Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 7. April 2013

Der Playoff Tourist


Der SCB bestätigt in einem abwechslungsreichen und packenden Finalspiel mit einem verdienten, aber zuletzt erzitterten 4:3 Sieg das Break und erhöht in der Serie auf 2:0.

Man merkte am Samstag bereits beim Anmarsch über die grosse Allmend, dass man sich nicht auf dem Weg zu einem gewöhnliches Qualispiel befand, sondern zu einem grossen Finalspiel. Jugendliche waren mit Flaschen mit giftig rotem Inhalt oder mit billigen weissen Dosen damit beschäftigt, ihren Pegel auf Finalniveau am heben und auf dem Vorplatz der Arena präsentierte sich die ganze Berner Cervelat Prominenz zum gemeinsamen Sehen und gesehen werden.

Diese Playoff Finals, immerhin erleben wir aktuell bereits den dritten in vier Jahren, scheinen den Tourismus im Grossraum Bern mehr zu beleben, als überlange Winter mit verschneiten Berghängen. Wintertourismus scheint Out- und Playoff Tourismus In zu sein.

Nicht nur zum Wohle der arrivierten Zuschauer, wie mir scheint. Der Playoff Tourist gebärdet sich nämlich nicht selten äusserst unverschämt, schnappt den regelmässigen Besuchern die besten Gratisparkplätze weg, drängelt sich an den Eingängen in schon fast grobschlächtiger Weise vor, um dann am Drehkreuz zu merken, dass das Ticket nicht zum Eingang passt, beansprucht mit billigen unnummerierten Gratiskarten Sitzplätze von Saisonkarteninhabern und besitzt sogar noch die Frechheit, auf einen freundlichen Hinweis «sie sitzen auf meinem Platz», unwirsch mit «so zeig mir zersch mau dis Ticket» zu antworten.

Zum Gruppenplaudern benutzen sie Orte, wo ein normaler Mensch nicht stehen bleibt. So wird bevorzugt nach Türen, in Durchgängen, vor den Toiletten oder in den Pausen nach den Drehkreuzen an den Ausgängen, ohne Rücksicht auf wartende Mitmenschen geplaudert, wie beim Samstagseinkauf vor den Migros Türen.

Das Schlimmste ist, dass diese Spezies oft keinen Rappen Eintritt bezahlt und offensichtlich auch nicht rentiert. So flennte Marc Lüthi in der «Berner Zeitung» vom Samstag, aus einem Playoff-Halbfinal resultiere normalerweise «eine rote, aus einer Finalserie eine schwarze Null.»

Rund 3000 Bärezipfel, 1800 Abendessen und 15'000 Liter Getränke werden im Eishockeytempel in diesen Tagen pro Spiel verkauft. «Von den Playoffs profitieren vor allem die Gastronomiebetriebe, allerdings bleiben von jedem Franken Umsatz nur fünf bis zehn Rappen übrig.»

Eigentlich müsste der SCB Mittel und Wege finden, diese Trittbrettfahrer des Erfolges bis aufs Blut auszusaugen und abzuzocken. Meistens sind das ja Leute, die nicht am Hungertuch nagen würden. Mein Bürokollege zum Beispiel, gewissermassen das Muster des Playofftouristen, ist gerade daran, die dritte Million anzuhäufen und ist trotzdem noch zu geizig für 3 Fränkli 50 bei Swisscom TV für einen Match. Trotzdem sitzt er bei sportlichen und kulturellen Highlights meist auf den besten Plätzen, ohne einen Rappen dafür bezahlt zu haben.

Dabei sollte man doch gerade diese Playoff Tickets irgendwie vergolden können. Gauner verkaufen auf Riccardo bereits Stehplatztickets für das Spiel sechs und verlangen dafür 130 Stutz. Käufer werden sich garantiert finden.

Auf dem Vorplatz vor dem Stadion müsste für Finalspiele am Wochenende eigentlich ein grosses Festzelt mit einer 80 Meter langen Sportbar stehen, wo bis Morgens um drei Uhr bei Musik und Hockeyhighlights auf Grossleinwand gefressen und gesoffen werden könnte, bis zur Betäubung. Meinetwegen mit einem VIP-Bereich mit Quarzglastischchen und rotem Teppich, wo man das Cüpli für 20 Stutz ohne Gedränge geniessen könnte.

Aber sei es wie es wolle. Ich habe natürlich nichts gegen Playoff Touristen. Zumindest dann, wenn sie wenigstens reichlich Wurst und Bier konsumieren. Ich muss sogar gestehen, dass ich bei Fussballspielen ebenfalls zu den Rosinenpickern gehöre. J


Item, der SCB hat gestern 2 Drittel grossartiges Eishockey geboten. Im ersten Drittel hat man den Gegner zuerst überfahren und dann mit schnörkelloser Souveränität kontrolliert.

Im zweiten Drittel hat man gezeigt, dass man bei Rückständen im Stile einer grossen Mannschaft reagieren kann, um dann im letzten Drittel eine Unbeherrschtheit des Gegners gnadenlos zum Siegestreffer zu nutzen.

Damit hat man sich bereits ein drittes Heimspiel gesichert, auf das ich so gehofft habe. Jetzt fehlt nur noch ein dritter Sieg, damit man bei diesem imaginären Spiel 6 auch einen Meisterpuck hätte.

