initiative zu übernehmen und dem Gegner das Spiel aufzuzwingen. Unsere Spielkultur gleicht immer mehr der des EHC Biel. Beton und Konter, mehr liegt mit dem fehlenden Timing und der katastrophalen Scheibenkontrolle unserer Truppe ganz einfach nicht drin.

Trotzdem war dieses Wochenende nicht einfach alles nur schwarz und trist. Marco Bührer hat in Kloten zum Beispiel eine hervorragende Leistung gezeigt. Ein guter Torhüter ist eben, gerade im Strichkampf, existentiell. Mit einer Abwehrquote von 94.12 wahrte er dem Team bis zum Schluss die Chance auf den Sieg. Auch das Comeback von Philippe Furrer gibt viel Hoffnung für die Zukunft. Nicht nur der 3 Punkte wegen, die Phippu dieses Wochenende beitragen konnte, sondern wegen seinem unbändigen Kampfwillen, wegen der Energie, Härte und Unberechenbarkeit, die er ins Spiel einbringt.

Die 3 Punkte, welche der SCB dieses Wochenende gewann, bringen uns ein Schrittchen weiter auf dem Weg. Wenigstens sind wir mit dem Punkteschnitt von 1.5 Punkten weiter auf Playoffkurs, wenn auch auf Messers Schneide. Die nächsten Spiele gegen Genf, (h) Biel (h) und Fribourg (a) werden zeigen, wohin uns der Weg führen wird. 6 Punkte aus diesen 3 Spielen sind Pflicht, wenn wir im Kampf um die Playoffplätze nicht ins Hintertreffen gelangen wollen.

Nach diesen 3 Spielen können wir uns dann auch über den Trainer unterhalten. Ich weiss, bereits nach dem tristen Freitag gegen Rappi wurde bei Fans und Experten nach der Säge gegriffen um an Anttis Stuhl zu sägen. Man wird aber den Trainer kaum durch die Natipause gestützt haben, um ihn dann nach drei Punkten aus zwei Spielen zum Teufel zu jagen. Man muss jetzt einfach das letzte Quäntchen Zeit ausschöpfen und die Leistung, respektive die Fortschritte begutachten. Dieses Wochenende wurde gekämpft und die Fehlerquote konnte etwas gesenkt werden. Schauen wir also, wie die Entwicklung in den nächsten 3 Spielen weitergeht.

Gelingt es Trainer und Team, den Weg in die Saison in der nächsten Woche mit weiteren Fortschritten zu schaffen, können wir darauf hoffen, dass der SCB doch noch durchstartet. Bleiben die Fortschritte aus, drohen die Playouts und es muss gehandelt werden.

Dabei muss man aber wissen, dass Trainerwechsel in solchen Situationen gewöhnlich eine beschränkte Wirkung haben. Nach einem Aufbäumen von 5-6 Spielen folgt meist der Rückfall ins alte trübe Fahrwasser. Ich hoffe sehnlichst, dass uns dieses Szenario erspart bleibt und dass der Turnaround mit Antti an der Bande gelingt!

Daneben wäre es schön, wenn es Sven Leuenberger gelingen würde, die Bemühungen mit der Verpflichtung eines guten Ausländers zu unterstützen.

Bleiben wir gelassen, auch wenn uns die Situation gewaltig ankackt. Es ist nun mal so, dass sich der Sport nicht nach Potentialanalysen auf dem Papier richtet. Wankende Titanen gehören zu einer spannenden Meisterschaft, wie Aussenseitersiege. Sie sind das Salz in der Suppe, welche den Sport erst so richtig interessant machen.

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