Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Dienstag, 2. April 2013

Auf ein wunderbares Finale!


Der SCB hat auch gegen den EVZ die schon fast wundersame Wende geschafft und qualifizierte sich am Ostermontag mit einem 4:1-Heimsieg für das Zähringerderby, dem Playoff-Final gegen Fribourg Gottéron.

Herrlich, wie der SCB mit den «Freilosen» aus Genf und Zug im wahrsten Sinne des Wortes Katz und Maus spielte, um zwecks Bier und Wurstumsatz das Maximum von acht Heimspielen bestreiten zu können. Das Drehbuch hätte eigentlich im entscheidenden Spiel 7 noch eine Verlängerung zwecks zusätzlicher Wurstpause vorgesehen. Die Spieler, die sich jetzt ganze vierzehn Spiele lang zusammenreissen mussten, liessen sich aber trotz dem tobendem Chefbeizer in der Kabine nicht mehr zurückhalten und überfuhren die bedauernswerten Zuger im Schlussdrittel regelrecht. Mit einem wahren Arroganzanfall. J

Der SCB hat wahrlich gut lachen. Glaubt man nämlich dem bärtigen Teufel aus dem Gratisportal, übertrifft man seine direkten Konkurrenten budgetmässig um mindestens 10 Millionen Franken. Demnach müsste die SCB Sportgastro AG locker auf eine Bruttorendite von 60% oder mehr kommen, was weltweite Spitze bedeutet.

In diesem Sinne dürfte der SCB gegen das kleine arme „Clübli“ aus Fribourg als klarer, ja haushoher Favorit ins Finale steigen. Alles andere als der Titelgewinn mit einem glatten 4:0 wäre für den Krösus aus der Bundeshauptstadt eine historische, ja die grösste Blamage seit Einführung der Playoffs. Eine Schlappe, schlimmer noch als die Niederlage der von Napoleon geführten Franzosen am 22. Juni 1815 in der Schlacht bei Waterloo gegen die alliierten Truppen unter General Wellington.

Der SCB begann die Belle gegen den EVZ mit dosierter Arroganz. Man liess die Zuger auf den Aussenbahnen walten und beschränkte sich darauf, die Mittelzone mit Anfänger Törmänens neustem «Scheibenwischersystem» zu kontrollieren, was dazu führte, dass sich die Zuger die Lunge aus dem Leibe rannten und zu einer brotlosen optischen Überlegenheit kamen. Vorne kamen die Berner durch Fehler in der Zuger Angriffsauslösung zu Chancen, die von Ryan Gardner oder Ivo Rüthemann eigentlich zu einem Tor hätten ausgenutzt werden sollen.

Auffallend war in diesem ersten Drittel, wie die hüftsteife Zuger Verteidigung ihre läuferischen Defizite einmal mehr ungestraft mit Behinderungen, Halten und Haken kaschieren durfte. So abgedroschen das Thema auch ist, irgendwo muss das ganz einfach erwähnt werden, zumal die Zuger ja gemäss eigenen Angaben nur ausgeschieden sind, weil sie von den Schiedsrichtern krass benachteiligt wurden.

Würde an einer Weltmeisterschaft die Nulltoleranz so ausgelegt wie in diesem Halbfinale, die Schweizer Nationalmannschaft müsste als grosser Titelkandidat gehandelt werden. Leider werden aber auf höherem Niveau Stöcke am Körper des Gegners überaus rigoros abgepfiffen.

Man muss aber Stefan Eichmann und Daniel Stricker zugutehalten, dass sie über die Dauer der Partie wenigstens einigermassen die Balance halten konnten, was man bei Daniel Kurmann jeweils nicht sagen kann. Der hat nämlich die Eigenschaft, dass er jeweils in Schlüsselmomenten immer einen Weg findet, um dem SCB ein Ei ins Nest zu legen.

Pfeift Kurmann demnach mehr als 2 Finalspiele, dürfen wir den Titel, haushoher Favorit hin oder her, bereits abschreiben.

Als in der 24. Minute Travis Roche in Zusammenarbeit mit Philipp Furrer an der eigenen blauen Linie die Scheibe vertändelte und Joel Vermin wegen einer Schlafattacke Andreas Furrer in seinem Rücken übersah, (von Vermin erwarte ich, dass er den fühlt) ging der EVZ mit 0:1 in Führung.

An dieser Stelle möchte ich noch einfügen, dass Spieler die Emotionen reinbringen und etwas probieren, immer auch Fehler machen. In diesem Sinne sollte man aufpassen mit dem Kritisieren von Spielern wie Travis Roche, Philipp Furrer oder Franco Collenberg. Ohne solche Spieler gäbe es für den SCB nichts, aber auch gar nichts zu gewinnen!

Item, nach einem genialen Zuspiel von Daniel Rubin hämmerte Christoph Bertschy die Scheibe stellvertretend für die Berner Jungspielerfraktion im Stile von Peter Forsberg ins Lattenkreuz. Göttlich, diese Kiste!

Zu Beginn des letzten Drittels fegte dann der SCB wie ein Orkan über die bedauernswerten Zuger hinweg, um nach einem Doppelschlag von Travis Roche und Ivo Rüthemann in der 44. Und 45. Minute auf souveräne, oder sagen wir, arrogante Spielkontrolle umzuschalten und das Baby nach Hause zu schaukeln.