Vom Titel wollen wir aber noch nicht sprechen. Einerseits, weil sich angeblich die ganze Hockeyschweiz einig sein soll, dass der Titel einzig und alleine Fribourg Gottéron verdiene, da der SCB mit seinem schlechten Trainer, dem komischen Torhüter, den herzlosen Spielern, dem langweiligen Ant(t)ihockey und dem himmeltraurigsten Publikum sowieso nur dank Glück, dem Verband und den Schiedsrichtern noch im Rennen sei.

Andererseits aber auch, weil 2:0 in einem Best-of-Seven immer noch in die Kategorie der gefährlichen Führungen fällt. Spiel drei gilt gemeinhin als potentielles Schlüsselspiel in einer solchen Serie. Gewinnt Fribourg Gottéron trotz eminentem Druck, unter dem sie in diesem Spiel zweifellos stehen werden, dürften sie daraus extreme Zuversicht gewinnen. Das Momentum könnte die Seiten wechseln und ein Break zum 2:2 wäre dann nicht mehr weit.

Die Serie könnte also in diesem dritten Spiel durchaus vorentschieden werden. Gewinnt der SCB, hätten wir vier Meisterpucks. Gewinnt Gottéron, erhalten sie ein zweites Leben und wohl auch das Momentum.

Bitte jetzt nicht träumen! Es zählt NUR der nächste Einsatz! Einsatz für Einsatz zugunsten des Teams und des Systems schnörkellos und mit viel Herz das Beste tun, muss das Ziel sein. Der Rest geschieht dann ganz alleine.

Der Einzelrichter soll sich im Fall Tristan Scherwey übrigens in einem grossen Dilemma befinden. Vor einem knappen Monat wurde ja Reto Suri bei einem Check gegen den Kopf von Samuel Kreis freigesprochen, weil die TV Bilder zu unklar seien, um eine Erstberührung von Suris Schulter am Kopf von Kreis zu beweisen.

Jetzt ist es aber so, dass die TV Bilder im Fall Scherwey gegen Plüss diesen Beweis noch viel weniger liefern können. Trotzdem wurde Tristan bereits für ein Spiel gesperrt, was beweist, dass einmal mehr mit unterschiedlichen Ellen gemessen wird.

Trotzdem rechne ich damit, dass Tristan am Dienstag wieder mittun kann. Alles andere wäre schlicht und einfach ein Skandal!

Am Dienstag wird es darum gehen, mindestens so gut zu spielen, wie im Spiel 1. Ein Nachlassen wie im zweiten Drittel von Spiel 2 wird in die Niederlage führen!

Weiter muss sich der SCB in den Bullysituationen vor dem eigenen Tor etwas einfallen lassen. Die Fribourger kommen nach Bullygewinnen nämlich regelmässig zu erstklassigen Abschlussmöglichkeiten. Daneben wird man das Scheibenwischersystem etwas justieren müssen, weil die Fribourger vermehrt versuchen, die Mittelzone mit langen Pässen durch die Spielfeldmitte zu überbrücken.

Alles in allem zeigt der SCB aber beeindruckende Finalleistungen, mit denen man so nicht rechnen durfte. Der SCB macht richtig Freude!

Weiter so!

1 Kommentar:

  1. Hallo Duc, ich bin es dein Bürokollege und gemäss deiner Aussage mindestens zweifacher Multimillionär. Versprich mir bitte, dass du meiner Frau nichts sagst davon, ansonsten ich um etwas bangen müsste... ;.-) Deine Beschreibung passt perfekt und entspricht bei der Anhäufung der Millionen fast den Tatsachen, einzig, die Komastelle hast du eine wenig verschoben... ;-) Aber mich als Playoff Toursit und Gratisdienstleistungsschmarotzer zu betiteln ist nicht gerade die feine Art um vor deiner eigenen Dummeheit abzulenken. Wenn du als als Altlediger und Lebenssolist auf die Vertrautheit und Gesellschaft deiner Fangenossen angewiesen und du bereit bist, dir die Gesellschaft derer mit einem SCB Saisonabo zu erkaufen, dann ist das dir zu gönnen. Ich für mich kann warten und Geduld haben (wie mit dir im Berufsalltag *lol*) und dann zuschlagen wenn die Zeit gekommen ist. Gratis zu "fressen, zu saufen und dazu noch in einer diesen geilen VIP Louges" herum zu lümmeln und sich auf weichen Polstersesseln zu räckeln, ist fabelhaft und beim Anblick des Fan-Proletariats noch amüsanter.... Mühsam ist einzig der Lärm in der Halle verursacht durch den zahlenden Pöbel. Ich hoffe, dass geprüft wird, die VIP Bereiche lärmschutztechnisch aufzupeppen und die armen VIP Leute nicht mit dem Gejohle, Gehupe und ähnlichen zu belästigen. Gleiches gehört eben zu gleichen... (Primus Interpares oder so unter uns beiden also... *lol*)
    In diesem Sinn noch viel Erfolg mit unserem SCB und auf eine lebenslange Büro-(und auch Büro externe:-))freundschaft :-)
    Di Bürokolleg

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