Duc's Blog

Eishockey ist in vielerlei Hinsicht eine attraktive Sportart. Nicht nur das Geschehen auf dem Eis, sondern auch das Umfeld, die Berichterstattung der Medien, die Fans, die Stimmung in den Stadien und die Problematik der Sicherheit rund um die Spiele sorgen für jede Menge Gesprächsstoff.

Ich schreibe in meinem Blog vorwiegend über den Schlittschuh Club Bern.

Daneben greife ich gerne auch Themen wie Verbandspolitik und das Schiedsrichter- und Verbandsgerichtswesen auf. Ebenfalls am Herzen liegen mir gesellschaftspolitische Aspekte, welche sich bei der Sicherheitsproblematik in und um die Stadien in zuweilen wenig erfreulicher Art und Weise manifestieren.

Sonntag, 31. März 2013

Der Abgeschriebene und das Momentum


Der SCB gewinnt in der zum siebten Mal ausverkauften Bossard Arena mit 3:4 und erzwingt somit gegen den EVZ mit einer eindrücklichen Willensleistung den Showdown, obwohl die Zuger zweimal in Führung gehen konnten.

So wie die Serie gelaufen ist, war es eigentlich klar, dass der EVZ am Donnerstag dieses Break schaffen würde. Wer auswärts zweimal die Verlängerung erreicht und zuhause souverän gewinnt, schafft irgendwann auch ein Break.

Zumal dem SCB so ziemlich alles an Widerwärtigkeiten zustiess, was man sich vorstellen konnte. So wurde den Zugern durch einen Fehlpfiff unseres Lieblings die Führung, ganz im Sinne des 20min Plauderis auf dem Silbertablett serviert. David Jobin wurde nach dieser Szene von Olivier Gigons Blödmannaktion aus dem Spiel genommen und die Mannschaft verlor in der Folge Fokus, Zuversicht und damit auch das Spiel.

Endzeitstimmung machte sich breit und so mancher Fan machte seinem Unmut mit den in solchen Situationen in Bern üblichen Pauschalverurteilungen Luft. Trainer zum Teufel jagen, den Sportchef aus der Stadt prügeln, die halbe Mannschaft austauschen und nach unkontrolliertem Geldverbraten schreien.

Klaus Zaugg tat in seiner immer blöder werdenden Kolumne das Seine dazu. So schrieb der Plauderi doch in allem Ernst, der SCB könne zweimal so viel Geld ausgeben, wie die armen Schlucker aus der Bettlerregion rund um den Zugersee. «Wenn der Hockeykonzern SCB (Umsatz 50 Millionen) gegen Teams wie Servette oder Zug antritt, die nicht einmal halb so viel Geld ausgeben können...»

Ich will das nicht einmal gross bestreiten. Ein Unternehmen mit 50 Millionen Umsatz gibt naturgemäss viel Geld aus. Pfannen, Besteck, Einrichtungen, Mieten, Personal und was man in einem solchen Unternehmen halt so braucht. Trotzdem sollte Klaus Zaugg seine Formulierungen so wählen, dass auch der Dümmste seiner Leser eine Chance hat, zu verstehen, was mit «doppelt so viel» gemeint sein könnte.

Die vor Neid zerfressenen Dummköpfe glauben nämlich genau wegen solchem Spamgeschreibsel, dass der SCB für die erste Mannschaft Unsummen mehr ausgeben kann, als die Konkurrenz. Aber genau das will ja der bärtige Teufel. Auch mit seiner Schiedsrichterkampagne hat er dem SCB geschadet. Das ist zwar auch aus der Luft gegriffen, aber statistisch durchaus erklärbar. J

Wer in den Medien wider besseren Wissens solchen Unsinn verbreitet, handelt böswillig und schadet der Organisation. Mehr noch, als irgend ein hitzköpfiger Lümmel, der wegen einer Phantomstrafe, wie der von Tristan Scherwey am vergangenen Donnerstag, die Beherrschung verliert und dem nach der öffentlichen Windrichtung pfeifenden Herrn Kurmann einen vollen Bierbecher über den Kopf schüttet. Er würde dafür aus der Halle gewiesen.

In diesem Sinne: Gebt dem Klaus Zaugg ein Hausverbot und gewährt ihm keine Interviews mehr! Solchen Mist wie der schreibt, kann man sich nämlich problemlos im stillen Kämmerchen aus den Fingern saugen, da braucht man keinen feudalen Platz auf der Medientribüne!

Habt ihr etwa auch resigniert im Donnerstag? Also ich war schwer angeschlagen, habe mich aber mit einem «bis Montag» verabschiedet. Der SCB hat in diesen Playoffs schon so vieles wieder geradegebogen, dass bei mir die Hoffnung auf ein weiteres Wunder zumindest weiter glühte.

Im Sport geschehen manchmal unmögliche Dinge. In diesem Sinne musste man ganz einfach, die Hoffnungen hochhalten und am Samstag noch einmal alles Menschenmögliche für ein Spiel 7 zu unternehmen.

Aufgeben zählt einfach nicht, zumal die Mannschaft immer gekämpft hat, wenn auch mit Treibstoff aus dem Reservetank.