Die Zuger fanden kein Rezept mehr um zu reagieren und beschränkten sich in der verbleibenden Spielzeit nur noch darauf, angestaute Nettigkeiten auszutauschen. Die üblichen Mätzchen nach einer verlorenen Playoffserie halt.

Es wäre aber falsch, die Spieler des EVZ deswegen als schlechte Verlierer darzustellen. Schliesslich verhielt man sich nach dem Schlusspfiff absolut fair. Selbst die Bulldogge mit dem roten Antlitz gratulierte sportlich, wie es sich das nach einer geschlagenen Schlacht gehört.

Über die ganze Serie gesehen hat der EVZ eine hervorragende Leistung gezeigt. Ihre Effizienz nahm schon fast meisterliche Züge an und wenn sie in der Verteidigung etwas besser besetzt wären, hätten wir wohl den Kürzeren gezogen.

Im Finale wartet jetzt mit Fribourg Gottéron eine wahrlich wunderbare Organisation mit einer interessanten Geschichte und einem leidenschaftlichen Publikum auf uns.

Gottéron hat einen interessanten Trainer, einen guten Torhüter, eine solide Verteidigung und einen Sturm mit Orkanpotential. Kampfhobbit Simeli, dem man keine Strafen schenken sollte, unser Porzellan Gretzky, dem man, falls er spielen sollte, gehörig auf die Füsse treten sollte, die geniale Heulsuse Julian, den ich gerne mal im SCB Dress sehen würde, der schlechtere, aber immer noch gute Plüss, der wunderbare, aber auch schon etwas in die Jahre gekommene Sandy Jeannin, mein treuer Freund Jean und nicht zuletzt Kiwi, der in der zweiten Saisonhälfte seines letzten Jahres in Bern gezeigt hat, zu was er fähig ist.

Habe ich nebst dem Beigemüse etwas vergessen? Ach ja, Putin der jüngere und Sebastian Schilt, den ich seiner Physis wegen auch gerne in unserem Team hätte.

Eine ganz schöne Herausforderung, dieses Gottéron!

Aber wisst ihr was? Vom Spielstil her liegen uns diese Fribourger. Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als über uns hinwegzufegen. Können wir das verhindern, werden sie zu trötzelen beginnen und kratzen und beissen wie hysterische Weiber. Herrlich kann ich nur sagen, ich freue mich wie ein kleiner Schnudergoof auf diese Serie!

Chancen? Gemäss dem bärtigen Teufel sind wir haushoher Favorit. Ich weiss zwar nicht weshalb, aber ok, dann halt einfach weil wir der SCB sind. Wegen den Bratwürsten, den Bärezipfle und wegen der grösseren Anzahl von Bierständen oder so.

Aus meiner Sicht ist die Serie, wenn Marco Bührer seine Fangquote verbessert, unsere Verteidiger weniger Fehler machen, unsere Stürmer effizienter agieren, unser Powerplay mehr Ertrag und unser Boxplay wieder besser wird, einigermassen ausgeglichen.

Fribourg hat den Heimvorteil und wir haben mehr Finalerfahrung und die Gabe, in Rückstand liegend doppelt so gut zu spielen, wie wenn Gleichstand herrscht.

Für mich ist Fribourg leicht zu favorisieren, weil sie im Halbfinale meinen Titelfavoriten ausgeschaltet haben und weil wir aufgrund von angeschlagenen Spielern immer noch auf dem Zahnfleisch laufen. Ich erwarte aber eine lange und enge Serie mit ungewissem Ausgang.

Persönlich bin ich mit der Finalqualifikation am Ziel meiner Saisonprognose und damit meiner Träume angelangt, ich kann jetzt nur noch herrlich geniessen. Ich bin kein Titeljägerfan, sondern ganz einfach Anhänger von Spielen unter der Frühlingssonne. Wir dürfen zum dritten Mal in vier Jahren das Finale bestreiten und vom Titel träumen. Was gibt es schöneres?

Ich hoffe auf Spannung, umstrittene Szenen, Führungswechsel, Verlängerungen, elektrisierende Stimmung und heissblütige, aber trotzdem besonnene und faire Fans.

Der bessere möge gewinnen. Viel Spass uns allen!

2 Kommentare:

  1. Sooooo schön geschrieben! - Gratuliere!! - Eine ganze Region von der westlichen Freiburger-Grenze bis zur östlichen Bernergrenze "unter Strom". - Geil!!! - Für mich ist das ganz, ganz grosses Theater! - Und natürlich freue ich mich, mit meinen Kumpels aus Freiburg in Freiburg und dann in Bern ein Bierchen kippen zu gehen, wenn die Spiele vorbei sind. - Denn eigentlich sind wir alle Zähringer und mögen uns besser, als beide Seiten es zugeben würden und ich mag den Sieg beiden Teams gönnen! - Also: GO-4-IT :-)

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  2. Hallo Duc

    Ich komme aus einem anderen Lager (2.5 sec) lese aber Deine Beiträge immer wieder sehr gerne. Vielen Dank dafür.
    Wir haben in den Halbfinal's gegen Fribourg jeweils gesungen, "Ihr werdet nie Schwizermeischter".
    In diesem Sinne alles Gute und viel Glück.
    Franco

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