Am Samstag merkte man dann rasch, dass es sehr schwierig werden würde. Das Passspiel des SCB war mangelhaft, die Scheibenverluste in der neutralen Zone zahlreich und das Eingreifen des SCB schien mir oft zögerlich. Warum der forecheckende SCB Spieler nicht mehr Druck auf den scheibenführenden Gegner ausübte, konnte ich mir nicht erklären und die scheinbar angezogene Handbremse brachte mich fast in den Wahnsinn. Man schien sich mit aller Kraft an das System zu klammern, nur keine Fehler machen, schien die Devise.

An sich sicher richtig, diese Spielausrichtung, aber «Systemklammern» kann auch Leidenschaft und damit Energie kosten.

Zug wirkte denn auch entschlossener, stärker, härter und sah eigentlich wie der sichere Sieger aus. Und dann kam sie natürlich auch wieder, diese ominöse Phantomstrafe, die zur Führung der Zuger führte. Es traf wiederum Tristan Scherwey. Weniger offensichtlich zwar, als noch am Donnerstag. Aber wenn solche Checklein in einem Halbfinalspiel als Foul taxiert werden, muss man sich schon langsam fragen.

Wer in einem solchen Spiel das erste Tor schiesst, hat gewöhnlich schon fast gewonnen. Wäre da nicht der Auftritt eines längst Abgeschriebenen gewesen. Eines Spielers, der beim SCB längst nur noch eingesetzt wurde, um seinen Teamkollegen etwas Luft zu verschaffen. Einer, der sich mit unbändigem Willen die Lunge aus dem Leibe zu rennen schien, um eine Scheibe zu erobern, nur um sie Sekundenbruchteile später wieder einem Gegenspieler auf die Schaufel zu spielen.

Doch in dieser wegweisenden Szene in diesem kapitalen Spiel war alles anders. Caryl Neuenschwander löste sich im Stile von John Tavares unwiderstehlich von Bande und Gegenspieler und schlenzte die Scheibe mit einem trockenen Backhandschlenzer in den Netzhimmel.

Herrlich Caryl Neuenschwander! Für dieses Tor bist du mein Held! Du wirst zwar für diese Aktion kaum eine Würdigung in einer Zeitung erhalten. Noch nicht, denn wer weiss, wohin uns dieses Tor, diese Situation noch bringen kann. Es sind genau solche Momente von genau solchen Spielern, die den Weg zu etwas grossem öffnen können!

Hätten die Zuger mit einer Führung in die erste Pause gehen können, was durchaus verdient gewesen wäre, hätten wir dieses Spiel wohl verloren. Aber Caryl Neuenschwander hat nicht nur ein Tor geschossen, sondern er hat dem SCB in der Drittelspause das Momentum in die Kabine gebracht!

Ab dem zweiten Drittel wurden die Aktionen des SCB stetig besser und sicherer. Der EVZ konnte bei Spielmitte durch Reto Suri zwar noch einmal in Führung gehen. Aber mit dem Momentum im Rücken konnte der SCB nur zwei Minuten später ausgleichen und sich im letzten Drittel mit einer unbändigen Willensleistung den Sieg sichern.

Wir haben noch nichts gewonnen, könnte man jetzt sagen. Aber das ist Bullshit! Wir haben für Ostermontag eines dieser elektrisierenden Alles oder Nichts Spiele gewonnen. Eine Dramaturgie, wie man sie sich nur wünschen kann.

Gewiss, solche Spiele kann man auch verlieren. Aber sollten wir verlieren, hätten wir gegen einen sehr starken EVZ verloren. Eine Mannschaft, die uns bis ans Limit gefordert hat und kaum je zuliess, dass wir unser Spiel spielen konnten. Man könnte mit erhobenem Haupt und im Wissen, alles Menschenmögliche getan zu haben, in die Sommerpause gehen.

Sollten wir aber gewinnen, ginge das wunderbare Nervenspiel auf dem Zahnfleisch weiter. Zähringerderby im Finale, Emotionen und Leidenschaft garantiert. Und wer ins Finale kommt, hat immer auch seine Chancen.

Herrlich, wie Steffi Buchli und Lars Weibel fast gegrännt haben, im SRF Studio. Sichtlich zerknirscht wurden die üblichen Pflichtplattitüden heruntergeleiert und man hatte fast Erbarmen, dass sich die gute Steffi ihren sicher geglaubten freien Ostermontag an den Ehrenwertesten streichen muss. J

Am Montag muss in Bern Tollhaus angesagt sein! Wer schreien mag soll schreien, wer schweigen will soll schweigen. Ein guter Fan ist jeder, der hingeht und den SCB im Herzen trägt! Nur die Pfeifer sollen, wenn auch sie guter Fan sein wollen, das Pfeifen bei Fehlern unterlassen oder für Phantomstrafen aufsparen! Es wird am Montag alles und jeden brauchen, um das Momentum zu bewahren. Die Mannschaft muss Zustimmung und Unterstützung spüren, keinen Unmut bei verunglückten Aktionen! Alles, was die Verunsicherung schürt, muss unterlassen werden!

Dieses Spiel 7 ist an sich schon eine grosse Sache! Könnten wir es gewinnen, wäre es ein Hockeywunder, das unvorstellbare Kräfte freimachen könnte!

In diesem Sinne: Auf ein grosses Spiel!

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